Vor einigen Tagen habe ich darüber gepostet, wie man mit der Komplexität des Lebens und der Bibel als Prediger umgehen kann. Jetzt habe ich wieder mal über dieses Thema diskutiert und daraus folgend natürlich auch weiter gedacht. Es ist immer die alte Frage, die Nicht-Christen stellen und Fundis gerne mit „nein!“ beantworten. Enthält die Bibel Widersprüche?
Ich meine, dass sie keine enthält, würde die Frage aber anders beantworten als die Fundis (wie lange wird es noch dauern, bis die Medien diese als „Christenisten“ bezeichnen?).

Wenn ich einen Abend im Kultshockk verbringe und Du mich die ganze Zeit belauscht, dann wirst Du vielleicht zwei Gespräche hören. Jemand fragt mich: „ist es okay, wenn ich ein Bier trinke?“ und ich antworte: „nein, auf keinen Fall ist das okay!“ Minuten später hörst Du wie mich jemand fragt: „ist es okay, wenn ich ein Bier trinke?“ und ich antworte: „sicher, warum nicht?“
Wenn Du das in meinem Blog lesen würdest, auch noch mit einigen Tagen Abstand zwischen den Posts, dann würdest Du bestimmt sagen: „was ist denn mit dem Storch los? Der war doch sonst recht vernünftig, aber mittlerweile widerspricht er sich maßlos“, und Du würdest mich möglicherweise aus Deinem feedreader löschen.
So empfinden viele Leute wenn sie das Wort Gottes lesen. Mal steht da, „Abraham wurde aus Glauben gerecht“ (Römer 4,3); dann wieder, dass auch Werke dazu wichtig waren (Jakobus 2,21-22). „Was denn nun?“ fragen sich da manche. Dieser „Widerspruch“ ist leicht aufzulösen wenn man weiss, dass Glaube immer Werke hervorbringt, andere sind da schon härtere Nüsse.

An dem Abend im Kultshockk hättest Du weniger Probleme gehabt, wenn Du meine Gesprächspartner gekannt hättest. Dem trockenen Alkoholiker der gerade vor einer Woche seine Therapie beendet hat, riet ich deutlich vom Bier ab. Bei unserem Gastprediger, der mit Bier umzugehen weiss, hatte ich keinerlei Bedenken.
Mit dem Lesen der Bibel ist es dasselbe. Es geht nicht nur darum, was da steht sondern an wen es sich in welcher Situation wendet. Wir sind zu komplex als das Gott uns immer allen dasselbe sagen könnte.

Das grösste Problem, das die Christen mit der Bibel haben ist, dass sie Gottes Wort noch immer als Gesetzbuch sehen und nicht als BEZIEHUNGSBUCH. Die Bibel ist niemals dazu geschrieben worden ihrem Buchstaben zu folgen, sie ist ein geistliches Buch (Johannes 6,63) und muss geistlich gelesen werden. Gottes Wort ergibt nur dann Sinn, wenn wir es mit dem Heiligen Geist zusammen lesen und er uns die Anwendung auf unsere momentane Situation schenkt. Dann ist es so, dass er mal hart und mal entspannt mit uns redet; uns mal aufbaut und dann wieder herausfordert – das ist eben Bezeihung.
Es ist kein Widerspruch darin zu finden, dass der allmächtige Gott mal sagt: „Storch, entspann Dich“, und dann wieder: „Storch, gib Gas!“ Es zeigt sich darin eine gesunde Beziehung, kein verwirrter Gott.
Wir leiden oft daran, dass wir geistliche Dinge nicht als in die Gottesbeziehung eingebettet sehen. Das ist eines der Grundparadigmen des Glaubens. Das Wort ist nicht dazu da unseren Verstand zu befriedigen sondern um uns in Kooperation mit dem Heiligen Geist im geistlichen Wachstum zu unterstützen.

[dieser post ist mein erster, der bei theolounge veröffentlicht ist]

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9 Kommentare

  1. Besser hät ich das nicht ausdrücken können. Danke für die wunderbare Illustration. So kann ich das jetzt auch besser erklären, wenn ich da mal wieder ein Gespräch zu habe.

  2. Hieße es dann nicht eher Christisten?

  3. Right !! Vor kurzem meinte ein Typ, dass die unterschiedl. Angaben in den Auferstehungsberichten ein Beleg seien, dass das frei erfunden sei. Ich meinte – bring mal 4 Leute in ein Zimmer und lass sie hinterher aufschreiben was sie gesehen haben – die Berichte werden alle anders sein, also gibt eas das Zimmer nicht – echt eine Glanzleistung der Inteligenz !! 🙂

  4. „Warum machen sich Christen oft Probleme selbst…

    …anstatt sich der Welt anzunehmen ?“

    Das höre ich immer wieder und mich selbst treibt das auch so um!

    Deine Ausführungen über die Bibel als Beziehungsbuch und nicht als Gesetzbuch treffen doch diesen Punkt genau!

    Ich hoffe das dies noch ganz viele Leute lesen werden!!!

  5. das ist ein schönes bild, bento!

    @ micky: das hoffe ich natürlich auch 🙂 kann gerne jeder linken, reposten und zitieren, der das will. freue mich immer über so was – alles, was hilft die botschaft unters volk zu bringen ist gut!

  6. hi storch,
    danke für diesen eintrag. denn gott ist nun wirklich kein gott der wiedersprüche und wenn einer gradlinig ist, dann ER. und da ER sowieso das wort ist (joh.1,1..), wäre alles andere nicht ok.

  7. Hi,

    ich finde die Herangehensweise des Artikels gerade an das Problem mit der Rechtfertigung aus Glauben allein, oder auch aus den Werken irgendwie schwierig. Klar, Gott sieht das Herz von jedem Menschen und weiß, was jeder Einzelne braucht, aber ich glaube, dass man durch Werke nicht gerecht wird vor Gott.

    Ich denke auch, dass Röm. 3,28(So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird durch den Glauben, ohne des Gesetzes Werke),die Werke völlig aus der Gerechtigkeit vor Gott ausschließt, so dass wir, wenn es um Erlösung geht voll von Gott abhängig sind, d.h., dass wir ihm da ganz vertrauen müssen, weil all unser Tun nicht ausreicht um gerettet zu werden, also gerecht vor Gott zu sein.

    Ich habe da hin und wieder einige Schwierigkeiten mit Jakobus und finde, dass man doch gerade wenn es um das eigene Heil geht voll auf Gott zählen können muss. Daraus erwächst dann ja Freude daran gute Werke zu tun, aber gerade weil ich das nicht tun muss für meine Rettung, also im Endeffekt für mich selbst, sondern ganz für den anderen dasein kann.

    Das schließt ja nicht aus, dass man ernsthaft versucht gut, also gottgefällig zu leben, aber nicht weil ich dafür dann was bekomme, sondern einfach weil es gut und richtig ist und das Leben eine göttliche Struktur hat nach der es funktioniert.

    Jakobus kennt meiner Meinung nach keinen Glauben, der ohne Werke errettet. Vielleicht erkenne ich das aber auch noch nicht ganz richtig…

    Ich lese immer wieder gerne von Dir, Storch. Es macht Spass deine Sichtweisen wahrzunehmen.

    Lieben Gruß
    Matze aus Münster

  8. Hi Matze,

    herzlich willkommen hier!

    Ich meine, dass Jakobus Paulus in einem wichtigen Punkt konkretisiert. Der Glaube von dem Paulus spricht kann leicht als ein theoretischer Glaube aufgefasst werden (was Jakobus als toten Glauben bezeichnet), Jakobus zeigt, dass Glaube mehr ist als ein Annehmen und Abnicken von Glaubensaussagen und plädiert so für einen lebendigen Glauben. Man muss beide Aussagen zusammen lesen damit ein Schuh draus wird.

    Alles Gute aus Remscheid, wir sehen uns bei Eurer Einweihungsparty!

  9. Woran hat Gott den Freude? /Widersprüchlichkeiten
    Einen tollen Beitrag fand ich bei http://www.pastor-storch.de/2007/09/14/widerspruchlichkeiten-in-der-bibel/
    Es geht um,…
    ich fand auch eine Dialog:

    Du: statisch festem plan“ oder spiel – fußball beispielsweise. diesem „freien spiel“ kann ich nichts abgewinnen – dem statischen bauplan auch nicht. der wird nicht mal in der realen welt 1:1 umgesetzt _ es gibt immer änderungen, weil irgendwas unvorhersehbares passiert.
    das kann ich mir bei Gott nicht so vorstellen – da passiert nichts unvorhergesehenes.
    Antwort:Was ist die denkerische Konsequenz dieser Erkenntnis?

    neues Denken – (Römerberief 12)
    „Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken, damit ihr prüfen und erkennen könnt, was der Wille Gottes ist: was ihm …“


    Der Meister fragte den Mönch: „Was hoffst du, durch Pilgerreisen zu erreichen?“
    „Ich weiss es nicht“, antwortete der Mönch.
    Der Meister sagte: „Nicht wissen ist genau das Passende.“
    Oder ein anderes Beispiel:
    Der Kaiser Wu von Liang fragte Bodhidharma: „Wer ist es, der vor mir steht?“
    Bodhidharma sagte: „Ich weiss es nicht.“

    Woran hat Gott den Freude?
    Du:: „reingewählt in einen plan – einen feststehenden, unverrückbaren plan“
    Antwort: Gott hat einen Plan! Nichts läuft ohne ihn, überrascht Ihn!
    Gott hat keinen Plan und ist echt überrascht über das handeln der Menschen. 1 Mose 6,5.6: „Es reute Gott, dass er die Menschen gemacht hatte.“ Die Reue zeigt, dass ER es vorher nicht wusste.

    esgrüßt.Oma Elisabeth

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