07. April 2006 39
Sinuschristen
Ich stelle immer wieder fest, dass meine Motivation Jesus nachzufolgen und im Glauben zu wachsen erheblichen Schwankungen unterworfen ist. Gerade bei Themen, die länger dauern und wo ich über Monate viel Energie hineininvestieren muss um den Willen Gottes zu erkennen und auf mein Leben anzuwenden, fällt es mir manchmal schwer mich noch motiviert damit auseinanderzusetzen.
Früher dachte ich, dass es einfach Christen gibt (oft sehr jung im Glauben), die wie eine Sinuskurve (s.Bild) schwanken. Mal sind sie Glaubenshelden und dann schlittern sie wieder am Rande des Atheismus entlang. „Sinuschristen“ nannte man solche Leute denn auch treffend. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass ich durchaus auch selber Anteile eines Sinuschristen in mir habe. Klar, die wesentlichen Punkte sind mehr oder minder klar: in Krisen wird nicht mehr alles in Frage gestellt, zur Begeisterung hat sich Erfahrung gesellt und die glättet manche Schwankung; die grundsätzliche Richtung ist klar und es geht stetig aufwärts. Aber in diesem Aufwärtstrend gibt es immer wieder Momente, Tage, mitunter ganze Wochen des Innehaltens. Dann wird die Bibel auf einmal grau und uninteressant, beten ist nicht mehr das, was es mal war und die Gedanken machen was sie wollen (statt zu tun, was ich will).
Mit solchen Phasen muss jeder rechnen, der sich ernsthaft mit geistlichem Wachstum auseinandersetzt. Es ist vielleicht das schwerste Moment überhaupt, die Leidenschaft über Jahre zu halten. Es geht – dessen bin ich gewiss. Aber es wird immer wieder Momente der Auffrischung brauchen in denen unser Gott uns ganz neu begegnet. In den grauen Phasen können es die Sehnsucht und die Erinnerung sein, die uns durchhalten lassen und dazu führen, dass wir nicht einfach die Flinte ins Korn werfen. In diesen Zeiten empfinde ich es als sehr hilfreich, Gott ehrlich zu sagen, was geht. Er weiss es sowieso, aber für uns ist es wichtig, mit ihm darüber in den Dialaog zu treten. Oft ist es dann sinnvoll, von der gewohnten Disziplin eine Auszeit zu nehmen und Gott zu fragen, ob wir etwas ändern sollen. Es ist schlimm, sich in etwas zu verrennen, was vielleicht schon längst uneffektiv geworden ist.
Vielfach stellen wir uns ein „geistliches Leben“ als eine Serie von Höhenflügen vor, in der wir uns von einer Höhe zur nächsten schwingen. Tatsächlich ist es aber ein „Leben“, mit all dessen Reichtum an Höhen und Tiefen, Leidenschaft und Kühle. Das wesentliche ist, das ganze Leben hindurch mit Jesus am Start zu sein und auch die schlechten un lauen Phasen an seiner Hand zu durchleben – und vielleicht sogar im Gesamtkontext zu nutzen.
38 Kommentare
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Guerillachrist schrieb am
7. April 2006 um 09:13…auch hier stimme ich dir völlig zu. Oftmals läuft man Gefahr wie der bekannte verdorrte Baum zu enden. Es ist gefährlich nicht auszubrennen, wenn man ein leidenschaftlicher Mensch ist.
Zum Glück gibt es Mittel und Wege dies zu erkennnen und zu verhindern.
Also eigentlich muss es „Sinusmenschen“ heissen, denn es beschreibt nicht nur den Glauben, sondern das ganze Leben. 😛
Micha/JF Chemnitz schrieb am
7. April 2006 um 09:53Ich stimme nicht zu.
Warum?
Aus Prinzip nicht…
😉
—–
gibt jedenfalls noch andere Bilder für dieses Phänomen.. (einzelchristen bzw. Gemeinden).
Am besten gefält mir immer noch der Bambus- oder Grashalmvergleich.
Da kommts im wachstum immer mal zu Phasen, wo scheinbar Stillstand ist.
In dieser Zeit „wachsen“ die Knoten in so ner Bambusstange bzw. in so nem Grashalm.. jene machen das Gewächs stabiler..
(om das eine biologisch korrekte Beschreibung ist, mag ich bezweifeln.. aber mir gehts nicht um Biologie soindern um wachstum)
Guerillachrist schrieb am
7. April 2006 um 10:12Ich glaube die Wahrnehmung von statischen Zuständen ist eine Illusion, aber da wir so beschaffen sind nehmen wir z.B. eine Welle als grosses ganzes war und eben nicht als die vielen kleinen Wellen die ständig auf und abflauen. Existenz ist der Raum unserer Wahrnehmung.
Und genau deshalb stimme ich nochmals zu, denn es ist nur natürlich in „Wellen“ zu existieren, also auch zu Glauben. Jedenfalls dann, wenn man in der Realität agiert.
DoSi schrieb am
7. April 2006 um 14:32Super getroffen – aber wenn ich die schlechte Phase an der Hand Jesu gehen kann, dann ist sie vielleicht gar nicht so schlecht, oder? „So wäre auch Finsternis nicht finster bei Dir.“ – Aber Du hast schon recht, es kommt auf den Gesamtkontext an.
storch schrieb am
7. April 2006 um 15:13ich bevorzuge ja immer das bild des computerspiels: irgendwann wird das level langweilig, weil man es drauf hat. dann wird´s noch einmal schwer, endgegner – dann geht´s weiter, new levels new devils.
@ dosi: ich denke schon, dass man auch an der hand jesu noch ganz schön schlechte zeiten haben kann…
Guerillachrist schrieb am
7. April 2006 um 16:34Storch,
so ging mir das irgendwann mal bei D&D ;P
storch schrieb am
7. April 2006 um 16:52D&D ?
Guerillachrist schrieb am
7. April 2006 um 17:31Nie Rollenspiele gespielt ? Dungeons & Dragons, MERS, Midgard…solche Sachen ?
storch schrieb am
7. April 2006 um 18:08nö, nie. nie bock drauf gehabt, auch von meinen kollegen hat so was keiner gemacht.
Guerillachrist schrieb am
7. April 2006 um 19:59Naja…dann..öhm….hm…vergiss es einfach 😛
DoSi schrieb am
8. April 2006 um 03:47Zugegeben, aber an der Hand Jesu ändert sich glücklicherweise die Perspektive 😉
olli schrieb am
8. April 2006 um 10:21dann braucht man einfach cosinuschristen die einem wieder aufhelfen wenss abwärts geht und dann wieder umgekehrt…
Guerillachrist schrieb am
8. April 2006 um 14:01Was machen dann die tangenschristen ? 😛
haso schrieb am
8. April 2006 um 15:58langsam erwacht der alte mathematiker in mir. mein vorschlag zur deutung des sinus-christen: (1) die sinuskurve ist zweidimensional. in relation zur y-achse geht es hoch und runter. in relation zur x-achse geht es stetig voran. inmitten alles schwankungen entwickeln wir uns weiter. das wäre michas modell ähnlich. (2) wenn wir uns nun die sinuskurve dreidimensional vorstellen, wird daraus eine helix (spirale). (zur veranschaulichung: nimm ein spiralförmiges fahrradschloss und ziehe das gedrehte metallband in die länge. es sieht von der seite aus wie die sinuskurve). dann richten wir noch die x-achse nach oben, und schon ergibt die wachstumshelix. ein schönes bild bietet die pflanze rechts in dem wikipedia-artikel. von oben sähe es aus, als ob sie sich im kreis dreht. aber von der seite erkennt man, dass sie beständig nach oben wächst, auf immer neue ebenen. das wäre storchs level-devil-modell.
fazit: wir kommen auch voran, wenn es aussieht, als ginge es nur auf und ab. wir kommen auch nach oben, wenn es aussieht, als drehten wir uns im kreis.
Ine schrieb am
8. April 2006 um 17:20Hi Ihrs!
Also, diese Siunus-Sache hört sich für mich recht abwertend an und von einer Effektivität eines Glaubenslebens zu reden finde ich auch sehr strenge. Als alter Botaniker kann ich auch mehr mit dem Pflanzen-Bild was anfangen.
Vielleicht noch ein Bild: Buber -ich denke es war Buber- hat mal gesagt mit Fortschritten im Glauben wäre es ähnlich wie mit dem Laufenlernen eines Kindes. Wenn es gelernt hat zu stehen entfernt sich der Vater ein Stück damit es den ersten Schritt selber macht und je besser es laufen kann, um so weiter wird der Abstand und die Anzahl der Schritte die das Kind selber tun soll. So lernt es laufen auch wenn es vielleicht zwischen durch das Gefühl hat vom Vater alleine gelassen zu werden, ist er sofort da wenn es stolpert. Bernhard von Clairvaux hat sich auch tiefschürfende Gedanken darüber gemacht (Vom kommen und gehen des Wortes aus der 74 Predigt über das Hohelied), warum es in seinem Glaubensleben nicht immer so vorran ging, wie er es gerne gehabt hätte und ist zu dem Schluss gekommen, dass er keine Ahnung hat warum.das so ist, aber grade das Gefühl der Abwesenheit Gottes ihn angespornt hat.
Warum sollte eigentlich der Glaube effektiv sein? Jemand der allen Ernstes seine Arbeiter wie die Schafe unter die Wölfe schickt, kann nicht wirklich betriebswirtschaftlich effiziente Kosten-Nutzen-Relationen erwarten. In Wuppertal hat es ja einen Tierpark mit Wölfen, ich schlage hiermit, vor mal zwei Schafe zu den Herren Wölfen zu setzten, um herauszufinden was Jesus wohl damit gemeint haben könnte.
Guerillachrist schrieb am
8. April 2006 um 18:00Mir geht es nicht um die Effektivität des Glaubens an sich, sondern um die Resultate meiner Handlungen, die durch meinen Glauben ausgelöst werden. Die sind durchaus messbar und im Sinne von Jesus Christus, der durch uns Christen wirken kann.
Dass je nach Lebenslage auch mal Verzeiflung aufkommen (ausgelöst durch alle möglichen menschlichen Dramen, mit denen man mehr oder weniger konfrontiert ist), oder auch einfach mal eine gewisse Müdigkeit ist nicht wertend, sondern Realität. Auch ein Christ ist nicht davon frei Gemütsschwankungen haben zu können. Wenn der innere Kampf mal wieder grösser ist, dann lassen die äusseren Handlungen nach.
Glauben und nichts tun ist immer am einfachsten. Aber was ist Stillstand abseits von der Welt. Ist es nicht die Nächstenliebe eben gerade weil wir glauben in dieser Welt zu „arbeiten“, mit ihr zu „arbeiten“ um den anderen zu helfen. Wenn man sich eine solche Aufgabe gemacht hat, darf man auch mal vom Glauben erschöpft sein.
storch schrieb am
8. April 2006 um 18:53ich sehe das auch wie wolfgang und habe das auch so gemeint. natürlich ist das bild der pflanze und das des kindes ein gutes bild. aber eben auch ein anderes, es sagt etwas anderes aus.
storch schrieb am
8. April 2006 um 18:57@ haso: alter schwede, das wird jetzt kompliziert… kann man eine sinuskurve auch so darstellen, dass sie „sich nach oben schwankt“? also, dass die gerade, die man durch die höhen und tiefen zeichnet nach oben geht (in einem winkel zwischen 1° und 90° zur x-achse steht?), dann hätte man doch die normale geistliche Entwicklung: durch Höhen und Tiefen nach oben. 🙂
Micha/JF Chemnitz schrieb am
8. April 2006 um 20:05y=f(x)=sin(x)+a*x
a ist der steigungsfaktor.
storch schrieb am
8. April 2006 um 20:20DAS ist die formel, die das normale geistliche wachstum darstellt? haso, stimmt das? du bist da schliesslich bewanderter. weil, wenn es stimmt, werde ich das sicher mal in einem seminar über geistliches wachstum verwenden.
haso schrieb am
8. April 2006 um 20:30zeichnerisch ist das kein problem. einfach drehen. formelmäßig lässt sich das besser in polarkoordinaten ausdrücken. leider fehlen mir hier die sonderzeichen, aber in etwa sähe das wohl so aus:
r = wurzel aus [t2 + sin2(t)]
phi = arctan [sin(t)/t] + alpha
dabei wäre alpha der wachstums-steigungs-winkel zwischen 0 und 90 grad. wenn t alle werte von 0 bis unendlich durchläuft, bekommst du die gewünschte kurve. (die kann man dann in die form y = f(x) zurückrechnen.)
einfacher geht (allerdings wird dabei die form verzerrt, bleibt aber im prinzip erhalten): y = sin(x) + a*x
a läge dann zwischen 0 (nullwachstum) und unendlich (spontane totalheiligung durch entrückung unmittelbar nach der bekehrung ohne weiteren sinusverlauf).
in der praxis dürfte aber das von allen schwankungen bereinigte wachstum nicht linear verlaufen, sondern selber eine unregelmäßige kurve beschreiben. soweit zur mathematik des glaubenslebens.
haso schrieb am
8. April 2006 um 20:56unsere comments scheinen sich gekreuzt zu haben. micha hat recht.
Guerillachrist schrieb am
8. April 2006 um 22:59Das erinnert mich an ein Buch, das ich mal vor langer Zeit gelesen habe…ich glaube es hiess die Physik der Unsterblichkeit. Im Groben ging es darum, dass ein Physiker mit Hilfe der Quantenmechanik Gottes Existenz logisch bewiesen hat.
storch schrieb am
9. April 2006 um 00:00@ wolfgang: ja, es heisst so. von frank a. tipler. habe es auch gelesen.
Bob schrieb am
9. April 2006 um 16:37Habe gerade rein zufällig diesen Thread gesehen:
Das ist ja wohl der größte Quatsch, den ich jemals gehört habe.
Die Quantenmechanik kann unter bestimmten Umständen die strikte klassische Kausalität aufheben (zumindest auf entsprechenden Zeit- und Längenskalen) und sie lässt aus meiner Sicht (im Gegensatz zu einem strikt deterministischen Weltbild eines abgeschlossenen Systems (ohne äußere Einflüsse) durchaus Raum für die Existens eines Wesens mit den Eigenschaften eines klassichen Gottes; aber einen Gott (auch noch wissenschaftlich und logisch stringent – auf Basis welcher Axiome eigentlich? – ohne die geht es ja auch nicht) beweisen zu wollen wiederspricht den existentiellen Eigenschaften eines Gottes, z. B. dem der Bibel. Guck mal bei Hebr. 11,1.
storch schrieb am
9. April 2006 um 16:48keine ahnung, ich habe das buch mehr gelesen als verstanden… ;-). ich kanns dir ja mal leihen, wenn du wieder in deutschland bist. – du bist doch bob s, oder?
Bob schrieb am
9. April 2006 um 16:59Richtig, ich bin es (s. eMail-Adresse).
Mir geht es dabei im Wesentlichen um den Versuch, Gott „beweisen“ zu wollen.
Das halte ich für inhärent unmöglich und zwar primär aus theologischen und nur sekundär aus physikalischen Gründen.
Hast Du eigentlich noch was von BW gehört? Ich bin ja immer noch total davon begeistert, diese Software nutzen zu können!!!
storch schrieb am
9. April 2006 um 19:01keine mailadresse gesehen. seit gestern werden irgendwie keine mails mehr an mich gesendet wenn kommentare kommen (ausser wenn kommentare moderiert werden müssen). komisch, ich habe nichts anders eingestellt…
was die beweisbarkeit gottes angeht sehe ich das auch so. trotzdem scheint der typ zu interessanten ergebnissen gekommen zu sein. theologisch ist er überigens nicht unserer meinung – ist bei gott aber nicht bei dem christlichen gott rausgekommen. wenn du magst leihe ich dir das buch trotzdem mal.
bei BW frag ich noch mal nach, keine ahnung, was da geht.
storch schrieb am
9. April 2006 um 19:14trara! „sinuschristen“ wurde soeben in die top5 meiner meistkommentierten posts aufgenommen.
ich finde es immer wieder lustich, wie posts sich entwickeln. irgendwie sind die interessantesten diskussionen dann ja doch völlig off-topic, wie auch hier „mathematik“ und „gottesbeweise“. web2.0 ist schon cool!
Guerillachrist schrieb am
9. April 2006 um 22:51Naja…das mit den Gottesbeweisen sehe ich prinzipiell auch so. Man soll sich eben kein Bild von ihm machen…aber ich habe dieses Buch ja auch nicht geschrieben.
Das Wissenschaftler durch Ihre Forschungen manchmal zu Jesus finden, halte ich für cool und wenn sie sich Gott dann erklären und dieses Wissen teilen wollen, ist das doch in Ordnung. Ein Naturwissenschaftler denkt eben in diesen Thermen, er braucht diese Ordnung und Formeln.
Ich sehe da mehr die Absicht / Intention des Autors.
Bob schrieb am
9. April 2006 um 23:08Ach so, ich war nur zuerst verwundert, weil hier:
http://www.schulphysik.de/tipler.html
was von Bibelversen stand (da hatte ich gleich meine Schublade aufgemacht)…
Da zeigen sich wieder die Nachteile des Schubladendenkens 😉
Guerillachrist schrieb am
10. April 2006 um 09:04jaja….herrlich menschliche Interaktion 😛
Ine schrieb am
10. April 2006 um 20:06Dass dieser Beitrag grade auf der Hit-Liste auftaucht, zeigt, dass anscheinend jeder geistliche Wellenbewegungen empfindet. Ich finde man muss diese wie auch immer gearteten Wellen nicht werten. Und pyhsikalisch-mathematische Untersuchungen halte ich auch für wenig zielführend. Schließlich hat Jesus auch gesagt er ist das Licht der Welt und es hilft einem recht wenig sich darüber Gedanken zu machen, ob Er jetzt polarisiertes Licht ist und wenn ja, ob es sich um elliptisch, zirkulär oder liniear polarisert Licht handelt 😉
Leuz, die meinen, sie könnten Gott im Labor beweisen, suchen das Richtige am falschen Ort.
Ich fand den Begriff Sinus-Christ nur abwertend.
Ich weiß, dass es ziemlich viele Leute gibt die auf einer Art Leistungstrip sind, was inneres und manch mal auch äußeres Leben an geht. (Is ja nicht so als, wenn ich nicht selber aus Schaden klüger werde). Sicher treibt die Liebe zum Werk, aber ich denke nicht, dass man Kosten-Nutzen-Rechnungen machen kann. Immer wieder höre ich, dass sich Leuz über burn-outs beschweren. Scheinbar eine Erscheinung der Neuzeit, oder doch nicht? Leute, die ausgebrannt sind in ihrem Dienst gab es schon immer, nur hielten sie das in früheren Zeiten wahrscheinlich für ein Privileg. Jemand wie der Pfarrer von Ars ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgebrannt und hat dabei ne Menge Leute mit seinem Glauben angesteckt. Bei anderen denke ich, dass viele einfach nur darunter leiden, dass Gott sich nicht in ihren dämlichen Zeitplan pressen lässt. Und da gebe ich Storch recht, da sollte man gucken, dass man wieder in einen echten Dialog findet.
Andererseits gehöre ich eh inzwischen zu denen, die denken, dass menschliche Maßstäbe überhaupt nicht fürs geistliche taugen.Die Sachen, die wir für die Resultate unsers Glaubens halten, gibt es so vielleicht garnicht. Geistliche Resultate zeigt sich nicht unbedingt darin, dass die Geimeinde stark wächst, dass irgendwelche tollen Veranstaltungen erfolgreich verlaufen, oder man ein großer Fund-Raiser ist. Manche christiliche Großveranstaltung waren ziemlich für den Arsch, obwohl viele mitgemacht haben. Siehe Kreuzzüge, da war ganz Europa begeistert ;-). Andersherum hat jemand wie Charls de Foulcauld zu seinen Lebzeiten nie eine Massenbekehrung auf die Reihe gekriegt und ist trotzdem ein großer Lehrer. Und es gibt sogar Leute, die zwar tierisch einen gerissen haben, aber dann mit ansehen mussten, wie alles wieder zerstört wurde. Siehe Kolbe. Mir scheint es manchmalso, als ob Gott eher trotz unserer Anstrengungen und Werke uns schließlich an sein Ziel führt und siegreich ist, grade wenn wir es nicht bemerken. Selbstverständlich kann das jeder anders sehen und der, der es anders sieht, mag mir auch gerne seine Interpretation der Schaf-Wolf-Sache darlegen. LG Sabine
Guerillachrist schrieb am
10. April 2006 um 20:46..solange es dann nicht so läuft „Tüdeldü….oh, was mach ich denn heute…ach stimmt..muss zum Arbeitsamt..och..geh ich morgen, jetzt erst mal frühstücken (so um 14.00 Uhr)..mist kühlschrank leer…hm…fahr ich mal ne freundin besuchen, die hat ja heut frei….oh prima..kühlschrank voll…schwafel & mampf….hachja…jesus sorgt für mich…“
😛
storch schrieb am
11. April 2006 um 00:07@ine
na ja, stimmt ja auch. „sinuschristen“ war eindeutig pejorativ als es damals aufkam. dennoch sind wir alle welche.
dennoch werde ich das gefühl nicht los, dass wir von verschiedenen sachen reden. ich habe über „leidenschaft“ geschrieben, nicht über „massenveranstaltungen“, nicht einmal über „dienst“. gemeindewachstum geht auch ohne geistliches leben. und hier geht es um geistliches leben, nicht um äussere früchte.
trotzdem sind äussere früchte, und sogar zahlen!, wichtig. schliesslich wollen wir ja, dass viele zum glauben kommen und jesus kennenlernen. also ich will das zumindest. da bin ich ganz oldschool – 1.timotheus 2,4!
Guerillachrist schrieb am
11. April 2006 um 00:51Oldschool rockt eh besser 😛
Königstochter schrieb am
20. November 2008 um 14:04Hey Storch, ich stöber grad so in Deinen alten Sachen, und das hat mich grade echt angesprochen. Als ich mal so über dieses Phänomen nachgedacht habe, immer mit dieser Berg-und-Tal-Fahrt vor Augen, hatte ich plötzlich ein ganz anderes Bild vor Augen: Ich bewege mich nicht zu Fuß die Sinuskurve rauf und runter, ich fahre mit einem Schiff stromaufwärts. An manchen Stellen gibt es Schleusen, wo ein Schiff die Höhe nicht überwinden kann, und man muss in der Schleuse warten, bis der Wasserstand dem neuen Level entspricht. Während dieser Zeit geht es scheinbar nicht vorwärts, faktisch aber eben doch, nur in einer anderen Dimension…
Kann man sicher noch lang und breit interpretieren, aber mich hat es einfach so ermutigt, dass ich es hier mal weitergeben möchte.
storch schrieb am
21. November 2008 um 09:52Hallo Königstochter,
der Kommentar ist mir tatsächlich durchgegangen, der kam nicht als E-Mail. Aber schön, dass es noch Leute gibt, die die Archive lesen… So wie Du das beschreibst gefällt es mir besser als der ursprüngliche Post (bei dem ich wirklich etwas eher negatives vor Augen hatte). Und ich erlebe das auch so. Mein Bild ist immer das von einem Computerspiel: man bleibt eine Weile auf einem Level, dann muss man den fiesen Endgegner killen bevor man aufs nächste kommt. So ist auch im geistlichen Leben eine Weile alles einfach und überschaubar, dann hat man auf einmal eine Menge Stress und dann geht es wieder nach vorne.