24. Oktober 2007 11

zurück zur ersten Liebe

Zwischendurch sortiere ich immer wieder mal alte Dateien und schaue nach, was ich noch überarbeiten muss oder noch gebrauchen kann. Derzeit sehe ich mir die alten Handouts an, die ich eine zeitlang gemacht habe als ich noch keine Bücher geschrieben habe und das Internet für mich nicht so nutzbar war wie heute. Da kann man schon fast sentimental werden, der folgende Text ist vom 27.11.2002, damals habe ich noch meistens die Schlachter zum predigen genommen.
Ich werde mit der Zeit einiges von den alten Sachen hier reinsetzen.

„Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld, und daß du die Bösen nicht ertragen kannst, und daß du die geprüft hast, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner erfunden; und du hast Ausdauer, und um meines Namens willen hast du getragen und bist nicht müde geworden. Aber ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke nun, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle stoßen, wenn du nicht Buße tust!“ (Offenbarung 2,2-5, Schlachter-Übersetzung)

Was hier als ein göttliches Sendschreiben an die Gemeinde in Ephesus in der Bibel steht, ist auch für uns als einzelne Gläubige fast zweitausend Jahre später von Bedeutung.
Gott kennt die Werke und die Arbeit, die sich mancher von uns macht, ist aber nicht recht beeindruckt davon. Auch die Ausdauer und Treue sieht er sehr wohl, tadelt aber eine unsaubere Einstellung, eine ungute Haltung, indem er sagt: „Ihr habt die erste Liebe verlassen!“. Nicht zuerst auf gute Werke kommt es Gott an, nicht auf ein mühsames Ausharren, so gut das auch sein kann. Es ist das Leben in der ersten Liebe, das Gott sehen möchte.

Was ist die erste Liebe?
Oft wird es so ausgelegt, dass die „erste Liebe“ hier das anfängliche Verliebtsein in Jesus darstellt: den ersten Gefühlsüberschwang, das Verliebtsein in Jesus am Anfang unseres Lebensweges mit ihm.
Eine derartige Überbewertung einer anfänglichen Erfahrung, so schön und tiefgehend sie auch gewesen sein mag, ist falsch.
Liebe muss wachsen, das gilt im Bereich der natürlichen Partnerschaften und der Bruderliebe ebenso wie im geistlichen Bereich für die Liebe zu Gott. So schön und intensiv es am Anfang auch gewesen ist, es geht weiter und es geht tiefer. Unsere Liebe zu Gott wird im täglichen Glaubensleben permanent gereinigt und geläutert und wird im Laufe unseres Glaubenslebens reiner und kräftiger.
Gemeint ist hier nicht die zeitlich, sondern die qualitativ erste Liebe, das, was bei uns Nummer eins ist.
Diese erste Liebe ist für uns ein wichtiger Schutz vor Gesetzlichkeit. Paulus schreibt in Römer 13, 10: „die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes“. Mit anderen Worten, die Liebe erfüllt das Gesetz. Jesus ist nicht gekommen, um uns von den Alttestamentlichen Moralgesetzen zu befreien und uns ein Leben in Unmoral zu geben. Vielmehrhat er die ethische Messlatte so hoch gehängt, dass niemand sie jemals völlig erreichen wird: Ihr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: «Du sollst nicht töten»; wer aber tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder zürnt, wird dem Gericht verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! (hebr. Nichtsnutz), der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr! der wird dem höllischen Feuer verfallen sein. (Matthäus 5:21-22)

Einerseits, um klarzumachen, wie tief verloren und wie erlösungsbedürftig der Mensch ist. Kein Einhalten von Regeln und Gesetzen kann uns je in Gottes Augen gerecht machen, denn selbst wenn man alle Gebote hält, aber in einem versagt, ist man schuldig am ganzen Gesetz (Jakobus 2,10).

Andererseits aber auch die Zusage, dass die Liebe das Gesetz hält. Dadurch, dass ich meinen Nächsten und sogar meinen Feind liebe, liegt mir nichts ferner, als ihm zu schaden. Dadurch, dass ich Gott liebe, fällt es mir schwer, nicht von ihm zu reden oder Zeit mit ihm zu verbringen.

Viele Christen erleben es am Anfang ihres Weges mit Gott genau so. Es ist leicht, mit Jesus zu leben. Die Sache geht gut von der Hand; Zeit mit Gott und anderen von ihm erzählen sind keine Sache von Disziplin, sondern eine Herzenssache.
Später kommt dann aber oft der Abfall von dieser ersten Liebe, von Jesus als erster Priorität in unserem Leben, und als Folge treten Regeln, Werke, Mühe und Ausharren in unser Glaubensleben. Das Leben mit Gott wird zum Krampf.

An dieser Stelle wird man leicht zum „älteren Bruder“ im Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lukas 15,11-32). Der ältere Bruder hätte alles haben können, was der Vater hatte, und eine Menge Parties machen, war aber so beschäftigt damit, für den Vater zu arbeiten und die Hausordnung einzuhalten, dass er nie dazu kam, auch einmal die Freuden des Lebens mit dem Vater zu geniessen.
Als dann der verlorene Sohn nach Hause kommt, ist der ältere Sohn zornig über das Fest, das zu dessen Ehren gegeben wird.
Christsein muss aus einer liebenden Beziehung zu Jesus gelebt werden, wenn es nicht in eine religiöse Leistung ausarten soll.

Genau das ist auch der Punkt in Galater 3 Vers 3, wo Paulus den Galatern vorhält, im Geist angefangen zu haben und es nun im Fleische vollenden zu wollen.
Jesus warnt uns davor, dass die Liebe in vielen erkalten wird (Matthäus 24 Vers 12), was ja heisst, dass sie zunächst einmal heiss gewesen sein muss. Das muss nicht so sein, es ist sehr wohl möglich, seine Begeisterung und Leidenschaft für Jesus über die Jahre zu erhalten und zu vertiefen. Wenn es aber dennoch einmal passiert ist, dass wir von dieser ersten Liebe abfallen und unser Christsein von einer Liebesbeziehung zu einer blossen Religion verkommt, sehen wir hier drei Schritte, die uns zur ersten Liebe zurückbringen:

1. Bedenke nun, wovon Du abgefallen bist…
Ein Nachdenken über gute Sachen in der Vergangenheit schafft die Sehnsucht und die geistliche Energie, die jetzige Abgeschlafftheit zu überwinden. Hier ist nicht das lähmende Zurückschauen gemeint, das Frau Lot zur Salzsäule erstarren liess (1.Mose 19,26), und dem der Apostel Paulus so völlig entsagt hat (Philipper 3,14) sondern eine ermutigende Rückschau, die Kraft für die Zukunft bringt.

2. … tue Busse…
Busse ist im biblischen Sinne eine Abkehr vom schlechten und eine Hinwendung zum Guten. Busse meint überhaupt nichts Negatives, sondern eigentlich nur, dass man erkannt hat, dass es etwas Besseres gibt, als man hat und entsprechend handelt. Nämlich indem man dieses Bessere wählt.
Durch die gedankliche Beschäftigung mit dem Guten, wovon man abgefallen ist, kommt die Kraft zu dieser Busse.

3. … und tue die ersten Werke…
Auch hier gilt wieder: nicht die zeitlich ersten Werke, sondern die höchsten Prioritäten. Früher habe ich immer gedacht, ich sollte wieder in den Zustand zurückversetzt werden, den ich kurz nach meiner Bekehrung zu Christus hatte und genau das gleiche tun wie damals. Aber das stimmt nicht. Hier geht es darum, die Sachen zu tun, die im Leben mit Gott wirklich wichtig sind, die Beziehungsdinge. Es ist eine Frage der richtig gesetzten Prioritäten. Was nimmt den höchsten Stellenwert für mich ein, womit beschäftige ich mich mehr? Verbringe ich mehr Zeit mit Gott oder mehr Zeit für Gott?

Wenn ich wirklich umgekehrt bin und meine Zeitprioritäten stimmen, ist die Liebe zu Gott kein Problem mehr. Man kann nicht Zeit mit Gott verbringen und ihn nicht lieben. Er ist wunderbar, und mit ihm zu leben, heisst ihn zu lieben.

Es mag sein, dass wir immer wieder einmal nötig haben, diese Schritte zu gehen, wenn unsere Liebe in den Sorgen des (frommen) Alltags erstickt wird. Das mag auf den ersten Blick stressig scheinen, aber es lohnt sich. Der Weg zu Jesus ist immer auch ein Liebesweg und nicht hart.
Wie kann der Weg zurück zu einem Geliebten je zu lang oder zu anstrengend sein?

Impressum etc.
© bitte kopieren und weitergeben. copyright wird generell nicht erhoben.
verantwortlich für den Inhalt: storch. Für Fragen stehe ich gerne zur Verfügung.
Bibelzitate nach der 1951er Schlachterübersetzung
mehr Theologie der Jesus Freaks Remscheid im Internet: www.theologie.jfrs.de
zu diesem Handout gibt es eine Predigtkassette. Auch als mp3 im Internet

[Beim lesen fällt mir auf, dass ich heute anders schreibe. Zumindest hoffe ich das, denn der Stil kommt mir recht ungelenk und „hölzern“ vor. Inhaltlich stehe ich aber noch voll dahinter. Ich habe über diese Stellen oft gepredigt.
Audio: Die einzige Predigt, die ich gerade im Netz habe ist diese hier vom 13.10.2000
PDF: hier ist ein .pdf des Handouts, mit Layout und Bildern und so.]

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10 Kommentare

  1. Lustig, diese Predigt hab ich damals Live gesehen, später als mp3 gehört und jetzt also nochmal gelesen. Das tolle daran, sie hat immer gepasst.

  2. nach noah baue eine arche eine predigt um in erinnerungen zu schwelgen…
    btw, kann ich den text oder die predigt von „gottes wort ist wie ein zweischneidiges schwert haben…“ ich weiss, du hast da mal drüber gepredigt, aber ich find die predigt nicht…

  3. Kennst du das: Gott macht dich auf eine bestimmte Sache aufmerksam und plötzlich hörst, siehst und liest du überall das Thema, was Gott grade anspricht.

    Genau das passiert mir grade =) Danke für’s veröffentlichen.

    Gruß
    Zissy

    P.S.: sprachlich finde ich den Text in Ordnung, überhaupt nicht ungelenk.

  4. @zissy:
    herzlich willkommen hier. ich kenne das auch, geht mir ständig so, dass gott „mein thema“ überall predigen lässt, in bücher schreibt u.sw. ich mag das

  5. @ andichrist: ich glaube, es ist diese: http://www.jfrs.de/theologie/mp3/mp3/20050114/index.php
    sicher bin ich aber auch nicht.

  6. danke – ich hör mal
    eine predigt von dir ist ja nie verschwendete zeit ( schleim 😉 )

  7. Hi Storch! Danke für den Predigtlink.. bin beim Durchstöbern deiner Seite drauf gestoßen und hab sie mir gleich reingezogen (also die über das wort gottes-schwert) und es war echt voll gut. the Lord reigns, let the earth rejoice! fetten Segen und ich freu mich schon drauf mal wieder in ner freak-gemeinde zu sein… 🙂

  8. sehr gerne. gottes segen und herzlich willkommen hier, scheint ja dein erster kommentar zu sein – zumindest unter dieser mailadresse.

  9. Jetzt muss ich doch auch mal nen Kommentar dalassen!! Mir gehts nämlich wie Zissy *gg* und ich freu mich gerade, dass ich einfach überall wo ich gerade lesen und höre Gottes wunderbare und großartige Liebe entdecke!!
    Danke für den Beitrag… ich glaub das Handout wird ausgedruckt und über den Schreibtisch gehängt!!!

    LG Carla

  10. vielen dank und herzlich willkommen, carla!

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  1. […] tears in the night filled with pain you’re running from the love that you had once before your first love […]

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