Ein Fundstück bei ASBO-Jesus brachte mich darauf, (mal wieder) etwas zu diesem Thema zu schreiben.


Mich lassen Horrostories über Glaubensexzesse nicht kalt. Bin selbt schon das Opfer von wohlmeinenden Geschwistern gewesen, die in der Überzeugung recht zu handeln übers Ziel hinaus geschossen sind. Ich mag es auch gar nicht, wenn anderen der Glaube abgesprochen wird oder sonstwas, wenn eine Heilung nicht geklappt hat. Unsensible Glaubensprediger können eine echte Pest sein (äh, sind wir dann nicht von ihnen erlöst?). Dass ich dem Glauben eine wichtige Rolle beimesse habe ich an anderer Stelle ja schon gesagt, deshalb nimmt mich jetzt hoffentlich niemand mit den notorischen Kritikern der übernatürlichen Bewegungen in Sippenhaft.
Über Jesus wird an mehreren Stellen gesagt:

Man brachte Kranke mit den verschiedensten Gebrechen und Leiden zu ihm, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte, und er heilte sie alle. (Hier Matthäus 4,24 nach der Einheitsübersetzung)

Ich lese es so, dass er alle heilte, die mit viel, die mit wenig und die mit gar keinem Glauben, alle eben. Glaube ist sicherlich ein sehr wichtiger Faktor, aber es gibt auch andere (dazu später mehr).

Ich meine, dass wir ein Missverständnis haben das uns ständig begleitet wenn über Glauben gesprochen wird. Der Irrtum, dass Glaube eine Leistung ist, die man erbringen kann und die dann Gott dazu zwingt etwas für uns zu tun. So verstanden ist Glaube nur eine Spielart der hässlichen Gesetzlichkeit. Versteht man es so, kann man tatsächlich zu wenig Glauben haben und sich dafür schuldig fühlen.
Aber Glaube ist Vertrauen, ein Vertrauen das auf Offenbarung und Beziehung fußt. Es ist nicht möglich Glauben zu erzwingen. Man kann ihn nicht produzieren. Wer glaubt, der wird das meistens unbewusst tun, wie ein Kind seiner Mutter vertraut ohne je darüber philosophiert zu haben.
Wer über Glaube spricht, der redet über Beziehung und Liebe zu Gott – aber mehr noch von der Liebe Gottes zu seinen Menschen. Damit ist auch klar, dass der Weg zu „mehr“ Glauben nicht darüber führt sich mehr zu bemühen sondern darüber, dass wir den Menschen einfach sagen, wer Gott ist und was er für sie getan hat. Miteinander beten, Bibel lesen und auch sich die Nöte des Menschen anzuhören wirkt so glaubensfördernder als eine Moralpredigt darüber, nicht genug zu glauben.
Das Thema „wie bekomme ich Glauben“ ist in der Bibel nicht besonders groß angelegt; vielleicht deshalb weil unser erstes Ziel sein sollte Gott so kennen zu lernen wie er ist – dann kommt der Glaube nach.

Be Sociable, Share!

13 Kommentare

  1. Du hast sicher recht, v.a. mit dem letzten Abschnitt. Ich finde man muss da selber immer wieder mal den Kurs korrigieren, wenn man auf diese Leistungsschiene gerät.

    Aber ich bin eigentlich noch nie jemandem begegnet, der mir oder jemand anderem zuwenig Glauben unterstellt hätte – sowas gibt´s doch wohl eher selten, oder? Sicher ist eine solche „Horrorstory“ schon zuviel, aber mir geht´s doch etwas auf den Geist, wenn manche Leute das dann wieder so pauschalisieren. Wenn ich mir die Kommentare auf die obigen Karikaturen anschaue, dreht sich mir ehrlich gesagt auch so einiges um – man kann eben auf beiden Seiten vom Pferd fallen…

  2. das ist wahr.
    aber ich habe glaube früher selber für eine leistung gehalten. zum glück trifft man solche leute wirklich eher selten, aber komischerweise halten uns auf diesem blog einige kommentatoren auch für solche menschen.

  3. „Zu wenig Glauben.“ Das habe ich in unserer Gemeinde schon oft gehört. Ich bin froh das Jesus uns diesem Leisungsdruck nicht aussetzt.

  4. genau, meiner ansicht nach ist das problem eine lehraussage zu der man keine ausnahmen mehr zulässt. das geht in die hose. aber dass glaube wichtig ist sollte jedem klar sein, der das NT gelesen hat.

    ich finde die totenerweckungen auch den hammer.

  5. Ich finde das Thema „Glaube und Heilung“ wichtig – deshalb gut, dass Du immer wieder diese Themen ansprichst.

    Ich denke schon, dass der Glaube ein Schlüsselmoment ist.
    Aber es fällt mir schwer, daraus eine Lehre zu formulieren, die ohne Ausnahme gelten würde.
    Denn Jesus ließ auch Tote zum Leben auferwecken – mitunter in Situationen, in denen weder der Tote noch die Zeugen einen nennenswerten Glauben hatten.

    Das ist das Tolle bei Jesus:
    Er kann heilen – selbst wenn wir keinen Glauben haben!

  6. „Das Thema “wie bekomme ich Glauben” ist in der Bibel nicht besonders groß angelegt; vielleicht deshalb weil unser erstes Ziel sein sollte Gott so kennen zu lernen wie er ist – dann kommt der Glaube nach.“ – ja. Unbedingt.

    Dennoch fordert Jesus immer wieder dauzu auf, Glauben zu haben. (Zum beispiel Markus 11, 22) Das hat schon auch eine aktive Komponente – die man jedoch wiederum ohne Gott kennen zu lernen kaum haben kann. Andererseits bescheinigte Jesus Leuten Glauben, die ihn überhaupt nicht kannten, Heiden und Juden gleichermaßen… – ist schon ein vielschichtiges Thema. Bleibt spannend.

  7. Wer über Glaube spricht, der redet über Beziehung und Liebe zu Gott – aber mehr noch von der Liebe Gottes zu seinen Menschen.

    danke, storch
    dieser satz hat mich mal wieder voll ins herz getroffen.
    ja in der nähe gottes, sprich in der lebendigen beziehung, wird mein glaube wachsen.
    so habe ich das seit einiger zeit für mich festgestellt.
    und so wird auch die liebe zu meinen mitmenschen wachsen.
    da ich gott aus der beziehung heraus besser kennen und verstehen lerne,
    und so eine veränderung in mir statt findet.

  8. Man kann Gal.2,20 im griechischen Text so verstehen: …ich lebe im Glauben, DEM DES Sohnes Gottes usw. Kein Mensch kann sich etwas nehmen, es muß uns notwendigerweise vom Himmel gegeben werden. Der Teufel glaubt auch an Gott und zittert. Der Glaube, der uns in Gottes Augen gerecht macht und den Zugang zu allen geistlichen Segnungen eröffnet kommt von Gott höchstpersönlich in unser Herz als ein Geschenk durch Sein machtvolles, schöpferisches Wort 2.Petr.1,1; Röm.10,17
    Genau Storch, „Leistungsglaube“ (den das NT gar nicht kennt) ist eine Form von Gesetzlichkeit.

  9. gerd, mein lieber freund, ich heisse dich herzlich willkommen hier!

  10. Hallo Zusammen,

    Vieleicht ist es ja auch noch ein Aspekt, darüber nachzudenken an was und wie ich glaube. Damit meine ich jetzt nicht an Gott, Jesus … glauben, sondern mehr : wie stelle ich mir meine Beziehung zwischen Gott und mir vor.
    Und das Wort, welches mir da nach Liebe und Vergebung einfällt ist das Wort Gnade.
    Ich muß also nicht selber eine Leistung in Form von Glauben erbringen, die Frage ist, ob ich glaube, das Gott Gnade für mich und für jeden Menschen hat !
    Und es ist doch letztendlich die Gnade Gottes die mich / uns rettet, ebenso, wie es die Gnade Gottes ist die heilt.
    Wie Gerd schreibt, ist Leistungsglaube eine Form von Gesetzlichkeit. Gesetzlichkeit ist meiner Meinung nach eine versteckte Form von Selbsterlösung. Gnade hingegen kann ich mir nicht erwirken, die bekomme ich geschenkt, unverdienter Maßen, ohne etwas dafür tun zu können.
    Diese Gnade entspringt einer tiefen und absoluten Liebe zum Menschen, und diese Liebe ist es, die errettet und heilt.

    Und ich befürchte das ich da nicht so ganz alleine stehe, mit Gedanken die mich etwas für Gott ableisten lassen wollen. Der Storch hat mal das nette Beispiel mit dem Fasten gebracht ( ich kann auf Essen nicht verzichten, habe also noch nicht gefasstet ), und sprach von „in den Hungerstreik treten“ 🙂
    Das ist SO WAHR, man glaubt, man könne GOTT durch fasten, beten, glauben, proklamieren ….. die Hand auf den Rücken drehen, und IHN zwingen uns das zu geben was wir haben wollen ….. Heiland schenk Gnade !
    Ja eben : Gnade und nicht Leistung ! Und an Gnade will ich glauben, und Gottes Gnade will ich erflehen und erleben – und da weiß ich dann auch, das ich im Willen Gottes bitte.

    Grüße

    Kai

  11. damit begrüsse ich schon den zweiten alten freund heute. willkommen kai!

    ich habe gerade angefangen, „the true nature of god“ zu lesen, auch auf deine empfehlung hin. super buch!

  12. Kaum noch was zu ergänzen… vielleicht noch:
    Oft ist es auch ein Problem der Negativdefinition. D.h. wenn Glaube als Abwesenheit von Zweifel definiert wird führt dies Zwangsläufig ins Leistungsdenken. Tatsächlich ist aber Zweifel ein wichtiger Bestandteil des Prozesses hin zu einem tief verwurzelten Glauben.

    Dreht man das dahingehend um, dass Zweifel erst ausgeräumt werden müssten, um zu Glauben, würde das den Glauben an sich ad absurdum führen.

  13. Jesus hat seinen Jüngern oft gesagt, dass ihnen Glaube fehlt. Vielleicht verstehen
    manche Leute die Nachfolge so, dass sie auch so reden müssen.

    Aber ich stimme zu, dass solche Sprüche nur „Sauerteig der Pharisäer“ sind. Im Vergleich dazu hat Jesus immer auch gleich einen Beweis für die Kraft des Glaubens mitgeliefert (z.B. Mk 4,35 ff, Joh 11, …).

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>