13. Dezember 2005 2

anspruch und individuum

ich denke in letzter zeit immer wieder mal an folgendes luhmann-zitat. von daher blogge ich es jetzt einfach, vielleicht will der herr ja irgendwem was dadurch sagen:

„die unterscheidung von erwartung und anspruch ermöglicht es, der frage nachzugehen, was psychologisch geschieht, wenn indinviduell begründete ansprüche zunehmend auch sozial legitimiert werden; und wenn die sozialordnung individuen schliesslich sogar ermuntert, sogar ihre individualität als anspruch zu vertreten: als anspruch auf anerkennung und als anspruch auf föderung dessen, wozu man gerade lust hat. dieses >>new right to be what one pleases<< scheint heute weitgehend selbstverständlich zu sein. aber wie ist es möglich und wie kommt es, dass ein individuum seine ansprüche auf seine individualität gründen kann(? …)
zunächst ist davon auszugehen, dass ansprüche durch verdienste ausbalanciert sein müssen, weil sonst die gegenrechnung nicht stimmen würde und keine soziale verständigung möglich wäre. dies ist freilich nur ein soziales, kein psychisches erfordernis. oder anders gesagt: ein individuum wird keine schwierigkeiten haben, wenn es ansprüche hat, sich verdienste hinzuzudenken.“ (niklas luhmann, soziale systeme, seiten 364f)

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2 Kommentare

  1. storch bloggt in fremden sprachen .. *lol*

    vielleicht hat einer ne Auslegung..

    (ma im Ernst.. wenn ich so nen Fachtext lese, aber grade nicht in fachsprech drin bin (z.B. weil ich die 363 vorangegangenen Seiten jenes Buches nicht gelesen habe) .. dann ist so ein text sehr schwer zu verstehen..
    nach dem ersten drittel musste ich nochmal anfangen mit lesen.. dann wieder nach der Hälfte.
    Hab den text letztendlich sogar ganz geschafft und immer noch nicht kapiert worum es geht. „Spaßgesellschaft“? Vielleicht geb ich zu schnell auf..)
    Nun ja. is auch schon spät..

  2. Na, der Herr Luhmann steht ja auf meinem Weihnachtswunschzettel… Ich find die Frage nach den Auswüchsen der Individualkultur schon spannend gerade im Zusammenhang mit der Gemeinde. Ein System, in dem sich jeder nur möglichst vollständig individuell entfalten möchte, ist einfach nicht funktionsfähig und doch sehe ich in vielen Bereichen den Trend dahin, das unreflektiert zu fördern (Thema: DU bist Gemeinde). Kann man sich noch vorstellen, dass Jesus eigentlich eher im Kollektiv gedacht hat? Dass viele Ansprüche des neuen Testaments gar nicht an den Einzelnen gerichtet sind sondern an die Gemeinde als Ganzes? Wo kommt das in unserem individualisierten Denken noch vor?

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