Prüft alles, und behaltet das Gute! (1.Thessalonicher 5,21 nach der Einheitsübersetzung)

Christliche Bekenntnisrichtungen entstehen (zumindest im Idealfall :-)) durch eine besondere Erkenntnis Gottes. Wenn wir davon ausgehen, dass das stimmt sind Denominationen, Gemeinden, Werke und alle theologischen Systeme Truhen, die einen Schatz bergen, den wir bekommen können. Wenn wir das, was Gott selbst in die anderen hineingelegt hat, herausholen und in unser Glaubensleben einbauen, dann kann uns das nur weiterbringen. Aber Vorsicht: das Gesamtpaket enthält sowohl Gutes als auch Schlechtes; keine Bewegung ist nur gut. Deshalb ist es gefährlich, alles zu übernehmen, es muss vor dem Übernehmen geprüft werden. Genau darüber lehrt Paulus in 1.Thessalonicher 5,21.

Dieser Vers wird oft sehr falsch verstanden weil viele Christen ihn scheinbar nicht zuende lesen. Es gibt eine grosse Fraktion Geschwister, die sich selbst als „Glaubenswächter“ ((hey Micha, ich versuch es mal mit dem fett Drucken von Schlüsselwörtern. Besser so?)) sehen und Bücher über Bücher darüber schreiben, was andere falsch machen oder falsch glauben. Ich persönlich mag diese „anti-Bücher“ ja überhaupt nicht und frage dann manchmal nach, was es denn soll, so was zu schreiben. Die Antwort ist immer dieselbe: Wir sind von Jesus aufgefordert, alles zu prüfen. Das ist einer der wichtigsten Aufträge der Kirche überhaupt, herauszufinden, was in Gottes Sinne und „biblisch“ ist, und was nicht.
Das ist aber völlig falsch. Es geht paulus nicht darum zu prüfen sondern zu behalten. Nur sollen wir nicht jeden Scheiß behalten sondern das Gute und um herauszufinden, was gut ist, muss man eben erst einmal alles prüfen. Aber es ist eine grundfalsche Haltung, um des Prüfens willen zu prüfen. Wir sollen um des Behaltens willen prüfen.

Das Wort selbst gibt uns einen Hinweis darauf, warum und zu welchem Zweck wir prüfen sollen. Es ist das griechische Verb dokima,zw [dokimazoo]. Es bedeutet zunächst einmal nur prüfen. Die entsprechenden Adjektive bedeuten „nach einer Prüfung als wertvoll oder verwerflich befunden zu werden“. In 1.Petrus 2,4 taucht ein Wort mit gleicher Wurzel auf: avpodokima,zw [apodokimazoo]. Jesus wurde als lebendiger Stein von den Bauleuten nach einer Prüfung verworfen. Hier wird das Wort also verwendet um zu zeigen, dass eine „Materialprüfung“ durchgeführt wurde.
Das passt gut zu Paulus. Er hat ja immer gerne darüber gepredigt, dass die Gläubigen ein Tempel des Heiligen Geistes sind und hat immer wieder gerne Beispiele aus der Welt der Architektur verwendet.

Es geht in 1.Thessalonicher 5,21 also darum, dass wir das Material prüfen, mit dem wir unser Glaubensleben bauen wollen. Wir sollen nicht jeden Unsinn übernehmen sondern das, was nach gewissenhafter Prüfung als „gut“ befunden wird. Was das ist und wie man es erkennt, würde ich gerne anhand eines anderen Verses zeigen, der sich ebenfalls in einem Paulusbrief befindet und der auch mit dem Bauen geistlicher Häuser zu tun hat.
– Morgen, damit dieser Artikel nicht wieder so schrecklich lang wird.

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2 Kommentare

  1. (fettdruck: Hmm. ja. besser. Aber ich würd noch bissl mehr fett drucken.
    So dass man mit einem Blick den/die hauptgedanken erkennen kann..
    jedenfalls hats ein was ganz wichtiges: Das lesende Auge hat Abwechslung.. und – der Text bekommt dadurch eine Art „Geländer“ an dem man sich entlanghangeln kann..)

    Anti-Bücher:
    Bin auch nich so ein Freund davon..
    ..andererseits kommts ganz drauf an.
    Um mich umfassend über ein Thema zu informieren, lese ich auch sehr gerne kritische Meinungen.
    Mir geht es nur in den allerseltensten Fällen um eine Verurteilung (das müssen dann schon ganz ganz derbe krasse Irrlehren sein.. gegen Irrlehren haben sich auch die Apostel gewandt..)
    Normalerweise ist Kritik für mich lediglich ein Mittel des Erkenntnisgewinns..
    ..ich bin Fan von „These“, „Antithese“ –> „Synthese“.

    Viele Antibücher sind schrott.. trotzdem kann ich eins empfehlen,
    Wolfram Kopfermann, „Macht ohne Auftrag“ (vergriffen..)
    Es ist sehr fair geschrieben.. und es ist nicht aus einer aussenstehenden Position geschrieben.. und verurteilend ist es auch nicht.
    Es is einfach ne sehr brauchbare „Antithese“ zur charismatischen geistl. Kampfführung.
    .. oder anders ausgedrückt.. es taugt gut als „prüfstein“ für den Bereich „lehre von der geistl. Kampfführung“..
    ..damit man besser wird in „prüfen & das Gute behalten“.

  2. hmm, selbst wenn die anti-buecher nicht um des pruefen willens geschrieben werden, dann wuerden sie wohl trotzdem noch gerechtfertigt werden (von den autoren) als : wir pruefen dass, damit wir und alle anderen nur das gute uebernehmen… fertig ist die rechtfertigung und das mutige anti-gemache kann weitergehen. ich hab eher haeufig das gefuehl, dass hinter solchen buechern ein mensch sitzt, mit ner sehr eigenen haltung zur realitaet (seiner realitaet) und die art und weise der rechtfertigung keine rolle spielt – weil diese nur frommer anstrich ueber eigenen motivationen ist.

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