25. September 2007 13

Bündnisse

Ich lese gerade mal wieder den Galaterbrief und wie das so ist, ich komme kaum über ein paar Zeilen hinaus, dann bleibe ich schon wieder an etwas hängen. Diesmal schon beim 2.Vers:

… an die Gemeinden in Galatien…

Wir haben von Paulus Briefe an Einzelgemeinden (Ephesus), Einzelpersonen (Timotheus) und eben mehrere Gemeinden in einer Region. Man kann allerdings davon ausgehen, dass auch die Briefe, die sich nicht ausdrücklich an mehrere Gemeinden richteten, unter den Gemeinden weitergereicht wurden um im Gottesdienst vorgelesen zu werden.

Das ist in sofern interessant, als es den universalen Charakter der Briefe herausstellt. Alle Briefe im NT sind in irgendeiner Weise problemorientiert. Sie bieten Hinweise und Anweisungen für bestimmte Schieflagen und Probleme in einer konkreten Situation. Dennoch sind sie Gottes Wort an jeden Menschen, auch an diejenigen, die nicht mit diesen Problemen behaftet sind und nicht in derselben Situation stecken wie die Menschen und Gemeinden damals.
Ich hatte immer wieder damit zu kämpfen, eine Wahrheit aus dem 3.Johannesbrief für mein Leben anzunehmen:

Der Älteste an den geliebten Gaius, den ich in Wahrheit liebe. Lieber Bruder, ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht. (3.Johannes 1,1-2)

Mit welchem Recht kann ich einen Wunsch, den Johannes für Gaius hatte, für mich heute als Gottes Wunsch für mich annehmen? Mit demselben Recht mit dem ich ein Schreiben an einen Gemeindeverband in Galatien als für mich wichtig annehme! Es ist Gottes universal gültiges Wort, das hier an Menschen in einer konkreten Situation ergeht.

Was mich aber noch mehr fasziniert – und in diesem negativen Zusammenhang fast erschaudern lässt – ist, dass hier ein Verbund von Gemeinden ein gemeinsames Problem hat. Nicht nur, dass sie alle den Brief vorgelesen bekamen, sie hatten es vielmehr auch nötig. Es hatte sich nicht eine Gemeinde von Gottes gutem Evangelium abgewandt sondern die „Region Galatien“ war in der Gefahr vom Evangelium ab zu fallen.
Es ist für Gemeinden von höchster Bedeutung sich gut zu überlegen, mit wem sie sich verbünden und wessen Partner sie werden. In Bezug auf Menschen warnt Paulus an anderer Stelle, dass schlechter Umgang gute Sitten verdirbt. (1.Korinther 15,33). Das Prinzip scheint allgemeingültig zu sein – auch bei Gemeinden kann der Bund in dem sie stehen zum Guten oder zum Schlechten ausfallen. Segen oder Fluch. Schon eine interessante biblische Beobachtung.

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13 Kommentare

  1. ->“Es ist für Gemeinden von höchster Bedeutung sich gut zu überlegen, mit wem sie sich verbünden und wessen Partner sie werden.“

    Heißt das, sie sollen sich die Leute „genau“ angucken die sie in die Gemeinde lassen? Wer „Mitglied“ sein darf und wer nicht?!

    Wäre ein Schutz vor „geistlichen Zersetzern und Zwietrachtsähern“, doch geht das so einfach?!

  2. Wenn man genauer liest, stellt man fest, dass „Bündnisse von Gemeinden“ gemeint sind. Es geht nicht darum, nur die in die Gemeinde aufzunehmen, die der Gemeinde nützen, sondern vielleicht um zum Beispiel Gemeindebünde („Bündnisse“ eben), theologische Denkstrukturen, die dahinter stecken und das Fortkommen der Einzelgemeinde manches Mal behindern können. So verstehe ich den Post.

    Wenn das theologische Erbe oder die Vorgaben des Dachverbandes meiner Denomination wichtiger wird als das Wort Gottes, wird es schonmal schräg – und kann leider das Vorankommen (des Einzelnen wie der Gemeinde) behindern bis verhindern…

  3. @ mickey : ich denke, dass es hier primär nicht um einzelne leute geht, sondern um gruppen mit bestimmten „glaubensgrundsätzen“, die nicht mit dem evangelium vereinbar sind, trotzdem aber ein elementarer punkt ihrer lehre sind. ( sich für tote taufen lassen, kuriose engellehre usw.). mit denen sollte man nicht unbedingt ein bündniss eingehen.
    ist ja irgendwie heute noch die frage, was machen wir mit unseren „geschwistern “ die schwule trauen, kinder taufen, scheidungsgottesdienste veranstalten und auf der anderen Seite am Augsburger Bekenntnis festhalten, nach den Motto : Hängt die Wiedertäufer.
    Vielleicht sagt es uns, dass wir nicht auf jeder Party tanzen sollten, auf dessen Einladungskarte „christlich“ draufsteht.

  4. Nochmal, um Missverständnissen vorzubeugen – ich bin ein absoluter Einheits-Fan, und freue mich über jede Zusammenarbeit mit Christen anderer Denominationen – aber ich muss mit ihnen deshalb noch kein Bündnis eingehen. Wenn ein Bündnis mir die Zustimmung zu in meinen Augen fragwürdigen theologischen Positionen oder Zielrichtungen abverlangt, kann und will ich dieses Bündnis nicht eingehen.

  5. amen königstochter

  6. So wie ich das sehe, gab es ja damals keine „Dachverbände“ und die Gemeinden waren alle unabhängige „Gemeinden Christi“ (Röm.16,16), was schon auf das eigentl. und einzige „Bündnis“ hinweist. Klar hatten sie Kontakte, Hilfestellung und Austausch war üblich, aber durch die Denominationen wurde und wird dieses Prinzip, dass jede Gemeinde für sich vor Gott verantwortl. ist verlassen, überregionale Machtstrukturen oder Lagerbildung entstehen und bestimmen die christl. Landschaft bis heute… alles äusserst ungesund.

    Achso @storch – wenn man die Briefe der Apostel als universale Worte Gottes an uns anerkennt, sollte man dann nicht auch ihre „Sonderstellung“ in Bezug auf die Gaben anerkennen ??

  7. Vielen Dank für die Info’s!

    Sich für tote taufen lassen, erwähnt ja Paulus auch, ohne damit weiter ins Detail zugehen ob das verwerflich sei..!!!

    Aber Scheidungsgottesdienste? Grotesker geht’s ja fast nicht mehr!

    Sagte nicht Jesus zu den Phärisäern, daß Moses den Scheidungsbrief Ihnen nur wegen ihres verhärteten Herzen zugestand und es aber am Anfang so nicht vorgesehen war?!

  8. „dass hier ein Verbund von Gemeinden ein gemeinsames Problem hat. Nicht nur, dass sie alle den Brief vorgelesen bekamen, sie hatten es vielmehr auch nötig.“
    Man könnte ja daraus schleßen, das gemeinden in regionen oder Ländern unabhängig von der Denomination ähnliche Probleme haben ohne sich abgesprohen zu haben wie kommt so etwas?
    Ein Beispiel, deutsche Christen haben im Gegensatz zu chinesischen Christen ein Problem mit „zu wenig Heilung“

  9. warum haben deutsche Christen ein Problem mit „zu wenig Heilung“?! Vielleicht machen wir Gott kleiner als er ist?! Aus Angst wir könnten sonst falschem Hochmut verfallen? Uns sitzt immernoch das „Pharisäertum“ im Nacken!!!

  10. stimmt, mir geht es um gemeindeverbünde.

    ich glaube schon, dass es sie gegeben hat. immerhin ist ja der galaterbrief an die gemeinden in galatien geschrieben. so wie ich die apg verstehe, gab es da einige und sie werden nicht einzeln adressiert sondern scheinen dasselbe problem gehabtzu haben.
    offb klingt für mich nach ähnlichem, die sendschreiben gehen von einem an alle – jeder liest sie und vor allem redet gott mit einem johannes über mehrere gemeinden.

    @norbi: keine ahnung. vielleicht territorialgeister? immerhin sind ja einzelne länder auch ähnlich drauf. übrigens glaube ich auch, dass wir ein problem mit zu wenig heiligung haben. wir haben da eher gesetzlichkeit.

  11. Territorialgeister ist genau das Stichwort. Michael Schiffmann sagt, das die Bindung oder das Muster der territorialen Macht uns am meisten an Erweckung und Durchbruch im Übernatürlichen hindert. Einerseits ist es ganz klar das wir nicht das erleben was wir in der Apostelgeschichte lesenund haben auch viele Probleme in der geimeinde Sucht, Depression etc. und andererseits sehe ich nicht das ich mich von einem territorialen Geist beherschen lasse.
    Komisches Thema geht warscheinlich ziemlig in geistlichen Kampf und so.
    Mein Problem ist einfach wie ich damit praktisch umgehe
    OK für Antworten oder Predigtlinks bin ich dankbar

  12. Michael Schiffmann hat da mal eine Predigt drüber gehalten mit verschiedenen Beispielen: Frankfurt am Main- Mammon, Schwaben- Arbeitssüchtig, Berlin -Stolz
    hört sich vielleicht etwas verückt an, aber ich finde das da schon etwas dran ist

  13. darein habe ich fast keinen einblick. aber ich habe einen telefontermin mit MS darüber. bin schon gespannt!

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