…hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn, den er zum Erben aller Dinge eingesetzt hat, durch den er auch die Welten gemacht hat; (Hebräer 1,2)
Nachdem Gott sich also durch das ganze AT hindurch immer wieder als ein redender, sich gerne offenbarender Gott erwiesen hat, hat er in diesen letzten Tagen durch den Sohn gesprochen. Die Schlachterübersetzung bringt uns auf eine gute Fährte, wenn die Übersetzung auch einigermassen ungenau ist, was mit dem Grundtext zusammenhängen könnte, den sie verwendet: …hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn. „Zuletzt“ ist das griechische Wort eschatos, von dem sich die Eschatologie, die „Lehre von den letzten Dingen“ ableitet. Wenn Schlachter übersetzt, dass Gott zuletzt durch den Sohn, Jesus, gesprochen hat, dann meint es, dass Jesus Gottes letztes Wort war – da kommt nicht mehr. Das scheint mir griechisch zwar nicht haltbar, weil das Adjektiv sich auf „Zeiten“ bezieht und nicht auf „das Wort“, aber der Sinn stimmt dennoch. Gott hat in den letzten Zeiten noch einmal im Sohn gesprochen, danach kommt nichts mehr.

Das ist ausgesprochen beruhigend, denn es bedeutet, dass die Offenbarung Gottes abgeschlossen ist. Wir müssen nicht mehr nach Neuem suchen, da kommt nichts neues mehr. Das ganze AT ist durchzogen von einer Erwartungshaltung: man rechnete mit dem Kommen des Messias und des Gottesreiches. Die Propheten haben in einer Tour von Jesus geweissagt und die Menschen auf das Kommen der Gottesherrschaft Gottes vorbereitet. Es wäre ein Thema für eine andere grossangelegte Blogreihe, messianische Prophetien zu untersuchen… im NT kommt diese Erwartung zu einem Ende – sie ist erfüllt.

Interessiert es Dich, warum die Bibel abgeschlossen ist und keine neuen Kapitel zu erwarten sind? Die Antwort ist einfach: die Bibel handelt von Jesus; das AT von seiner Erwartung, das NT von der Erfüllung der Erwartung und seinem „neuen“ Leib, der Kirche. Deshalb waren die Vorarbeiten zum NT beendet, als die letzten tot waren, die Jesus gekannt haben. Vielleicht war es Paulus deshalb so wichtig, dass allen klar war, dass der Herr ihm begegnet ist und ihn berufen hat. Wenn Du in Dispensationen denkst, schlage ich Dir diese drei vor: Erwartung – Kommen – Wirken.

Für uns haben diese Gedanken etwas ungemein beruhigendes: wir müssen nicht jedem Wind der Lehre nachjagen, wir brauchen nicht alle Infos über jede neue Sekte und alle neuen „Offenbarungen“ denn wir wissen: es gibt keine relevante Neuoffenbarung, alle Offenbarung legt nur noch das Wort aus, wendet es auf den Alltag an und muss sich am Wort messen lassen!

 

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5 Kommentare

  1. Mal laut gedacht, würde das ja in Bezug auf Paulus bedeuten, daß das NT noch nicht abgeschlossen ist, da es ja immer wieder Leute gibt, die Jesus in dieser „paulinischen“ Art begegnen ?

    Um Mißverständnisse halbwegs auszuschließen, ich glaube an die Unumstößlichkeit des biblischen Textes und an das HeiligGeistGeleitetsein der Autoren – mit all ihren Fehlern und eigenen Menscheleien von denen wir lesen und über die sie bei Anderen berichten.

    Will sagen – klar ist der Kanon der Bibel für mich abgeschlossen – aber gerade wie Paulus einer der wichtigsten Schreiber des NT ist, ohne zu Lebzeiten Jesu ein Jünger gewesen zu sein, fordert uns Jesus doch auf, ein Schreiber seiner fortlaufenden Geschichte zu werden.
    Er zeigt sich, beruft und läßt Wunder geschehen… wissen wir ja alle.

    Gerade wegen Paulus, ist das Argument für mich nicht schlüssig, daß das NT abgeschlossen war, als die letzten gestorben waren, die Jesus gekannt hatten…oder Paulus ist vielleicht gerade das Bindeglied zwischen NT und dem Leben nach dem NT – um unseren Hang zu Schubladen und Gesetzbüchern etwas auszuhebeln – um es uns leichter zu machen, heutige Begegnungen mit Jesus ernst zu nehmen…

  2. Hi

    eventuell verstehen wir storch falsch? Für mich hörte sich das auch so an, als würde gott / jesus heut nicht mehr reden zu uns… hm.

  3. genau, trülo. so was würde ich NIE sagen, das widerspräche all meiner empirie. ich dachte, dass der letze satz das klar machen würde: „alle Offenbarung legt nur noch das Wort aus, wendet es auf den Alltag an und muss sich am Wort messen lassen!“ will sagen: wenn gott heute redet, dann nicht in einer weise, die den kanon erweitert sonder in einer, die sich am kanon messen lässt.

    @ aufwiegler: ich passe meine these/definition deinem einwand an: „Deshalb waren die Vorarbeiten zum NT beendet, als die letzten tot waren, die Jesus gekannt haben“ wird zu: „…als die letzten tot waren, die Jesus ODER SEINE JÜNGER gekannt haben“
    so ist es besser, oder?

  4. Oh, da bin ich wohl über den letzten absatz drübergeschlampt.
    ups.

    so sollte es uns mit der bibel auch gehen, sobald was fies wird, nicht denken: hui is das fies… sondern, ne den kenn ich, das kann der damit nicht meinen *g *

  5. amen. eine der wichtigsten hermeutischen regeln: vom charakter gottes her auslegen. man MUSS den sender kennen um die botschaft zu verstehen!

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