11. August 2005 1

the seven-percent-solution

habe ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass ich sherlock holmes-fan bin? wir sherlock scherenschnitthaben etwas mehr als zwei regalmeter sherlockiana, bücher, dvds, videos, cd und sammeln weiter.
holmes hat eine interessante angewohnheit, ein laster, das seinen freund, den arzt dr.watson, mit unbehagenerfüllt: wann immer er nichts zu tun hat greift er zur spritze und drückt eine siebenprozentige kokainlösung. im grunde ist es simpel: der meisterdetektiv neigt zur langeweile, er kommt nicht darauf klar, wenn die londoner unterwelt sich wieder mal durch einen „beklagenswerten mangel an kreativität“ auszeichnet und er deshalb nichts hat, was seinen geist beschäftigt.
als ich gestern durch die graue welt spazieren und beten ging hatte ich das gefühl, manchmal sehr ähnlich zu sein. ich brauche immer etwas, was mich fasziniert und fesselt. herausforderungen sind gut, aber dinge verlieren schnell ihren reiz für mich wenn ich sie verstehe, mich an sie gewöhnt habe und sie „normal“ geworden sind. daher kommt es, dass ich mich mit aller hingabe einem problem widmen oder etwas anfangen kann, aber irgendwann das interesse so sehr verliere, dass es ein angang ist, weiter zu machen. vom christlichen standpunkt her gesehen ist das definitiv eine charakterschwäche, denn gott steht sehr auf treue und die bedeutet: durchziehen. natürlich ziehe ich durch, aber es fällt oft schwer und ich suche immer wieder ein stimulanz, einen reiz, der es ermöglicht weiterzugehen. rein vom charakter her liegt mir deshalb konfliktmanagement mehr als die kontinuierliche arbeit in gottes weinberg.
bleibt die frage nach meiner seven-percent-solution. ich glaube, dass es gebet ist. im gebet bekomme ich immer wieder stimulation. so weit ich es beurteilen kann auch mehr als durch drogen. wobei das schwer zu beurteilen ist, denn zu drogenzeiten kannte ich diesen charakterzug an mir noch nicht und ich habe immer lieber „abregende“ stoffe genommen als „anregende“. dennoch denke ich, dass gebet mir in den meisten fällen genau das bringt, was ich brauche.

natürlich war sherlock holmes kein christ und deshalb blieb ihm nur das koks. manche nachfolgeschreiber haben ihm so auch eine abhängigkeit angedichtet, die in conan-doyles originalgeschichten nicht zu finden ist. vergleiche z.b. nicolas meyer: „kein koks für sherlock holmes“. in einer geschichte hat er seiner langeweile auf sehr kreative weise abhilfe geschaffen und hat die seiten gewechselt: michael dibdin, the last sherlock holmes story.

um weiter in die materie einzusteigen empfehle ich neben den originalgeschichten von sir arthur conan-doyle folgende must-haves für interessierte:

    die verfilmungen mit basil rathbone als sherlock holmes und nigel bruce als watson. leider fehlen mir selber noch zwei dvds, diese alten englischen filme sind teuer… rathbone war nicht nur ein genialer schauspieler sondern imho DER sherlock holmes. wobei es auch gute verfilmungen mit z.b. christopher lee gibt.
    c.s. mahrendorff: sie rührten an den schlaf der welt.
    die alle holmes-bücher von laurie king. ich weiss gerade nicht mehr, wie viele es waren. king hat homes eine frau zur seite gestellt. allein das ist fast schon blasphemie, denn eigentlich ist holmes der eingefleischteste jungegeselle überhaupt. aber diese ist dann auch noch theologin. alle bücher waren besser als die originale von conan-doyle (was auch nicht sooo schwer ist…).

neben diesen gibt es buchstäblich einige hundert sherlock-holmes-adaptionen. allein fast 200 verfilmungen zeigen, wie populär dieser charakter geworden ist. das wundert um so mehr, als er ein typisches 19.jahrhundert-ideal ist. dennoch erfreut er sich auch heute noch grosser beliebtheit.

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Ein Kommentar

  1. hmm.

    muss nicht unbedingt nur ne Charakterschwäche sein..

    manchma is sowas auch ne Art „Pionierbegabung“.

    Man ist jemand, der einen entscheidenden Impuls setzen kann..
    ..und dann können andere übernehmen, die so einen Impuls weitertragen.. die aber wiederum womöglich nicht von selbst so nen Impuls hätten machen können.

    Aber dafür gibts ja die schöne Erfindung „Gemeinde/Gemeinschaft“, wo solche Begabungen aufeinander treffen und sich ergänzen..

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