15. Februar 2008 4

Geistesgaben

Bei Recherchen zum Thema „Gaben und Heilung“ auf meiner Festplatte bin ich auf einige Handouts gestossen, die ich hier auch posten werde. Das vorliegende ist vom 23.09.2002, also schon was älter. Runterladen kann man es in der Originalversion (nur die Kontaktdaten fehlen, weil sie nicht mehr stimmen) hier. Ich habe den Text nicht noch mal Wort für Wort gelesen, aber beim überfliegen kam er mir besser vor als die anderen Einführungstexte, die ich in den letzten Tagen zu den Gaben geschrieben habe.

Das ganz normale Christsein und die Gaben des Geistes

Bereits das ganz normale Leben als Christ ist vom Übernatürlichen gekennzeichnet. Bei Licht betrachtet ist es schon extrem übernatürlich, überhaupt eine Beziehung zu Gott zu haben. Es erscheint uns häufig als ganz „normal“, weil wir so sehr daran gewöhnt sind, aber es ist nicht normal, es ist etwas spektakulär Aussergewöhnliches!
Gott bestätigt uns durch Zeichen als seine Kinder. Einige dieser Zeichen sind im Markusevanglium beschrieben:

Diese Zeichen aber werden die, welche glauben, begleiten: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen aufheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nichts schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden sich wohl befinden. Sie aber gingen aus und predigten allenthalben; und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die begleitenden Zeichen. – Markus 16,17-18.20

Dass es diese Zeichen gibt, bedeutet nicht, dass wir sie ständig tun. Auch Jesus hat nicht immerzu Wundern getan. Es bedeutet aber, dass wir sie tun können, durch den heiligen Geist, der in uns ist.
Ebensowenig wie Jesus (Johannes 5,19) können wir etwas aus uns selbst heraus tun. Alles, was an Übernatürlichem durch uns geschieht, fliesst aus der Quelle des Heiligen Geistes.
Wichtig ist also, dass durch den Heiligen Geist, der ja in uns wohnt, Gott die Möglichkeit hat, durch uns Wunder zu tun und uns auf jede nur mögliche Weise zu gebrauchen. Weil es der Heilige Geist ist, der alle diese Dinge bewirkt, kann Gott sie durch jeden Christen vollbringen. Ohne Ausnahme.

Trotzdem gibt es Christen, durch die er manches häufiger tut als durch andere. In diesem Fall spricht man von einer Geistesgabe. Das ist nicht anders als im natürlichen Bereich auch. Normalerweise kann jeder Mensch laufen. Aber es gibt einige wenige, die besser laufen können als alle anderen, und diese teilen sich bei den Olympiaden die Medaillen.
Ebenso kann jeder Christ Gottes Stimme hören, aber es gibt einige, die sie ungewöhnlich klar vernehmen. Diese Christen sind dann Propheten. Gott kann durch jeden Christen heilen, aber es gibt einige Christen, durch die er erheblich mehr Menschen heilt, als es sonst „üblich“ ist, und wir reden von einer Gabe der Heilung. Jeder Christ ist aufgerufen, seine Gemeinde mit dem Zehnten zu unterstützen, aber manche Christen haben auch die Gabe des Gebens und geben über das übliche Mass hinaus.
Leider verstellt uns unsere Gabentheologie manchmal den Blick auf die Wahrheit, dass es eben der Heilige Geist ist, der wirkt und dass er nicht an die Gabe gebunden ist. So kann es vorkommen, dass Prediger niemals einen prophetischen Eindruck weitergeben würden, Heiler niemals predigen und Propheten niemals für jemanden um Heilung beten würden. Das ist grundfalsch. Egal, welche Gabe Du hast, Gott kann Dich auch in jeder anderen benutzen, wenn er möchte.
Ohne zu übertreiben, kann ich von mir behaupten, dass Gott mich in jeder der klassischen Gaben benutzt hat, ausser der öffentlichen Sprachenrede und deren Auslegung. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass ich z.B. die Gabe der Heilung habe. Meine Gaben sind ganz anderer Natur, aber trotzdem sind schon Leute geheilt worden, für die ich gebetet habe.

Das, worüber wir hier reden, ist also ein häufiges Gebrauchtwerden in der einen oder anderen Richtung. Mit häufig meine ich nicht oft im Vergleich zu anderen, die die gleiche Gabe haben, sondern im Vergleich zu anderen Gaben in deinem Leben. Dennoch solltest Du offen dafür sein, dass Gott Dich auch in ganz anderer Richtung gebrauchen kann.

Geistesgaben werden mit dem griechischen Ausdruck, den das Neue Testament in der Originalsprache verwendet, auch als „Charismen“ bezeichnet. Charismen bedeutet übersetzt etwa „Gnadengaben“. Geistesgaben sind Gnadengaben

Das führt uns gleich zum ersten wichtigen Punkt. Geistesgaben haben wir uns nicht erarbeitet. Wir haben sie nicht deshalb, weil wir ein besonders heiliges und gerechtes Leben geführt haben oder weil wir uns sonst auf irgendeine Weise positiv hervorgetan haben. Sie sind Geschenke Gottes, die unabhängig von anderen Faktoren rein aus Gnade gegeben werden.

Das bedeutet für die Praxis eigentlich zweierlei, was es zu bedenken gibt:

1. Eine Gnadengabe lässt nicht auf geistliche Reife schliessen
Es ist sonderbar und für manch einen sehr befremdlich, wie viele völlig unreife Christen von Gott mächtig gebraucht werden. In der Zeit nach meiner Bekehrung haben einige meiner Freunde durch mich Jesus kennengelernt. Rückblickend betrachtet weiss ich, dass ich völlig unreif war, und dennoch hat Gott mich in einigen Fällen benutzt. Es hatte eben nichts mit Reife zu tun, sondern mit Gnade.
Die Falle ist nun, dass man leicht auf den Gedanken kommen könnte, dass ein gesegneter Dienst in Gottes Reich auf Reife schliessen lässt, oder dass Gott das eigene Leben ja nicht gar so schlecht finden kann, weil er einen ja unablässig gebraucht! Vor dem Hintergrund dieses Gedankens investieren viele Christen mehr in ihren Dienst als in ihre Reife. Das Resultat sind unreife Christen in Diensten jeder Grösse.
Ich könnte leicht einige Beispiele nennen von Diensten in denen ich teilweise selbst mitgearbeitet habe, die auf den ersten Blick sehr gut aussahen. Gaben kamen zum Einsatz und das Reich Gottes wurde gebaut. Nach einiger Zeit stellte sich aber heraus, dass leitende Mitarbeiter ein Leben führten, das von Gottes Massstäben weit entfernt war und teilweise fast über Nacht brach das ganze Kartenhaus des Dienstes in sich zusammen.

Charismen entbinden uns nicht von der Verantwortung für unser geistliches Leben. Ungeachtet dessen, was für Gaben uns Gott gegeben hat und welchen Platz wir in seinem Reich einnehmen, bleibt unser geistliches Hauptziel, dass wir Christus ähnlicher werden.
Paulus ermahnt die Galater, dass Christus in ihnen Gestalt annehmen soll (Galater 4,19), das ist das Ziel des Glaubens. Das Ende dieser geistlichen Entwicklung auf Christus hin ist, dass wir mit Paulus sagen können: nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir! (Galater 2,20). Das Kriterium dafür ist aber niemals Dienst, sondern charakterliche Entwicklung. Nicht die Gaben des Geistes – denn die gibt es bei der Geistestaufe umsonst dazu – sondern die Frucht des Geistes:

Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.- Galater 5,22

So zeigt sich ein jesusmässiger Charakter.

In diesem Zusammenhang empfehle ich, einmal den Galaterbrief zu lesen. Es sind nur sechs Kapitel, die aber über die Entwicklung eines jesusmässigen Charakters einiges zu sagen haben. Das Schwergewicht bei Geistesgaben liegt natürlich im 1.Korintherbrief, aber wir würden sehr aus der Balance geraten, wenn wir uns nur auf Gaben und nicht auf Charakter konzentrierten.

2. Von Gott gebraucht zu werden lässt keinen Raum für Stolz

Wer von Gott in einer Gabe gebraucht wird, steht immer in der Gefahr, stolz zu werden. Diese Gefahr wird umso grösser, je gesegneter wir in der Ausübung unserer Gaben sind.
Allzu schnell bilden wir uns etwas darauf ein, von Gott benuntzt zu werden.

Paulus weist auf den Unsinn solcher Gedanken hin, wenn er schreibt:

Denn wer gibt dir den Vorzug? Was besitzest du aber, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich, wie wenn du es nicht empfangen hättest? – 1.Korinther 4,7

Da wir die Gaben umsonst als Geschenk bekommen haben, ist es abwegig, stolz auf sie zu sein. Die einzig sinnvolle Einstellung ist es, sie dankbar anzunehmen und demütig zu gebrauchen. Stolz ist im geistlichen Sinne, sich etwas einzubilden auf etwas, das Gott gemacht hat, also Gottes Wirken zur eigenen Ehre heranzuziehen. Demut ist das genaue Gegenteil: erkennen, dass es Gott ist, der wirkt, und ihm die Ehre dafür zu lassen.

Stolz ist geistliches Gift, vielleicht das stärkste überhaupt. An zwei Stellen des Neuen Testamentes wird Jesaja 57,15 (etwas frei) zitiert: Gott widersteht dem Hochmütigen, dem Demütigen aber gibt er Gnade (Jakobus 4,6 / 1.Petrus 5,5). Der Stolze macht sich Gott zum Feind und stellt sich abseits seiner Gnade. Er denkt, dass er aus seiner eigenen Kraft ohne Gott leben kann und so keinen Gott braucht. Jesus erzählt dazu eine berühmte Geschichte:

Zwei Männer gingen zum Tempel hinauf, um zu beten; der eine war ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Der Pharisäer stellte sich hin und sprach leise dieses Gebet: Gott, ich danke dir, daß ich nicht wie die anderen Menschen bin, die Räuber, Betrüger, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner dort. Ich faste zweimal in der Woche und gebe dem Tempel den zehnten Teil meines ganzen Einkommens. Der Zöllner aber blieb ganz hinten stehen und wagte nicht einmal, seine Augen zum Himmel zu erheben, sondern schlug sich an die Brust und betete: Gott, sei mir Sünder gnädig! Ich sage euch: Dieser kehrte als Gerechter nach Hause zurück, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden. – Lukas 18,10-14

3. Gaben müssen geschult werden
Das mag auf den ersten Blick etwas paradox klingen. Wenn Gaben von Gott gegeben werden, was muss dann noch geschult werden?
Eine Gabe zu haben und sie gut auszuüben sind aber zwei ganz verschiedene Paar Stiefel.
Ich habe zum Beispiel von Gott die Gabe des Predigens und Lehrens bekommen. Dieses Gabe gibt mir die Möglichkeit, Gottes Wort zu verkünden. Die Gabe ist zwar Gnade, aber an der Qualität der Ausführung muss ich hart arbeiten. Predigten müssen vorbereitet werden, Folien und Handouts geschrieben und designt werden und eine Fülle anderer Dinge, die um diese Predigtgabe herum von Bedeutung sind. Das gleiche gilt für jede Gabe, die man haben kann. Sie wird besser, wenn man sie benutzt und wenn man sich darin weiterbildet.
Im Alten Testament wurden Propheten ausgebildet (siehe zum Beispiel Elia und Elisa: 1.und 2. Buch der Könige). Es ist eine Illusion, dass man von alleine in der Ausübung seiner Gabe reif wird. Ebenso wie ein Lobpreisleiter sein Instrument üben und daran arbeiten muss, sein Repertoire ständig zu erweitern und die Gemeinde in Gottes Gegenwart zu bringen, muss man jede andere Gabe üben und sich weiterbilden, um besser zu werden.
Das ist wahrscheinlich auch gemeint, wenn Paulus seinen Schüler Timotheus daran erinnert, die Gnadengabe anzufachen, die in Dir ist durch das Auflegen meiner Hände (2.Timotheus 1,6). Das ist ein schönes Bild: Gott schenkt das Feuer, aber wir müssen pusten und Zweige darunter legen, um die kleine Flamme zu einem grossen Brand anzufachen.

Es gibt auch die Möglichkeit, manche Geistesgaben in der Gruppe zu üben. Z.B. haben wir einmal die Gabe der Auslegung (der Sprachenrede) geübt, oder überhaupt einmal geschaut, ob irgendwer bei uns diese Gabe hat. Wir haben dazu einen Abend über Sprachengebet gemacht, und nach dem theoretischen Teil und ein bischen Gebet haben alle, die in Sprachen beten konnten, nacheinander laut in Sprachen gebetet. Das Ergebnis war sensationell: fast alle Sprachengebete wurden ausgelegt!

Natürlich ist so etwas auf den ersten Blick etwas seltsam, aber es lohnt sich, Christen in Geistesgaben auszubilden. Der Nutzen für die Gemeinde wächst, je reifer jemand in der Ausübung seiner Gabe wird.

Geistesgaben und natürliche Gaben

Nicht jede Begabung, die ein Mensch hat, ist eine Geistesgabe. Es gibt auch eine Fülle natürlicher Gaben und Veranlagungen. Eine ist sportlich, ein anderer kann gut malen. Solche Gaben gibt es überall, nicht nur Christen haben sie. Geistesgaben von natürlichen Gaben zu unterscheiden ist nicht ganz einfach und in manchen Fällen sicherlich gänzlich unmöglich. Es gibt eine Grauzone zwischen beiden, die es uns erschwert, allzu dogmatisch zu sein. Bei manchen Gaben ist es ganz offensichtlich, dass sie vom Heiligen Geist sind, weil sie übernatürlich sind, z.B. die Gabe der Auslegung. Wenn jemand im Gottesdienst eine Sprachenrede auslegt, ist klar, dass die Auslegung von Gott kommt und dieser Mensch nicht einfach „sprachbegabt“ ist.
Auf der anderen Seite erwähnt Paulus in Römer 12,8 eine Gabe der Freigebigkeit; wie will man diese von der natürlichen Grosszügigkeit unterscheiden?
Die natürlichen Gaben stehen in Gottes Reich Schulter an Schulter neben den Geistesgaben. Gott will sein Reich durch beide bauen. Es ist an dieser Stelle gut, sich von einer Gewichtung frei zu machen. Wenn Petrus schreibt, dass wir als gute Haushalter der mannigfachen Gnade Gottes einander mit den Gaben die wir empfangen haben dienen sollen (1.Petrus 4,10), dann meint er sicher beides, natürliche Gaben und Geistesgaben. Der handwerkliche begabte Christ, der als Hausmeister die Gemeinde in Schuss hält, dient der Gemeinde ja nicht weniger als der Prophet.

Eigentlich ist der Unterschied auch nicht so gross. Geistesgaben sind übernatürlich erhaltene oder durch den Heiligen Geist verstärkte Gaben für den Dienst in der Gemeinde, natürliche Gaben sind uns auch von Gott gegeben und sollten für das Reich Gottes eingesetzt werden.

Geistesgaben sind Gaben an die Gemeinde

Gott hat die Gaben also mit dem Ziel gegeben, die Gemeinde aufzubauen:

Und Er hat gegeben etliche zu Aposteln, etliche zu Propheten, etliche zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern, um die Heiligen zuzurüsten für das Werk des Dienstes, zur Erbauung des Leibes Christi. – Epheser 4,11-12

Die einzige Ausnahme zu dieser Regel ist die Gabe des Sprachengebets, die ausdrücklich zur eigenen Erbauung gegeben wurde (1.Korinther 14,4). Damit ist einiges über das Umfeld der Gaben gesagt: da sie der Gemeinde gegeben sind, gehören sie auch in die Gemeinde und den Gemeindealltag hinein. Die Gemeinde ist das Übungs- und Wirkungsfeld der Geistesgaben.
Man kann Geistesgaben gar nicht für sich selbst verwenden, auch wenn das manchmal versucht wird. Sie zielen immer auf den anderen ab. Ein russisches Märchen illustriert diesen Aspekt:

Ein Rabbi kommt zu Gott: „Herr, ich möchte die Hölle sehen und auch den Himmel.“ – „Nimm Elia als Führer“, spricht der Schöpfer, „er wird dir beides zeigen.“
Der Prophet nimmt den Rabbi bei der Hand. Er führt ihn in einen großen Raum. Ringsum Menschen mit langen Löffeln. In der Mitte, auf einem Feuer kochend, ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Alle schöpfen mit ihren langen Löffeln aus dem Topf. Aber die Menschen sehen mager aus, blaß, elend. Kein Wunder: Ihre Löffel sind zu lang. Sie können sie nicht zum Munde führen. Das herrliche Essen ist nicht zu genießen.
Die beiden gehen hinaus. „Welch seltsamer Raum war das?“ fragte der Rabbi den Propheten. „Die Hölle“, lautet die Antwort.
Sie betreten einen zweiten Raum. Alles genau wie im ersten. Ringsum Menschen mit langen Löffeln. In der Mitte, auf einem Feuer kochend, ein Topf mit einem köstlichen Gericht. Alle schöpfen mit ihren langen Löffeln aus dem Topf. Aber – ein Unterschied zu dem ersten Raum: Diese Menschen sehen gesund aus, gut genährt, glücklich.
„Wie kommt das?“ – Der Rabbi schaut genau hin. Da sieht er den Grund: Diese Menschen schieben sich die Löffel gegenseitig in den Mund. Sie geben einander zu essen. Da weiß der Rabbi, wo er ist.

Manche Christen sind zwar von Gott begabt, kommen aber dennoch nicht in ihre Gaben hinein, weil sie nicht bereit sind, der Gemeinde zu dienen. Gott baut sein Reich durch Gemeinde, sie ist sein Wirkungsbereich in dieser Welt. Wer in Geistesgaben reif werden will, der wird nicht um Gemeinde herumkommen. Das stellt natürlich manche von uns vor ein Problem, nämlich diejenigen, die aus Gemeinden kommen, die nicht an Gaben glauben oder sogar Angst vor den Charismen haben. Die Verantwortung für die Gaben, die Gott in uns hineingelegt hat, stellt manchmal ein erhebliches Gegengewicht zur Treue zu einer bestimmten Gemeinde dar.

Wie viele Geistesgaben gibt es?
Je nachdem, welches Buch über Geistesgaben man liest oder welchen Prediger man hört, kommt man auf völlig unterschiedliche Anzahlen von Geistesgaben und natürlich auch auf völlig unter-schiedliche Gaben. Der Grund dafür ist der, dass es im Neuen Testament verschiedene Listen von Gaben gibt. Die drei grössten stehen im Römerbrief, im 1.Korintherbrief und im Epheserbrief:

• Römer 12,6-8: Weissagungen, Dienst, Lehre, Ermahnung, Freigebigkeit, Leitung, Barmherzigkeit
• 1.Korinther 12-13: Wort der Weisheit, Wort der Erkenntnis, Glauben, Heilungen, Wunderkräfte, Weissagungen, Geisterunterscheidung, Sprachen, Auslegungen, Apostel, Propheten, Lehrer, Hilfeleistungen, Verwaltung, freiwillige Armut
• Epheser 4,11: Apostel, Hirten, Lehrer, Propheten, Evangelisten

Interessant ist, dass keine dieser Listen vollständig sind. Obwohl alle drei aus der Feder des Apostel Paulus stammen, unterscheiden sie sich nach Art und Umfang doch erheblich. Ich vermute, dass Paulus über Gaben gesprochen hat, die in der jeweiligen Gemeinde vorhanden waren und an die er sich gerade erinnert hat, als er den jeweiligen Brief geschrieben hat. Es sollte sich an keiner Stelle um eine vollständige Liste handeln, die sagt: „Das sind alle Geistesgaben, die es überhaupt gibt.“
Das legt natürlich den Verdacht nahe, dass es noch mehr Gaben geben kann.
Tatsächlich bin ich davon überzeugt, dass es so ist. Die Zeiten haben sich in den letzten 2000 Jahren erheblich geändert, die Gemeinde hat heute andere Bedürfnisse als damals und es gibt somit andere Felder, Gott zu dienen.
Es gibt sicherlich geistliche Begabungen, die nicht in der Bibel stehen, die aber den „klassischen“ Gaben des Neuen Testamentes in nichts nachstehen. Ich denke z.B. an die Gabe des Kinderdienstes, der Seelsorge, des DJings usw. Gott begabt heute anders als damals.
Das heisst, dass man nicht genau sagen kann, wie viele Gaben es gibt. Jeder zählt anders, und jeder hat irgendwie recht. Aber solange etwas von Gott kommt, in Demut und Liebe ausgeübt wird und die Gemeinde aufbaut, ist es in Ordnung!

Impressum etc.
© bitte kopieren und weitergeben. copyright wird generell nicht erhoben.
verantwortlich für den Inhalt: storch. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Das russische Märchen habe ich von dieser Website:
http://www.literaturnische.de/prmi-russisch.htm
Bibelzitate nach der 1951er Schlachterübersetzung
mehr Theologie der Jesus Freaks Remscheid im Internet: www.theologie.jfrs.de]
[Download des pdf]

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2 Kommentare

  1. Klasse – viele gute Aspekte hier aufgezeigt!
    Nun bin ich ja bekanntl. „neu in der Branche“ 😉 und mir fehlt es sicher an „Übung“, bes. im Gemeindedienst, aber eins geht mir hier gar nicht rein und sollte villt. mal nachgebessert werden:

    „Geistesgaben von natürlichen Gaben zu unterscheiden ist nicht ganz einfach und in manchen Fällen sicherlich gänzlich unmöglich.“….

    Das es oft nicht einfach ist ok, aber „unmöglich“ ?? – es ist ja auch eine Gabe!

    „Eigentlich ist der Unterschied auch nicht so gross. Geistesgaben sind übernatürlich erhaltene oder durch den Heiligen Geist verstärkte Gaben für den Dienst in der Gemeinde, natürliche Gaben sind uns auch von Gott gegeben und sollten für das Reich Gottes eingesetzt werden.“

    Nicht, dass es nicht wichtig wäre, wenn einer den Staubsauger reparieren kann, mit dem der Gemeinderaum geäubert wird und ein anderer sich nicht zu schade ist, damit auch zu saugen, oder jmd. hat genug Kenntnisse und eine nat. Begabung gut zu reden und er so auch prima predigen oder evangelisieren kann, nicht dass der schlichte Glaube meiner Oma weniger Heil bedeutet als der des reifen, geistlichen Christen, ABER das sind doch ganz andere Schuhe! Es gibt nat. Begabungen, mit denen sicher auch effektiv gedient werden kann und soll, doch es ist Menschenwerk – hilfreich und gut. Das Werk des HG ist doch gaanz anderer Art und hat bestenfalls von aussen betrachtet gelegentl. gewisse Ähnlichkeit mit den Geistesgaben – in geistl. Hinsicht und für den Dienst bedeuten sie einen Unterschied wie Bibelkenntnis und Offenbarungserkenntnis, wie Krankenpflege und Heilungsdienst, wie Gutmenschentum und Nachfolge Jesu – das eine hat Ursprung in unsere Seele, unserem Charakter und guten Willen – das andere in Gott, er wirkt es in und durch uns(eren wiedergeborenen Geist) – es ist SEIN WERK.

    Beides zu unterscheiden und klar zu trennen halte ich für dringend nötig („..bis es scheidet Seele und Geist“ Heb.4,12), denn oft genug steht das nat. dem geist. voll im Weg, sowohl in der pers. Nachfolge, dem Gemeindeleben und auch der Evangelisation.

    Segen

  2. ich weiss, was du meinst, bento. aber ich bin mit dem thema selber noch nicht durch, wie ich mehr und mehr merke.
    bei vielen dingen ist es ja ganz offensichtlich, aber bei predigen, lobpreis, lehren, seelsorgen und vielen anderen finde ich die trennlinie nicht. da kommen oft übernatürliche gaben ganz natürlich daher. oder natürliche gaben haben einen übernatürlchen hintergrund (wenn z.b. der geist handwerker begabt).
    ist aber auch nur ein nebenaspekt, der nicht ganz so wichtig ist. wenn ich mal ordentlich drüber bete, kommt bestimmt klarheit. bin nur gerade zu sehr mit anderen sachen beschäftigt um das zu tun.

    danke für den hinweis!

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