21. Januar 2008 7

Der lange Weg

Die Engelskala macht deutlich, dass es einige Entwicklungen braucht um in den Heilungsdienst zu kommen. Diese Entwicklungen gehen in den wenigsten Fällen schnell von Statten, meistens dauert es Jahre um in einen übernatürlichen Dienst hineinzukommen. Kenneth Hagin schreibt, dass der Weg zur Heilung selten eine Schnellstrasse ist . Wir müssen bedenken, dass einer der wichtigsten Parameter die darüber entscheiden, ob es leicht oder schwer fällt für eine Sache zu glauben, geistliches Erbe ist. Ich hatte nie echte Probleme damit an die Kraft des Heiligen Geistes zu glauben. Ich hatte sie früh in meinem Leben erfahren und hatte nicht durch theologische Prägungen durch eine christliche Kinderstube eine geistliche Verhärtung gegen den Geist. Vielen, die ich später kennen lernte ging es da ganz anders: sie hatten durch die christliche Familie in die sie hinein geboren wurden zwar viel Gutes mit auf den Weg bekommen, waren aber auch mit einem Misstrauen gegen „Schwarmgeister“ und alles Charismatisches geprägt. Für sie war es außerordentlich schwer, Gott gefühlsmäßig zu erleben weil sie immer im Hinterkopf hatten, dass das illegal wäre.
Heute fällt es den meisten Christen sehr leicht daran zu glauben, dass sie allein aus Gnade durch den Glauben errettet sind. Die allermeisten Christen, die ich kenne kommen sehr schnell zu einer gewissen Heilsgewissheit. Ob diese Heilsgewissheit immer auch im Angesicht des Todes trägt, wird der Augenblick ans Licht bringen müssen, aber zumindest kenne ich wenige Christen, die trotz ihrer Erlösung richtig Angst vor dem Tod haben. Früher war das einmal anders. Christen vergangener Jahrhunderte, gerade im Zeitalter der Reformation, als Christen die Lehre der Errettung aus Gnade durch Glauben wieder neu belebten und annahmen, waren die Kämpfe um ein Gefühl der Heilsgewissheit ebenso stark wie heute die Kämpfe um göttliche Heilung. Viele Heilige rangen mit der Bibel um die Gewissheit zu bekommen, die heute so normal ist. Viele starben ohne diese Gewissheit je erreicht zu haben. Bill Johnson schreibt:

Heilung ist Teil des normalen Christenlebens. Gott schrieb darüber in seinem Buch, er machte sie anschaulich durch das Leben Jesu. Er trug uns auf, das nachzumachen, was Jesus tat. Warum fällt es uns dann so leicht zu glauben, dass unser Gebet funktioniert, wenn wir für Errettung beten, während es uns gleichzeitig so schwer fällt zu glauben wenn wir um Heilung beten? Weil Errettung und die Erfahrung der Wiedergeburt seit Jahrhunderten ständig ergriffen und gelehrt werden, während Heilung selten verstanden und oft sogar theologisch bekämpft wird (Bill Johnson: the supernatural power of a transformed mind, 86-87. Übersetzung: Storch.).
(…)
Was würde heute geschehen wenn bereits vor Jahrhunderten die Kraft des Evangeliums zur seelischen, geistlichen und körperlichen Heilung angenommen worden wäre? Was wäre wenn die Kirche seit Generationen diesen harten Boden gepflügt hätte? Dann würde es nicht nur ein paar „Heilungshelden“ geben sondern der ganze Leib Christi würde anerkennen dass Heilung ein wichtiger Teil des Auftrags Jesu ist. Durchschnittschristen würden Missbildungen sehen und sagen „kein Problem“. Krebs? Kein Problem. Fehlende Gliedmassen? Kein Problem. Wir würden ohne ein Jota Unglauben in Kraft beten .

Der Kampf um Heilung ist ein Kampf, der in der Vergangenheit nicht oft genug geschlagen wurde um von einem umfassenden Durchbruch in Deutschland sprechen zu können. Deshalb fällt es den wenigsten leicht ihre Heilung zu bekommen oder gar in den Heilungsdienst zu kommen. Aus diesem Grunde ist damit zu rechnen, dass ein langer und oftmals frustrierender Weg vor jedem liegt, der sich bemüht, in diese göttlichen Wahrheiten hineinzukommen.
Es ergibt keinen Sinn, sich darüber Illusionen hinzugeben. Mehr noch, Jesus warnt davor, sich Dinge schön zu reden und zu einfach vor zu stellen (Matthäus 14,28ff).

Für die meisten Christen ist die größte Frage des Heilungsdienstes, ob Gott einen Menschen heilen will. Darüber haben wir bereits geredet und wissen, dass das nicht die Frage ist. Die Frage ist, wie wir die Heilung bekommen, die Jesus bereits für uns erkauft hat. Hier ist Ausdauer gefragt, denn eines ist sicher: wer zu früh aufgibt, der bekommt seine Heilung ganz bestimmt nicht; noch weniger wird er in den Heilungsdienst kommen.
Ausdauernd zu sein bedeutet, mit dem Ziel vor Augen immer wieder aufzustehen, sich von Gottes Kraft erfüllen zu lassen und wieder weiter zu gehen. Es bedeutet, auch in einem Prozess, der sich über Jahre hinzieht, nicht den Mut zu verlieren sondern immer wieder weiter zu gehen, bis man da ist oder heim zum Herrn geht.

Wenn ich Biographien von Leuten im Heilungsdienst lese achte immer besonders auf die kleinen Randbemerkungen und Anekdoten, die den Weg der betreffenden Person in den Dienst zeigen. Nur wenige haben lang und ehrlich über ihre Fehlschläge und Irrwege berichtet, aber zwischen den Zeilen kann man immer wieder etwas durchblitzen sehen. Ich zitiere mal exemplarisch für viele die Geschichte von John Wimber:

Als ich anfing für Kranke zu beten, war dies gleichzeitig eine Zeit der Reinigung. Gott zeigte mir meinen Stolz und meine Unabhängigkeit. Zehn Monate betete ich für Kranke und zehn Monate gab es nur Misserfolge. Ich wurde ausgelacht und verspottet, doch ich blieb bei meinem Entschluss, für die Kranken zu beten. Oft wurde ich zornig auf Gott. Doch er gebrauchte mich erst in dem Moment für Heilungen als ich an das Ende meiner eigenen Kraft gekommen war und erkannte, dass ich ohne ihn nichts tun könnte. (Heilung in der Kraft des Geistes, Seite 29)

…Die Schwangerschaftszeit der göttlichen Heilung in mir begann am nächsten Sonntag und dauerte sechs Monate. Innerhalb dieser Zeit handelte fast jede Predigt, die ich hielt, von göttlicher Heilung. Es waren erst wenige Wochen vergangen, da sagte mir Gott, dass ich nach jeder Predigt einen Altarruf für die Kranken machen sollte, damit wir für sie beten könnten.
(…)
Beim ersten Mal wurde keiner geheilt. Im Gegenteil, einige von denen, die für die Kranken beteten, steckten sich sogar bei diesen an! Wir bekamen Grippe, Erkältungen, sogar Kopfschmerzen. Das ganze war eine sehr demütigende Erfahrung.
(…)
Doch am nächsten Sonntag sagte Gott erneut, dass ich einen Altarruf machen sollte, sowohl im Morgen- als auch im Abendgottesdienst.
(…)
Und so ging es acht oder neun Wochen lang. Immer noch war kein einziger geheilt worden.

Mit der Zeit wuchs in mir Enttäuschung, und ich fühlte mich verletzt. Einige Leute verliessen die Gemeinde. Sie wollten bei so etwas Törichtem nicht länger mitmachen.
(…)
Als Woche um Woche verging, ohne dass wir einen Erfolg sahen, wurde ich mutlos. Einmal, als ich in der Bibel las, um mich auf eine Predigt vorzubereiten, wurde ich so zornig, dass ich die Bibel zuschlug und sagte: “ich predige nicht mehr über Heilung.“ Da sprach Gott ganz klar zu mir: “entweder Du predigst mein Wort oder du kannst gehen.“ “Gehen?“, fragte ich voll Angst, “was meinst Du mit gehen?“
Ohne auf meine Frage einzugehen, sprach der Herr zu meinem Herzen: “predige mein Wort, nicht deine Erfahrung!“
(…)
Wir beteten also weiter für die Kranken; durch unser Versagen wurde uns schmerzlich bewusst, dass es uns an Erkenntnis fehlte. Wir wussten nicht, WIE wir beten sollten. Ich begann, die Bibel genau zu durchforschen, um mehr über Heilung zu lesen.
(…)
Auch las ich alle christlichen Bücher zum Thema, die ich finden konnte.
(…)
Ich wollte wissen, wie ich jedes Mitglied meiner Gemeinde für den Heilungsdienst ausbilden und ausrüsten könnte…
Nachdem wir zehn Monate lang ohne Erfolg gebetet hatten, erlebte ich meine größte Niederlage.
(…)
Ganz verzweifelt hörten wir schließlich auf. Ich war so am Ende, dass ich mich auf den Boden warf und zu weinen anfing. “Das ist nicht fair“, schrie ich, “du sagst, dass wir predigen sollen, was in deiner Bibel steht, aber wenn wir danach handeln, lässt du uns im Stich.
Mein Herz war zerbrochen. Nach ein paar Minuten kam ich wieder zu mir und sah mich um – die anderen Männer lagen auch alle auf dem Boden und schrieen zu Gott. Unser Misserfolg hatte uns zerbrochen. Ich schlich nach Hause und legte mich ins Bett.“ (ebd. 59-61)

John Wimber war in späteren Jahren weltbekannt für seinen Heilungsdienst, und es tut gut, zu lesen, dass er nicht mit dieser Fähigkeit geboren wurde, sondern dass es für ihn ein echter Kampf war, in den Dienst zu kommen.
Wer in den Heilungsdienst kommen will braucht also auf jeden Fall eines: Durchhaltevermögen und Ausdauer. Der Prozess kann sich über Jahre und in manchen Fällen sogar Jahrzehnte hinziehen.
Dabei steht alles in einem Spannungsverhältnis zwischen zwei Bibelstellen:

Hingehaltene Hoffnung macht das Herz krank, erfülltes Verlangen ist ein Lebensbaum. (Sprüche 13,12 nach der Einheitsübersetzung)
und
(seid Nachahmer derer) die aufgrund ihres Glaubens und ihrer Ausdauer Erben der Verheißungen sind. (Hebräer 6,12)

Offenbar reicht eine Verheißung nicht aus um Gott zu erleben. Diejenigen, die uns der Schreiber des Hebräerbriefes als Beispiele vor Augen malte hatten nicht nur eine Verheißung, sie hatten auch Ausdauer. Eine Verheißung hat jeder von uns und wir wissen, dass alle Verheißungen, alle Versprechen Gottes in Jesus erfüllt sind. Aber es braucht Geduld und Ausdauer um in sie hinein zu kommen, um sie für uns nutzbar zu machen.
Hier ist eine echte Herausforderung für jeden, der Jesus nachfolgt. Es fällt keinem von uns leicht, dran zu bleiben und immer wieder Motivation auf zu bringen um zu glauben, zu hoffen und zu beten. Dennoch ist es der einzige Weg um mehr von Gottes Herrlichkeit zu sehen.
Die größte Gefahr auf diesem Weg ist meiner Ansicht nach die hingehaltene Hoffnung, die das Herz krank macht. Hoffen und Warten kann enorm frustrierend sein. Wenn man nur von dem lebt, was andere erlebt haben oder was man in der Bibel liest und in seinen Visionen sieht, dann kann das wirklich hart sein. Aber vielleicht ist es Dir ein Trost zu erfahren, dass es sicherlich jedem so ergeht, der auf Gottes Wegen geht.

Ich versuche so zu leben, dass die Sehnsucht nach Gott nicht aufhört, aber auch nicht in einen destruktiven Frust umschlägt. Manch einer hat schon zwischendurch aufgegeben, weil es zu frustrierend war dabei zu bleiben. Manchmal ist es besser, eine kleine Pause ein zu legen, was anderes zu machen. Jesus hat viele Gleichnisse aus dem Ackerbau gepredigt. Eine Weisheit, die man da lernen kann, auch wenn Jesus selber nicht darüber gepredigt hat, ist, dass die natürliche Fruchtfolge bedeutet, dass man auch mal ein Feld brach liegen lassen muss damit sich der Boden wieder regeneriert.
Mit dem Geist ist es ebenso, man kann zu viel säen und zu sehr hinter einer Ernte her sein. Auch wenn es wichtig ist, über dem Wort zu brüten und zu beten ist es manchmal dran einen Gang zurück zu schalten, das Ziel aus den Augen zu lassen und sich zu entspannen. Das ist kein Kapitulieren sondern Weisheit. Nach einer Weile kann man erfrischt und mit neuer Motivation wieder ans Werk gehen.

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7 Kommentare

  1. Danke für die hilfreichen Gedanken! Ich glaube, das gilt nicht nur für den Heilungsdienst, sondern genauso für viele andere Bereiche unseres immer noch so kraftlosen Christentums!

  2. unbedingt. heilung ist eben das thema an dem ich arbeite, aber es ist wird nur ein einstieg sein. im grunde ist das meiste auf alle bereiche des übernatürlichen anwendbar, aber so weit bin ich noch nicht und ich empfinde auch, dass ich noch in dem bereich von heilung bleiben sollte.

    für ein kraftvolles christentum!

  3. eine frage:
    was macht johnson, wimber, hagin & co „zitierungswürdig“? war es der dienst? die gemeinde(job als leiter)? ihre autobiographien?
    gibt es neben diesen genannten noch weitere?

  4. sie haben es alle auf ihrem gebiet zu einer gewissen expertenschaft gebracht. ausserdem haben sie mich inspiriert. deswegen zitiere ich sie.

    klar gibt es andere. ich zitiere ja recht viel in diesem blog: blaise pascal, mutter teresa, outer circle… super viele eben.

  5. Danke Storch für diesen inspirierenden Beitrag.
    Ich komme aus einem geistlichen Background, wo das genau so war. Man war skeptisch gegenüber den Charismatikern, hatte Angst vor dem Heiligen Geist und hat auch nicht wirklich für Kranke gebetet.

    Interessant finde ich, dass ich bereits als kleiner Junge sehr lange für meine krebskranke Patentante gebetet habe (ich mochte sie wirklich sehr). Meine Mutter war der Meinung, dass meine Tante so lange gelebt hat, weil ich so intensiv für Heilung gebetet habe (jahrelang). Als ich 10 oder 11 war, ist die Tante dann doch an Krebs gestorben.

    Es geht mir in vielen Bereichen so, dass ich da noch nicht wirklich den Durchbruch erlebt habe, obwohl ich großartige Verheißungen und Prophetien bekommen habe. Insbesondere beim Thema Heilung ist es schwierig und mühsam (obwohl ich durchaus schon Heilungen erlebt habe).

    Da beruhigt es doch sehr, dass es andern ähnlich ergeht/ erging. Ich glaube auch, dass wir manche Gebiete erst wieder erobern bzw. etablieren müssen.

    Witzig ist auch die Geschichte, wie Wimber überhaupt zum Thema Heilung gekommen ist. Er war ja anfangs völlig dagegen. Seine Frau hatte sich schon früher dafür geöffnet. Nachts als er schlief, hat sie ihm heimlich die Hände aufgelegt. Er wachte auf, weil er merkte, dass eine Kraft durch ihn geflossen ist und er geheilt war. Nun konnte er das nicht mehr leugnen und streckte sich danach aus… ^^

  6. ja, es ist ein langer weg. aber die geschichte von wimber ist anders:

    seine frau hatte schmerzen in der schulter („rheumatische arthritis“ heisst es in „power healing“) und legte sich seine ahnd auf als er schlief – sie wurde geheilt und wimber wachte auf weil seine hand so heiss war. (heilung in der kraft des geistes, seite 45)

    ich glaube, ihr könntet ein heilungsseminar in münchen gebrauchen, oder? ich kenne da einen guten heilungslehrer, gerade auch für den teil „in den dienst kommen“. 🙂

  7. Yepp! Ja, so war das. Ich hatte nur noch ne grobe Erinnerung daran. So ist es noch viel interessanter…

    Ist ne Idee mit dem Heilungsseminar. Dafür bin ich immer zu haben.
    Kannst ja mal nen Kontakt herstellen, natürlich nur wenn er vertrauenswürdig ist 🙂 ^^

    Werde das auf jeden Fall mal weitergeben!

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