Viele Bücher, die zum Thema Leitung in den letzten Jahren auf dem christlichen Buchmarkt erschienen sind, wurden mehr von Managern als von Theologen und Pastoren geschrieben. Gerade amerikanische Bücher hinterlassen oft den Eindruck, dass Leitung etwas erlernbares ist und man „nur“ ein paar Kniffe braucht um eine Gemeinde oder Bewegung in eine gute Richtung zu lenken. Gleichzeitig erscheint Leitung in diesen Büchern oft als etwas kompliziertes, über das man nur mit englischen und lateinischen Namen sprechen kann.
Es ist die Rede von „bottom-up-“ oder „top-down-Modellen“, „CEOs“, „leanmanagement“ und tausend anderen Wort(hüls)en. Dabei werden leider immer wieder wichtige biblische Prinzipien ausgehebelt.

Es ist nicht schlecht, von anderen Disziplinen zu lernen und gerade die Wirtschaft hat einiges, was wir uns abgucken können wenn es um Leitung geht. Schlecht wird es erst, wenn wir nahtlos Dinge übernehmen, die mit unserem christlichen Hintergrund unvereinbar sind. Solange wir jesusmäßig leiten und denken können wir viel von anderen lernen, wenn aber unser Fundament schlecht ist, dann bauen wir gute Sachen auf eine schlechte Basis und das Ergebnis wird nicht tragfähig sein.
Die wichtigsten Unterschiede zwischen einer theologischen Betrachtung von Gemeinde und der Betrachtung aus der Managementperspektive sind meiner Meinung nach folgende:

Berufung
Christliche Leitung hat immer etwas mit Berufung zu tun. Wenn Gott einen Menschen zum Leiter berufen hat, dann ist er ein Leiter. Wenn nicht, dann nicht. Managementbücher erwecken den Anschein, dass Ausbildung reicht um einen Leitungsposten zu übernehmen, tatsächlich gehört aber mehr dazu.
Ich habe dieses Denken bei vielen Gemeinden angetroffen und es hat nie zu positiven Ergebnissen geführt. Wenn jeder leiten kann und nur eine Wahl darüber entscheidet, ob jemand leitet oder nicht, dann steht das Amt des Leiters über dem Charisma und es sind letztlich Menschen, die Positionen in der Gemeinde vergeben. Richtig wäre es aber andersherum: Menschen bestätigen Gottes Ruf auf einem Leiter.
Natürlich ist Ausbildung wichtig, aber ohne Gottes Berufung kann sie einen Menschen bestenfalls zu einem Manager machen, aber nicht zum Leiter.

? Wir suchen nicht nach Kompetenz sondern nach Berufung

Leitung und Management
Leiter und Manager sind nicht dasselbe. Während Leiter einen Weg von Gott erkennen und die Gemeinde dahin bringen, wo der Herr sie hin haben will, verwalten Manager und bewahren etwas. Leitung ist immer dynamischer als Management.
Interessanterweise beklagen auch Autoren aus der Wirtschaft immer häufiger einen Mangel an „echten Führungskräften“. Einigen Autoren reicht es nicht mehr, Manager hervor zu bringen, sie suchen visionäre Führungskräfte, die durch Hingabe, Leidenschaft und Kreativität Menschen begeistern und Unternehmen voran bringen können.
Verwaltung ist absolut wichtig, aber die wegweisenden und bahnbrechenden Anlagen echter Leiter sind ebenso unerlässlich.

? Wir suchen keine Verwalter sondern Menschen mit göttlichen Visionen

Ehrenamt
Einer der größten Unterschiede zwischen Wirtschaftsunternehmen und Gemeinden ist, dass wir mit ehrenamtlichen Mitarbeitern arbeiten und sie mit bezahlten. Es ist etwas ganz anderes, Menschen zu motivieren, zu begeistern, auszubilden usw. die freiwillig da sind oder die für Geld arbeiten.
Im Grunde ist es natürlich schöner mit Leuten zu arbeiten, die es gerne und freiwillig tun, aber in Krisenzeiten ist es schon viel schwieriger. Ein Arbeitgeber wird immer anders auftreten als ein Gemeinde- oder Hauskreisleiter. Geistliche Leitung arbeitet von daher integrativer als Firmenleitung.

? In der Gemeinde ist Sozialkompetenz ein sehr wichtiger Wert

Charakter
In Gottes Reich ist der Charakter eines der wichtigsten Kriterien überhaupt. Das Neue Testament hat viel über den Charakter von Leitern zu sagen – viel mehr als über deren Kompetenz. Leitung wird in der Gemeinde wesentlich ganzheitlicher betrachtet als außerhalb der Gemeinde. Während man als Manager durchaus einen sündigen Lebensstil pflegen kann, ist es als Leiter in der Gemeinde ein K.O.-Kriterium.

? wir suchen reife Christen für Führungsposten

Einfluss und Macht
In der Welt geht es um Macht. Egal ob es um die Führung von Unternehmen, Nationen oder irgendetwas anderem geht, Macht ist immer der Schlüssel. Diese Macht kann durch Geld, Position, Gewalt, Stärke oder anderes kommen, aber das Prinzip bleibt immer dasselbe.
Jesus hat es sehr klar gemacht, dass alle Macht in seinem Reich bei ihm liegt. Geistliche Leiter leiten durch Macht sondern in göttlicher Weisheit und Autorität, durch ihr Zeugnis. Sie haben Einfluss auf die Menschen in ihrer Leitung, aber dieser Einfluss wird freiwillig gegeben. Wenn Leitung durch Machtmechanismen ausgeübt wird, ist bereits etwas falsch gelaufen. Es ist ein wichtiges charakterliches Merkmal, dass Leiter nicht machbesessen sind. Geistlichen Leitern folgen Menschen weil sie die Gnade Gottes auf ihrem Leben sehen, nicht weil sie irgendeine Form von Macht haben. Es ist wie in einem bekannten Sprichwort:

? wer Häuptling sein will braucht Indianer

Be Sociable, Share!

9 Kommentare

  1. Danke Storch, das ist echt eine super gute und wichtige Reihe. Du bringst die Sachen echt oft super auf den Punkt. Genau hier liegen die Unterschiede. Danke un Gottes Segen.
    Markus

  2. vielen dank und herzlich willkommen hier zum ersten kommentar

  3. danke Storch für diese Beiträge

  4. find ich auch gut.

    wird zeit für Definitionsversuche „Leiter“.
    Ein Wort für unterschiedlichste Aufgaben/Ämter/Funktionen – wird Zeit das mal auseinanderzuklamüsern.

  5. Beispiele:

    Visionäre bzw „Leute die bissl was prophetisches haben“ bzw „weitblickleute“ müssen nicht unbedingt gute Organisatoren sein.
    Ein Visionär an der Spitze einer Gemeinde wird vermutlich ziemlich beliebt sein. Aber ob der das schafft, die Gemeinde zusammenzuhalten, ist ne andere Frage.

    Ein sozialkompetenter Mensch hingegen (Hirte) ist zwar vermutlich gut drin, die Gemeinde zusammenzuhalten, aber ob er Weitblick hat ist e andere Frage.
    Die Gemeinde würde sehr stark sein – aber das visionäre wird auf der Strecke bleiben.

    Und ob beide Ahnung von Finanzen und anderem Orgakram haben ist wiederum ne andere Frage.
    Und Orga-Leute sind nicht ungeistlicher als Hirten oder Propheten. (behaupte ich)

  6. na ja. zumindest Trend zu Teamarbeit in der Leitung ist in der Praxis ja zu erkennen.

    Ansonsten gilt: je dünner die Spitze der Leitung (also, je weniger Leute an der Spitze),
    umso mehr wirkt sich deren Charakter auf die Geleiteten aus.

    Je breiter umso vielseitiger. Aber auch oft umso schwerfälliger. Da wird die Frage der Entscheidungsfindung sehr relevant.

  7. 😀 Das sieht man ja an dir Micha. 🙂 So dick wie du bist. 😉
    Achja,bin gerade dabei ne ganze Menge Bilder hochzuladen…. 🙁
    Ist ein schönes Bild mit uns beiden. Micha und ich neben dem Rad und Dom breit grinsend daneben. Schaut mal bidde bei:
    Mein/StudiVZ unter Björn Schmidt
    Sind auch einige Gruppen wie: Jesus-Freaks,freakstock ect. vertreten.
    Bin da sicher schnell zu finden. Von Storch gibbet na lego auch einige tolle Bilder zu sehen. 🙂 Z.B. von seine Predigt am Hessenfressen in Falkenberg.Oder der Queen Mum Party in Remscheid. 🙂
    Sieg und Segen!
    Björn 🙂

  8. Es wundert mich gerade, dass zu deinen Interessanten Beiträgen über „Leitung“ so wenig an Kommentaren kommt. Es ist so wichtig und doch scheint es in der Szene unterbelichtet zu sein.

  9. @ micha:

    ein guter gedanke. um eine definition habe ich mich bisher nicht bemüht, was eigentlich seltsam ist, weil das ja das grundlegendste ist.
    deine ansätze sind nicht schlecht, aber sie differenzieren zu früh. bevor die eigentliche def steht ist es zu früh schon zwischen arten zu unterscheiden die leitung aus zu üben. haben wir eventuell leute aus soziologie und politik hier, die definitionen von leitung geben könnten?
    sonst würde ich mal einen ganz schlichten vorschlag machen:

    leitung ist die (gott gegebene) fähigkeit menschen zu sammeln, zu begeistern und zu erreichung eines gemeinsamen ziels zu motivieren.

    dass sie „gottgegeben“ ist, ist mir sehr wichtig, ich weiss aber auch, dass es sich dabei um ein theologisches politikum handelt, dass man erklären muss. deswegen habe ich es hier erst einmal in klammern gesetzt.

    @ martin:
    vielleicht wird mein blog derzeit zu sehr mit heilung identifiziert und die reihe deswegen gerade nicht richtig wahrgenommen. eventuell sollte ich dafür werbung machen, ich weiss aber nicht wo und wie? im newsblog? mit links in kommentaren? du kannst die reihe ja mal in deinem blog empfehlen wenn du magst, nur so ein gedanke.
    keine ahnung.

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>