Ich habe eine kleine Schwäche für Albert Speer.
Von den Hauptkriegsverbrechern auf der Nürnberger Anklagebank war er der interessanteste. Als junger Mann hatte er zum ersten Mal Hitler irgendwo in Süddeutschland reden hören und war begeistert, er stieg schnell zu einem Mitglied in Hitlers Tischgesellschaft und zu einem seiner Haus- und Hofarchitekten auf. Nach dem Tode Todts übernahm er erst die OT, später die gesamte Reichswirtschaft und wurde am Ende zu Hitlers zweitem Mann. Als 1945 Hitlers Wahnsinn allzu deutlich wurde stellte Speer sich gegen ihn und hielt viele der „verbrannte-Erde“-Befehle auf, verhinderte z.B. die Sprengung der Spreebrücken und des Hamburger Hafen. In Nürnberg bekannte er sich „schuldig im Sinne der Anklage“ und verlebte in Spandau 20 einsame Jahre mit den anderen Nazis, die natürlich nichts mehr von ihm wissen wollten. In dieser Gefängniszeit las er die komplette „Kirchliche Dogmatik“ Karl Barths und sprach viel mit dem Gefängnisgeistlichen Casalis über den Glauben.

Im „Spandauer Tagebuch“ schreibt Speer über den Glauben:

„zu Casalis sagte ich heute nach dem Gottesdienst, dass der Glaube mir vorkomme wie ein ungeheures Bergmassiv. Aus der Entfernung verlockend, setze es dem Versuch einer Besteigung Schluchten, Steilwände und Gletscherpartien entgegen. Die meisten müssten umkehren, manche stürzten ab. Auf den Gipfel komme fast niemand. Dabei müsse von oben die Welt einen wunderbar neuen und geklärten Anblick bieten.“ (Seite 194)

Es ist seltsam wie sehr mir das früher auch so vorkam. Als wäre der Glaube etwas schwieriges. Das einzig Schwierige ist vermutlich seine Einfachheit, das ist es, was uns zu schaffen macht. Mich macht das Zitat nachdenklich: präsentieren wir den Glauben zu kompliziert?

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9 Kommentare

  1. heute habe ich meinen kommentar als eigenen eintrag bei mir gepostet.

  2. Fühl mich irgendwie angesprochen. Mit Bergsteigerpickel ( heißen die so? ), Seilen und Landkarte bewaffnet steh ich unten und schimpf wie ein Rohrspatz. Grad wieder ein Stück runtergepurzelt, Fuß verstaucht.

    Wie das kleine Sesamstraßenmonster, das immer „daaaaaaaaa sein will“ und irgendwie nie hinkommt, weil wenn es da ist heißt es, es sei jetzt „hier“ und das will es ja nicht, es will „daaaaaa“ sein. versteh das noch jemand ? *g*

    Wenigstens denk ich ab und an, dass es wahrscheinlich einfach total einfach ist und diese ganze Nachdenkerei fruchtlos bleiben wird.

    Und nu ?

  3. Wenn Dich Speer so intressiert, habe ich Dir das Zeignis von Eugene K. Bird der u.a. Speer in Spandau bewachte und Christ war. Hör mal rein, war super intressant für mich! Link ist :
    http://www.online-predigt.de/suche.php?rubrik=&autor=Eugene+K.+Bird&titel=&kategorie=&keywords=&Suchen=Suche+starten

  4. Über den Glauben

    “ auf das euer Glaube bestehe nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft “ (1. Kor. 2,5 )
    Wer ist die Kraft von der hier gesprochen wird?
    Die Antwort liefert Jesaja 9,6 „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, welches Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunderbar, Rat, KRAFT, Held, Ewig Vater, Friedefürst,…
    Die Kraft auf der unser Glaube besteht, die den Glauben bewirkt, ist niemand anders als der Herr Jesus selbst!

    Glauben ist somit für die menschliche Natur ünmöglich, „der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und kann es nicht erkennen,.. ( 1. Kor. 2,14 )

    Gefordert ist die Wiedergeburt, „nämlich das Geheimnis, das verborgen gewesen ist von der Welt her und von den Zeiten her, nun aber offenbaret ist seinen Heiligen, welchen Gott gewollt hat kundtun, welcher da sei der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses, unter den Heiden, welches ist CHRISTUS IN EUCH, der da ist die Hoffnung der Herrlichkeit.“ ( Kolosser 1, 26 u. 27 )

    Auf die Frage ob wir den Glauben zu kompliziert präsentieren muss ich mit einer Gegenfrage antworten.
    Präsentieren wir den Glauben bzw. fundamentale Glaubesngrundlagen noch in unseren Gottesdiensten anhand des Wort Gottes, oder ist alles ( zu ) stark auf Entertainment ausgerichtet?

    Gottes Segen!

    Jan

  5. Bin zu müde um mir dadrüber gedanken zu machen, ob der Glaube schwierig ist. Aber das Leben, das ist schon manchmal echt schwirieg, und damit mein ich auch eine Leben mit Gott. Und ich glaube es wird auch erst richtig leicht, wenn wir im Himmel sind (worauf ich mich echt freue).
    Trotzdem ist das Leben ohne Gott oft noch viel schwieriger, weil man keine richtige Lösung parat hat, keine richtige Hoffung. Mir kommt es manchmal so vor, als hätte ich als Heide wie in einer Trance gelebt. Ich war so beschränkt in meinem Denken und Handeln. Und jetzt als Christ sehe ich viel weitere Perspektiven, Möglich und Unmöglichkeiten, und die ganze Gottperspektive erweitet den Blichwinkel ungemein.
    Ich geh jetzt besser pennen. Segen Storch, ich freu mich, falls wir uns morgen sehen.
    Martin

  6. Ich denke nicht, das der Glaube ein Berg ist, den es erst zu erklimmern gilt.
    Diesen Berg hat jemand anderst für und erklommen. Aus dem einen Blickwinkel kann ich darin sogar Gesetzlichkeit erkennen, aus einem anderen Blickwinkel wiederum fühle ich mich irgendwie ertappt, weil mir das Bild, von meinem eigenen Glaubensleben her, zu bekannt vorkommt.

    Vielleicht befinden wir uns auf einem Weg. Dieser Weg führt auf einen Berg hinauf. Der Weg, das ist der Glaube, der Berg, das ist Gott.
    Wenn wir den Berg erklimmen, können wir immer nur kleine Fenster von Gottes Charackter, Herrlichkeit, (Plan?), Größe.. erkennen. Erst wenn wir irgendwann oben stehen, werden wir begreifen.
    Ich will da hin!!! Ich habe aber keine Ahnung (so überhaupt nicht) ob das für uns Menschen möglich ist.
    Ich kenne allerdings sehr Weise Menschen, und ich glaube das diese Weisheit aus einer Nähe zu Gott kommt. Also müssten sie schon ziemlich weit oben sein.
    Sorry nur eine unreflektierte Gedankenkonstruktion.

    PS.: Vielleicht interessiert es dich, ich habe auf meinem Blog das Thema:“Was ist Theologie“ mal probiert in ein Bild zu fassen:-)

  7. ich sag schon mal „danke“ für die speer-predigt. hoffe, dass ich demnächst zum hören komme.
    jan: was meinst du mit der ausrichtung auf „entertainment“?

  8. Mit der Ausrichtung auf Entertainment meinte ich, dass im Gottesdienst die eigentliche Predigt oft zu kurz ist, oftmals mehr auf Erfahrungsberichten und sonstigen Geschichten gründet, nicht auf dem Predigen von Gottes Wort, wie es in Römer 10,17 steht.
    Es wird zu viel Musik gespielt (was sich zwar Lobpreis nennt, oft aber im Vergleich zu „alten“ Liedern inhaltlich schwach ist).
    Es ist sicher nicht gut, wenn der Gottesdienst total verkrampft wirkt aber es wird momentan ein anderes Extrem praktiziert.
    Da muss ich mich schon fragen um was geht es eigentlich im Gottesdienst?
    Soll der Mensch etwas über Jesus von Jesus hören und lernen oder steht Spass (Unterhaltung) im Vordergrund?
    Dieses Phänomen habe ich schon in vielen verschiedenen Gemeinden erlebt, scheint also eine typische Zeitgeisterscheinung zu sein.

  9. okay, das verstehe ich. ich bin auch dafür, dass das wort im mittelpunkt steht, allerdings bin ich pro entertainment, denn gottesdienst soll spass machen. ist ja auch nicht so, dass in gemeinden ohne entertainment mehr leute zu jesus finden würden als in gemeinden, die du vielleicht als musiklastig erleben würdest.
    meiner erfahrung nach ist es eher umgekehrt. das wort zu leben sollte einen menschen frisch und irgendwo auch spassig machen.

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  1. […] hat heute über Albert Speer gepostet. Speer hat sich als Gefangener intensiv mit dem christlichen Glauben beschäftigt, der ihm […]

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