15. April 2008 14

Markus 15,20-32

Nachdem sie so ihren Spott mit ihm getrieben hatten, nahmen sie ihm den Purpurmantel ab und zogen ihm seine eigenen Kleider wieder an.Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen.
Einen Mann, der gerade vom Feld kam, Simon von Zyrene, den Vater des Alexander und des Rufus, zwangen sie, sein Kreuz zu tragen.
Und sie brachten Jesus an einen Ort namens Golgota, das heißt übersetzt: Schädelhöhe.
Dort reichten sie ihm Wein, der mit Myrrhe gewürzt war; er aber nahm ihn nicht.
Dann kreuzigten sie ihn. Sie warfen das Los und verteilten seine Kleider unter sich und gaben jedem, was ihm zufiel.
Es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.
Und eine Aufschrift (auf einer Tafel) gab seine Schuld an: Der König der Juden.
Zusammen mit ihm kreuzigten sie zwei Räuber, den einen rechts von ihm, den andern links.
Die Leute, die vorbeikamen, verhöhnten ihn, schüttelten den Kopf und riefen: Ach, du willst den Tempel niederreißen und in drei Tagen wieder aufbauen?
Hilf dir doch selbst, und steig herab vom Kreuz!
Auch die Hohenpriester und die Schriftgelehrten verhöhnten ihn und sagten zueinander: Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen.
Der Messias, der König von Israel! Er soll doch jetzt vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben. Auch die beiden Männer, die mit ihm zusammen gekreuzigt wurden, beschimpften ihn. (Markus 15,20-32 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 27,31-37 | Lukas 23,26-34 | Johannes 19,17-27

Nachdem die römischen Soldaten mit ihm fertig waren konnte Jesus nicht mal mehr sein Kreuz alleine tragen. Sie zwangen irgendeinen Mann, der gerade von der Arbeit kam, das Kreuz für Jesus zu tragen. Auf Bildern im Museum oder Kirchen sieht man immer Jesus, wie er sein Kreuz selber trägt. Diese Darstellungen sind bestimmt auch nicht falsch. Am Anfang wird er das Kreuz schon selber getragen haben, aber irgendwann ist er dann zusammengebrochen. Die Verurteilten gingen nicht auf dem kürzesten Weg zur Hinrichtungsstätte sondern mussten einen möglichst langen Weg gehen damit viele Leute sie sahen und es sich so zweimal überlegten ob sie ein Verbrechen begehen und dann den selben Weg gehen würden. Es diente einfach als abschreckendes Beispiel.
Es war eine Sitte, dass die Kleidung der Leute die gekreuzigt wurden unter den Henkern geteilt wurde. Auf diese Weise besserten sie ihr Gehalt etwas auf. Dabei wurde das Obergewand normalerweise zerschnitten und die einzelnen Stücke an Lumpenhändler verkauft. Bei Jesus wurde um diesen Teil der Kleidung gewürfelt. Das lag daran, dass sein Obergewand ohne Naht gewebt war (Johannes 19,23-24); so etwas hatten die Römer noch nie gesehen, es war richtig wertvoll. damit erfüllte sich eine weitere Prophetie aus dem Alten Testament:

Sie verteilen unter sich meine Kleider und werfen das Los um mein Gewand. (Psalm 22,19 nach der Einheitsübersetzung)

Um die Schmerzen der Kreuzigung etwas zu lindern gab es barmherzige Frauen, die den Gekreuzigten Wein mit Myrrhe als Betäubungsmittel gaben. Das war kein Service des römischen Reiches aber die Römer liessen es immerhin zu. Jesus lehnte diese Betäubung ab. Er diente den Menschen bis zum Schluss, zuletzt predigte er noch den beiden Verbrechern mit denen er zusammen hingerichtet wurde. Dazu musste er nüchtern sein.

Über dem Kopf des Gekreuzigten wurde immer ein Schild angebracht auf dem das Verbrechen stand, das er begangen hatte. Über den meisten Kreuzen wird “Mörder” gestanden haben, oder “Aufrührer”. Bei Jesus ist ihnen bis zum Schluss nichts eingefallen, was ein echtes Verbrechen darstellte und so stand in mehreren Sprachen “König der Juden” auf seinem Schild. Die ganze Aktion war wirklich seltsam, erst fanden sie keinen Grund ihn zu töten und als sie dann dem Volk erklären mussten wieso er gekreuzigt wurde fiel ihnen wieder nichts vernünftiges ein.
Auf den Kreuzen, die man in Deutschland manchmal sieht steht oben am Kreuz oft “INRI”, das ist die Abkürzung für die lateinische Übersetzung von “Jesus von Nazareth – König der Juden.”

Jesus hing zwischen zwei Schwerverbrechern, auf deren Tafeln triftige Gründe standen. Beide waren Räuber.

Am Kreuz kam dann die dritte Verspottung. Erst wurde Jesus von den Juden verhöhnt (Markus 14,53-65), dann von den Römern (Markus 15,16-20) und zuletzt vom ganzen Volk, also von allen die anwesend waren. Es muss bitter gewesen sein von den Juden, seinem eigenen Volk, das er ja retten wollte, verlacht zu werden. Es war bestimmt noch schlimmer, dass ihn dann auch die verhöhnten für die er immer da gewesen war und denen er sein Leben lang gedient hatte.

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14 Kommentare

  1. „Jeschuh Hanzori W(u)mellech Hajehudim“ schön aufgemalt, steht man vorm Kreuz und liest JHWH.
    Nicht nur für die Gelehrten ein Sakrieleg,den Namen Gottes bildlich darzustellen und die Provokation schlechthin… auch ein Fingerzeig Gottes, Das bin ich für Dich…

  2. Wow, andichrist – woher hast Du das denn? Wenn die Römer das tatsächlich so abgekürzt haben, versteht man noch besser, warum die Pharisäer & Co. sich so über die Inschrift geärgert haben; „König der Juden“ ist ja schon schlimm genug, aber so…

  3. @ Königstochter : Ach wenn man arbeitslos ist, kann man doch zeittotschlagend Hebräisch lernen…

    Nein quatsch.
    Schalom Ben-Chorin hat das geschrieben. Der ist jüdischer Gelehrter und unterstreicht nochmal den Protest der Pharisäer aus Johannes 19,21-22 . „Schreib nicht dies, sondern dies.“ Hat er aber nicht…

    Wenn Du mal richtig in solche tiefen „Fingerzeige “ Gottes, seinen Humor zwischen den Zeilen und der Realiät einsteigen magst empfehle ich Dir (und allen Anderen) „Wer bist du Jesus“ von Carsten Peter Thiede, Brunnen Verlag

  4. … ich mein das ist der Hammer oder ? Der JHWH (ich bin der ich bin ) offenbart sich da, so wie keiner denkt, dass er ist…
    ich höre jetzt auf hier und geh anbeten…

  5. aber das stand da doch gar nicht auf hebräisch, oder doch?

  6. Johannes 19,20; Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache.

  7. Genau, Johannes sagt es.

    Die Stelle von dir, Andi Christ, ist auch aus Johannes. Nur dort steht der Zusatz: „aus Nazareth“. Das heißt auf hebräisch: „minNazareth“. Du hast geschrieben „haNzori“, das sollte so ungefähr: „der Nazarener“ heißen. Würde man hier „aus Nazareth“ setzen, so hat man das erste H vom Namen nicht.

    Weiter schreibst du: „weMelech“ oder auch „we hu Melech“. Das heißt: „und König“ oder „und er ist König“. Meine Johannesevangelien auf deutsch und hebräisch lassen hier das „und“ weg, das ist das W im Namen.

    „haJehudim“ stimmt dann wieder mit dem wörtlichen Text überein.

    Fazit: Die Rückübersetzung vom Deutschen ins Hebräische käme schon so ungefähr hin.
    Meine hebräische Bibel spielt dieses Wortspiel nicht. Matthäus, der für die Juden geschrieben hat und Hebräisch genutzt hat, kannte es auch nicht (sonst hätte er Nazareth mit reinbringen müssen).

    Was anderes bleibt noch:
    Gewöhnlich nennen die israelischen Christen Jesu Namen „Jeshua“. Das bedeutet: „Rettung“. „Jeshu“ wird allgemeiner verwendet, steht auch in Wörterbüchern. Manche meinen aber, dass dieser Name einen Fluch bedeutet (deutsch: „Möge sein Name vergehen.“)

  8. der artikel sehr interesant. (hab wieder bilder von passion mir vorgestellt wies gewesen sein konnte)

  9. @ david:
    das hiesse dann, dass es nicht so da gestanden hätte, oder? also, dass es das wortspiel so nicht gegeben hätte. wie kann man sicher sein, dass es so war oder eben nicht? gibt es da irgendeine autorität?

  10. Die Rückübersetzung aus dem Deutschen (und vielleicht dem Griechischen?) lässt es zu, wenn man sich nicht an kleine Wörter wie ein „und“ oder einen Artikel klammert.

    Auch ist Schalom Ben-Chorin ein kluger Mann; der wohl weiß, was er sagt.

    Soweit mein Hebräisch geht, ist eine exakte Wiedergabe aber nicht möglich.

    Zudem schätze ich, dass Matthäus, der sein Evangelium in Hebräisch geschrieben hat und viel versucht hat, die Juden von Jesus zu überzeugen, sich dieses Wortspiel nicht hätte entgehen lassen.

    Persönlich bin ich also eher der Meinung, dass es dieses Wortspiel nicht gegeben hat.

    Eine andere Autorität als die Evangelien und die eigene Logik wird es aber nicht geben.

    Allgemein gilt aber schon: Wer Wortspiele mag und sie in der Bibel sucht, wird sehr oft fündig werden.

  11. krass krass.. da bekommt man richtig lust mal alt griechisch oder hebräisch zu lernen 😉

  12. @ all … spannend

    Carsten Peter Thiede unterstreicht die JHWH Theorie noch mit einer Untersuchung des sog. “ Titulus-Fragments „. Leider macht er in seinem Buch (s.o.) dazu wenig Angaben, ausser das er (ohne Quellenangabe ) auf diese Untersuchiung hinweisst. Google spukt auch nichts aus.

  13. wahrscheinlich weil er es als bekannt voraussetzte 😉

  14. … 🙂 krasser Typ und dann war er noch fast ein Nachbar. Schade, dass er schon Tod ist. Ich kenne gerade mal die Namen der 17 Jünger… 😉

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