leider finde ich meine aufzeichungen nicht mehr. irgendwo habe ich mir notizen zu diesem thema gemacht, aber die sind verschollen; dumm gelaufen.

ich habe den eindruck, dass die bibel und speziell das NT in eine denkweise hineingeschrieben wurde, die es heute so nicht mehr gibt. es orientiert sich wesentlich an zwei grundparadigmen, die in unserer zeit bedeutungslos geworden sind: schuld/wiedergutmachung und wahrheit/lüge. diese paradigmen waren über jahrtausende für gesellschaften wichtig und finden sich in jeder form europäischer kunst wieder.
mittlerweile erodieren sie mehr und mehr und werden umgedeutet bzw. abgelöst.

die wahrheit ist ohnehin, wie das sprichwort sagt, eine hure. sie wird von den machthabern bestimmt und zu allen möglichen unlauteren zwecken verbogen. früher kämpfte man dagegen an, heute wird das weitgehend akzeptiert und die lüge gesellschaftlich gebilligt. früher gab es diskussionen darüber, ob man in bestimmten situationen notlügen gebrauchen dürfte, heute ist das längst normal. es gibt agenturen, die helfen seitensprünge geheim zu halten und allgemein gilt die auffassung, dass es besser ist zu lügen, als konsequenzen zu ziehen. steuerbetrug, der ja auch nichts anderes ist als das finanzamt zu belügen, ist völlig normal geworden. weitere beispiele liessen sich ohne weiteres finden.
der glaube an eine „wahrheit“ lässt flächendeckend nach und jemand der sagt, er kenne die wahrheit, wird belächelt oder misstrauisch beäugt. man sucht die wahrheit kaum noch, denn sie fällt dem glauben an den relativismus zum opfer. philosophisch und soziologisch kann man diese ansicht hervorragend belegen und auch die biologie hat schon einige steine für das erklärungsgebäude beigesteuert.
man sagt die wahrheit nur noch, wenn sie unverfänglich ist, niemanden beleidigt und es keine konsequenzen hat, sie zu sagen. an die stelle der wahrheit tritt „diplomatie“.

auf ähnliche weise tritt die schuld in den hintergrund. mit dem wegfall der religion als erklärungsmodell für die welt, bröckelt auch die verankerung der moral und der werte schlechthin. es ist schwer moralische grundsätze innerweltlich zu verankern, eine schwierigkeit, der sich unsere (post)modernen gesellschaften ausgesetzt sehen. wenn es keine verbindlichen massstäbe mehr gibt, gibt es natürlich auch keine schuld. die definition geht immer mehr dahin, dass alles gut ist, was spass macht. eventuell kommt noch der zusatz hinzu, „wenn es keinem anderen schadet“, aber je nachdem wo auf der welt man sich aufhält und mit wem man es zu tun hat, fällt auch der zusatz weg.
insofern haben immer weniger menschen einen zugang zu begriffen wie „sünde“ und „schuld“. maximal ist man noch „selbst schuld“ wenn man einem anderen die vorfahrt nimmt und sein auto schrottet. aber auch diese schuld wird immer seltener anerkannt. statt dessen wird sie projiziert: schuld sind „die anderen“, „die da oben“ usw. meiner ansicht nach leidet unsere gesellschaft sehr darunter, dass schuld negiert, abgelehnt oder delegiert wird, denn das führt dazu, dass immer weniger menschen verantwortung übernehmen wollen.
an die stelle von schuld und verantwortung tritt „spass“.

natürlich sind beide trends nicht neu. schon adam hat seine schuld erst auf eva und dann auf gott selbst abwälzen wollen und pontius pilatus hatte die stirn vor jesus (als der wahrheit selbst) zu stehen und zu fragen: „was ist wahrheit?“. aber das waren ausnahmen oder extreme während die paradigmen nach wie vor intakt waren. heute fallen die paradigmen selbst.

von dieser warte aus betrachtet muss man sich nicht wundern wenn kaum einer unserer verkündigung folgt – wir sprechen nicht dieselbe sprache. „jesus vergibt dir und befreit dich von schuld“ – na und? wenn man keinen zugang mehr zu schuld hat interessiert es einen nicht. das ist nur gute nachricht für die, die unter schuld leiden (und diese minderheit erreicht es auch).
„wir haben die wahrheit!“ – na und? das behaupten viele, aber wahrheit ist relativ. wenn es dir hilft, schön, aber mich lässt es kalt.

vielleicht müssten wege gefunden werden, die die botschaft von gottes reich und der erlösung durch jesus in unsere paradigmen übersetzen. insofern finde ich es vernünftig darüber zu reden, dass gott lebensqualität schenken kann (auch wenn uns das oft angekreidet wird). vielleicht reich es nicht, die bibel in moderne sprache zu übersetzen. als christen müssen wir versuchen, sie in „moderen denke“ zu übersetzen.

das hiesse, dass es zeit ist für einen tief- und weitgreifenden paradigmenwechsel in der evangelisation.

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28 Kommentare

  1. Interessanter Punkt:
    Was ja angeprangert wird, wenn man den Ansatz verfolgt, Gott gibt dir Lebensqualität, das gesagt wird, Menschen bekehren sich nur aus dem Grund um von Gott Lebensqualität zu bekommen, in welcher Form auch immer, meist wird das ja an materiellen Sachen festgemacht. Es wird also gesagt: Die Motive die zu Bekehrung führen sind nur egoistisch.
    Das mag schon sein, aber eigentlich ist es ja bei jeder Bekehrung so. Ob ich nun begriffen habe, das ich sonst in die Hölle komme und da will ich nicht hin, oder erhoffe der Herr schenkt mir ne Villa, beides ist egoistisch. Kaum einer hat sich ja selbstlos bekehrt, weil er dem Herrn was gutes tun wollte. Wie auch, bis zu Bekehrung ist die ganze Natur ja egoistisch! Und das weiß fast jeder Mensch!

    Anderer Punkt: die Wahrheit zu bestätigen mit Zeichen und Wundern, wie es ja auch in der Apostelgeschichte Standart ist. Da müssen wir wieder mehr hin. Über die Bibel kann man wohl diskutieren. Bei unerklärlichen Spontanheilungen wird das schon schwieriger!

  2. Und wenn Gott bei der ganzen Sache nicht mitspielt? Wenn er nicht der Lebensqualitätsspender sein möchte? Das ist mein größtes Problem, wenn ich Leuten Lebensqualität verspreche. Dann müßten wir jedesmal Lebensqualität definieren, weil jeder etwas anderes darunter versteht und die meisten sich nicht die Mühe machen zu reflektieren was damit gemeint sein könnte. diese Ansicht ist ja auch bei Christen nicht klar geklärt. Der eine sagt uns steht Gesundheit und Wohlstand zu, der nächste sagt das Wissen und die rein spirituelle Erfahrung um die Gnade muss reichen. Die meisten liegen irgendwo dazwischen und denken diese Positionen eh nicht ganz zuende. Wir werden diesen Punkt wahrscheinlich auch nie ganz klären können (es sei den jemand hat einfach mal recht 🙂 ).
    Wenn wir von Lebensqualität sprechen, dann muß uns klar sein, dass unsere Idee von Lebensqualität eine ganz andere sein könnte als die eines NochNichtChristen. Das wird total häufig vergessen. Wenn ich davon predige dass Gott meine Sehnsüchte erfüllen möchte, dann muß ich irgendwie rüberbringen wonach ich mich eigentlich sehen, sonst ist für den uneingeweiten Zuhörer klar: Gott möchte mir heute Abend wirklich noch eine Torte zum stechen klarmachen. Schließlich sind das im Moment meine Sehnsüchte. Zumindest hab ich es ab und zu so erlebt. Damit müsste man ihnen auch wieder diktieren wonach sie sich sehnen sollten.

    Ein Frage noch: War Schuld zur Zeit des NT auch für die anderen Völker so ein großes Thema? Oder waren nur die Juden mit diesem Thema so beschäftigt? Wie war das z.B. mit den Griechen? Das würde mich mal interessieren…

  3. Ich glaube, daß bereits zu Jesu´ Zeiten die Leute gerne die Frage nach Schuld und Verantwortung umgangen haben. Wenn man sich allein die ganzen Gesetze der Juden anguckt, die möglichst viele Hintertürchen aus Gottes Gesetz schaffen sollten… und die ausgeklügelten Opferregeln, welches Opfer von welcher Sünde reinigt. Da steckt ja schon drin, die Verantwortung für sein Tun nicht selbst zu übernehmen.
    Ich kann mich auf den ersten Blick nicht damit anfreunden, nur mit Lebensqualität für Gott zu werben. Wahrheit und Lüge, Schuld und Wiedergutmachung sind ja immer noch real existierende Bereiche unseres Lebens, die eigentlich so fest stehen wie Naturgesetze! Wir basteln uns natürlich lieber ein neues Paradigma, als unser Leben zu ändern. Aber es ändert sich ja nichts daran, daß Lüge und Schuld Einfluß auf uns und andere nehmen. Ganz egal, wie weit und locker man die Begrifflichkeiten definiert.
    Andererseits habe ich auch keinen Bock, so ein christlicher Moralapostel zu sein, der seinen Mitmenschen ständig in den Ohren liegt: „Das darf man aber nicht!“ Sowas bringt auch nur wenige zur Freiheit und legt eher noch das Fundament für Doppelmoral und Heuchelei.
    Vielleicht sollten Christen versuchen, das Paradigma von innen zu widerlegen, also mit den Begrifflichkeiten und Argumenten von heute trotzdem zeigen, daß Wahrheit besser ist als Lüge und daß man Verantwortung übernehmen muß.
    Ich bin sicher, daß heutzutage viele Menschen an Schuldkomplexen leiden, von denen sie aber auch nicht frei werden können, weil es ja angeblich keine Schuld mehr gibt. Frag mal irgendeinen Therapeuten oder Seelsorger.

  4. Wie haben die Leute im NT Jesus gefunden bzw. was hat sie veranlasst, ihm nachzufolgen?

    War es immer so, dass er ihnen sagte, „bekenne deine Schuld/Sünden, und dann fang ein Leben mit mir an!“ ?
    (in welchen Beispielerzählungen lief es so ab, in welchen nicht?

  5. Schuld und Wahrheit sind heute wirklich nur noch für gewisse, einzelne Zielgruppen ein Thema. Und auch die werden immer mehr durch irgendwelche esoterischen Angebote und durch Sekten geködert. Das ist leider die derzeitige Entwicklung.
    Frage ist, ob das nicht schon immer so war. Mehr oder weniger. Ich denke, da gab und gibt es sogenannte „Trendwenden“. Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts waren diese Themen richtig prisant. Anfang des 20. Jahrhunderts (man denke nur an die „goldenen Zwanziger“) wurde das wieder verdrängt und Platz gemacht für „Ausschweifung“ und genußorientiertes Leben. Zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg lebten die Fragen nach Schuld und Wahrheit wieder auf und auch einige Jahre nach dem zweiten Weltkrieg war das in manchen Gegenden Deutschlands so. Bis in die 60er Jahre hinein. Die nächste Trendwende kam dann Mitte bis Ende der 60iger. Jetzt habe ich natürlich nicht an die Zeitalter seit Pfingsten gedacht. Aber ich wollte ja auch nur einen kurzen Überblick geben, weshalb ich von Trendwenden spreche.

    Morti (Grüß dich übrigens!) sprach von der Bestätigung der Wahrheit mit Zeichen und Wundern. Und auch Du, Storch, sprichst ja öfters davon, dass der Heilige Geist und das Wort Gottes auf einer Ebene sein sollten in unseren Gemeinden. Genau das finde ich auch sehr wichtig. Ich mag es nicht, wenn eines von beidem überbetont wird. Natürlich haben Gemeinden unterschiedliche Prägungen und verschiedene Evangelisten haben unterschiedliche Themen und Herangehensweisen die Gott ihnen aufs Herz gelegt hat. Trotzdem sollte die Grundstruktur, die Basis darin bestehen, dass eben Wort und Geist auf einer Ebene zugelassen und verkündigt werden. Beobachter der „christlichen Szene“ sprechen ja auch immer mehr von Dingen wie „Emergent Church“ etc. Ich habe ein Buch zu diesem Thema angelesen, in dem der Autor davon sprach, dass sie die Menschen immer mehr nach „erfahrbarer, authentischer Religion“ sehnen. Sie wollen keine „Besucherorientieren Gottesdienste“ in denen alle religiösen Symbole aus dem Gottesdienstraum verbannt wurden und die megageile, effektüberladene Krachershow geboten wird. Super Soundanlage, Nebelmaschine, Stationscheinwerfer, Glitterkram und PowerPoint Präsentationen sind das, was sie heute überall zu sehen bekommen. Das ist nix besonderes mehr. Okay, der Autor ging mehr von der Situation in amerikanischen Megagemeinden aus, die sich so eine Ausstattung leisten können. Aber ich denke auch in Deutschland holt man mit sowas nur noch wenige vom Hocker. Aber wenn Gott plötzlich erfahrbar in den Alltag der Leute eingreift und wir das in unseren Evangelisationen auch fördern, ich glaube, dann können wir schon einige Leute mehr erreichen.

  6. ich halte es für richtiggehend falsch und verkehrt, leute in das reich gottes zu locken, indem man ihnen ein geiles leben suggeriert, in dem sie reich, schön und berühmt werden. ein freund von mir glaubt nich mehr an jesus, weil ihm gesagt wurde: „jesus will, dass es dir gut geht wenn du mit ihm gehst, dann wird alles toll“. jetzt sitzt er fast auf der strasse, hat schulden und sagt natürlich jesus, er soll ihn am arsch lecken. jesus is nich gestorben, um uns lebensqualität zu bringen, das ist eine lüge… er sagt sogar, wir müssen unser leben verlieren… wir müssen unseren träumen und wünschen absagen, wir müssen allem absagen, wenn wir das nicht tun, könne wir nicht seine jünger sein. ich glaube dennoch, dass jesus es gut mit uns meint und sich darüber freut, wenn es uns gut geht. (er liebt und schließlich). aber ich glaube, wenn man von gott erwartet, dass er einen mit weltlichem zeugs belohnt, dann hängt das herz einfach nich an gott, sondern doch wieder an dieser welt… und an einem selbst.
    „bekehre dich, dann gibts mehr lebensqualität“ kann insofern nicht der wahrheit entsprechen.
    mann kann das evtl. anders sehen, aber dann muss lebensqualität definiert werden.
    in diesem fall hat sie nichts mit geld, ansehen, gesundheit oder wohlstand zu tun, sondern mit einem wahren und echten leben mit gott, was zunächst mal bedeutet, dass du sterben musst…

  7. hi tom,

    das ist ein interessanter aspekt. ich denke, ich korrigiere mich geringfügig und nehme den „paradigmenwechsel“ vorerst zurück. vielleicht ist es so, dass die paradigmen gewissermassen „oszillieren“. je nachdem, wie die zeit beschaffen ist, wechseln sie. so, wie du es beschreibst, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass man immer phasen nachweisen kann, in denen „schuld/sühne“ ein wichtiges paradigma ist und es dann wieder phasen gibt, in denen alles sicher und angenehm ist und „spass“ wichtig wird.
    leider bin ich soziologisch nihct fit, aber ich könnte mir denken, dass das ein relativ alternatives erklärungsschema ist. bisher habe ich die welt immer als „dispensationalistisch“ beschrieben bekommen: eine zeit löst die andere ab. aber viellicht kann man die geschichte auch in immer wiederkehrenden zyklen beschreiben, in denen immer gleiche paradigmen eine zeitlang vorherrschen nur um wieder abgelöst zu werden.

  8. @dom:
    ja, da bin ich deiner meinung. aber es ist eine frage der definition, wie morti es schon angedeutet hat. ich kann niemandem reichtum, gesundheit, schönheit und ein langes leben versprechen. aber ich glaube zutiefst, dass sich etwas zum besseren ändert, wenn ein mensch sich bekehrt und zwar hier und nihct erst im himmel.
    was das ist, kann man nicht pauschal sagen, das wird individuell sein, aber wenn gott im leben nichts verbessert, dann stimmt etwas nihct. dann ist gott ja nicht erfahrbar. wenn sich aber was verbessert, dann steigt die qualität des lebens.
    diese erfahrbarkeit gottes, die auch andere hier ansprechen („heiliger geist“) ist eines der wichtigsten momente im christsein. von daher finde ich es richtig, das in aussicht zu stellen. ein gott, der nur vor der hölle rettet, wird keinen überzeugen, weil glaube dann nur ein intellektuelles phänomen ist. vgl. markus 2, die geschichte vom gelähmten.

  9. Ich bin mir gar nicht so sicher ob es Zeiten gibt in denen Schuld und Vergebung eine stärkere oder schwächere Rolle gespielt haben. Schuldige werden immer gesucht und Schuld wird immer jemand zugesprochen. Andersherum wollen sich Menschen auch gerne für gerecht erklären. Hab mal bewußter an einem Unitag registriert wem wo Schuld zugesprochen wird. Jeder Prof. und jeder Student hat Antworten warum es hier und da schelcht läuft und auch immer den Schuldigen dafür parat. Auch in der Politik wird zur Zeit mehr über Schuldzuweisung gesprochen als über das Tagesgeschäft. Schuld ist noch immer ein dicker Brocken und Vergebung können die meisten auch nicht wirklich akzeptieren, annehmen oder überhaupt etwas damit anfangen.
    Aber wenn ich ganz ehrlich bin hat sich bei uns sowieso noch nie jemand wegen einer „Schuld und Vergebung“ Predigt bekehrt. Genausowenig wie sich jemand bekehrt hat weil wir ihm mehr Lebensqualität versprochen haben. Das mag irgendwie woanders funktionieren, aber bei uns bleiben die Leute irgendwie weil sie aufgenommen werden. Damit will ich uns nicht sagen dass die anderen beiden Dinge nichts bringen oder scheiße sind. Bei uns passiert es einfach irgendwie anders. Wir reden auch von Sünde, Buße und Vergebung und auch davon dass Gott uns supportet, aber das war irgendwie nie der Grund für jemanden Jesus in sein Leben zu lassen. Vielleicht war es die Geschwisterliebe an der man uns erkannt hat, vielleicht aber auch bloß ein unbewußtes, kluges Umgarnen von Personen. Das kann ich nicht ganz sagen. Ich persönlich tediere mehr zur Schuld und Buß Evangelisation, weil ich denke dass es wichtig ist Ehrlich mit Menschen umzugehen und auch, weil ich persönlich nicht Lebensqualität versprechen kann. Allerdings stimmt das so auch nicht… ich würde gerne wissen was ihr an Lebensqualität versprechen würdet. Irgendwie liegt mir das Wort Lebensqualität quer. Wahrscheinlich negativ besetzt. Was kann ich jemand konkret in aussicht stellen, außer „dein leben wird besser“? „Besser“ ist ja eh relativ und hängt mit der Erwartung zusammen, die eine Person hat. Wenn ich nun nur sage „dein Leben wird besser“, dann versteht jeder etwas anderes.

  10. P.S. wenn wir von diesen Zeiten reden in denen Schuld mehr oder weniger wichtig ist, dann lohnt es sich vielleicht mal von Deutschland wegzusehen. Vielleicht sogar von westlichen Ländern wegzusehen z.B. nach Thailand. Dort gab es dieses Schuld Ding eh nie richtig. Man nennt deren Kultur eher eine Schamkultur im Gegensatz zu unserer Schuldkultur. Soweit ich weiß haben die in ihrer Sprache noch nicht mal ein richtiges Wort für Vergebung. Die Missionare mussten da schon recht findig sein um zu erklären was Schuld und Vergebung bedeutet.
    Ich vermute übrigens, dass das Gleichnis vom verlohrenen Sohn auch eher eine Schamkultur als eine Schuldkultur anspricht und in diesem Zusammenhang noch revolutionärer ist.
    Vielleicht entwickelt sich unsere Kultur ja auch einfach zurück zu einer Schamkultur. Das will ich jetzt nicht behaupten, aber es wäre vielleicht mal interessant darüber nachzudenken.

  11. Ich frage noch einmal:
    IM NT werden uns viele Begebenheiten berichtet, wo Jesus einzelnen Leuten begegnet.
    Hat er da IMMER vom Schul/Sühne/Vergebung geredet?

    Johannes der Täufer hat das getan. Aber Jesus?

    Ich bin der Meinung, Jesus schenkt tatsächlich mehr Lebensqualität. Jedem.
    Es ist allerdings die Frage, was man unter „Lebensqualität“ versteht. Jesus als Problemlöser? Nein.
    Jesus als Garant für die Steigerung meines Lebensstandards. Nein.
    Aber: Wenn irgend ernsthaft jemand ein Leben mit Jesus startet – kommt dann nicht endlich das Leben des Einzelnen zu senier eigentlichen Betsimmung? Beziehung mit Gott zu führen?
    Ist das denn keine Steigerung der Lebensqualität, wenn man endlich einen echten Sinn im Leben hat?

    Ich denke, man kann schon sagen, dass es die Lebensqualität steigert, wenn man ein Leben mit Gott beginnt. Allerdings sollte mandann genau erklären was darunter zu verstehen ist.
    Unfair sind Predigten a la Gott wird dich auf jeden Fall heilen. Gott wird auf jeden Fall deine Probleme lösen.“ Usw…
    Fairer ists, wenn man zu einem leben mit Gott aufruft und gleich die „Nachteile“ mit erzählt.. meine Erfahrung ist, dass ich im Leben mit Gott gewisse Probleme habe, die ich in einem Leben ohne Gott nicht hätte.

    Aber – hat Jesus nicht auch manchmal einfach die „normale“ Lebensqualität von Menschen verbessert.. z.B. Blinde/Aussätzige/Lahme/Bessessene geheilt? Nicht immer war hier von „Bekenne deinen Sünden“ die Rede.

    UNfair ist ein Wohlstandsevangelium.
    Unfair ists auch, nie über Sünde/Schuld zu reden, und was es bedeutet, dass Jesus am Kreuz starb.

    Na ja.
    Ists nicht sowieso eher ein Wirken des HG, wenn Menschen erkennen, dass sie schuldig vor Gott sind?

    Noch eine interessante Story:

    Die Anfrage des Täufers Johannes
    Mt 11, 2Der Täufer Johannes hatte im Gefängnis von den Taten gehört, die Jesus als den versprochenen Retter auswiesen; darum schickte er einige seiner Jünger zu ihm.3»Bist du wirklich der, der kommen soll«, ließ er fragen, »oder müssen wir auf einen anderen warten?« 4Jesus antwortete ihnen: »Geht zu Johannes und berichtet ihm, was ihr hört und seht: 5Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden gesund, Taube hören, Tote stehen auf und den Armen wird die Gute Nachricht verkündet. 6Freuen darf sich, wer nicht an mir irrewird!«

    ..und kurze Zeit später war Johannes der Täufer einen Kopf kürzer..

  12. wenn man lebensqualität so definiert, dass man nach der bekehrung das ewige leben mit jesus antritt und somit zum ersten mal das wahrem wahrhaftige leben erfährt, dann sind wir uns wohl elle einig? jo 😉
    sprich, wir trachten nach dem reich gottes, jesus verbietet uns, uns sorgen zu machen, vor allem um den kram, um den sich vorher das leben gedreht hat (essen, wohnung, klamotten, sicherheit, karriere usw.). das sehe ich als absolute lebensqualitätssteigerung. vor allem wenn gott mich dann auch noch frei macht von ner krankheit, ner sucht, nem kotrollzwang usw.
    das is lebensqualität…. und ein leben im heiligen geist rockt auf jeden fall und bringt einem hin und wieder auch sehr geile gefühle. das wiederum würde ich aber niemanden versprechen. 😉

  13. Bin 120% mit dir. Die Frage ist nur, ob Lebensqualität die richtige Richtung ist. Wir haben das bei uns versucht. Häufig verstehen das Leute wirklich nicht. 2 supererfolgreiche Evangelisationsformen sind: Alpha-Kurs und Leben mit Vision. Beide treffen einen Nerv der Zeit, wenn auch nicht für jeden.

    Zum Alpha-Kurs habe ich meine Meinung schon geschrieben: http://siyach.blogspot.com/2004/10/alpha-kurs-als-postmoderne.html – Erfahrung und Fakten, Gruppenerfahrung, Gemeindebeteiligung, Beziehungsbasiert, gemeinsamen Weg gehen.

    Bei Leben mit Vision trifft es wohl wegen der Sinnsuche und dem Finden von Berufung. Das ist ein RIESENGROßER Bedarf heute. Sonst würde sich so ein direktes Buch nicht so oft verkaufen. Auch die 40-Tage-Sache ist eine Gemeinschaftserfahrung, was sehr gut zu heute passt.

    Bei Lebensqualität drängt sich sehr schnell das amerikanische Wealth-Gospel-Image auf. Da ist es wohl sehr wichtig, dass man es lebt und glaubwürdig vermittelt.

  14. Noch mal zu der Story mit Johannes dem Täufer und seinen Zweifeln. Ist schon interessant, welche Dinge Jesus aufzählt um Johannes zu überzeugen. Ineressant oder? Was kann/sollte das für uns heißen?

  15. hey storch.. schonmal drüber nachgedacht, ein forum zu eröffnen 😉

  16. hi domsen, ich hasse foren.

    wir sind uns, glaube ich, einig: jesus verbessert das leben, aber man kann nie vorhersagen wie. „lebensqualität“ ist vielleicht wirklich kein tolles wort, jedenfalls nicht, wenn es die bedeutung von wohlstandsevangelium hat. was ich aber daran mag ist, dass das wort eigentlich eine grosse breite hat: was qualität ist, dass kann man individuell entscheiden.

    und zu johannes denke ich zweierlei:
    1) was ihn überzeugt hat war sicherlich, dass jesus die zeichen und wunder tat, die im AT für den messias vorausgesagt wurden. er hatte ja die frage gestellt, ob jesus wirklich der ist, der kommen soll und die wunder als erfüllung alttestamentlicher prophetie sprachen ein lauteres „ja“ als jesus es mit worten hätte tun können.
    2) letztlich überzeugt die leute die kraft, nicht die worte. wenn mehr vin gottes übernatürlicher kraft sichtbar und erlebbar wird, werden die menschen jesus annehmen.
    dennoch können (und sollten!) wir in unserer kommunikation versuchen, verständnisschwierigkeiten abzubauen.

  17. Ich würd den einen Gedanken von Corcken mit dem „Leute aufnehmen“ gerne noch etwas weiter entwickeln. Ich bin auch der festen Überzeugung, dass es notwendig ist, unsere Predigt mit den Bedürfnissen der Leute in Verbindung zu bringen (eigentlich ne Binsenweisheit…) und ich glaube auch, dass gesellschaftliche Veränderungen da zu berücksichtigen sind. Ich bin mit der Lebensqualitätgeschichte auch extrem vorsichtig ( aber by the way: Wie passen eigentlich „Leben verlieren“ und „Leben in Fülle“ zusammen – danke für Hinweise!). Aber ich glaube, dass es einige andere Begriffe und Themen gibt, über die es sich anders nachzudenken lohnt. Zum Beispiel das Thema „Heimat“. Auch wenns ein bißchen schwülstig klingt. Wo gehöre ich eigentlich hin? Usw. Das lässt sich soziologisch sehr gut und sehr ausführlich erden mit so Sachen wie gestiegene Mobilität, Familiensituationen werden immer unsicherer usw. Oder auch mit dem Thema „Identität“ Wer bin ich eigentlich? Wenn ein Thema einen Hype genießt, dann doch wohl dieses. Und da springt dies Eso-Welle gerne auf: Finde dein inneres Selbst usw. – Das kann nur schiefgehen und Leute erleben das. Und fragen sich weiter, wer sie sind. Wer kann ihnen eine unzerbrechliche Identität geben? Antwort : 🙂 Eben. Mit dem Thema Mobilität geht ein weiteres einher, dass sich auch auf Identitätsfragen auswirkt: Die immer kürzere Dauer von Beziehungen (freundschaftlich erstmal). Mit dem neuen Ort neue Freunde, wie viel bin ich noch bereit, mich für diese reinzuhängen usw. Und hier wieder die Frage: Wer nimmt mich eigentlich an? Wer hält zu mir?
    Ich glaube, dass es eine ganz zentrale Aufgabe für uns Christen ist, Leute anzunehmen und ihnen damit Beziehungen und Heimat anzubieten und sie dabei in die Begegnung mit Gott zu bringen – wie gesagt, ich weiß, die Begriffe klingen erstmal schwülstig. Das taucht ja auch in den ganzen postmodernen Gemeindebüchern auf – Leute mitnehmen auf den Weg, statt sie bekehren zu wollen. Und ich glaube, dass war ja auch die Erfahrung, von der Corcken berichtet hat.

  18. hi joa,

    ich finde, was du sagst supportet die these von der lebensqualität immens. was du anbietest würde ich als „sinn“ beschreiben und was schafft mehr qualität, als einen sinn im leben gefunden zu haben? sicherlich kann sinn mehr sein, als das beschriebene, zumal „transzendenz“ nicht vorgekommen ist. aber heimat und freundschaft schaffen schon ein gefühl von sinn und werden sicherlich von den meisten als qualitätsfaktoren wahrgenommen.

    „leben verlieren“ und „leben in fülle“ passen für mich sehr gut zusammen. der begriff taucht in den evangelien dreimal auf: mat 10,39; luk 17,33; joh 12,25. jedesmal im zusammenhang mit der verheissung, das (ewige) leben zu finden/bekommen/erhalten. das bedeutet, alles, was für uns „leben“ hier auf dieser welt ausmacht in die waagschale zu werfen und dafür das leben gottes zu bekommen. wir verlieren etwas, was nach unseren massstäben wünschenswert ist und bekommen mehr von gott zurück – wieder lebensqualität.
    das sehe ich auch in dem begriff vom „ewigen“ leben. das ist nicht nur ein unendlich langes, sondern auch ein unendlich reiches und tiefes leben. es beginnt hier und hat bereits vor dem tod die qualität gottes.

  19. Hallo!
    Ich würde ja wirklich nochmal betonen, wie Micha das auch schon gemacht hat, dass man nicht vergessen darf, dass Jesus und Paulus und viele mehr durchs Land gezogen sind und geheilt haben. Da waren nicht nur Schuld und Vergebung die Themen, sondern da ging es um praktische Hilfe in den Lebenssituationen der Menschen. Ohne Forderungen.
    Das ist ja auch grundsätzlich so, dass Barmherzigkeit und Segen sich als Wesenzüge Gottes erkennen lassen. Ohne Frage, oder?
    Lebensqualitätssteigerung (das gefährliche Wort) heißt ja auch Vergebung, Heilung, Befreiung. Finanzieller Segen allein macht ja auch nicht glücklich.
    Man denke auch noch daran, dass Gott im AT sehr viel materiell gesegnet hat.

    Als ich glaube schon, dass Gott eine Besserung im Leben vor hat, das ist seine prinzipielle Willenserklärung, aber das das natürlich auch nicht immer so aussieht, wie man das sich selbst vorstellt, sollte klar sein.

    Chrisse

  20. Wieviele „auch“s befinden sich in meinem oberen Text?

  21. Wenn es um die gute Nachricht, um das Evangelium geht, ist es falsch, von einem Paradigmenwechsel (vorherrschende Grundannahmen, v.a. bei Sozialwissenschaften) zu sprechen. Denn die gute Nachricht an sich inhaltlich zu verändern (statt nur formal verständlich zu machen), hieße etwas vom Wort Gottes hinzuzufügen oder wegzulassen. Während die weltliche Wissenschaft von einem ständigen Zuwachs an Erkenntnis über den Menschen ausgeht, wissen wir Christen es ja besser: Gott selbst weiß am besten, was der Mensch in seinem tiefsten Inneren braucht, und das ist unveränderlich, nicht an eine Zeitströmung, an einen Trend oder eine Mode gekoppelt. Wir müssen auf den Anfang schauen. Die Bibel ist näher dran an den wahren Bedürfnissen des Menschen als die neuste soziologische Studie.
    Das bedeutet für unser Evangelisieren: Lasst uns predigen, was wahr ist, was in der Bibel steht. Das Wort vom Kreuz, von Sünde, Hölle, Vergebung, Himmel. Nur das wird authentisch sein, weil Gottes Geist dafür sorgt dass es die Herzen trifft. Das Evangelium braucht kein Parfüm – alle Versuche unsererseits, die unglaubliche Geschichte mit Jesus rational erklärbarer zu machen, sind peinlich.
    Viele Kunstwerke beschäftigen sich mit dem Thema Schuld, besonders eindrucksvoll z.B. der Film „Magnolia“ – es ist also Menschen in aller Regel bewusst, dass sie Schuld in ihrem Leben haben. Viele rennen Jahrzehnte lang mit ihren Verfehlungen durchs Leben, es macht sie fertig, sie brauchen Vergebung!
    Schuld kann lähmen, deshalb vergibt Jesus dem Gelähmten, den sie durchs dach herablassen, erst seine Sünden, bevor er ihn heilt.

    Was aber bestimmt ne gute Idee wäre ist, den Heiden erstmal die Kraft und Liebe Gottes zu zeigen in dem man z.B. anbietet für sie zu beten, bevor die Ohren offen sind für die Predigt. Das ändert aber meiner Meinung nach nichts dran, dass der „Glaube aus der Predigt kommt, die Predigt aber aus dem Wort Gottes“.

  22. ..die Frage ist.. was ist das „Evangelium“.. die „Gute nachricht“..
    inwiefern besteht es (nur) aus dem „Wort vom Kreuz, von Sünde, Hölle, Vergebung, Himmel“.. hat jesus immer/nur davon erzählt?
    inwiefern gehören auch andere Sachen dazu..

    Jesus hat den leuten immer genau das gesagt .. bzw. für sie immer genau das getan,
    was genau richtig war in ihrer konkreten Lebenssituation..

    Die Frage ist sicherlich auch,
    was erzähl ich Leuten in einer Predigt..

    ich glaube, es kommt drauf an, was „summasummarum“ verkündet wird..
    ..das ganze unverkürzte Evangelium..

    davon lässt sich in einer einzelnen Predigt immer nur ein Bruchteil unterbringen..
    Bzw. in einer einzelnen Tat.
    Predige das Evangelium, wenn es sein muss auch mit Worten… hat mal irgendjemand gesagt..

  23. hi frank,

    ich bin natürlich auch dagegen, das evangelium zu ändern, aber so verstehe ich „paradigma“ auch nicht. ein paradigma ist ein denkmuster, also eine herangehensweise. damit hat es, meiner ansicht nach, weniger mit dem inhalt zu tun als mehr damit, wie man einen (intellektuellen) zugang zu diesem bekommt. wenn wir davon ausgehen, dass das evangelium mehr beinhaltet als die erlösung von schuld, ist es legitim, die verkündigung jeweils so anzupassen, dass die predigt von den menschen verstanden wird.
    damit bleibt natürlich die schuldfrage intakt, aber es ist es nicht sinnvoller sie seelsorgerlich zu bearbeiten wenn eine person so weit ist, sich ihrzu stellen?

    an die wichtige frage „was ist lebensqualität?“ reiht sich nahtlos michas frage an: „was ist das evangelium?“ und da würde ich zunächst einmal sehr weit definieren:“Gottes angebot/geschenk an den menschen“. wie unsere lebensqualitätsdiskussion zeigt sind wir mindestens mehrheitlich der meinung, dass dieses geschenk mehr umfasst als erlösung von schuld: sinn, heilung, geklärte finanzen, friede – alles möglichkeiten die frage zu beantworten. damit gibt es dann aber auch mehrere möglichkeiten des erstkontaktes zum evangelium und da finde ich es halt sinnvoll, eine möglichkeit zu wählen, mit der sich viele identifizieren können.

    wir haben in der vergangenheit immer wieder ansätze falscher oder obsoleter evangelisation kritisiert. zum beispiel den einstieg über heiligkeit: man muss erst gottes liebe verstehen bevor man seine massstäbe einhalten kann. so sollte es selbstverständlich sein, zuerst seine liebe zu predigen und dann den menschen erklären, wie gott sich unser leben vorstellt.
    ebenso kann es sinnvoll sein, von einem anderen paradigma (blickwinkel) zu argumentieren als von schuld und sühne und hier übersetzungsarbeit zu leisten.

    in der summe, und wieder gebe ich micha recht, muss dann das ganze evangelium gepredigt sein. aber das kann jahre dauern, was 100%ig in ordnung ist. Die Summe deines Wortes ist Wahrheit (psalm 119,160 nach der schlachter.
    [@ micha: das zitat ist vin franz von assisi]

    ich sehe einfach in der frommen szene eine extreme verkürzung auf den gedanken der schuldvergebung, als wäre die ganze sache beim christsein, nicht in die hölle zu kommen. das war zwar nicht das originalthema, aber es fällt mir immer mehr auf, während wir hier diskutieren, dass es hier reinspielt. vielleicht war es ein teil der unbewussten motivation beim schreiben, darauf mal einzugehen.

    während in der welt schuld vielleicht präsent, aber sicher nicht angenommen und zur hauptsache gemacht wird, ist sie in weiten teilen der frommen szene das vorherrschende moment. wenn das so ist, haben wir ein kommunikationsproblem. dabei hat jesus mehr zu bieten.

  24. Hi,
    mega-interessante Diskussion. Mich hat die Frage wie man das Evangelium heute in der Neuzeit erklärt oft im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos gemacht. Das man darüber redet ist echt wichtig.

    Ich wollte mal einen neuen Aspekt mitreinbringen? Welches Ziel verfolge ich mit Evangelisation. In der Jugendarbeit habe ich herausgefunden, dass nur die Christen „überleben“, die zwei Dinge gemacht haben. (Ich lasse jetzt mal die Erwählung außen vor. Deswegen rede ich aus der Sicht der Menschen).

    1. Bekehrung
    2. Buße

    Da beide Wörter heutzutage Reizwörter sind, will ich erklären was ich meine. Wenn das klar ist, kann man dann ja in der „Verkündigung“ (g*) andere Wörter dafür benutzen.

    Bekehrung heißt, dass ich einen anderen Lebensweg einschlage. Vorher ging ich in die Irre wie ein Schaf ohne Hirten, jetzt werde ich geführt und gehe dem Hirten aller Hirten hinterher.

    Buße heißt ganz einfach Sinnesänderung. Ich definiere meine Prioritäten und ordne meine Lebenseinstellung neu.

    Was die Menschen davon abhält Gott hinterher zu gehen ist die Sünde im allgemeinen. Da dürften wir uns einig sein. Sünde ist wörtlich übersetzt die „Zielverfehlung.“ Wie rede ich jetzt aber über Sünde heutzutage? Sünde hat den Aspekt, dass wir vor Gott schuldig werden, uns sogar Schuld anhäuen zum Tag des Gerichts (Römer 2,4). Das ist langläufig das was ich bis jetzt am meisten gehört habe. Da Leute heute wohl weniger mit Schuld anfangen können bzw. keine Moralapostel wollen, ist es schwer das so rüberzubringen. Ich bin jedoch der Meinung, dass es wohl keine Bekehrung oder Buße gibt, wenn ich nicht vorher kapiert habe, dass ich krass in die falsche Richtung ging, dass ich umsonst gelebt habe, nämlich am Ziel vorbei. Deshalb muss dieser Aspekt der Sünde klar gemacht werden.

    Sünde hat aber auch einen anderen Aspekt. Kurz gesagt: Sie nimmt den „Lebenskomfort“. Biblisch: Sünde führt ja zum Tod und Jesus zum Leben (Römer 6,23)
    Sünde ist wie ein Virus und wenn sich die Zielverfehlungen häufen, kommt immer mehr vom Tod in unser Leben. Auswirkungen können sein: Wir werden verbittert, die Hoffnung ist weg, Egoismus, Stolz, Neid, Galater 5,21 halt.

    Ich denke, dass die Menschen mit letzterem heute mehr anfangen können als mit Schuld. Ist das vielleicht ein Ansatz?

    Demgegenüber, dass die Sünde den Tod in unserem Leben bewirkt, setzt man, dass Gott das Leben bewirkt. Wenn wir Jesus annehmen, beginnt unser Leben von neuem. NICHT NUR weil unsere Sünden vergeben wurden. SONDERN AUCH weil wir jetzt Leben geschenkt bekommen haben und Gott in unser Leben solche Werte wie Vergebungsbereitschaft, Hoffnung, usw. legt, eine innere Kraft sozusagen. (Theologisch ist es ganz einfach die Wiedergeburt und der HG).

    Das hat schon was mit Lebensqualität zu tun. Ich denke, dass man aber genauer sein muss. Vorher hatte man einfach kein Leben, sondern schoss am Ziel (Gottesgemeinschaft) vorbei. Nachdem man sein Leben mit Jesus begonnen hat, hat man Leben. Klar, dass das als „Steigerung der Lebensqualität“ empfunden wird.

    Mein Fazit ist:

    1. Die Begriffe sind schon seit Menschengedenken die selben. Wir müssen sie nur für unsere heutige Zuhörerschaft auslegen. Ich denke, dass wir auch Schwerpunkte setzen dürfen (Paulus hat z.B. in Apg 17 in seiner Rede auf dem Aeropaq überhaupt nichts über den Sühnetod und Vergebung erzählt!).

    2. Es muss herauskommen, dass ein Leben ohne Gott knallhart am Ziel vorbeigeht. Dieser Aspekt muss deutlich rüberkommen. Erst sollten wir es selber verstehen warum und dann leidenschaftlich erklären können. Genauso leidenschaftlich erklären können, sollten wir was im Gegensatz dazu ein Leben mit Gott bereithält.

    Was meint ihr?

  25. Hallo nochmal!
    Noch zwei Gedanken: Wie Frank bereits gesagt hat glaube ich, dass Schuld immernoch ein Thema ist. Talkshows und Gerichtssendungen sind nur ein Beweis. Stets gibt es die Suche nach dem Schuldigen, der dann nicht mehr gesellschaftsfähig ist. Es gibt Gefängnisse, unmögliche Menschen sind Kinderschänder, böse Nachbarn, betrügende Schiedsrichter etc. . Das ist auch ein bisschen wie in Israel zu Jesu Zeiten.

    Und dann, auch schon gesagt, ist ja Sündenvergebung durch das Kreuz erst der Zugang zu einem besseren Leben, also gibt es einen starken Zusammenhang zwischen den beiden „Extremen“. Außerdem muss man aber auch bedenken, dass Schuld und Sünde ja im Grunde die Probleme der Menschen sind, also ihre Schuldigkeit vor Gott. Dass Gott quasi trotzdem Lebensqualität in allerhöchstem Maße schenkt gehört zu seiner riesigen Gnade.

    Das jetzt noch als comment Nummer 26!

    Chrisse

  26. @ esse:
    das ist ein ansatz, der sich gut mit meinem paradigmenwechsel verbinden lässt. du wirst halt sehr konkret mit den dingen, die einen menschen kaputt machen und quälen und zeigst eine ursache auf, die das evangelium lösen kann.
    ich vermute, dass jeder mensch an der lösung seiner probleme interessiert ist, weil menschen allgemein zu egoismus neigen. das ist natürlich nihct exakt, weil wir genauso zu altruismus neigen, aber die hauptmotivation ist wohl immer noch, dass es einem selber besser geht. das ist ja im prinzip der ansatz, den ich vorschlage: lebensqualität steigert sich unweigerlich, wenn man probleme gelöst bekommt.

  27. >Marlin Says: November 30th, 2005 at 15:57

    >Bin 120% mit dir. Die Frage ist nur, ob Lebensqualität die richtige Richtung >ist. Wir haben das bei uns versucht. Häufig verstehen das Leute wirklich >nicht. 2 supererfolgreiche Evangelisationsformen sind: Alpha-Kurs und Leben >mit Vision. Beide treffen einen Nerv der Zeit, wenn auch nicht für jeden.

    Eben, nicht für jeden. Nicht für Postmoderne oder Bildungs- oder Selber-Denk-Muffel.

    An die koppeln nur die Beziehungen an. ‚Was ist Wahrheit‘ interessiert Postmoderne nicht.

    Viele Grüße
    Harald

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