03. April 2009 4

Gott wirkt durch Menschen

Dass Papier geduldig ist, weiß jeder, der sich mit Strukturen beschäftigt. Satzungen, Imagebroschüren, Wertepapiere und Organigramme spiegeln nicht unbedingt die Realität wider.
Als ich vor zehn Jahren zu den Jesus Freaks Remscheid kam, hatten sie die Standardsatzung, die fast alle Gruppen hatten. Darin hieß es: „Jede Stimme gegen die Stimme des 1. Vorsitzenden ist unwirksam.“
Da mein eigenes Leitungsverständnis nie so aussah, gab es keine Entscheidungen, die so gefällt wurden. Wir verteilten im Leitungskreis die Aufgaben nach Kompetenzen. Ich bin Teamspieler und kein Diktator. Unsere Satzung wurde – aus verschiedenen Gründen – trotzdem erst lange später angepasst. Bis dahin war ich auf dem Papier Alleinherrscher.
Leitung existiert in der Realität nicht als abstraktes Prinzip. Es gibt keine „Leitung“, sondern nur „Leiter“ – Menschen, die einen Auftrag wahrnehmen und mit ihrer Persönlichkeit prägen. Wenn in Remscheid andere Leiter ins Amt kämen, könnte sich alles ändern.
Gott wirkt nicht durch Strukturen, sondern durch Menschen. Das vergessen wir oft, wenn wir Modelle entwerfen. Eine Struktur begeistert und inspiriert nicht, sie reißt niemanden mit. Die beste Struktur hätte Israel nicht aus Ägypten herausführen können; dazu brauchten sie Mose. Später konnte die Struktur des Königtums Segen oder Fluch sein. Je nach König erlebte Israel Gottes Segen oder Niederlage, Deportation und Gefangenschaft. Die Struktur änderte sich dabei nicht, die Variable war der König.
Deshalb sagt das Neue Testament so wenig über Strukturen und gibt den Gemeinden so viel Freiheit in ihren Leitungsmodellen. Es sagt aber viel darüber, wie ein Leiter sein soll. Da ist von Reife, moralischen Standards, Gottes Kraft und Berufung die Rede.
Das ist völlig logisch und richtig so. Wer liest sich zuerst die Satzung einer Gemeinde durch, in der er Mitglied werden will? Ich will wissen, wie der Leiter drauf ist. Ist er ein integrer Mensch oder lebt er in Sünde? Bestätigt Gott seinen Dienst durch das Übernatürliche? Hört er Gottes Reden? Ist es ein Mann oder eine Frau des Gebetes und des Wortes? Trifft das alles nicht zu, interessiert mich die Struktur herzlich wenig.
Deshalb empfehle ich jeder Gemeinde oder Gruppe, mit der ich arbeite: „Sucht nach Menschen, dann werden die Strukturen folgen.“ Bei JFI haben wir es oft umgekehrt gemacht. Da hieß es: „Jetzt müssen wir die Struktur nur noch füllen.“ Ich hoffe, dass wir uns auf biblische Prinzipien besinnen und nach dem Wesentlichsten, dem größten Aktivposten überhaupt suchen: Menschen.

[veröffentlicht im letzten kranken Boten]

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4 Kommentare

  1. Amen dazu.

  2. Gerade bei der ProChrist Aktion in diesen Tagen lernt man viele Menschen kennen. Das ist einfach toll und Jesus ist der Mittelpunkt …
    ***jesus-rocks*** Björne 😉

  3. Dein Artikel ist ein Highlight in der aktuellen Ausgabe zu dem Thema im Kranken Boten, Stoch. Meiner ist leider nicht abgedruckt worden, aber nicht aus Absicht, hat jemand verschusselt, schade.

    P.S.: Die erste Satzung kam damals fast komplett von Anskar, einer Freikirche in Hamburg, in der Ich war, bevor es mit den Freaks los ging. Wir haben uns über sowas am Anfang überhaupt keinen Kopf gemacht. Wir brauchten einen Verein, wir brauchten eine Satzung, also nehmen wir mal die da. Nur die Präambel, die kam von uns und die ist bis heute immer noch gültig und wird auch immer wieder in JF Medien zitiert, sogar auf dem Konzil.

  4. veröffentliche deinen artikel doch im blog. wäre doch interessant zu lesen.

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