09. Dezember 2006 3

Oberflächlichkeit und Profil

Selten, extremselten, wird mir Oberflächlichkeit vorgeworfen. Betroffen ist dann weniger der Blog als mehr meine Predigten. Wenn ich diesen Vorwürfen nachgehe stosse ich meist auf eine interessante Sache: Oberflächligkeit bedeutet nicht immer die andere Seite zu sagen. In diesem Sinne kann man Oberflächlichkeit vielleicht auch mit Einseitigkeit übersetzen.
Gemeint ist normalerweise etwas, das ich selber mit „Profil“ bezeichnen würde. Die Abwesenheit der bereits ausgeschlossenen Seite (interessante Arbeitsdefinition für Profil, finde ich gerade). So wird es von manchen Nichtchristen als oberflächlich empfunden nicht zu sagen, dass es andere Wege zu Gott gibt als Jesus oder allgemein nicht zu sagen, dass es andere Wege gibt glücklich zu werden. Christen empfinden es gelegentlich als oberflächlich nicht die theologische Gegenposition zu erwähnen.
Ich halte es nicht nur für unmöglich in diesem Sinne nicht oberflächlich zu sein sondern nicht einmal für wünschenswert. Wahrheitsfindung ist ein Exklusionsprozess – in diesem Prozess habe ich mir viele Meinungen angehört und viele Theolorien durchdacht und durchbetet. Das Ergebnis ist das, was ich jetzt glaube und vertrete: eine geistige Engführung zu dem, was nun meine Meinung ist, eine Meinung die sich durch Ausschluss vieler anderer Meinungen gebildet hat.
Um ehrlich zu sein, glaube ich natürlich dass diese Meinung sich schon ziemlich nah an der Wahrheit Gottes befindet. Wem das arrogant vorkommt, den muss ich fragen wieso ich eine Meinung vertreten sollte, die mir selber falsch vorkommt? Jeder der etwas ehrlich ist muss zugeben, dass er meint Recht zu haben. Niemand würde wissentlich was Falsches glauben. Dennoch haben wir alle die Demut zu wissen, was Wahrheitsfindung ein nicht abschliessbarer Prozess ist – zumindest auf Erden – und dass immer noch Entwicklungspotential da ist.
Die Wahrheit die ich kenne will ich natürlich so einfach und klar wie möglich kommunizieren. Wenn das bedeutet, dass ich mich dem Vorwurf der Oberflächlichkeit aussetze ist das okay. 🙂

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Ein Kommentar

  1. Lieber Storch,

    wer von Profilen immer nur kleine Ausschnitte wahrnimmt, weil einem das Ganze nicht in den Rahmen passt, muss von Oberflächlichkeit sprechen, das geht gar nicht anders… Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz.
    So. Und damit ich mich an diesem Montag nicht nur in markigen Sprüchen verliere:
    „Wahrheitsfindung ist ein Exklusionsprozess – in diesem Prozess habe ich mir viele Meinungen angehört und viele Theolorien durchdacht und durchbetet.“
    Danke für diesen Satz. Der Vorwurf der Oberflächlichkeit resultiert ja zumeist daraus, dass das Gegenüber meint, man hätte längst nicht alle Faktoren berücksichtigt. Dass man das getan haben kann und diese Faktoren (vorläufig) als nebensächlich, wenn nicht gar irrelevant betrachtet , ist dann schwierig, wenn andere daran hängen… Prämissen klären ist nervig, aber nicht der unwesentlichste Teil einer Meinungs-, Entscheidungs- Wahrheitsfindung. Ich finde das spannend.

2 Pingbacks

  1. […] “Als Jesus auf der Wasseroberfläche ging, war er sehr oberflächlich. Er berücksichtigte wichtige Faktoren wie Wind und Wellen nicht. Petrus war hingegen sehr ausgewogen und hatte als Folge davon auch viel mehr Tiefgang.” Haso inspiriert von Storch […]

  2. […] Gedanken nach einem Post von Storch: […]

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