20. Juni 2008 34

Galater 5,13-15

13 Ihr seid zur Freiheit berufen, Brüder. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe!
14 Denn das ganze Gesetz ist in dem einen Wort zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst! [3.Mose 19,18 | Markus 12,30-31]
15 Wenn ihr einander beißt und verschlingt, dann gebt acht, daß ihr euch nicht gegenseitig umbringt. (Galater 5,13-15 nach der Einheitsübersetzung)

Paulus kam in seinen Briefen immer wieder an den Punkt, dass er vor einem Missverständnis warnen musste. Er predigte so viel über Freiheit, dass der Eindruck entstehen konnte, dass es egal wäre, was man tut. Natürlich ist es das nicht, aber es ist bemerkenswert, dass wir nicht dasselbe Evangelium predigen wie Paulus, wenn wir nicht hin und wieder den Eindruck erwecken, dass es okay ist, Freiheit zu missbrauchen.
Die Freiheit, die Jesus gibt ist keine Freiheit zur Sünde, es ist die Freiheit von Sünde. Wir sollen nicht mehr sündigen weil wir von Jesus befreit wurden, sondern weniger.
Es ist nicht die eigene Mühe, die uns davon abhält zu sündigen. Es geht nicht darum, sich zusammen zu reissen und etwas nicht zu tun, was wir sonst tun würden. Was uns von der Sünde abhält ist die Liebe, die Liebe zu Gott und zu den Menschen.

Das Zitat “Liebe Deinen Nächsten” ist nicht einmal aus dem Neuen Testament, es steht schon im AT (3.Mose 19,18), aber Jesus hat es zitiert und verschärft (Markus 12,30-31).

Ein Schriftgelehrter hatte ihrem Streit zugehört; und da er bemerkt hatte, wie treffend Jesus ihnen antwortete, ging er zu ihm hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das erste von allen?
Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr.
Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft.
Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.

Wieso ist das Gebot Gott zu lieben, das grösste Gebot? Weil es dazu führt, dass wir alle anderen Gebote auch halten. Wer Gott wirklich liebt, der wird nicht sündigen. Jesus sagt hier, dass alle Gebote einzuhalten wären, wenn die Menschen sich nur mehr um Gott drehen würden. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass es zu Zeiten des Alten Testamentes, ohne den Heiligen Geist möglich war, Sünde ganz zu überwinden, aber der Gedanke ist dennoch vollkommen logisch.
Und dann gibt es noch das zweite Gebot: liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Es ist kaum möglich, Gott zu lieben ohne den Nächsten zu lieben. Beides gehört im Neuen Testament zusammen. Die Liebe zu Gott wäre nichts weiter als blosse Theorie wenn sie nicht dazu führen würde, dass wir die Menschen um uns herum lieben. Die Liebe zu Gott findet ihren Ausdruck in der Liebe zu anderen Menschen.
Nicht zuletzt ist darin auch eine gesunde Liebe zu uns selbst enthalten. Wenn wir andere so lieben sollen wie uns selbst, dann müssen wir zunächst einmal uns lieben. Selbsthass, falsche Demut und Minderwertigkeitsgefühle sind nichts was von Gott kommt oder was Gott gut findet. Gott liebt uns und er möchte, dass wir uns auch lieben können. Das bedeutet nicht, dass wir selbstverliebt sein sollen, es heisst nur, dass wir erkennen sollen, dass wir Menschen sind, die Gott liebt.
Wenn wir diese drei Ebenen der Liebe haben, zu Gott, unseren Mitmenschen und zu uns selbst, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Matthäus schreibt: “an diesen Dingen hängt das ganze Gesetz”. Es ist wie ein Faden, der etwas hoch hält. Wer in vollkommener Liebe lebt, der muss nicht gesetzlich sein.

Gesetzlichkeit war ein grosses Problem der Christen in Galatien, sie bemühen sich Gebote zu halten und meinten, Christentum wäre eine Sache von Gesetzen. Sie hatten eine Gott der Regeln. Das sollte nicht so sein. Heiligkeit ist zwar eine wichtige Sache, aber niemand wird heilig leben indem er Gesetze beachtet.
Wir müssen uns nicht um einzelne Regeln und Gesetze bemühen sondern um eine Beziehung zu unserem himmlischen Vater. Je mehr wir in der Liebe wachsen, desto mehr werden wir automatisch auch einen moralischen Lebensstil führen.

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34 Kommentare

  1. Mir ist neulich der Gedanke gekommen, dass die Heilsgewissheit („Helm des Heils“) ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand ist, um die Sünde zu überwinden. Denn jetzt, wo wir das ewige Leben sicher haben, können wir jeder Sünde widerstehen. Wir werden niemals in eine Zwangslage kommen können, in der wir eine Sünde begehen müssen, um unser Leben zu erhalten.

  2. mir fällt oft auf, das Leute genau diese Freiheit total missverstehen.
    sehr schnell wird man als gesetzlich abgestempelt, dabei geht es doch nicht darum irgendwelche Gesetze aus Frömmigkeit zu halten, sondern aus Liebe Gottes Geboten zu folgen.
    ich find es so schade, dass viele das nicht verstehen können …
    darum fand ich diesen Artikel sehr schön! 🙂

  3. @Corry:
    Sehe ich genau andersherum. Ich habe eher das Gefühl, dass mehr Christen unter Gesetzlichkeit leiden, als unter „falsch verstandener Freiheit“.

    Also zumindest ist meine Beobachtung so:
    Zeugnisse, dass Leute von Sünde, Drogen etc. weggekommen sind hört man meist bei Leuten, die „frischbekehrt“ sind. Bei Leuten die länger Christ sind, sind Zeugnisse häufiger, dass Gott sie endlich von Schuldgefühlen, falschem Leistungsdenken usw. frei gemacht hat.

  4. Hm… nur mal sonne Beobachtung von mir…das mit der Heilgewissheit schlägt aber auch schnell in vermessene Heilsgewissheit um, denke ich. Sicher ist die persönliche Beichte für viele evangelische Christen ein Horrorszenario, weil es in der Tat ziemlich peinlich sein kann, vor einem anderen auszusprechen, was man so im allerletzen Winkel seines Herzens an Gedanken hat oder die Taten zu bekennen, für die man sich wirklich schämt und von denen man eigentlich möchte, dass wirklich niemand von ihnen weiß. Zwar spricht man von Sünde, aber eher als wäre es eine Schreckgespenst aus der Vergangenheit und einen Weg damit umzugehen, scheint es nicht zu geben. Ich finde es merkwürdig, dass Freikirchen keinen Weg gefunden haben ein gemeinsames Schuldbekenntnis oder sowas ähnliches im Gottesdienst unterzubringen oder wenigstens so was ähnliches wie eine Beichte auf die Beine zu stellen. Als wäre der der Alltag ihrer Mitglieder nicht genauso häufig mit den kleinen fiesen Sünden angereichert, wie der von Normalos. Irgendwie krampft man sich da einen ab… ja, die Neuen dürfen gerne lang und breit über ihr altes Lotterleben berichten, aber was wenn man danach im Alltag des neuen Lebens nicht immer so von Sieg zu Sieg hüpft? Mir kommen viele aus dem freikirchlichen Lager zu befreit daher, die angeblich nicht vorhandenen oder überwundenen Schuldgefühle scheinen da häufig auch eher wie eine Betäubung oder eine Gefühllosigkeit ansich zu sein. Ein merkwürdiger Stolz, der nicht so sehr den Sünden aus dem Weg geht als eher dem Zugeständnis welche zu begehen.

  5. Sag mal Bee, ganz nebenbei: Warum lese ich aus Deinen Beiträgen eigentlich so oft so ein „wir – die anderen“ raus? Ich mag dieses polarisieren/pauschalisieren eigentlich nicht so wirklich.
    Ich denke, es gibt in allen Kirchen/Gemeinden solche und solche – welche, die die Freiheit zum „Vorwand für das Fleisch“ nehmen, solche, die in Gesetzlichkeit und schlechtem Gewissen gefangen sind und welche, die einen gesunden (soll heißen „evangeliumsmäßigen“) Umgang mit ihrem eigenen Versagen gefunden haben.
    Man kann aus der Bibel beides belegen – im Hebräer steht, dass wir eigentlich gar kein Sündenbewusstsein mehr haben sollten, aber an anderen Stellen wird auch ganz klar darauf hingewiesen, dass Glaube ohne Veränderung kein echter Glaube ist. Das liegt wohl daran, dass es immer schon verschiedene Christen, verschiedene Reakionen auf das Evangelium und sogar verschiedene Phasen im Leben einer Person gegeben hat, die eben verschiedene Ansagen nötig machen.
    Beichte kann sicher was feines sein, und – stell Dir vor, selbst in Freikirchen gibt es sowas. Inoffiziell zwar und auch nicht zwangsläufig vor speziell dafür ausgebildetem Kirchenpersonal, aber ganz im Sinne von Jakobus: „Bekennt einander die Sünden und betet füreinander, damit ihr geheilt werdet!“

    Ich habe mich früher auch superviel um meine Sünden gedreht, bzw darum, sie los zu werden. Hat nur nicht viel gebracht. Wenn das funktionieren würde, hätte Jesus sich die ganze Aktion (Menschwerdung und Kreuz usw) ja auch sparen können. Ich setze mein Vertrauen einfach darein, dass Jesus mir meine Sünden vergeben hat, und zwar ein für allemal, wie es der Hebräerbrief sagt. Solange mich der Heilige Geist nicht speziell auf etwas hinweist, worüber ich Buße tun soll (was durchaus vorkommt), kümmere ich mich möglichst gar nicht mehr darum, was ich falsch gemacht habe. Und ich muss sagen, damit komme ich ganz gut klar, und die Leute, die mich persönlich kennen, werden Dir bestätigen können, dass seitdem bei mir NICHT alles in Sodom und Gomorra ausgebrochen ist ;-).

  6. @Königstochter: Ich denke, die Unterschiede darf man ruhig benennen. Grade das was Du schreibst, zeigt ja, dass eben nicht überall das Gleiche ist. Ich lern hier was dazu und seh Sachen aus anderen Perspektiven, auch wenn die Teilweise sehr gewöhnungsbedürftig sind.

  7. Na also was ich eigentlich sagen wollte: ich persönlich kenne eigentlich keinen der die „Freiheit als Vorwand für das Fleisch missbraucht“. Zumindest nicht so, wie ich es verstehe… Mir scheint eher das ist so eine christliche Floskel mit der Leuten ein schlechtes Gewissen eingeredet wird.

    Mir sind allerdings schon ein paar Leute übern Weg gelaufen deren sünden dadurch zum totalen Problem wurden, dass sie wie blöde versucht haben, davon loszukommen.

    Storch predigt da ja meist eher in diese Richtung: je mehr Gott ins Leben hineinkommt, desto mehr Sünde fällt ab. Und das kann ich durchaus bestätigen. Natürlich ist einiges auch tagesformabhängig [man wird eben nie komplett frei von Sünde sein können], aber viele Sünden verschwinden auch komplett, weil Gott einfach auf Dauer den Charakter verändert.

    Und wenn ich sowas schon höre wie „Vorwand für das Fleisch“, dann kriege ich schon auch etwas Wut gegen diese Defizitorientierung.

    Vielleicht aber auch, weil das mein persönliches Ding ist, dass ich lernen möchte wo-„für“ ich stehen und sein will und nicht wo-„gegen“. Und wahrscheinlich kann ich das deswegen dann bei anderen nicht sehen, weil ich das bei mir selbst nicht mag.

  8. Momentamal! Eine Sünde ist ein Akt des freien Willens gegen Gott und/oder den Nächsten und sich selber. Sie hat immer Folgen und zwar in der Realität. Wenn Du eine Sünde begeht, ist das genau so als würdest Du von einem Hochhaus springen. Die Konsequenz wird sein, dass Du unten aufschlägst, da nützt es nichts einzuwenden, dass das Haus garnicht so hoch war und der Sprung ohne Anlauf. Auch die Vorstellung, dass Gott es mit der Schwerkraft garnicht so genau nimmt oder sie nicht wirklich ernst meint, nimmt dir beim Fallen vielleicht die Angst, stoppt den Fall jedoch nicht. Auch vor sich hinzuproklamieren, dass Gott dich liebt und du dir deshalb nichts brechen wirst, ist völlig daneben. Daher ist es das Beste eben nicht zu springen. Wenn man dann aber doch gesprungen ist, tritt die Verletzung ein und es bleibt einem nichts anderes übrig als zu der Tatsache zu stehen (auch unten angekommen nützt es nichts zu behaupten, dass man grade seine Gliedmaßen neu organiesiert und man deshalb etwas merkwürdig ausschaut.) und um Barmherzigkeit und Vergebung zu bitten, um Gnade vor Recht. Nur so funktionierts. Sünde geht nicht von alleine weg, genauso wenig wie ein gebrochenes Bein von alleine wieder richtig zusammen wächst. Das unglaublich fantastische an Gott ist, dass er uns in Jesus die Zusage geschenkt hat, dass egal wie gechrushed wir am Ende eines Tages zu Ihm kommen, Er uns heilen wird. Auch wenn wir zum 100mal mit unserer Lieblingssünde vor Ihn kommen, so lange wir es wirklich bereuen und bereit sind, a) das, was wir an Schaden bei – grade auch bei anderen- angerichtet haben, wieder gut zu machen und b) es wirklich das nächste mal nicht wieder zu tun, werden wir geheilt. Gnade gibt es nicht zum Schleuderpreis auf dem spirituellen Wühltisch. Unsere Heilung hat Jesus viel gekostet. Vielleicht ist es für den ein oder anderen ganz hilfreich, sich das Kreuz nochmal genauer anzusehen, bevor er aufs nächste Hochhaus klettert.

  9. Äh… also nochmal langsam:
    Du sagst Gott hat uns „in Jesus“ die Zusage geschenkt, dass er uns heilen [darunter verstehe ich „von Sünde befreien“] wird.
    Dann wiederrum sagst Du wir werden erst geheilt, wenn wir nicht wieder sündigen.
    Das klingt für mich irgendwie absurd.

  10. PS: Äh… und ansonsten habe ich irgendwie nicht verstanden, worin Du jetzt nicht einer Meinung mit mir warst… Mir ging es nicht darum, Sünde schön zu quasseln, sondern darum, festzustellen, dass ich persönlich keinen kenne, der sich im Heil sonnt und gerade „weil“ er errettet ist, fleißig weiter sündigt, sondern eben nur Menschen, die „leider“ mal sündigen „obwohl“ sie errettet sind.

  11. und nochmal „Äh“ 😉 – ja bin ich denn deppert, dass ich hier um Worte ringe… Storch hat ja heute genau sowas gepostet und prima aufn Punkt gebracht —

  12. Nee, ich hab nicht gesagt, dass wir erst geheilt werden, wenn wir nicht wieder sündigen, sondern wenn wir den Vorsatz haben, nicht wieder zu sündigen.
    Man wird seine Sünden erst los wenn man a) weiß, dass man gesündigt hat, b) das bereut, c) es nicht wieder tun will und d) auch Wiedergutmachung (wenn es möglich ist) leisten will.

  13. @ Frollein Friede

    von den Leuten, wie du sie beschreibst gibt es auf jeden Fall auch zu viele. Aber ich persönlich kenne auch Leute, die nur die Gnade, Liebe und Freiheit (die falsch verstande) von Jesus sehen – Heiligung ist nur eine Frömmellei.

  14. @ Corry!

    Wir hatten ein gutes WE in Falkenberg. Lobpreis: Kassel und Burbach. Predigten und Einleitung: Storch und Fabse Backhaus.
    Predigt – Sonntag früh – Dom von Obadja – Berlin.
    Für´s Essen sorgte der Christoph. 🙂
    Ich denke einige Leute werden sich nun mal die Bilder auf:
    mein/studivz.net ansehen. Somit weiß man jetzt schonmal wer du bist. 🙂
    Ich habe dich sehr vermisst in Falkenberg.
    Obwohl ich dir ja geschrieben habe des du NICHT dort sein sollst. 🙁
    Samstag auf Sonntag Nacht haben wir getanzt bis 5 Uhr.
    Im Gebet war ich ständig bei dir und habe auch einigen Leuten von dir erzählt.
    Ich bin Gott so dankbar eine so wundervolle Freundin wie dich gefunden zu haben. Danke Gott – Du bist der aller Beste. Ich lege alles in deine Hände!

    @ Storch!
    Was mir dieses WE beim Hessenfressen in den Predigen etwas gefehlt hat,
    war eine Erklärung dessen was wir eigentlich unter dem Hessenfressen verstehen. Ging es nur um ein schönes WE mit gutem Essen und in den Arm nehmen!? Oder darum, was Gott alles für uns bereit hat!? Gott gibt so gerne. Gott will uns soviel zurückgeben und uns unendlich viel geben.
    Jesus starb echt dafür damit wir leben können. Er will uns soviel mehr zurückgeben und einfach so schenken. Die Frage ist wer uns dies eigentlich wirklich am besten verdeutlicht.
    *world wide pizza is in your land*
    Björn S. 😉

  15. @ björn:
    keine ahnung. den namen habt ihr euch ja ausgedacht.

  16. @Bee:
    Das klingt mehr wie ein schlechter Spruch den man von seinen Eltern kassiert „Du musst Dich nur bemühen, Junge!“ 😉
    Halte ich persönlich für ziemlichen unfug. Wenn ich davon ausginge Gott wäre mit schlauen „Zauberformeln“ zu begreifen, wäre ich wohl eher Buddist anstatt Christ geworden. 😛

  17. @ Bee

    Ich glaube nicht, dass man erst dann „seine Sünden los wird“, wenn man Deine 4 Punkte abgehakt hat. Dann hätte mancher von uns wohl kaum eine Chance. Was ist denn mit all den Sünden, die wir niemals wahrnehmen? „Sünde“ ist ja nicht bloß die 10 Gebote zu übertreten. Ich glaube nicht, dass wir jemals vollen Überblick oder Einblick in das Ausmaß unserer Sünden haben werden – und ich glaube auch nicht, dass Gott das überhaupt will.
    Nach Deinem 4-Punkte-Plan aber muss ich mir der Sünde, die ich loswerden will, ja erstmal als solcher bewusst sein. David betete noch „vergib mir meine verborgenen Sünden“, aber er lebte auch nicht unter dem neuen Bund, in dem Christus ein für alle Mal für alle Sünden geopfert hat, nämlich sich selbst.

    Dennoch ist es natürlich richtig, über die Sünden, die einem bewusst sind, Buße zu tun (= umzudenken und umzuhandeln). Das ist aber nicht das, was Veränderung bringt. Veränderung entsteht in der intimen Gemeinschaft mit Gott (2. Korinther 3,18).

  18. @Königstochter:
    Na, das sind nicht meine vier Punkte. Kein Priester würde dich lossprechen, weder ein orthodoxer noch ein katholischer, wenn Du ohne klares Bekenntnis, Reue und gutem Vorsatz bei ihm antrabst. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die evangelischen Gemeinschaften nicht sehen, dass Sünde das Verhältnis zu Gott zerstört und darauf bestehen, dass man wenigstens bereut und es das nächste Mal besser sein lassen will. Sünde ist keine geistliche Wachstumsstörung oder Unterentwicklung, die sich mit der Zeit einfach auswächst. Das dämlichste was man sich einreden kann, ist dass man ja überhaupt keinen Überblick hat. Wir wir laufen doch nicht durchs Leben wie Schlafwandler, die sich nicht daran erinner können was sie getan haben.

  19. @ Bee

    Mal andersrum gefragt: Erinnerst Du Dich an alles, was Du NICHT getan hast? Hast Du es überhaupt bemerkt?

    Ich glaube nebenbei bemerkt, dass wir ein wenig aneinander vorbeireden. Natürlich ist Sünde tödlich – aber Christus hat uns losgekauft, und wenn wir jetzt Sünde tun, stört das unsere Beziehung zu Gott, aber es ZERstört nicht unseren Stand bei Gott. In ersterem Sinn muss sie daher richtiggestellt werden, und da kann auch Buße unabdingbar sein, aber im letzteren Sinne brauche ich nicht immer wieder neu bereuen und hoffen, dass Gott mich wieder gnädig aufnimmt.

  20. Ich erwähne übrigens nochmals, dass Storch hier
    http://www.jfrs.de/storch/blog/wordpress/2008/06/22/galater-516-18/
    das alles prima auf den Punkt gebracht hat.

  21. @Königstochter und Frollein Friede:
    Hm… jetzt geht mir langsam auf, warum Ihr so gar kein Verhältnis Beichte und Confiteor habt. Weil da ja nur was richtig gestellt werden muss, was total ungefährlich ist und keine wirklichen Folgen mehr hat. Und wenn es eh egal ist, weil folgenlos, dann muss man sich in der Tat auch nicht anstrengen…..
    Sorry, das hört sich für mich nach Wolkenkuckucksheim an, das geht an der Realität des Menschseins meterweit vorbei.

  22. Ich weiß nicht wieso das an der „Realität des Menschseins“ vorbeigehen sollte.
    In der Psychologie ist man mittlerweile auch weit entfernt zu glauben, man könnte Probleme lösen indem man sich ausführlich mit ihnen beschäftigt, sondern man versucht Probleme zu lösen, z.B. alte Verhaltensmuster abzulegen, indem man neue Verhaltensmuster erlernt, neue Optionen herausarbeitet usw…

    Und was das Thema Beichte anbelangt: ich persönlich habe Freunde mit denen ich reden und beten kann, was man wohl „soziale Kontrolle“ nennen könnte.

    All dies halte ich tatsächlich für wirksamer und realitätsnaher als antiquierte Ansichten zu Sünde und Beichte.

  23. @ Bee

    Nö. Wie gesagt, reden wir offenbar total aneinander vorbei. Ich halte Sünde mitnichten für ungefährlich. Sünde hat Tod in vielerlei Gestalt zur Folge, was ich oben auch schonmal – anders formuliert – geschrieben habe.

    Ich glaube auch, dass wir die diesseitigen Konsequenzen von Sünde durchaus zu spüren kriegen, wenn wir nicht umdenken. Wenn wir nicht gut mit unserem Körper umgehen, werden wir krank, wenn wir stehlen oder dergleichen, kommen wir in den Knast, wenn wir egoistisch sind, werden unsere Beziehungen gestört sein, wenn wir dem Teufel Raum in unserem Leben geben, kann er dort schalten und walten, wie er will – zu unserem Schaden und dem der Menschen um uns herum.

    Aber dennoch bin ich bei Gott aufgenommen und angenommen, und er arbeitet an mir, wenn ich mich Ihm hingebe, und verändert mich, heiligt mich.
    Nochmal – Du KANNST nicht alle Sünden beichten, weil Du niemals vollen Einblick in das Ausmaß Deiner Sünde haben wirst.

    Entweder es ist unabdingbar, dass Du jede einzelne Sünde beichtest, um sie loszuwerden – dann hast Du keine Chance und wirst am Ende doch in der Hölle aufwachen.
    Oder Du bist EIN für ALLEMAL erlöst, egal welchen Prozentsatz an Heiligkeit Du auf dieser Erde erreichen wirst – und dass wir alle nach 100 % streben, da gehe ich einfach mal von aus.

  24. Bee, wenn Christus in uns ist und wir in ihm, dann WOLLEN wir Gottes Gebote halten und dann WOLLEN wir nicht mehr sündigen. Es geht nicht mehr darum, dass wir es MÜSSEN, denn erlöst sind wir schon. Gottes Gnade macht uns frei von unseren Sorgen, damit wir der Sünde besser widerstehen können.

    Wenn wir die Gebote halten, weil wir sie halten müssen, dann zeugt das von einer falschen Motivation, denn es ist ein Anzeichen dafür, dass wir Christus noch nicht so aufgenommen haben, wie es sein sollte.

  25. Den Absatz über die Konsequenzen der Sünde von Königstochter kann ich so unterschreiben. 😉

  26. haben die sünden von königstochter andere konsequenzen als die von anderen? 🙂

  27. Wer weiß Storch…? Was sagtest Du noch letztens zu mir bezüglich dem Umgang mit dem Körper und Krankheit? 😉

    Obwohl ich zu meiner Verteidigung sagen muss, dass ich trotzdem innerhalb der letzten Jahre meinen täglichen Tabakkonsum auf die hälfte reduziert habe und ich meine Ernährung auch immer ausgewogener gestalte.

    Im übrigen auch ein guter Beweis dafür, dass man, wenn man mit Gott lebt eine Veränderung unausweichlich ist. Obwohl ich noch keine gesundheitlichen Konsequenzen aus meinem doch recht sorglosen Umgang mit meinem Körper gespürt habe, komme ich mehr und mehr dahin, nicht mehr zu meinen, nur weil Gott einem ein recht robustes Exemplar an Körper mitgegeben hat, dass man diesen dann auch voll verfeiern muss.

    Sünde besiegt man wirklich am besten mit der Einsicht, dass es ziemlich bescheuert ist, sich die Segnungen, die man von Gott bekommen hat, selber kaputt zu machen.

  28. Nochmal, Sünde ist ein freier Akt des Menschen. Es geht nicht darum, ob man sündigen muss oder nicht. Tatsache ist, dass wir es tun und wir nicht ohne Hilfe, die Realität, die unser Handeln nach sich zieht, verändern können. Unser Handeln hat nicht nur Folgen in Bezug auf die irdische Gerichtsbarkeit oder die gesellschaftliche Stellung. Sie hat auch Folgen für das Verhältnis zu Gott. Die Sünden werden nicht zugedeckt oder übersehen, weil man glaubt. Genau das Gegenteil ist der Fall, wer glaubt kann sie bekennen und damit von Christus auslöschen lassen. Die Beichte ist der einzige Gerichtshof der Welt, der diejenigen freispricht, die sich schuldig bekennen.

  29. „Nochmal, Sünde ist ein freier Akt des Menschen“

    Das mag ja alles vollkommen korrekt sein. Trotzdem bin ich nicht einer Meinung darüber mit Dir, wie man es am besten schafft diese bleiben zu lassen.

    Vielleicht solltest Du Dich mal mehr auf das – im übrigen von Dir selbst angefangene – Thema beziehen, als Dich einfach mit allgemeinen Aussagen auf sicheres Terrain zurückzuziehen.

  30. Ich denke, dass man schnell gefahrläuft sich selber zu betrügen, wenn man sein Handeln und Denken nicht wichtig nimmt. Das Heil ist nicht unkaputtbar. Wir bleiben gefährdet und wir müssen mitarbeiten und manchmal ist das auch mühsam. Augustin hat gesagt: „Gott hat uns ohne uns geschaffen, aber er will uns nicht ohne uns erlösen. Wir haben uns nicht selber geschaffen, wir können uns auch nicht selber retten. Aber wir können mitwirken.“ Und so wie wir an unserem Heil mitwirken und arbeiten können, so können wir auch an unserer Verdammnis arbeiten. Sich darauf zu verlassen, dass die Taufe ein unkaputtbares Band ist, ist genau so trügerisch wie sich darauf zu verlassen, dass man beschnitten ist.

  31. Na, dann ist ja prima, dass man sich das Heil mit Ablassbriefen wieder zurück kaufen kann.. 😉

  32. puhh – sorry aber nu muß ich doch noch mitmischen… 😉

    Bee – beim Barte aller Propheten, welcher Christ nimmt denn wohl sein Handeln und Denken nicht ernst – kennst du EINEN??
    Ja „mitwirken am Heil“ das wär´s doch, dann brauchen wir es nicht mehr völlig unverdient und vollkommen zu empfangen…

    Du wirfst hier mit Thesen um dich, die keinen Sinn ergeben – es wäre für einen Austausch sinnvoller, du würdest mal auf das mehrfach hier von Köto dargelegte Argument eingehen, dass wir UNMÖGLICH ALLE unsere Sünden erkennen, bekennen und bereuen können – somit BLEIBT (nach dieser Theorie) die Sünde an unserer Backe haften, hat weiter tödl. Macht über uns und vermasselt uns den Sieg!! Kannst du das echt nicht erkennen, dass dieser Weg keine Lösung des Problems sein KANN..

    Du hast oben mal sehr schön auf den vermutl. Grund dieser Theorieologie hingewiesen:
    „Kein Priester würde dich lossprechen, weder ein orthodoxer noch ein katholischer, wenn Du ohne klares Bekenntnis, Reue und gutem Vorsatz bei ihm antrabst.“ Wie will der gute Mann das den zweifelsfrei erkennen ob es von der Lippe oder ausm Herzen kommt? Kanner nicht – nur Gott kennt mein Herz und bei IHM trabe ich an! Hier geht es doch darum an der falschen Stelle zu Kreuze zu kriechen und zeitlebens eine unmögliche Aufgabe zu wuppen… was hat das denn noch mit dem Evangelium zu tun??…

    Was bedeutet es wohl „versiegelt“ zu sein? Für mich heißt das, ich komme sicher beim Empfänger an, weil das mein Ziel ist und niemand dieses Siegel brechen kann – ich scheisse auf die Sünde und den, der mich mit Sünde knechten will – er hat keine Macht mehr über mich!!
    JESUS HAT DIE POWER – ALLE POWER!!!

    btw – ich find´s toll, dass du dich so ausgiebig mit den wirren Ansichten, die auf diesem Blog vertreten werden befasst 😉
    SEgen dir!

  33. Okay, es ist wahr, dass wer Gott liebt, nicht sündigt. Nur sind wir ja nicht grade große Helden, was die Liebe an geht. Unsere Unfähigkeit wirklich zu lieben, ist wohl der Hauptgrund warum wir, frei und bei vollem Bewustsein, trotzdem weiter gegen Gott handeln. Nun, wird angeführt, dass man ja gar nicht alle seine Sünden kennen kann. Nun, ich denke schon, dass man genau weiß, wann man sich gegen Gott stellt.
    Wenn Dich ein Freund fragt, wie dein Tag war, kannst Du bestimmt relativ sicher Auskunft darüber geben, wie dein Tag war. Worüber Du dich geärgert hast, was gut gelaufen ist, wo Erfolge waren und wo Dinge schief gelaufen sind.
    Wieso sollte man dann nicht auch Gott antworten können, wenn er fragt:“ Wie war Dein Tag, Liebling?“ „Hast Du an mich gedacht?“ „Liebst Du mich noch?“ „Hast Du getan, worum ich Dich gebeten habe, oder bist Du zu sehr mit deiner Arbeit und anderen Leuten beschäftigt?“ Es sind nicht immer die großen Sachen, die Beziehungen töten, sondern oft auch die kleinen Lieblosigkeiten. Es soll Leute geben, die denken, sie sind von Ihrem Partner vor die Tür gesetzt worden, weil sie dreckige Socken in der Diele liegen gelassen haben. Dabei waren es nicht das eine mal die Socken, sondern fünf Jahre totale Ignoranz in Bezug auf die Bedürfnisse und Wünsche des anderen. Die Socken waren nur Zerrüttungs-Akt Nr. 5498781 und besagter Mensch hat eigentlich schon Jahre nur noch für sich gelebt. Der Rauswurf hat die Beziehung nicht beendet, sondern nur das für alle sichbar gemacht, was eh schon lange Realität war.
    Und genau so ist es auch mit unserer Beziehung zu Gott und unseren Sünden, nur dass Gott eben sehr viel geduldiger ist als andere Lebenspartner. Trotzdem ist es notwendig, um Verzeihung zu bitten und das Verhalten zu ändern und Schaden, so weit es geht, wieder gut zu machen.
    Love is an action verb. Jemandem ständig nur zu sagen, wie sehr man ihn liebt, wird die Beziehung nicht retten, wenn man gleichzeitig ständig Dinge tut, die den Partner verletzen, beleidigen oder einfach nur auf den Nerv gehen. Ist es wirklich Liebe, wenn man zu seinem Partner sagt: „Och, man bin ich froh, dass du so eine Geduld an den Tag legst, ich hab nämlich wirklich keinen Nerv über meine Fehler zu reden und ändern will ich an meinem Verhalten eh nur dass, worauf Du mich mit besonderem Nachdruck hinweist. Vielleicht leg ich ja mit der Zeit ein paar von meinen schlechten Gewohnheiten ab, aber eigentlich find ich mich echt Okay so wie ich bin.“
    Ich denke nicht.

  34. ich denke, dass wir uns da ziemlich einig sind, bee.

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