3. Prinzipien
Prinzipien sind „geistliche Gesetze“, die hinter Modellen und Zeugnissen stehen. Wenn etwas funktioniert, liegt es nicht an der Art und Weise, wie es gemacht wurde, sondern an dem zugrunde liegenden Prinzip. Deshalb sollten wir auch beim Bibellesen nicht vordergründig auf die Modelle und Zeugnisse schauen, sondern dahinter, um herauszufinden, was hinter all dem steckt. Wenn wir erst einmal das Prinzip entdeckt haben, können wir daraus Modelle entwickeln, die für unser eigenes Leben funktionieren (oder biblische Modelle übernehmen, die das tun) und kommen letztlich auch in die schöne Situation, dass wir Zeugnisse davon weitergeben können, was Gott getan hat.

Beispiel für Zeugnis-Modell-Prinzip: Geistestaufe in der Apostelgeschichte

Als aber die Apostel zu Jerusalem hörten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie Petrus und Johannes zu ihnen. Diese kamen hinab und beteten für sie, dass sie den heiligen Geist empfingen; denn er war noch auf keinen von ihnen gefallen, sondern sie waren nur getauft auf den Namen des Herrn Jesus. Da legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den heiligen Geist. – Apostelgeschichte 8,14-17

Zeugnis – sie empfingen den Heiligen Geist. Petrus und Johannes hatten eine wunderbare Erfahrung gemacht. Wenn man das liest, wird man direkt neidisch, oder positiv ausgedrückt: man will das auch erleben.
Modell – sie legten Hände auf. Früher dachte ich, das wäre die einzige Möglichkeit, den Heiligen Geist zu empfangen, dass man unter Handauflegung dafür betet. Leider gibt es Christen, die mit Handauflegung wenig anfangen können und diese auch nicht zulassen würden. Diese konnten – meiner Meinung und Praxis nach – den Heiligen Geist nicht empfangen. Pech gehabt!
Erst sehr viel später las ich, dass es in der Apostelgeschichte noch andere Arten gibt, den Heiligen Geist zu empfangen:
• Viele haben ihn spontan an Pfingsten empfangen, als er ausgegossen wurde (vgl. Apg.2).
• Während einer Predigt von Petrus fällt der Heilige Geist auf alle Zuhörer (Apg. 10,44-48).
Prinzip – Gott will, dass wir als Christen seinen Heiligen Geist haben. Das prophezeite schon Jesus: Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden. (Johannes 16,7).
Auf welche Weise der Heilige Geist kommt und uns erfüllt, ist zweitrangig, auf das Prinzip kommt es an.
Nicht immer kann man alle drei Bereiche klar voneinander unterscheiden, aber immer kommt es darauf an, das Prinzip zu entdecken, das hinter einer Handlung steht. Statt eine Sache einfach zu kopieren und nachzumachen sollte das Prinzip, das worum es eigentlich geht, umgesetzt werden.

Beispiel: Fußwaschung
In Johannes 13 wird die Geschichte vom letzten Abendmahl Jesu und seiner Jünger erzählt. Johannes beschreibt, wie Jesus niederkniet, um seinen fassungslosen Jüngern die Füße zu waschen. Die Geschichte endet mit einer Aufforderung:

Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen. Denn ein Vorbild habe ich euch gegeben, damit auch ihr tut, wie ich euch getan habe. (Verse 14-15).

Manche Christen, gerade die Adventisten, nehmen diese Aufforderung wörtlich und praktizieren vor dem Abendmahl die Fußwaschung. So löblich ich es finde, die Bibel beim Wort zu nehmen, ich denke nicht, dass das so gemeint war. Jesus hat uns hier ein Vorbild (andere Übersetzer schreiben: ein Beispiel) gegeben, wie wir miteinander umgehen sollen.
Wenn man damals ein Haus betrat, hatte man gewöhnlich staubige oder verschwitzte Füße, denn man trug ja nur Sandalen. Die Füße wurden von Sklaven gewaschen. Jesus zeigte, dass wir einander dienen sollen und uns auch nicht zu schade sein sollen, die niedrigsten Aufgaben füreinander zu übernehmen. Das ist das Prinzip dahinter, die buchstäbliche Fußwaschung war nur ein Modell, dass Jesus benutzte, um dieses Prinzip zu erläutern.
Heute nützt es uns nichts mehr, wenn uns jemand die Füße wäscht, aber es gibt andere Dinge, mit denen wir uns gegenseitig helfen können und die eine Haltung der Demut gegeneinander zum Ausdruck bringen.
Ein gutes Modell für unsere Tage könnte es z.B. sein, beim Umzug zu helfen.

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9 Kommentare

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  2. ich werde immer allergisch, wenn ich im zusammenhang mit der bibel was von prinzipien, modellen, systemen höre. das sind meiner meinung nach immer versuche, gottes wort irgendwie menschlich so in den griff zu kriegen, dass es einem nicht weh tut.
    Dein Dreischritt „zeugnis-modell-prinzip“ klingt „vom prinzip her“ gut, würde aber auch ohne diese begriffe auskommen. ich meine, auch ohne diese begriffe kann jedem, der das liest, klar werden, dass der heilige geist offensichtlich auf ganz verschiedene weise zu den menschen kommt.
    methoden entwickeln leicht eine eigendynamik und verschleiern so den blick auf die eigentliche sache.
    nachher sieht man überall nur noch modelle. Du weisst ja: „Für einen Mann mit einem Hammer sieht alles aus wie ein Nagel“.
    Aber da wird einfach nur erzählt, dass Jesus seinen Jüngern die Füße gewaschen hat.

  3. leider ist es ja nicht so, dass jede(r) immer gleich erkennt, wann es einfach nur ein modell ist und wann eben ein echtes prinzip. deswegen meine ich schon, dass eine solche unterscheidung wichtig ist.
    z.b. in der ganzen diskussion um den sonntag sieht man es wieder. ich halte den sonntag eher für ein modell, das das prinzip umsetzt, dass menschen auch mal ruhe brauchen um klar zu kommen und mit gott zu leben. welcher tag das ist ist erst mal egal. aber viele sehen im sonntag etwas heiliges und haben da (meiner ansicht nach) die bibel nicht richtig verstanden, weil sie eben zwei ebenen durcheinander geworfen haben.

  4. das sind mir alles schon zu technische begrifflichkeiten, ehrlich gesagt. Du hantierst mit dem lebendigen wort gottes bzw. ER spricht mit Dir / mit uns durch sein Wort und du redest von modellen und prinzipien. das klingt irgendwie wie, wie – soziologie!

    über prinzipien versuche ich mir da echt keine gedanken zu machen. Ich sage mir, hier auch mal am beispiel des sonntags, etwa folgendes: Mann, wie schön ist das, dass Gott diesen Tag geschaffen hat und dass die ganze Welt, die ich kenne, an diesem Tag so anders ist, so still, dass jeder merkt, dass hier etwas besonderes passiert. ok, manche merken es auch nicht.

    Wenn ich ehrlich bin, merke ich es oft auch nicht oder mache aus diesem schönen tag einen dreck. und trete ihn mit füssen. ich weiss zwar, dass es ein guter tag ist und dass ich an ihm meinen Gott ehren soll und ihn preisen usw. aber manchmal läuft das einfach total schief. Und dann merke ich, dass ich das alles nicht kann und das mein ganzes Leben, meine Systeme und modelle mir völlig aus dem Ruder laufen.

    Und dann denke ich an das einzige, was zählt: Das Christus mich rein macht durch sein Blut und das Gott nichts sonst mehr von mir will und dass das reicht. Und dann freu ich mich, dass ich mit Paulus sagen kann „In Christus liegen verborgen ALLE SCHÄTZE DER WEISHEIT UND DER ERKENNTNIS“ oder auch „Ich will nichts wissen als Christus, und den gekreuzigt“, und dann erst habe ich auch wieder Freude am Sonntag und versuche das Beste daraus zu machen oder vielmehr das, was Gott mir schenkt.

    möglicherweise bin ich zu stumpf, um mich präzise auszudrücken: natürlich ist es wichtig, bestimmte aussagen nicht als gebrauchsanweisungen zu verstehen, und gott mit zimbeln zu loben oder was weiss ich. aber das zeigt einem doch der gesunde menschenverstand, was da angebracht ist oder nicht, oder?
    Gut, manche Sachverhalte sind nicht so leicht zu erfassen. Es wäre zum Beispiel gar nicht so einfach, auf anhieb aus der Bibel zu erklären, warum Sexualität in die Ehe gehört.

    was ich vor allem wichtig finde, dass gottes wort lebendig ist und dass es man gar nicht erst versuchen sollte, es festzunageln. Ich sehe es eher so: Wir tappen im Dunkeln, und Gott hilft uns durch sein Wort. Das Wort hat dabei fast die Rolle eines Handelnden (vgl auch Jesaja 55, 10.11: „Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahinkommt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und wachsend, daß sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen, 11also soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende.“)

    Wie z.B. in Hebräer 4,12 steht: Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert und dringt durch usw.

    Auch da wird Gottes Wort so eine aktive Rolle zugeschrieben. und das passt nicht zu unseren systemen.

  5. da sind wir uns aber völlig einig, jordanus. natürlich ist gottes wort lebendig usw. (ich hoffe, dass dieser blog das auch irgendwie rüberbringt 🙂 )
    ich bin auch ganz bestimmt niemand, der „soziologisch“ an gottes wort herangeht. habe ich veilleicht irgendwas verwendet, dass für dich ein reizwort ist? theologie ist eben gelegentlich auch mal etwas abstrakt, aber das ändert ja nichts an den grundtatsachen (das wort bleibt lebendig, christus die mitte usw). ich finde diese unterscheidungen extrem hilfreich, denn ich habe immer wieder diskussionen mit menschen, die sehr statisch dran gehen und alles nachmachen wollen, was sie lesen, auch wenn es nicht zum nachmachen gemacht ist (tauben angespeichelte finger in die ohren stecken, zu bergen sprechen, schlangen anfassen usw.). da ist es doch gut, wenn man etwas erklären kann, dass wir zwar das tun sollen, was jesus meint und was ihm wichtig ist, aber nihct dem buchstaben zu folgen haben.

  6. ja, stimmt, system, prinzip und modell sind reizworte für mich. es ist gut, eine statische lesart zu vermeiden, wenn leute nachmachen, was nicht zum nachmachen gedacht ist.

    es kann einem nur passieren, dass man bei dem versuch, diese statische leseweise zu vermeiden, selbst auch wieder etwas statisches entwickelt.

    deswegen reagiere ich etwas sensibel auf diese begriffe. auf mich wirkte dieser ansatz schon statisch bzw. hat eine gewisse tendenz, statisch zu werden.

    aber nur weiter im text, die sache ist trotzdem sehr lehrreich.

    ich würde sogar sagen, diese ganze problematik (hermeneutik, wie man die bibel liest usw.) ist eins der wichtigsten themen in der theologie derzeit.

  7. da werde ich dann weiter drauf achten. für mich war das ein ziemlicher augenöffner als ich es bei christian schwarz zum ersten mal las. war das in sprache gepackt, was ich immer schon fühlte.

  8. „Ich tue es, weil ich das bin was ich tue!“

    Hallo Storch, hallo andere!

    Prinzipien
    Prinzipien sind „geistliche Gesetze“, die hinter Modellen und Zeugnissen stehen. Wenn etwas funktioniert, liegt es nicht an der Art und Weise, wie es gemacht wurde, sondern an dem zugrunde liegenden Prinzip. Deshalb sollten wir auch beim Bibellesen nicht vordergründig auf die Modelle und Zeugnisse schauen, sondern dahinter, um herauszufinden, was hinter all dem steckt. Wenn wir erst einmal das Prinzip entdeckt haben, können wir daraus Modelle entwickeln, die für unser eigenes Leben funktionieren (oder biblische Modelle übernehmen, die das tun) und kommen letztlich auch in die schöne Situation, dass wir Zeugnisse davon weitergeben können, was Gott getan hat.

    Wahrscheinlich meinst du es anders, als was der Leser auch hier wieder rausliest.

    Ich mag das. „was Gott getan hat“

    Fusswaschung: Interessant ist, ich suchte nach einer Botschaft darin. Ich fand sie nicht. Bis ich es unterlassen habe, eine Botschaft zu finden, dann hatte ich sie. Nicht wie ein Guthaben, sondern immer wie eine Weisheit Gottes. Greift man danach, fehlt sie. Lässt man sie bei IHM, dann ist sie da!
    Der Operator „Erörtern“ (vgl. Arbeitsbereiche Problemerörterung, Texterörterung, literarische Erörterung) ist ein so genannter übergeordneter Operator, weil er Leistungen verlangt, die sich auf alle drei Anforderungsbereiche der Abiturprüfung im Fach Deutsch beziehen.
    ~Würden wir eine Problemerörterung erstellen, käme die Erwähnung vor, dass die Jünger nicht auf die Idee
    kamen, die Füße der anderen zu waschen. Und dann beschähmt sind, das ihr Lehrer es tut.
    ~Sollten wir eine Texterörterung erstellen,kämen wir umfassender zum Text auf Probleme zu sprechen und Taten.Was passiert alles im Text, und warum.
    ~Müssten wir eine literarische Erörterung erstellen,kämen wir zusätzlich noch auf die kulturelle Erfahrungen zu sprechen. So was hört man meistens in Ansprachen, Seminaren ect.

    Nun, die Bibel erlaubt diese Form, dies ist aber nicht das Reden Gottes! Dazu braucht man nicht aus Gott geboren sein, dazu braucht man nicht mal an Gott glauben!
    *Die Geschichte handelt nicht von Petrus. Also nicht von dir und mir!
    * Die Geschichte handelt nicht zuerst um eine Lehrerfahrung für uns Menschen.
    *Die Geschichte handelt von Jesus Christus. Und zwar zuerst um IHN allein!
    Jesus Christus handelt! Wer? Was?
    *Wer? Bevor Welten waren, war ER schon (Johannes 1). Er ist Gott!
    *Was? Was ist die letzte Arbeit, die schmutzigste, erniedrigendste Beschäftigung auf Erden?
    Damals war es das Füße waschen. Wenn du eingeladen in ein Haus, so wurden vom Hausherrn Schüsseln vorbereit. Aber nicht er selbst! Sondern seine Diener, oder Frau oder Kinder.
    *Gott dient hier selbst. Es ist so groß, wie die Menschwerdung Gottes. Wir haben uns dran gewöhnt dies zu sprechen, zu lesen. Gott wird Mensch!
    Jesus Christus wäscht die Füße! ER tut es für sich selbst, auf sich selbst hin! ER ist für sich selbst das Ziel der Übung.
    Erklärung: Abendmahl! „Ich bin das Brot des Lebens.“ Welche Botschaft sagt Jesus uns?
    `Nehmt mich, esst mich, nehmt mich in euch auf!´
    Und bei der Fußwaschung? „Ich bin der, der euch die Füße waschen kann, niemand sonst! Ihr würdet Stolz dabei sein, oder übertriebene Demut präsentieren, oder eine mystische Handlung daraus machen. Ich habe ein Wesen, daß Diener ist! Ohne einen Hintergedanken. Keinen Hintergedanken an Dienst, etwas für Gottes Reich tun, oder; was dabei für euch oder mich rausspringt. Ich tue es, weil ich das bin was ich tue! Diener!
    Ich tue es, weil ich das bin was ich tue!
    Übrigens: Jesus Christus predigt immer sich selbst.

    die elisa

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