15 Brüder, ich nehme einen Vergleich aus dem menschlichen Leben: Niemand setzt das rechtsgültig festgelegte Testament eines Menschen außer Kraft oder versieht es mit einem Zusatz.
16 Abraham und seinem Nachkommen wurden die Verheißungen zugesprochen. Es heißt nicht: «und den Nachkommen», als wären viele gemeint, sondern es wird nur von einem gesprochen: und deinem Nachkommen; das aber ist Christus.
17 Damit meine ich: Das Testament, dem Gott einst Gültigkeit verliehen hat, wird durch das vierhundertdreißig Jahre später erlassene Gesetz nicht ungültig, so daß die Verheißung aufgehoben wäre.
18 Würde sich das Erbe nämlich aus dem Gesetz herleiten, dann eben nicht mehr aus der Verheißung. Gott hat aber durch die Verheißung Abraham Gnade erwiesen. (Galater 3,15-18 nach der Einheitsübersetzung)

Manche Christen denken beim Lesen der Bibel, dass alles, was sie im Alten Testament lesen mit dem Gesetz zu tun. Tatsächlich ist aber nur ein Teil des Alten Testamentes durch das Gesetz geprägt, alles, was im 1.Mose geschehen ist, passierte vor dem Gesetz.
Die Verheissung der Gerechtigkeit aus Glauben stammt aus einer Zeit, die bald 500 Jahre vor dem Gesetz lag. Paulus machte es sehr deutlich, dass ein Gesetz, das später gegeben wurde, nicht eine Verheissung aus der Zeit vor dem Gesetz rückgängig machen kann. Es kann sie auch nicht erfüllen, denn das wäre so, als hätte jemand dem Vermächtnis des Abrahams noch etwas hinzu gefügt, was natürlich illegal wäre.
Die Argumentation, die Paulus einschlug, ist genial. Er machte es für jeden Leser unmissverständlich klar, dass das Leben mit Jesus nichts mit dem Gesetz zu tun hat, denn er basiert auf Verheissungen, die lange vor dem Gesetz gegeben wurden. Damit, dass sie versuchten, mit Mitteln des Gesetzes eine Verheissung zu erfüllen, die einiges älter war als das Gesetz, zeigten die Christen in Galatien, dass sie nicht einmal ihre jüdische Vergangenheit und Geschichte richtig verstanden hatten.

Die Verheissung bezog sich auch nicht auf “die Nachkommen” Abrahams, sondern auf “den Nachkommen”. Hier begingen die Juden einen weiteren Fehler. Sie dachten, dass es um Abrahams Nachkommen ginge, was jeder wäre, der als Jude geboren wurde. Tatsächlich handelte die Verheissung von Jesus, er war “der Nachkomme” Abrahams. Deshalb war das entscheidende auch nicht, dass man von Geburt her ein Nachkomme Abrahams war. Entscheidend ist, dass man durch den Glauben eins mit Jesus, dem Erben der Verheissung ist!

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4 Kommentare

  1. Mal ne doofe Frage, wo steht denn im Alten Testament, dass sich die Verheißung auf einen Nachkommen bezieht?

    In meiner Lutherbibel steht der Verweis auf 1. Mose 22,18, dort steht aber was von Abrahams Geschlecht (in anderen Übersetzungen „Samen“), aber nix von einem Nachkommen. Und im Vers davor ist „Nachkommen“ im Plural.

  2. steht in 1.Mose 22,28. habe ich in einer Fussnote der Elberfelder gefunden.

  3. Hm? Den Vers gibt es bei mir nicht.

  4. oops, vertippt: 1.mose 22,18 ist richtig. aber ich sehe gerade, dass du den auch schon gefunden hattest. sonst habe ich keinen gefunden.

2 Pingbacks

  1. […] allem was Paulus geschrieben hatte, vor allem nach dem, was er in der letzten Passage (Galater 3,15-18) sagte, mussten sich die Leser natürlich eine Frage stellen: “warum gab es dann überhaupt das […]

  2. […] wir etwas besitzen können und es dennoch nicht haben. Dennoch ist es so. Wir haben schon gelesen (Galater 3,15-18), dass wir durch den Glauben Erben der Verheissung sind, die Gott Abraham gegeben hat. Wir können […]

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