09. November 2006 8

Toleranz und Profil

Neulich war ich mal wieder in einer Schule. Meistens handelt es sich dann um gymnasiale Oberstufen, die gerade Ekklesiologie im Reliunterricht durchnehmen und jetzt mal einen Jesus Freak einladen. So war es auch diesmal. Die Doppelstunde ist gut gelaufen, ich kannte das Gymi und die Lehrerin und alles hat Spass gemacht.
Irgendwann kommt dann immer die Frage nach den anderen Religionen: „wie steht ihr zum Islam, zum Buddhismus usw.?“ Die Frage muss sich ja irgendwann jeder stellen, nicht nur die, die zu einer Religion(sgemeinschaft) gehören sondern auch die, die es (aus welchen Gründe auch immer) nicht tun. Wie geht man mit Anders(un)gläubigen um?

Zwei Extreme bieten sich an und lassen sich in der aktuellen Diskussion, etwa mit dem Islam, gut belegen. Die einen sagen, dass alles egal ist (sowieso derselbe Gott) und dass man deswegen alles so stehen lassen muss, wie es der andere meint. Die anderen sagen, dass nur ihre Meinung richtig ist und dass der böse andere sich beugen muss oder eben gebeugt wird. Um wieder mal auf aktuelle Diskussionen zwischen Abendland und Morgenland zurückzukommen: da sind die Positionen in diesen Schwerpunkten wohl recht eindeutig vergeben…
Ich halte die dritte Position für die beste: Liebe und Profil. Ich schreibe extra nicht „Toleranz“, auch wenn ich Toleranz getitelt habe. Toleranz wird immer mehr wischiwaschi, ein Miteinander von Menschen ohne Rückgrat, die krankhaft alles stehenlassen müssen. Die göttlichste Einstellung ist zu wissen, dass ich als Christ recht habe, aber den anderen in seinem Irrweg stehenlassen zu können bis Gott ihn überzeugt. Ebenso wie Gott die Sünde hasst und den Sünder liebt sollten wir andere Religionen als den Irrweg sehen den sie unserer Meinung nach darstellen aber den Menschen in diesem Weg mit göttlicher Liebe lieben.

Diese ganzen interreligiösen Gespräche funktionieren eben nur wenn sie auch von „religiösen“ Menschen geführt werden. Wer des eigenen Profils verlustig ging sollte sich schon aus Gründen der Logik enthalten!

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8 Kommentare

  1. Ich hab bei solchen Themen so meine Probleme, sobald man erwähnt das die anderen auf dem Holzweg sind, schon ist es mit dem Dialog aus und man wird als radikal ect. abgestempelt…

  2. Da kann ich wiedermal zustimmen. Es gehören aber ehrheblich rhetorische Fähigkeiten dazu, um „Liebe und Profil“ auch liebevoll und profiliert ausdrücken zu können.

    Ich glaube, oft liegen die Missverständnisse im sprachlichen Unvermögen der Gesprächspartner, genau diese beiden Dinge auszudrücken. Wenn ich sehr profiliert sein will, ist es schwer das liebevoll zu sagen und wenn ich sehr liebevoll sein will, verliere ich oftmals schnell mein Profil.

    In dem Bereich muss ich mich vor allem für die OT-Arbeit noch sehr weiterbilden.

  3. Vor 1/4 Jahr wurde ich von einem Main-Post-Reporter interviewt. Ich war froh, daß er mich erwischt hat. Er schrieb einen Artikel (http://brk.sytes.net/artikel.html) über die Jesus Freaks Bad Brückenau. Er fragte mich, wie wir Jesus Freaks zu „Namenschristen“ stehen. Ich hatte keine Ahnung, was er damit meint. Er erklärte mir „Christen, die in der Kirche sind“. Ich fragte, wie er das meint, wie ich dazu stehe. Er fragte mich, ob diese Menschen für mich auch Christen wären. Da sagte ich „das ist nicht mein Problem und meine Aufgabe, das zu beurteilen; ich ziehe vor jedem Christen den Hut, der seinen Glauben innerhalb der kath. Kirche lebt“. Danach fragte er mich nach dem Islam. Ich sagte, daß der Koran und die Bibel sich deutlich und beweisbar voneinander unterscheiden, aber daß ich nicht beweisen kann, ob nun Allah oder Jesus der wahre Gott ist. Dennoch sagte ich, daß sich Jesus für mich persönlich „bewiesen“ hat. Ich hab bei solchen Diskussionen oft das Gefühl, daß wir, die wir uns auf der richtigen Seite wähnen, gleich noch die ganze Welt dazu erklären sollen/müssen. Bei den Moslems tut das anscheinend keiner…?
    Grüße vom „radikalreformatorischen Wiedertäufer“ *kicher*
    sofx

  4. Wie auf meinem Blog zu lesen sind in meinem mir beheimateten
    Landkreis zur Zeit Jugendtage.
    Diese Jugendtage spielen sich ab in einem kleinen mittelhessischen Dorf.
    Dienstag war der Auftakt mit Echtzeit/Focus on God.
    Da der größte Teil der Jugendlichen im Kinder/Teenalter liegt,
    fühlte ich mich Dienstag dort auch ein wenig wie i.d.Schule.
    Ich komme selbst aus der Landeskirche.
    Habe mich´99 bekehrt und nach EC-Jugendkreis-Rotenburg/Wümme einer FeG angeschlossen.
    Mein 1.Kontakt zu Jesus-Freaks aber war ebenfalls in Nord-deutschland.
    Dennoch beschäftigte ich mich auch mit andere Religionen.
    Ich habe z.B.den Siddhartha von Hermann Hesse gelesen welcher ja in Indien spielt… 🙂
    Ich denke Toleranz und Profil Kindern und Jugendlichen zu vermitteln ist eine Aufgabe für sich.
    Für einen ist die Toleranzgrenze ereicht…
    Für den anderen noch lange nicht…
    Das beste Lehrbuch,das beste Profil ist und bleibt für mich die Bibel.
    Heute Abend ist Martin Dreyer und DJ-ojo dort zu Gast.
    Ich bin gespannt wie die Jugendlichen ihre Fragen zur Volxbibel formulieren.
    Ich freue mich drauf!
    Es gibt noch viele Leute die Jesus nicht kennen…
    In vielen Städten und Dörfern kennt man die Jesus-Freaks noch nicht.
    Ich bin ein Jesus-Freak!
    Und die ganze Welt kann es wissen…
    Es steht ja auch schon lange auf meiner Jacke! 🙂

    Euer Björn

  5. Wir haben letztens in Ehtik einen Test über die Entwicklung des Menschen geschrieben. Also halt das mit den hominiden, homo Habilis und so Zeug geschrieben. Was soll man als Schüler tun? Also hab ichs halt gelernt und aufgeschrieben. Um meine Meinung nicht so ganz untergehen zu lassen setzte ich folgenden Satz drunter:
    „Ich teile die Meinung dieser Entwicklung des Menschen nicht. Ich persönlich glaube an die Schöpfung der Bibel.“
    Als wir den TEst wiederbekommen steht folgender Satz drunter: „Muss der Glaube immer gleich die Wissenschaft ausschließen?“
    Und sie sprach mich kurz drauf an, wie überrscht sie sei dass es jemanden gibt der da so ne krasse Ansicht hat, das gehe ja schon in Richtung Fanatismus, so entsetehen Kriege…Und halt die Sache mit der Wissenschaft. Hä? Ich erst mal bisschen überrascht. Nach der Stunde bin ich nochmal hingegangen und erzählte ihr dass ich die Wissenschaft nicht ausschließe, sondern Bücher von Wissenschaftlern hab wo sie die Schöpfungstheorie beschreiben…aber irgendwie drehte sie mir das Wort im Munde rum. Ich meinte dass ich es auch nicht toll find dass wir alle Möglichen Philosophien haben, nur nicht auch mal die Schöpfung. Sie meinte hatten wir doch. Ja, mal 10 minuten als Mythos dargestellt, nicht mal die Möglichkeit in BEtracht gezogen dass da was dran sein könnte…Letztendlich drehte sie mir jedes Wort rum und ich wusste echt nicht mehr was ich sagen sollte. Klar ist sie tolerant und lässt meine Meinung stehen…aber irgendwie fand ich das nicht besonders toll alles…Mir fehlen eben auch einfach die Argumente.
    Ich meine, wie geht man denn mit sowas um, wenn sie mit Wissenschaft kommen und man selber davon nicht wirklich Ahnung hat, sondern eben einfach mal nur glaubt?

  6. „Stell Dir vor, es ist Christenverfolgung und keiner verfolgt Dich….“ sollte mein Lebensstil so ein Profil haben, dass ich verfolgungswürdig bin? Für mich ganz schön heraufordernd. Habe kürzlich noch ein zweites Profil entdeckt in Apg. 19,15 : Doch der Dämon verarschte sie nur: „Jesus? Den kenn ich! Paulus? Von dem hab ich mal gehört! Aber wer seid ihr denn bitte schön?“ (Volxbibel)

  7. oh mein täglich leben….habe drei semester lang jüdische studien und islamwissenschaft studiert…den islam hab ich vor einiger zeit mit theologie ausgetauscht….also mein täglich leben seit 2,5 jahren ist interreligiöser dialog… und irgendwie kann man sich zu tode diskutieren…
    was mir jedoch aufgefallen ist, dass vor allem moslems…aber auch juden, keine „wischiwaschi-ich-find-ja-deinen-glauben-auch-ganz-nett-und-irgendwie-haben-wir-doch-eine-gemeinsame-basis“-Gesprächspartner wollen, sondern Menschen, die wissen was sie glauben…und die trotzdem den andern akzeptieren und lieben, auch wenn sie nicht der gleichen Meinung sind. Also ganz deiner Meinung Storch. Muslime machen sich teilweise darüber lustig, wenn Christen mit ihnen sprechen wollen, die nicht überzeugt sind von dem was sie glauben…die eben kein Profil haben. Übrigens wird das dann auch von muslimischer Seite als Sieg des Islam gewertet…da unser Christentum schwächelt…

  8. Hi Lydia, ich stimme dir vollkommen zu! Ich studiere im 2. Semester Islamwissenschaft und Religionswissenschaft und kann deine Erfahrungen nur bestätigen. Gläubige Muslime können es nicht verstehen, warum a) Christen ihren Glauben noch nicht mal richtig kennen (z.B. das kaum ein normaler Kirchengänger je seine Bibel durchgelesen hat) und b) nur wenige Christen zu ihrer Meinung stehen und sich immer so halb dafür entschuldigen. Muslime glauben aus der „wissenschaftlich-empirisch-materialistischen“ Perspektive gesehen (ich setz das mal bewusst in Anführungsstriche) an genausoviel schwer begründbare Dinge, an Wunder und dergleichen, aber sie stehen viel mehr dazu! Ihnen ist es egal, ob die westliche Welt das für Unsinn hält. Dann liegt die westliche Welt eben falsch, punktum. Manchmal wünsche ich mir mehr von dieser kompromisslose Einstellung für mich selbst, wobei man es natürlich nicht übertreiben darf.

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