Die Kranken in Korinth sind nicht namentlich genannt, deswegen sind sie auch nicht sonderlich bekannt und ich hätte sie in dieser Studie beinahe übersehen. Dennoch zeigt sich im 1.Korintherbrief ein so wichtiges Prinzip über Heilung, dass ich diese Stelle unmöglich herauslassen kann.
Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis!

Denn sooft ihr dieses Brot eßt und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Wer also unwürdig das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein.
Der Mensch aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch.
Denn wer ißt und trinkt, ißt und trinkt sich selbst Gericht, wenn er den Leib des Herrn nicht richtig beurteilt.
Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen. (1.Korinther 11,25-30 nach der Elberfelder)

Die Situation in Korinth war, dass einige krank waren und einige sogar schon tot, obwohl sie es nicht sein sollten. Es ist interessant, dass Paulus diese Schwäche mit dem Abendmahl verknüpft. Offensichtlich empfindet er es als nicht angebracht, dass die Gemeinde sich in diesem Zustand befindet.
Ich finde allein das schon bemerkenswert, dass Paulus herausstreicht, dass eine Gemeinde in der es viele Kranke und frühzeitig verstorbene gibt, nicht in dem lebt, wie Gemeinde eigentlich sein sollte. Offensichtlich ist der Normalzustand einer Gemeinde geistliche Kraft, die sich auch in Heilung und Gesundheit auswirkt, so dass niemand krank oder schwach ist oder früh stirbt. Das muss man erst mal auf sich wirken lassen, es ist bestimmt für die allermeisten christlichen Gemeinden eine enorme Herausforderung. Mich ermutigt immer ein Zeugnis von Kenneth Hagin, der einfach mit jedem Kranken in seinen Gemeinden (er stand im Laufe der Jahre mehreren Gemeinden als Pastor vor) Heilungskurse machte und erlebte, dass die Menschen geheilt wurden, so dass er keine Leute beerdigen musste, die nicht ein gutes Alter erreicht haben.

Das Verständnis der Stelle wird erschwert durch eine falsche Vorstellung von „Leib“, die sich in den Köpfen der meisten Christen festgesetzt hat und die mich selber auch so stark geprägt hat, dass ich sie über Jahre nicht in Frage gestellt habe.
Manche Gemeinden haben eine sehr krasse Abendmahlstheologie, wie ich durch eine Freundin mitbekommen, mit der ich eine Weile zusammen war. In ihrer Gemeinde durfte man nicht am Abendmahl teilnehmen, wenn man eine Sünde im Leben hatte oder wenn auch nur die Gefahr bestand, man könnte Sünde im Leben haben. So durfte niemand teilnehmen, bei dem man einen Fernseher fand, niemand der aus einer anderen Gemeinde kam, es sei denn dass es eine Gemeinde desselben Bundes gewesen wäre und er ein Empfehlungsschreiben der dortigen Brüder vorweisen könnte, und ganz bestimmt kein Ungläubiger. Der Grund war zutiefst positiv, deshalb sage ich das auch nicht in einer kritischen Haltung gegenüber solchen Gemeinden. Es ging darum Gottes Wort, und eben auch diese Warnung, ernst zu nehmen. Wenn es auf die geistliche Kraft und – im wahrsten Sinne des Wortes – Gesundheit der Gemeinde gehen konnte, jemanden im Abendmahl zu haben, der den Leib des Herrn nicht recht beurteilt (manche Übersetzungen sagen „unterscheidet“), dann wollte man eben die Abendmahlsfeiern rein und heilig halten – wenn nötig durch Ausschluss kritischer Leute.
Nun habe ich in solchen Gemeinden nie ein besonders hohes Maß an Heilungskraft oder Gesundheit gefunden, was vermuten lässt, dass die Taktik nicht geklappt hat.

Irgendwie hat sich der Gedanken festgesetzt, dass Abendmahl etwas mit dem „Leib Jesu“ als der Gemeinde zu tun hat. Abendmahl wird meist als etwas Gemeinschaftliches erlebt und Sünde im Abendmahl deshalb als etwas verstanden, was die Gemeinschaft schwächen kann. Die Folge ist dann eine Abendmahlspraxis die von Angst geprägt ist weil man diese schwächenden Einflüsse auf die Gemeinde natürlich ausschließen will.

Unterscheiden oder beurteilen bedeutet, dass man erkennt, was man da gerade tut oder mit dem Brot in der Hand hat. Deshalb mag ich die Einheitsübersetzung, die Vers 29 etwas freier, aber damit auch verständlicher übersetzt:

Denn wer davon ißt und trinkt, ohne zu bedenken, daß es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er ißt und trinkt.

Es geht hier nicht darum, den Leib des Herrn als die Gemeinde in der Hand zu halten. Das so zu verstehen ist im Grunde echter Unsinn. Es geht um den Leib Christi, der für uns gebrochen wurde. Das Abendmahl enthält zwei Substanzen: Brot und Wein. Der Wein ist das Blut des Bundes, das vergossen wurde zur Vergebung der Sünden (Matthäus 26,28). Über das Brot sagt Jesus nur, dass es sein Leib ist, der gebrochen wird. Anders als beim Blut gibt es hier keine Spezifizierung wozu er gebrochen wird.
Dennoch ist es klar, was der Leib repräsentiert, Jesaja schreibt in seinem Erlösungskapitel darüber.

Seht, mein Knecht hat Erfolg, er wird groß sein und hoch erhaben.
Viele haben sich über ihn entsetzt, so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen. (Jesaja 53,13-14)
(…)
… Er hatte keine schöne und edle Gestalt, so daß wir ihn anschauen mochten. Er sah nicht so aus, daß wir Gefallen fanden an ihm.
Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.
Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. (Jesaja 53,2-5 nach der Einheitsübersetzung)

Warum diese Unterscheidung in Blut und Leib, die Paulus hier macht? Er sagt ja nicht, dass Kranke da sind weil sie das Blut nicht schätzen. Ich glaube, dass Blut und Leib hier für zwei verschiedene Ebenen oder Bereiche der Erlösung stehen, die beide zusammen gehören (deshalb kann man sie auch nicht ganz trennen). Während Jesus mit seinem Blut den neuen Bund eingeleitet und die Sünden vergeben hat, lagen die Krankheiten so zu sagen auf seinem Körper. In einer geistlichen Sicht hätte man ihm das ansehen können.
Deshalb sind viele krank gewesen in Korinth, weil sie diesen Teil des Opfers nicht wert schätzten oder keine Erkenntnis darüber hatten, sie wussten nicht, dass der Leib Jesu für sie durch Krankheit zerbrochen wurde, als er ihre Schmerzen trug. So herum gedacht ergibt diese Stelle auf einmal einen ganz anderen Sinn. Sie ergibt sogar mehr Sinn als die andere Ansicht.
Ich bin sicher, dass wir als Leib Christi (diesmal die Kirche/Gemeinde) immer noch darunter leiden, dass wir zwar Erkenntnis über das Blut und die Vergebung der Sünden haben, aber die komplette Erlösung nicht annehmen. Wir unterscheiden den Leib noch immer nicht.

Es gibt manche Heilungsprediger, z.B. Hermann Zaiss, die den Zusammenhang zwischen Heilung und Abendmahl sehr genau herausgearbeitet haben. Leider nur auf Kassetten, nicht in Büchern. Seltsamerweise kenne ich dennoch nur wenige Gemeinden für die Abendmahl ein Mittel zur Krankenheilung ist.

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9 Kommentare

  1. Sehr cool. Astrein. Du hast da ein Thema aufgegriffen, auf das mir andere keine Antwort geben konnten. Nein, die Formulierung ist falsch. Ich hab die Antworten nicht so annehmen können, da passte was nicht (für mich). Sage ich lieber so. Denn genau diese Jesaja-Stellle mit den Krankheiten war mir ein Rätsel. Wo waren denn diese Krankheiten an Jesus? Er trug sie! Aha, und wo, wie und wann?! Und dann kam nix mehr.
    Du sagst, dass man ihm das in einer geistlichen Sicht hätte ansehen können. Ok, man kann sagen, dass da weit her geholt ist. Die Nummer mit dem passend machen.
    Aber ich finde das jetzt garnicht unlogisch. Also spontan fand ich die Antwort total genial und deswegen nehm ich die jetzt so hin und Ende 🙂

  2. Moin Storch,
    Also ich kann dem Gedankengang nicht ganz folgen. Du hattest ja schon aufgegriffen, wie es den Leuten damals in Korinth so erging, aber war die Sicht von Paulus nicht eher: „Mist, da sterben Christen, BEVOR Jesus wiederkommt“? Hat er nicht deshalb auch noch extra erwähnt, was mit denjenigen passiert, die entschlafen, bevor das tausendjährige Reich anfängt? Es war also, meiner Meinung nach, nicht die Aussage: „Oh nein, Leute sterben, die eigentlich noch garnicht hätten sterben müssen“, sondern „Leute sterben, weil sie alt/gebrechlich/krank sind, bevor Jesus sie >einfach in das neue Leben hineinnimmt die unreinen Heiden, die bei Ritualen geopfert wurden) und in Lumpen gekleidet. Das hört sich nicht nach einer „gesunden“ Lebensform an. Aber ich will hier auch keinen Wealth-Glauben vorwerfen!
    Nur hatte mich das irgendwie ein wenig… stark verunsichert, was ich hier über Glauben und Heilung gelesen hatte. Aber ich habe noch nie eine Bibelschule besucht oder eine Seminar oder so 🙂 Kein Plan.

  3. Ups, aufgrund der „html-Regeln“ hat er die Hälfte des Postings verschluckt….

  4. …hingenommen und Ende! 🙁

  5. *lol* Soll ich maulen?! Kann ich auch… kann ich gut… aber nich hier und heute 😉 Morgen wieder. Auf die Jammerlotte is Verlass :mrgreen:

  6. für mich ist Abendmahl feiern immer ein Siegesschrei in die geistliche Welt. „Jesus hat es wirklich getan, er hat sein Leben abschlachten lassen, für mich. Wo gibt es einen Gott, wie meinen?“ Das ganze Ausmass werde ich wohl erst in der Ewigkeit kapieren. Vorher wird sich der ein oder andere Feind Gottes sich noch das ein ums andere mal die Ohren zuhalten (müssen). :-))

  7. hi felix,
    herzlich willkommen hier!

    ich kenne diese theologie auch die du beschreibst. finde ich aber unschlüssig weil paulus hier ja von einer haltung spricht, die dazu geführt hat, dass die leute gestorben sind. überhaupt ist das tausendjähringe reich so dünn bezeugt, dass ich unsicher bin, ob es da eine besondere naherwartung hin gab.

  8. Der Leib hat (wie das Blut) auch mit dem ewigen Leben zu tun:

    Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt.
    (Joh. 6,51)

    Von Krankheit steht hier nichts.

    Ich bin mir irgendwie überhaupt nicht schlüssig, was Blut und Brot im Abendmahl ganz genau für eine Bedeutung haben. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen? Papa hat mir bisher noch nicht darauf geantwortet …

  9. Achja, die Analogien im AT:
    Brot: Mana
    Blut: Passa

    Naja, ich komm noch drauf 😉

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