Wir leben in einer komplexen Welt. Viele Meinungen stehen nebeneinander, und es ist oft schwierig, sich für die eine und gegen die andere zu entscheiden. Wichtig ist der Blickwinkel, unter dem wir die Welt sehen.
Wenn wir in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Leitung gemacht haben, weil wir z.B. unter Machmissbrauch gelitten haben, liegt es nahe, Leiterschaft immer mit einer gewissen Skepsis zu betrachten. Diese Skepsis kann auch aus politischen Überzeugungen oder anderen Quellen gespeist werden.
Wenn es Dir so geht und Du grundsätzlich eine negative Haltung gegenüber Leiterschaft hast, ist es an der Zeit, für einen „Paradigmenwechsel“ eine Änderung der Denkweise, denn Leitung ist eine Gabe, die Gott in seinem Reich geschenkt hat. Wie bei allem anderen auch, kann man an Leitung als allgemeinen Prinzip und an der konkreten Leiterschaft einer bestimmten Gemeinde positives und negatives entdecken. Man kann aber nicht beides gleichzeitig sehen, auch wenn vielleicht beide Aspekte vorhanden sind. Man kann nicht gleichzeitig Leiterschaft von ganzem Herzen ablehnen und sich ihr unterordnen oder sie ausüben. Albert Einstein hat einmal gesagt, dass man nicht gleichzeitig einen Krieg verhindern und auf ihn hinarbeiten kann. Wir müssen uns also entscheiden. Entweder wir leben ein göttliches Prinzip auch wenn wir wissen, dass es niemals 100%ig positiv ausgelebt wird, oder wir lehnen es ganz ab und suchen nach Alternativen. Es ist wie bei einem Vexierbild:
entenhase

Du kannst nur entweder einen Hasen oder eine Ente in dem Bild sehen, auch wenn beides gleichzeitig vorhanden ist. Psychologen sagen, dass unser Gehirn keine mehrdimensionalen Informationen verarbeiten kann, deshalb kann immer nur ein Tier gesehen werden.
Die Bibel spricht im Hebräerbrief 12,2 von etwas ganz Ähnlichem, nämlich dass wir unsere Augen auf Jesus ?xieren sollen. Das griechische Wort hat in etwa die Bedeutung von „wegsehen auf Jesus“, also dass wir uns so stark auf ihn konzentrieren, dass wir von allem anderen wegsehen. Das Gleiche sollte uns in Bezug auf Leitung passieren, dass wir wegsehen können von Vorurteilen und schlechten Erfahrungen, und das Gute sehen können, das Gott für uns vorbereitet hat.

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22 Kommentare

  1. was macht man denn wenn man in dem bild ein zebra sieht??
    und was heißt das für mein verständnis von leitung?!!

  2. da hilft dir nur ein arzt und du solltest besser zumindest schon mal selber nicht leiten. :mrgreen:

  3. Verstehe ich nicht. Wieso kann man bei Leiterschaft nicht gleichzeitg postives und negatives sehen? Mir zumindest macht das keine Problem. Um mal ein Beispiel zu geben: Bei meiner alten Gemeinde habe ich es sehr geschätzt, das der Pastor als Leiter sehr offen für Ideen war und viele Sachen angestossen hat. Ungünstig hingegen war seine Eigenschaft, nichts aus den Händen geben zu können, da er Züge eines Kontrollfreaks hatte.

    Der letzte Abschnitt klingt m.E. sehr nach bedingungsloser Unterwerfung unter die jeweilige Leitung. Ich kann nicht erkennen, wo und warum das von uns gefordert werden sollte. Ich finde den Vergleich mit dem „Wegsehen auf Jesus“ etwas bizarr.

  4. natürlich kannst du in bezug auf eine gegebene leitung positives und negatives sehen. da wird es auch immer beides geben.
    aber du kannst das prinzip der leiterschaft (und darum geht es hier ja, also nicht um konkretisierungen) nicht gleichzeitig bejahen und verneinen. in bezug auf das prinzip würde ich für eine bejahung plädieren, auch wenn es im konkreten kritikwürdiges gibt.
    und es ist auch kein vergleich der leiterschaft mit jesus sondern die anmerkung, dass man auch in anderen bereichen von etwas wegsehen muss um etwas anderes sehen zu können.

  5. Danke für die Präzisierung. Dieser Satz –> „Wie bei allem anderen auch, kann man an Leitung als allgemeinen Prinzip und an der konkreten Leiterschaft einer bestimmten Gemeinde positives und negatives entdecken. Man kann aber nicht beides gleichzeitig sehen“ hatte mich stutzig gemacht, da Du da ja eben nicht nur über das Prinzip schreibst.

    Cheers,

    OT

  6. ja, da hast du vermutlich recht. ich würde zwar gerne nur über das prinzip schreiben, aber kann vermutlich konkretisierungen nicht vermeiden. wenn ich das seminar irgendwann noch mal überarbeite, nehme ich den gedanken mit rein und werde das im skript klar stellen. Danke für die Anmrkung, so was bringt mich echt weiter.

  7. Hm. Ich würde jetzt nicht „Leiterschaft“ als göttliches Prinzip bezeichnen. Vielmehr ist Leitung eine optionale Funktion innerhalb des göttlichen Prinzips der „Gemeinschaft“. Und dass jemand Leiter wird hängt meiner Meinung nach auch weniger an seinen Fähigkeiten und Begabungen sondern hauptsächlich von den Möglichkeiten ab. Natürlich gibt es Eigenschaften, die förderlich sind, ein guter Leiter zu sein.

    Aber um ein konkretes Beispiel zu nennen: ich bin ja seitdem ich Musik mache immer quasi „Bandleader“ gewesen – und das nicht, weil ich mich charakterlich dafür besonders eignen würde [ich halte mich ehrlich gesagt dahingehend für einen ziemlich schlechten Leiter], sondern weil ich immer derjenige aus der Gruppe war, der die Möglichkeit hatte sehr viel Zeit und Energie zu investieren. D.h. die äußeren Umstände – nicht aber meine Fähigkeiten sorgten dafür, dass ich Leiter wurde. Ich schätze, dass es sich da bei Gemeinden auch nicht anders verhält. Und ich meine sogar, dass es automatisch keine Leitung innerhalb einer Gemeinschaft geben würde, wenn alle die Möglichkeit hätten gleich viel Energie und Zeit zu investieren.

    Das ist ein ganz natürlicher Prozeß und auch der Grund, warum kleine Gemeinschaften immer eine Tendenz zur Basisdemokratie und größere Gemeinschaften immer eine Tendenz zur Repräsentation durch Leiter haben.

    Ich finde deshalb, eine grundsätzliche Ablehnung von Leitung ist ebensowenig möglich, wie grundsätzlich für Leitung zu sein.

    Euer Frollein Friede
    Ich sei mit Euch!

  8. also, ich lehne „Leiterschaft“ schon mal aus ganzem Herzen ab. Und zwar das Wort Leiterschaft. 😉

    Das Wort Leiterschaft gibt es im Deutschen nicht – es handelt sich hierbei um einen Anglizismus, der sogar (fast) nur von Christen gebraucht wird.
    Wer mir das nicht glaubt der schaue einfach in irgend ein x-beliebiges Standardwörterbuch, z.B Duden oder Wahrig.
    Man wird nicht fündig werden.

    Zweiter Test:
    Wikipedia. Mal schauen ob es da einen Artikel dazu gibt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Spezial:Search?search=leiterschaft&go=Artikel
    Ergebnis:

    1. es gibt keinen Artikel „Leiterschaft“
    2. es gibt nur 10 Artikel, die das Wort Leiterschaft enthalten. 10 von etwa 760000 Artikeln.
    Diese 10 Artikel sind allesamt Artikel mit christlichem Bezug. (Vor kurzem waren es übrigens noch etwa 15 Artikel.) Bis gestern waren es 11 Artikel, ich hab bei einem Artikel aber die Leiterschaft ausgemerzt, es war übrigens ein Artikel über irgendwelche Pfadfinder. 😉

    Test 3: Suche nach Büchern bei Amazon (und bei zvab.de):
    15 Treffer. Ausschließlich christliche Bücher.

    Eine Suche bei Google würde vermutlich ähnliche Ergebnisse bringen.

    Aber wie kommts?
    Es gibt im englischen das Wort leadership. Irgendwann muss jemand mal irgendwo etwas Englisches schlecht übersetzt haben, so wurde wohl aus leadership Leiterschaft. Ist ja ähnlich wie friendship – Freundschaft oder andere Wörter.

    Fazit:
    Das Wort Leiterschaft ist ein ausschließlich in Christenkreisen gebrauchtes Spezialwort. Es wird von anderen zwar verstanden, ist aber kein Deutsch.
    Ich rate dazu, dieses Wort nicht zu gebrauchen sondern stattdessen erstens sauber zu übersetzen und zweitens echtes Deutsch zu reden.

    Alternativen:
    korrekte Übersetzungen wären: Führung, Leitung oder ggf. Herrschaft (je nach Kontext).

    Mein eigener Vorschlag:
    Wer damit nicht zufrieden ist und zum Beispiel ausdrücken will, dass es sich hierbei in Gemeinden immer um einen Dienst handelt, der kann ja das Wort Leitungsdienst als Fachbegriff nehmen. Das Wort wäre dann zwar ebenfalls kein Standardwort sondern eine Konstruktion – es ist aber wenigstens theologisch korrekt.
    (Im Rettungswesen kennt man den Leitungsdienst. In Kirchen scheinbar auch)

    „Leiterschaft“ ausmerzen! 😉
    … wir brauchen echt nicht noch mehr Vokabeln, die uns Christen sprachlich von unseren Mitbürgern abgrenzen.

  9. PS.: noch ein Grund mehr:

    „Leiterschaft“ hat aufgrund des Wortes einen leicht männlichen Beigeschmack. Es sagt ja niemand „Leiterinnenschaft“. Bin aber ein Befürworter von Gleichberechtigung in Ämtern.
    „Leitung“ oder „Führung“ ist hier schlichtweg neutraler.

  10. ich schließe mich dem letzten Kommentar von Frollein Friede an.
    Göttliches Prinzip ist Gemeinschaft. Leitung ist optional.

  11. Und ich Danke Dir für den Ausflug in die deutsche Sprache. Jetzt weiß auch, warum ich mir – rein intuitiv – in den Ausführungen das Wort gespart habe. 😉

  12. ok. noch ne thologische Begründung meiner Meinung:In der Bibel wird uns sehr viel von irgendwelchen Leitern berichtet, es finden sich auch zahlreiche Beurteilungen von Leitern bzw Leitung, ebenfalls Richtlinien und Prinzipien für Leitung. Und so weiter.
    Nirgends aber findet sich ein „Ihr müsst unbedingt Leiter haben“-Gebot. Eher im Gegenteil.
    Höchstens ein „ihr braucht Leitung“ – und zwar Gottes höchstpersönliche Leitung.

    Gemeinschaft hingegen wird uns geboten. Mir fällt da zwar spontan keine konkrete Stelle ein, aber es folgt eigentlich logisch direkt aus dem Liebesgebot. Liebe erfordert Gemeinschaft. Ich kann meinen Nächsten nicht lieben, wenn ich keinen habe.
    Gemeinschaft ist außerdem eine Grundidee von Gott, weshalb er uns überhaupt gemacht hat. Er will uns als Gegenüber – imago dei.
    Und wenn wir uns versammeln in seinem Namen (schon ab 2 oder 3 Teilnehmer), dann verheißt Gott uns seine Anwesenheit. Gott mag es wenn Menschen miteinander Gemeinschaft haben.
    (na ja – außer wenn die Gemeinschaft dazu dient, sich gegen ihn zu verbünden bzw aufzulehnen. Das kann er gar nicht ab, und das ist auch ne ganz schlechte Idee…)

  13. @ micha und FF:

    das mit dem wort stimmt. ist ein anglizismus, aber einer den ich gerne verwende, eben weil es ein frommes wort ist und somit in sich schon eine abgrenzung von anderen leitungs-, herrschafts-, usw.-konzepten enthält. ich finde, dass leitung im reich gottes etwas so essentiell anderes ist, dass es schon sinn ergibt, dafür ein eigenes wort zu nehmen.

    „gender inclusive language“ (dafür gibt es kein gängiges deutsches wort…) finde ich quatsch. die personen in leitunng und leiterschaft sind beides leiterinnen oder leiter. da ist es egal, welches wort man nimmt. aber das ist eh albern, wir reden auch nicht von salzstreuerinnen und ich fühle mich nicht diskriminiert nur weil meine zeitung keinen männlichen artikel hat – ist doch latte. dass ich für weibliche leiter bin muss ich nicht betonen. dafür stehe ich ja nun wirklich.

    zum theologischen / sozialen:
    @ jan:
    ich denke, dass deine kompetenz zum bandleader nicht nur darin liegt, dass du zeit hast sondern viel mehr damit, dass du bands gründest und am laufen hältst und deine eigenen kreativen ideen verwirklichst. das sind schon zwei echte kernkompetenzen eines leiters: leute sammeln und in eine richtung bringen und mit der gruppe eine vision verwirklichen. anders gesagt: ohne dich hätte es voleander oder die CSC nie gegeben.

    @ micha:
    sicher ist es das ideal, dass gott der leiter/die leiterin ist und niemand anderes. aber das ist ja nun ein ideal dass auf der welt nicht zu verwirklichen ist weil ja nun nicht jeder gott gut hört, sich ihm unterordnet usw.
    das prinzip der leiterschaft (bewusst das wort genommen) zieht sich durch die komplette bibel durch. mose war nicht der typ mit der meisten zeit sondern der berufene gottes. die apostel hatten keine tolle ausbildung, aber sie standen der gemeinde vor und waren in entscheidungen die letzte instanz. gott hat sie berufen und bestätigt.
    immer wieder hat gott leute in führungspositionen gerufen. jesus hat regeln für leitung aufgestellt, die briefe sprechen von ältesten usw.

    ich halte es auch für undenkbar, dass eine gruppe nicht geleitet wird. bei ein paar leuten ist immer einer tonangebend und andere folgen. man kann eventuell die leitung abstrahieren, sie also von einem menschen wegnehmen und stattdessen einem regelwerk geben. aber das ist auch alles – einen leitungsfreien raum gibt es nicht in der menschlichen gesellschaft.

  14. Mit dem letzten Satz sprichst Du mir ja aus dem Herzen. Ich bin einigen selbsternannten Anarchisten begegnet, aber glaube auch nicht, dass es sowas wie eine herrschaftsfreie Gesellschaft geben kann, weder im säkularen Bereich, noch in der Gemeinde. Entweder die Berufenen Gottes (bzw Gewählten des Volkes) üben Leitung/Herrschaft aus, oder es herrscht das Recht des Stärkeren, desjenigen mit der größten Klappe (Medien), den dicksten Muskeln (oder Portemonnaie) oder der stärksten Armee…
    Es gibt tatsächlich Gemeinden, in denen die den größten Einfluss haben, die das meiste Geld geben, oder deren Familie am stärksten vertreten ist, oder die am beliebtesten sind, oder die am besten intrigieren können – ich glaube nicht, dass das so sein sollte…

  15. Mir gefällt das Wort Autorität eigentlich sehr gut. Hat etwas mit Vollmacht zu tun.
    Die Frage ist woher die Vollmacht kommt. Man kann sie sich selber mit Gewalt oder Intrigen nehmen. Man kann von Menschen gewählt werden, weil man der schönste, hübscheste und Begabteste ist.
    Oder man kann sie von oben verliehen bekommen. Ich bin sehr für das Letztere zu haben: Eine natürliche gottgegebene Autorität und Strukturen, die sich spontan und natürlich ergeben. Es ist gut echte Autoritäten anzuerkennen, weil sich dadurch ein Fluss des Segens ergibt und alle werden profitieren. Aber diese Anerkennung muss auf freiwilliger Basis erfolgen und darf nicht erzwungen werden. Sonst ist die Leiterschaft mehr Fluch als Segen.
    Wichtig ist auch immer die Beziehung zur „Basis“. Verliert der Leiter/die Leiterin den Kontakt zur Basis in einer größeren Gemeinschaft, hebt völlig ab und lässt sich nur noch von Gleichgesinnten korrigieren, ist der Tod im Topf. Leiterschaft ohne lebendige gleichberechtigte Kommunikation mit den „Geleiteten“ führt in die Irre. Führung ist grundsätzlich gut und wichtig, bringt aber nur voran wenn sie gut motivieren kann.

  16. @storch:
    betreffs Leiterschaft:
    Na ja, ich bin noch nicht so richtig davon überzeugt, dass Leitung/Führung im Allgemeinen etwas völlig anderes ist als die christliche Leitung/Führung.
    Eigentlich kann ich nur 2 Hauptunterschiede erkennen, nämlich Leitung vor dem Hintergrund der Liebe und die völlig auf den Kopf gestellte Hierarchie (wer der Größte sei will, der sei der unterste Diener). Dann vielleicht noch die gegenseitige Unterordnung. Den anderen höher achten als man selbst.
    Aber das folgt ja schon allein aus der Tatsache des Christ-Seins und gilt sowohl für Leiter, Halbleiter und Isolatoren (äh Nichtleiter) und auch für alle anderen Christen.
    Momentan ist für mich die von dir so bezeichnete Leiterschaft nix weiter als „Leitung speziell im christlichen Kontext“ bzw „Leiten plus christliche Werte“.
    In meinen Augen ist das nicht speziell genug, damit es ein eigenes Fachwort verdient. Und schon gar nicht ein Fachwort was das Ergebnis eines Übersetzungsunfalles der englischen Vokabel leadership ist, welche übrigens keine spezifisch christliche Vokabel ist.
    So wie es scheint, ist diese Vokabel sowieso erst seit höchstens 30 Jahren vorhanden (weshalb unsere Generation es möglicherweise nicht merkt, dass „Leiterschaft“ kein Deutsch ist.). Neue Erkenntnisse wirds aber zu dem Thema kaum gegeben haben in den letzten 30 Jahren. Die von dir so bezeichnete Leiterschaft ist ja nix Neues.

    Na ja – ich hab schon noch ne Menge Anmerkungen und Gedanken und Fragen im Kopf, aber die will ich an den passenden Stellen stellen.

    Zum Thema Leitung als göttliches Prinzip:
    Ich kann nur erkennen, dass Gott Prinzipien hat für Leitung. Aber dass Leitung an sich ein Prinzip Gottes ist, zweifle ich an.
    Vielmehr sehe ich, dass Gott vor allem shalom will. Frieden. Heil werden/ Heil sein. Ganz sein. Vollkommen sein. Hierzu gehört auch Ordnung als Gegensatz von unheilem Chaos.

    Um Ordnung zu erhalten und zu gewährleisten verwendet man am häufigsten das wie auch immer geartete Definieren einer Leitung.
    Doch dies sehe ich erstens nicht als die einzig wahre Lösung des Problems an, zweitens ist das Vorhandensein von Leitung immer noch kein Garant für gottesgemäße Ordnung.

    Kann man schön an der chaotischen Richterzeit sehen. Das Problem war nicht, dass es da keine Leiter gab bzw nur hin und wieder Leitung gab.
    Das Problem war, dass sich die Einzelnen nicht an Gottes Vorgaben gehalten hatten – dass sie sich Gottes Leitung verschlossen haben.
    Notlösung war dann immer das Berufen von Richterpersönlichkeiten durch Gott.
    Schon während und vor allem gegen Ende der Richterzeit wollte das Volk dann mal endlich ne praktikable und in andere Völkern bewährte Lösung des Chaosproblems haben. Nämlich ne starke Leitung, und zwar in Form eines Königs (ein damals bewährtes Konzept) (siehe Gideon und vor allem dann später Samuel).
    Was Gott davon hielt kann man in 1.Sam 8 nachlesen.
    Was draus geworden ist – siehe die folgenden Bücher in der Bibel… nich viel Gutes jedenfalls.

  17. Ups. Bitte letzten Kommentar einfach löschen. Der ist defekt. Größer/kleiner-Zeichen werden gerne als html-tag-zeichen interpretiert, also muss ich sie maskieren. here we go. (reparierte version) :

    eins noch.
    Man sagt gerne: „Is doch scheiße, wenn niemand ausm Knick kommt. Wenn niemand sich kümmert. Da brauchts immer ein oder mehrere Leute die die Initiative ergreifen – ergo: es geht nicht ohne Leiter!“

    Ich meine dazu:
    -erstens: ja. Wenn niemand was macht is das Rotz. das lehne ich ab. (Das ist dann übrigens kein Anarchismus – es hat auch nicht viel mit herrschaftsfreien Idealen zu tun. Es ist lediglich „Anarchie und Chaos“. „Tu was du willst sei das ganze Gesetz“ postulierte Aleister Crowley. So will ICH nicht leben!)
    mathematisch: Anzahl Leiter (offiziell) = 0. Anzahl Hierarchie-Ebenen (offiziell) 1. Inoffiziell ist die jeweilige Anzahl in solchen Chaos-Systemen größer als 0.

    -zweitens: dass sich der Zustand verbessert sobald jemand die Initative ergreift bezweifle ich nicht. Im Gegenteil. Und sicherlich hat jeder hier ähnliche Beobachtungen gemacht.
    Anzahl Leiter > 0. Anzahl Leiter < Anzahl Gruppenmitglieder.
    Anzahl Hierarchie-Ebenen > 1.
    -drittens: Nun mein Ideal. Nicht nur wenige, sondern alle fühlen sich verantwortlich. Alle sind mündig geworden. Mathematisch ausgedrückt: Anzahl Leiter der Gruppe = Anzahl Gruppenmitglieder. Somit reduziert sich die Anzahl der Hierarchie-Ebenen wieder auf 1. Man kann von Herrschaftsfreiheit sprechen, da alle auf einer Ebene sind.

  18. Die Strukturen zu biblischen Zeiten sehe ich ehrlich gesagt eher kulturell bedingt. Da bist Du Storch ja eigentlich der Letzte, der an allem möglichen festhält nur weil da mal was in der Bibel zu steht. Normalerweise bist ja gerade Du jemand, der mit sehr mutigen Auslegungen um die Ecke kommt [und das bitte als Kompliment verstehen!!!].

    Und Idealtypisch sehe ich das ebenso wie Micha. Das ist jetzt nun ne Frage nach Begriffsdefinition – Storch sagt dann vielleicht dazu „abstrahierte Leitung“ – aber so ganz konkret hebt sich ja doch das Prinzip Leitung etwas auf, wenn alle leiten.

  19. ich würde in der richterzeit gerade das gegenteil sehen micha. richter zeigt, wie ein land ohne leitung aussieht: chaos. ob kurz oder lang überall feinde, kein selbstbewusstsein, sünde – alles, was man nicht will. was tut gott dann dagegen? er lässt leiter aufstehen um das ganze wieder ins lot zu bringen.
    mit sich-verantwortlich-fühlen hat das wenig oder nichts zu tun. es ist in jedem system wünschenswert, dass leute mündig und reif sind und sich verantwortlich fühlen. letztlich fällt jedes system in dem das nicht der fall ist. auch eine autokratie kann nicht überleben, wenn nicht ihre mitglieder initiativ sind und eigenverantwortung entwickeln. gesunde systeme sollten immer freisetzend sein.

    ich kann micht der einstellung von euch beiden im grunde anschliessen. im vollkommenen system (=himmel) wird es keine leitung mehr geben, ausser jesus selbst. da fallen diese ämter weg – ganzklar und damit ist das auch das ideal.
    nur, hier ist nicht der himmel. es ist nicht produktiv von einer idealen christlichen population aus zu gehen in der jeder gott hört, sich ihm unterordnet usw. so lange wir noch hier auf der erde sind ist alles suboptimal und wird nicht ohne leitung gehen.
    ich bezweifle auch, dass überhaupt jeder in einem solchen leitungsfreiem raum leben will. meiner erfahrung nach sind die meisten menschen (mich eingeschlossen) ganz glücklich damit nicht alles entscheiden zu müssen und auch mal das allgemeinwohl allgemeinwohl sein lassen und sich um sich selbst drehen zu können.
    leitungsfreiheit setzt sehr viel voraus. um mal sartre zu zitieren (der es in anderem zusammenhang sagte): „wir sind zur freiheit verurteilt“. für die meisten wäre es tatsächlich eine verurteilung.

  20. Das klingt sehr danach als wäre der Maßstab für Dich das „Mögliche“. Gerade aber wenn man sich z.B. die Bergpredigt anschaut, dann habe ich eher das Gefühl, das Jesus einen dazu herrausfordert eben das „Unmögliche“ als Maßstab zu nehmen. Also wenn man auf die Bergpredigt erwidert „das hier ist nicht der Himmel“, dann wird meiner Meinung nach die Wirkung, die erzielt werden sollte, zunichte gemacht.

    Gut, ich kann verstehen, es ist sicherlich falsch Ideale um der Ideale Willen zu verfolgen, aber es ist durchaus sinnvoll Ideale um ihrer Funktionalität Willen zu verfolgen. Ich denke, es ist sehr gut für etwas zu sein, was man nie erreichen wird. Und ich meine, Du siehst das ja eigentlich ähnlich. Warum also in diesem Punkt nicht?

  21. http://www.opvis.de/vexierbilder-und-kippbilder – Hier gibt es noch viel Kippbilder

  22. @ sebastian:
    danke und herzlich willkommen.

    @ ff:
    touché. darüber musste ich nachdenken. ich glaube, dass es da grundsätzliche unterschiede gibt:
    der standard der bergpredigt richtet sich in erster linie an den einzelnen, der auf etwas zulebt. während er darauf zu geht wird er sich „verbessern“ und seiner umgebung gutes tun. wenn man es ehrlich angeht und nicht in einen ungöttlichen leistungsdruck verfällt, kann es tendenziell nur bergauf gehen.
    eine gesellschaftliche utopie (und dazu gehört die leitungsfreie gesellschaft) zieht jedes mitglied einer gesellschaft (in dem fall der gemeinde) in mitleidenschaft. da empfinde ich eher die verantwortung realistisch zu sein und das beste für alle raus zu holen. im persönlichen idealismus haben fehler nur geringe konsequenzen, eben nur für den idealisten. gesellschaftlichen idealismus zahlen alle.
    in der persönlichen nachfolge baut sich jeder b-pläne für den fall, dass etwas nicht so klappt wie vorgesehen. das heisst, man hat realistische fangnetze, also schon auch realismus. so würde ich es auch im leitungsbereich sehen. da heisst es dann: „so viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ ich denke, nach dem system leben wir in RS und damit fahren wir ganz gut.

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