13 Ihr habt doch gehört, wie ich früher als gesetzestreuer Jude gelebt habe, und wißt, wie maßlos ich die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte.
14 In der Treue zum jüdischen Gesetz übertraf ich die meisten Altersgenossen in meinem Volk, und mit dem größten Eifer setzte ich mich für die Überlieferungen meiner Väter ein.
15 Als aber Gott, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, mir in seiner Güte
16 seinen Sohn offenbarte, damit ich ihn unter den Heiden verkündige, da zog ich keinen Menschen zu Rate;
17 ich ging auch nicht sogleich nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren, sondern zog nach Arabien und kehrte dann wieder nach Damaskus zurück.
18 Drei Jahre später ging ich nach Jerusalem hinauf, um Kephas kennenzulernen, und blieb fünfzehn Tage bei ihm.
19 Von den anderen Aposteln habe ich keinen gesehen, nur Jakobus, den Bruder des Herrn.
20 Was ich euch hier schreibe – Gott weiß, daß ich nicht lüge.
21 Danach ging ich in das Gebiet von Syrien und Zilizien.
22 Den Gemeinden Christi in Judäa aber blieb ich persönlich unbekannt,
23 sie hörten nur: Er, der uns einst verfolgte, verkündigt jetzt den Glauben, den er früher vernichten wollte.
24 Und sie lobten Gott um meinetwillen. (Galater 1,13-24 nach der Einheitsübersetzung)

Im Grunde genommen setzt Paulus hier die Rechtfertigung seines Evangelium, die er in Vers 6-12 begonnen hat, fort. Er wechselt aber auch ein bisschen das Thema und kommt auf sich selber zu sprechen und darauf, wie er Christ wurde, was er vorher gemacht hat und wie er das Evangelium empfangen hat. Wahrscheinlich gab es in Galatien keinen Christen, der noch nichts von Paulus und seinem Leben mit Gott gehört hatte. Dennoch war es für den Brief wichtig, das noch einmal auf zu schreiben. Wenn Du die ganze Geschichte mal nachlesen willst, dann findest Du sie in der Apostelgeschichte 9,7-8 / 22,1-9 /26,13-14.
Die Geschichte ist die faszinierendste Bekehrungsgeschichte des Neuen Testaments. Paulus begann als frommer Pharisäer, er gehörte ausgerechnet zu der Menschengruppe, mit der schon Jesus die meisten Probleme überhaupt hatte. Er war auch nicht irgendein Pharisäer sondern als Kind schon völlig fanatisch. Er war gebildeter und gesetzlicher als alle seine Kollegen – ein Typ der schon mit Schläfenlocken und langem Bart geboren wurde. Als er aufwuchs begann das Christentum gerade, sich aus zu breiten. Jesus war schon auferstanden, Pfingsten vorbei und die jungen Gemeinden breiteten sich in der Kraft des Heiligen Geistes aus wie ein Lauffeuer. Zu dieser Zeit hiess Paulus noch Saulus und er hasste diese neue Religionsgemeinschaft wie die Pest. Er tat alles um sie aus zu rotten. Dann begegnete ihm auf einmal Jesus persönlich, er änderte seinen Namen und wurde von einem schlimmen Gegenger zu einem der motiviertesten Verbreiter der neuen Lehre. Bis heute ist die Geschichte sprichwörtlich. Wenn jemand sich um 180° dreht und sein Leben komplett ändert, sagt man: “vom Saulus zum Paulus.”

Interessanterweise ist Paulus nachdem er Christ geworden war nicht sofort zu den Aposteln gegangen um von ihnen zu lernen. Im Gegenteil, er zog sich nach Arabien zurück und hielt sich drei Jahre lang von den anderen Christen fern. In dieser Zeit wird er viel gebetet und Zeit mit Jesus verbracht haben. Während dieser Zeit empfing er “sein” Evangelium. Es kam also wirklich nicht von Menschen sondern direkt von Gott.
Erst nachdem er Gott alleine gesucht hatte, lernte er die anderen Apostel kennen und fing an, mit ihnen zusammen zu arbeiten. Die Zeit allein war für ihn sehr wichtig gewesen, denn er lernte etwas über Gott, das die anderen vergessen hatten. Gott vertraute ihm das Evangelium für die Heiden an – für Nichtjuden (Römer 1,5 / Galater 2,7). Obwohl Jesus klar darüber geredet hatte, dass Gottes gute Botschaft für alle ist, hatten die Jünger sie nicht allen gepredigt. Sie hingen wohl noch ziemlich in ihren alten Denkmustern fest.

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  1. […] Anfang des zweiten Kapitels setzt das fort, was Paulus in Galater 1,13-24 begonnen hat: er erzählt von seinem Leben und seinem Evangelium. Nachdem er schon vierzehn Jahre […]

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