24. Juni 2008 21
Galater 5,19-21
19 Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben,
20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen,
21 Neid und Mißgunst, Trink- und Eßgelage und ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben. (Galater 5,19-21 nach der Einheitsübersetzung)
Es scheint damals nicht jedem klar gewesen zu sein, was denn “Werke des Fleisches” sind. Heute hört man den Begriff so oft in den Gemeinden, dass jeder sich etwas darunter vorstellen kann, aber damals war es noch eine neue Redewendung. Deshalb illustrierte Paulus das, was er meinte, mit einigen Beispielen. Ein wichtiges Stichwort ist dabei das Wort “und ähnliches mehr” oder „dergleichen“, je nachdem, welche Übersetzung man verwendet steht natürlich etwas anderes da.
Es gibt mehr Sünden als die aufgeführten. Paulus ging es nicht um eine erschöpfende Darstellung des Themas sondern darum mit ein paar Beispielen das Prinzip zu verdeutlichen. Wer so lebt, der lebt “fleischlich”, er orientiert sich nicht an dem, was Gott sich für ihn vorstellt sondern an seinen eigenen Wünschen oder schlimmer noch an satanischen Inspirationen.
Schwierig an dieser Stelle ist natürlich das Ende. Sagt Paulus hier, dass man nicht in den Himmel kommt, wenn man so etwas tut? Viele haben diese Stelle so verstanden und es ist immer wieder vorgekommen, dass diese Auslegung viel Druck auf junge Christen ausgeübt hat.
Ich glaube aber nicht, dass es hier um den Himmel (also das jenseitige Reich Gottes) geht, sondern darum, was wir hier mit Jesus und von seinem Reich erleben können. Natürlich ist es möglich, wieder vom Glauben ab zu fallen und sich ganz von Gott los zu sagen. Es ist auch möglich, aus der Gnade zu fallen, aber hier schreibt Paulus nicht über die Ewigkeit sondern über zwei verschiedene Wege, hier mit Jesus zu leben. Alle sind durch den Geist lebendig gemacht (Galater 5,25), aber nicht alle leben auch so.
Es ist ein enormer Unterschied, ob man durch Jesus lebt oder ob man mit ihm lebt. Die Menschen zu denen Paulus hier geschrieben hat waren zwar Christen und werden in der Ewigkeit bei Gott sein, aber sie lebten nach ihren eigenen Vorstellungen. Darin wollte der Apostel sie herausfordern – zu einem ganz anderen Lebenswandel. Je mehr wir uns Gottes Geist hingeben, umso mehr wird Gottes Reich in uns Gestalt annehmen und umso mehr werden wir hier in diesem Leben mit Christus erleben.
18 Kommentare
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[…] nicht-annehmen) des heilsweges gottes. das macht sehr entspannt, auch mit manchen bibelstellen. Galater 5,21 kann gar nicht bedeuten, dass jemand der auf die vorher beschriebene weise sündigt, seinen platz […]
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[…] haben diese Beispiele alle etwas mit dem Zusammenleben der Gemeinde zu tun. Im Galaterbrief (Galater 5,19-21) hatte Paulus noch Beispiele aus dem persönlichen Leben, so dass wir davon ausgehen können, dass […]
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[…] Strategien gegen Sünde I 13 Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe! 14 Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! 15 Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt acht, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt. 16 Darum sage ich: Laßt euch vom Geist leiten, dann werdet ihr das Begehren des Fleisches nicht erfüllen. 17 Denn das Begehren des Fleisches richtet sich gegen den Geist, das Begehren des Geistes aber gegen das Fleisch; beide stehen sich als Feinde gegenüber, so daß ihr nicht imstande seid, das zu tun, was ihr wollt. 18 Wenn ihr euch aber vom Geist führen laßt, dann steht ihr nicht unter dem Gesetz. 19 Die Werke des Fleisches sind deutlich erkennbar: Unzucht, Unsittlichkeit, ausschweifendes Leben, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Eigennutz, Spaltungen, Parteiungen, 21 Neid und Mißgunst, Trink- und Eßgelage und ähnliches mehr. Ich wiederhole, was ich euch schon früher gesagt habe: Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben. (Galater 5,13-21 nach der Einheitsübersetzung 1|2|3) […]
Philip schrieb am
24. Juni 2008 um 11:19Puh, das ist aber eine sehr gewagte Interpretation. Das Wort „erben“ kommt bei Paulus noch öfters vor und es bezieht sich immer auf ein zukünftiges Ereignis, schließlich schreibt er ja „solche werden erben“. Was damit gemeint ist, wird z.B. in Titus 3,7 ganz deutlich: „Erben des ewigen Lebens“. Und so verstehe ich auch die Stelle des Galaterbriefs.
Ich denke, der Vers ist schon wirklich so gemeint, wie er dasteht. Das sind sehr harte Worte. Nur hat er das große, dicke ABER nicht ausgeführt, nämlich dass wir durch den Glaube an Jesus Christus gerettet werden.
Ähnliches schreibt Paulus in 1. Korinther 6,9-11, oder man kann es auch mit dem vergleichen, was Jesus in Matthäus 5,22 sagt:
Das ist jeweils die Ausgangsüberlegung des Evangeliums: ohne den von Gott gesandten Erlöser sind wir verloren! Wir selbst können Gottes Gebote nicht halten.
Frollein Friede schrieb am
24. Juni 2008 um 11:53Hm Philip sieh Dir mal die Stelle im Kontext an. Direkt darauf bringt Paulus den heiligen Geist ins Spiel und es klingt doch sehr eindeutig danach, dass hier die Rede von der Qualität unseres irrdischen Lebens die Rede ist.
Frollein Friede schrieb am
24. Juni 2008 um 11:56… einmal „die Rede“ zuviel…
Philip schrieb am
24. Juni 2008 um 12:14Wie kommst du darauf? Das musst du mir aber wirklich mal genauer erläutern. Ich kann das hier überhaupt nicht rauslesen, dass „Wer so etwas tut, wird das Reich Gottes nicht erben“ sich auf die „Qualität unseres irdischen Lebens“ bezieht.
Wer die „Werke des Fleisches“ tut, der wird kein ewiges Leben haben. Das ist auf jeden Fall eine Bedeutung des Verses. Vielleicht nicht die Einzigste, denn die Gottes Reich ist ja schon angebrochen und wir bekommen einen Teil unseres Erbes schon hier ausbezahlt.
Frollein Friede schrieb am
24. Juni 2008 um 12:33Äh… ich meine lies die Stelle mal weiter. Verse 22-26.
Da wird eigentlich ziemlich deutlich, dass hier antithetisch argumentiert wird. Und daraus lese ich, dass es um die Folgen fürs diesseitige Zusammenleben geht.
Ich meine damit, dass die folgende Auflistung über die Früchte des Geistes quasi die genaue Definition des vorher erwähnten „Reich Gottes“ ist. Und die beziehen sich an dieser Stelle eindeutig auf das Diesseits [was auch am abschließenden Appell deutlich wird].
Wenn man das anders interpretiert würde da meiner Meinung nach die Argumentationsstruktur zerfallen.
Königstochter schrieb am
24. Juni 2008 um 12:40@ Philip
Man könnte auch einfach mit Logik drangehen: Wie Storch schon schrieb, ist der Sündenkatalog, den Paulus aufstellt nicht komplett. Sünde sind nicht bloß die Übertretung der 10 Gebote, sondern z.B. alles „was nicht aus Glauben ist“ (Römer 14,23), oder auch „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut es nicht, dem ist es Sünde.“ (Jakobus 4,17). Das ist schon ziemlich krass, und ich denke, wer ehrlich zu sich selbst ist, wird feststellen, dass er oder sie durchaus „solche Dinge tut“, und damit also sein Heil verspielt hat.
Außer – es wäre doch was anderes gemeint. Nämlich, dass die Verwirklichung unseres himmlischen Erbes in unserem Leben einiges mit unserem Charakter zu tun hat. Je weiter wir in Gottes Charakterschule kommen, desto mehr wird Er uns von unserem Erbe anvertrauen können (mal arg plakativ dargestellt – es gehört sicher noch mehr dazu), und zwar hier und jetzt.
Frollein Friede schrieb am
24. Juni 2008 um 12:46Vielleicht nochmal explizit, wie ich die Argumentation verstanden habe:
– wer „die Werke des Fleisches“ tut wird nicht Gottes Reich auf der Erde erleben
=> es ist kein gutes Zusammenleben möglich
– wer allerdings im Geist lebt, der wird die Werke des Geistes tun
=> es herrscht Liebe untereinander
– Aufforderung letzteres zu tun mit besonderem Augenmerk auf die Gruppe [Wir]
Also insgesamt kommt für mich zumindest der ganze Absatz von Vers 13 bis 26 rüber wie eine Art „Gruppencoaching“ mit dem Thema wie die Leute miteinander umgehen sollen.
Wenn ich jetzt das dahingehend verändere, dass ich an den Anfang setze:
– wer die Werke des Fleisches tut kommt in die Hölle
dann macht in meinen Augen das darauf folgende als Gegenposition keinen Sinn mehr.
Philip schrieb am
24. Juni 2008 um 15:15Nene, ich versteh das so, dass Paulus schreibt, dass man sich entscheiden muss. Entweder im Geist leben, oder im Fleisch. Wir können nicht nach beidem streben. Es geht hier darum, dass wir ein für alle mal eine willentliche Entscheidung treffen. Manche Galater haben das vielleicht noch nicht richtig begriffen und deshalb schreibt er es nochmal.
Der Geist „begehrt auf“ gegen das Fleisch und umgekehrt, das heißt doch, dass wir BEIDES in uns haben. Aber dienen können wir nur einem. Ich hasse die Werke des Fleisches und ich liebe die Früchte des Geistes und will auch im Geist leben. Das ist die Umkehr bzw. die Buße die wir tun müssen. Und diese Sinnesänderung ist Grundlage für unsere Erlösung und das ewige Leben.
Für die „Werke des Fleisches“, die ich jetzt trotzdem noch tue, hoffe ich auf Jesus Christus, dass er sich für mich geopfert hat (vgl. z.B. Gal 2,20f und Röm 7,20ff) und meine Sünden trägt. Und das hat er auch getan!
Philip schrieb am
24. Juni 2008 um 15:44Ich fasse mal nochmal zusammen, was Storch geschrieben hat. Ich hoffe wirklich, dass ich da was falsch verstanden habe:
„Für das ewige Leben reicht es aus, sich zu Jesus zu bekennen. Wenn ihr die „Werke des Fleisches“ tun wollt, dann könnt ihr das tun, gerettet seid ihr dann trotzdem. Dann bekommt ihr aber nicht die Bonuspunkte, die man bekommt, wenn man sich der Frucht des Geistes hinwendet.“
Frollein Friede schrieb am
24. Juni 2008 um 15:51*lol*
Ich stelle gerade fest, dass sich da die Bibelübersetzer wohl auch nicht so ganz einig sind bei der Interpretation … 😉
Hier mal einige Überschriften:
„Die Liebe als Frucht des Geistes“ [Einheitsübersetzung]
„Nur wer liebt, ist wirklich frei“ [Hoffnung für alle]
„Leben in Liebe aus der Kraft des Geistes“ [Gute Nachricht Bibel]
„Freiheit, nicht Zügellosigkeit!“ [Neue Genfer]
„Aufruf zur rechten Freiheit“ u. „Das Leben im Geist“ [Luther]
„Warnung vor fleischlichem Missbrauch der Freiheit – Ermahnung zum Leben_durch den Geist“ [Elberfelder]
Einigen wir uns am besten darauf, dass wir alle unrecht haben. 😛
storch schrieb am
24. Juni 2008 um 16:03ja, das meinte ich so, philip. im grunde mit derselben argumentation wie du auch. du sagst ja:
da ich annehme, dass paulus sich nicht selbst widersprochen hat, muss er das vorausgesetzt haben. setzt man es voraus, dass nur der glaube rettet und nicht die heiligkeit, dann kann paulus nicht vom himmel geredet haben.
es ist aber eine leicht erfahrbare tatsache, dass wir hier nur wenig von gottes reich erfahren wenn wir nicht jesusmässig leben. also meint er das reich gottes auf der erde.
@FF:
was bibelübersetzer so an überschriften haben geht ja oft gar nicht. einigen wir uns lieber darauf, dass ICH recht habe 🙂 🙂 🙂
Frollein Friede schrieb am
24. Juni 2008 um 16:35Na, ich wäre ja wohl ziemlich wahnsinnig, wenn ich hier lang und breit FÜR Deine Interpretation argumentieren würde und nicht meinte, Du hättest recht… 😉
Philip schrieb am
24. Juni 2008 um 16:36„Glaube“ ist aber ein richtig vielschichtiger Begriff, das ist weit mehr als ein reines Bekenntnis. Der Glaube ist z.B. durch die Liebe tätig (Gal 5,4) und der Glaube kann tot sein (Jak 2,26). Und Petrus schreibt, dass man die Briefe von Paulus zu seinem eigenen Verderben falsch auslegen kann.
Glaube an Christus beinhaltet für mich immer auch den Willen zur Heiligung. Wer nicht umkehrt und ein Leben für Gott führen will, der kann kein Heil empfangen. Ohne diese Willensentscheidung ist der Glaube tot und wird uns nicht retten.
storch schrieb am
24. Juni 2008 um 18:05das stimmt schon, aber der wille zur heiligung ist das resultat eines (lebendigen) glaubens. wenn jemand in der beziehung zu jesus lebt, dann wird er diesen willen haben sonst würde ich vermuten, dass mit der beziehung etwas nicht stimmt.
aber ich glaube auf der anderen seite nicht, dass motivationsschwächen in diesem bereich zum verlust des heils führen, und das wäre ja die logische konsequenz wenn paulus hier den himmel meinte. dann könnte keiner errettet bleiben.
Philip schrieb am
24. Juni 2008 um 19:51Das wäre nicht die logische Konsequenz, dass man das Heil verliert. Denn in Römer 7,20 steht z.B.:
Die Sünde wohnt zwar noch in mir, aber das bin nicht mehr ich. Das gehört nicht mehr zu mir, dem habe ich entsagt, dem bin ich gestorben, usw.
Frollein Friede schrieb am
25. Juni 2008 um 00:32Irgendwie habe ich das Gefühl, dass Philip hier an dieses Thema mehr so „grundsatztheologisch“ rangeht und die anderen hier mehr einfach mal nur die Bibelstelle für sich betrachten.
Frollein Friede schrieb am
25. Juni 2008 um 03:14@Philip: ich habe gerade hier noch einen sehr langen Post verfasst, den ich aber nach Überlegung zunächst nicht öffentlich machen möchte, bevor Du Die Möglichkeit hattest Dich dazu zu äußern.
Leider habe ich in Deinem Blog weder ein privates Kontaktformular, noch eine Email-Adresse gefunden… wäre also cool, wenn Du Dich einfach mal melden könntest.
Hier ist meine Emailadresse. Die Sachen in geschwoften Klammern musste selbstverfreilich durch entsprechende Zeichen ersetzen.
GRAF{MINUS}ZERO{ÄT}JANSALLEINE{PUNKT}COM
storch schrieb am
27. Juni 2008 um 10:49na, der „sehr lange post“ hätte mich ja auch interessiert.