30. Mai 2006 19

Perikles und die Stadt

Ich war neulich seit langem mal wieder auf einer Party. Bin kein grosser Partygänger und normalerweise kann ich mich drücken, ging diesmal aber nicht. Glücklicherweise gab es einige interessante Gespräche, unter anderem eins über Gemeindemodelle und –vision. Ich habe später zuhause noch weiter über das Thema nachgedacht und mir ist ein Satz von Perikles eingefallen: „alles Gute fliesst in die Stadt, weil die Stadt Grösse hat“. Ich hoffe, er hat das wirklich gesagt, ich zitiere aus dem Gedächtnis nach einem Spielfilm (City Hall), den ich mal gesehen habe… 😉
Ich glaube, dass die meisten Christen, natürlich die Pastoren vorneweg, über (ihre) Gemeinde denken wie Perikles über Athen: alles Gute muss in die Gemeinde fliessen, weil die Gemeinde Grösse hat – sie ist Gottes Plan und Strategie, etwas wofür es sich lohnt, alles zu geben. Alles verfügbare an Zeit, Geld, Gebet, Motivation usw. muss in die Gemeinde fliessen, die damit schnell zu einem Selbstzweck wird, denn was macht die Gemeinde mit all den Ressourcen, die sie bekommt? Sie wird grösser…
Natürlich ist die Gemeinde Gottes Antwort auf die meisten Fragen. Sie ist die „Hoffnung der Welt“, wie Bill Hybels schrieb. In ihr und durch sie wird Christus verkündet und in ihr spielt sich die Gemeinschaft der Heiligen ab. Aber sie ist ein Mittel zum Zweck, nicht selbst ihr letzter Zweck. Sie ist da um den Menschen zu dienen und Christen auszubilden in der Welt zu leben und Christus ihren Kollegen rüberzubringen. Die Gemeinde dient ihrerseits einem grösseren: der Stadt.
Wir müssen aupassen, wenn Gemeinde uns zu wichtig wird, das kann manchmal den Blick darauf verstellen, dass Gemeinde mit einem Auftrag in der Welt ist. Unsere Ressourcen zielen nicht darauf ab, unser kleines Heim in ein grosses Heim zu verwandeln und noch einen Zaun drum zu ziehen, sondern darauf, Gottes Reich zu bauen.

Und wie heisst es doch so schön: „Jesus predigte das Reich Gottes – gekommen ist die Kirche.“

Be Sociable, Share!

19 Kommentare

  1. am besten kehren die christen (und vorneweg die pastoren) zu perikles zurück: „alles gute fliesst [aus der gemeinde] in die stadt, weil die stadt grösse hat.“ das beschreibt nämlich genau den paradigmenwechsel, den wir brauchen: weg von „ich und meine gemeinde“, hin zu „das reich gottes und meine stadt“. aber ich denke, immer mehr von uns sind auf dem weg dahin.

  2. das denke ich auch. und ebenso bin ich der ansicht, dass es da um einen paradigmenwechsel geht. kennst do von cook: liebe, annahme und vergebung? ein super buch über gemeindebau (auch wenn der titel anderes vermuten lässt), in dem er „gemeinde als kraft“ der „gemeinde als feld“ gegenüber stellt. seine these: die meisten sehen gemeinde als feld das es zu vergrössern gilt, sie ist aber eine kraft, die reformieren will. das ist ein spannender gedanke der darauf hinausläuft, dass gemeinde wieder reich gottes wird.

  3. ja, den guten alten cook kenne ich. war sozusagen vor vielen jahren eine saat in mein herz, die erst jetzt richtig aufgeht. nebenbei denke ich, je mehr eine gemeinde diesen paradigmenwechsel lebt (was kommt zuerst, das handeln oder das denken?), desto besser wird es ihr gehen. geistlicher autismus war nie gottes plan a für ein gesegnetes leben.

  4. … so gemeinschaftliche töne, und das von dir… und das sagt nicht nur bill hybels sondern auch bonhoeffer 😉 (LIES IHN!)
    aber wenn es um die „kraft“ und nicht um’s „feld“ geht, dann lasst uns „stadt“ doch auch auf umfeld/gemeinde/dorf/region erweitern.

  5. irgendwann lese ich bonhoeffer bestimmt. deine erweiterungen würden perikles bestimmt weh tun, aber gut – ist ja nur ein gewesener grieche. so denn: erweitere.

  6. Jo das isn Aktuelles Thema, wenigstens bei uns, vor allem weil jemand das Wort „Zweckgemeinschaft“ in die Diskussion hineinbrachte. Das wir nur aufgrund eines externen Zweckes hier Gemeinschaft feiern. das ist vielleicht das andere Extrem. Ich halt mich da eher in der Mitte… Gemeinde ist ja weder nur Zweck für andere, noch nur Selbstzweck.

    offtopic
    @Storch
    hier nochmal meine Email addresse, kannst ja mal schreiben wegen dem gedicht… travail@gmx.de

  7. bernhard, mir fällt gerade ein: habe ich das zitat mit dem reich gottes und der kirche nicht dir zu verdanken? von wem was es noch einmal?

  8. das ist nur ein test-kommentar. ich teste gerade cocomment und will sehen, ob es mit FF gut funzt.
    by the way: könnt ihr meine kommentare abonnieren?

  9. mit firefox kriege ich immer eine meldung: kann nicht geöffnet werden weil feed mit nix verknüpft ist – so sinngemäss. keine ahnung, was ich falsch mache…

  10. Dann lass mal vorne das „feed:“ weg. IN meinem Feedreader (Akregator) verwende ich einfach die URL http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/comments/feed/

    ..funzt.

  11. probiers mal für den kommentarfeed mit dem hier.

    und wenn Du cocomment richtig supporten wolltest, könntest Du Dir das hier und das hier mal anschauen, das wäre super 🙂

  12. hi march und micha,

    danke, das funzt wirklich. komisch, dass ich das nicht hingekriegt hab. bin gerade dabei von opera auf firefox umzusteigen – auch wegen der cocomment-erweiterung – und bringe gerade den feedreader in form.

  13. march: arbeitest du mit cocomment? was machst du damit? auf deinem blog ist ja nix verlinkt.

  14. seit dem ich cocomment bei hufi entdeckt habe, versuche ich es regelmäßig zu nutzen um meine kommentare in anderen blogs zu tracken – leider funktioniert das nicht immer und bei jedem.

    da ich momentan einziger ’neighbour of the beaststork‘ bin, kannst Du eigentlich relativ leicht nachvollziehen, was ich damit mache 😉

    das optimum wäre, wenn es jeder nutzen würde, oder wenn endlich auch kommentare von nicht-cocos registriert würden.

    wollte sowas immer schon haben. 😉

    aber warum sollte das auf meinem blog verlinkt sein?

    [danke fürs freischalten wegen multilinks! :-)]

  15. habe ich jetzt auch gesehen, march. ich hattemir da wohl mehr drunter vorgestellt. wollte was haben, das mir hilft meine diskussionen auf anderen blogs zu verfolgen, aber wenn das nur cocomember anzeigt ist das etwas wenig. vielleicht mal einen aufruf starten?
    ausserdem hatte ich gehofft, dass ich auf meinem blog meine neusten diskussionen anzeigen und alle anderen verlinken könnte. das würde dann eventuell noch mehr leute zu den interessanten gesprächen in anderen blog führen. naja, ist ja vielleicht noch im aufbau…

  16. Ahh, danke storch für den Hinweis auf den „guten alten cook“! Ich habe ihn mal teilweise gelesen, das meiste aber schon wieder vergessen. Werd ich wohl nochmal ausgraben.

    Ich sehe in unserer Gemeinde, dass es sehr „in die Breite“ wächst und immer mehr „Dienste“ entstehen, damit die Gemeinde überhaupt funktioniert. – Andererseits finde ich es auch gefährlich, zur „Dienstgemeinschaft nach außen“ zu mutieren. Ein Beispiel: Ein guter Freund von uns war einige Zeit in Lüdenscheid. Deren Hauptarbeit ist ja ein Dienst an den Menschen der Stadt. Allerdings blieb unser Freund dabei etwas auf der Strecke, er meinte, es gibt kaum jemanden, der Zeit hat, mal zu reden/schlicht Gemeinschaft zu haben. – Wir müssen einen Ausgleich finden.

    Ich denke auch, dass dabei das wichtigste ist: Jesus bleibt das Zentrum. Wenn irgendwann der Dienst das Zentrum ist – oder eben die Gemeinde – ists einfach an Gottes Plan vorbei. Dabei ist es wichtig, sich selbst immer wieder zu hinterfragen: Warum mach ich das? Geht es mir um Jesus oder um meine eigenen Vorstellungen?

  17. hallo iris,

    wie alle guten sachen hat natürlich auch diese eine andere seite. es muss etwas identitätsstiftendes geben, das die gemeinde am „ausbluten“ in die welt hindert. das wird wohl mit gemeinschaft zu tun haben.
    ich gehe davon aus, dass die gemeinde durch fünf faktoren bestimmt ist: jüngerschaft, anbetung, gemeinschaft, evangelisation, dienst. cook beschreibt eher eine art, wie gemeinde gebaut werden kann als etwas, wie gemeinde ist. eine nur „missionarische“ gemeinde handelt ebenso an gottes auftrag vorbei wie eine nur „gesellige“. auf die mischung kommt es an.

  18. klar. cocomment ist noch beta und gibts noch nicht soo lange [anfang des jahres?]

    starte einen aufruf. [leute, registriert Euch alle bei cocomment.com – das hilft dem überblick!]

    erster hilfreicher schritt für Dich und Deinen blog: enhancer-plugin installieren und ‚track all‘ einschalten.

    und zur anzeige Deiner kommentare auf anderen blogs führ‘ Dir mal ‚pimp your blog‚ zu gemüte 🙂

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>