03. April 2008 4

Markus 14,43-52

Noch während er redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohenpriestern, den Schriftgelehrten und den Ältesten geschickt worden.
Der Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen vereinbart und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist es. Nehmt ihn fest, führt ihn ab, und laßt ihn nicht entkommen.
Und als er kam, ging er sogleich auf Jesus zu und sagte: Rabbi! Und er küßte ihn.
Da ergriffen sie ihn und nahmen ihn fest.
Einer von denen, die dabeistanden, zog das Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab.
Da sagte Jesus zu ihnen: Wie gegen einen Räuber seid ihr mit Schwertern und Knüppeln ausgezogen, um mich festzunehmen.
Tag für Tag war ich bei euch im Tempel und lehrte, und ihr habt mich nicht verhaftet; aber (das ist geschehen), damit die Schrift in Erfüllung geht.
Da verließen ihn alle und flohen.
Ein junger Mann aber, der nur mit einem leinenen Tuch bekleidet war, wollte ihm nachgehen. Da packten sie ihn;
er aber ließ das Tuch fallen und lief nackt davon. (Markus 14,43-52 nach der Einheitsübersetzung)

parallel: Matthäus 26,47-56 | Lukas 22,47-53 | Johannes 18,2-12

Um alle überlieferten Details der Verhaftung Jesu zu erfahren ist es wichtig, alle Evangelien nebeneinander zu lesen. Es ist eine der wenigen Stellen, die in allen Berichten wiedergegeben wird.
Während Jesus seinen Jüngern noch erklärte, wie wichtig es ist zu beten und zu wachen (Markus 14,32-42) kam schon die Polizei um ihn zu verhaften. Das Zeichen, das Judas vereinbart hatte, war ein Begrüssungskuss. Zusätzlich, um ganz sicher zu gehen, dass sie den richtigen verhaften würden, sprach er Jesus noch als “Rabbi”, also “Lehrer” an. An da gerieten die Dinge ausser Kontrolle. Jesus fragte, warum sie ihn verhaften wollten und Johannes berichtet, dass in diesem Moment etwas passierte und die bewaffneten Knechte zu Boden warf. Jesus hätte offensichtlich genug Kraft gehabt um sich dieser Situation zu entziehen. Zusätzlich, sagte er Petrus, hätte er ein riesiges Engelheer herbeirufen können. Das beeindruckendste an der ganzen Verhaftung ist, dass Jesus darauf verzichtet hat, diese göttliche Kraft für sich selber einzusetzen. Es wäre möglich gewesen, aber nicht im Sinne Gottes. Man kann Gottes Kraft einsetzen und doch nicht Gottes Ziele dabei verfolgen.
Die Jünger fühlten sich vermutlich zum Widerstand ermutigt, als sie sahen, was mit den Knechten des Hohenpriesters geschah. Sie überlegten kurz, ob sie nicht eine Prügelei mit der Polizei anfangen könnten. Petrus zog dann auch tatsächlich ein Schwert und schlug einem der Knechte des Hohenpriesters ein Ohr ab. Johannes konnte sich bei seinem Bericht sogar noch an den Namen erinnern, was zeigt, wie genau und zuverlässig die Evangelien die Geschichte Jesu wiedergeben. Sein Name war Malchus.
Jesus hielt darauf den Jüngern seine letzte kleine Predigt und warnte sie: “wer durch das Schwert lebt, kommt durch das Schwert um!” Der Weg des Evangeliums ist ein Weg des Friedens, nicht der Gewalt. Es gehört sich nicht für einen Diener Christi Gewalt an zu wenden. Lukas erzählt, dass Jesus in diesem Moment auch seine letzte Heilung vollbrachte: er heilte Malchus und setzte das abgeschlagene Ohr wieder an. In solchen Stellen kommt die Liebe Jesus am stärksten hervor: selbst den Mann, der ihn verhaften und ins Gefängnis werfen wollte heilte Jesus noch. Er lebte wirklich was er sagte!

Die ganze Aktion war feige. Sie hätten jeden Tag Gelegenheit gehabt, Jesus im Tempel zu verhaften. Er lebte ein öffentliches Leben und versteckte sich nicht. Aber sie hatten Angst. Es ist immer wieder die Rede davon, dass die Pharisäer Schiss vor dem Volk hatten. Sie wussten, dass Jesus beliebt war und dass es zu Unruhen kommen konnte wenn sie ihn in aller Öffentlichkeit verhaften würden. Deswegen holten sie ihn Nachts nach dem grossen Fest. Es war reine Feigheit.
Jesus wurde als einziger verhaftet. Johannes berichtet, dass er noch für seine Jünger eingetreten ist, damit sie nicht auch gleich mit verhaftet würden. Sicher hätte man auch gegen sie genug Grund zur Klage gefunden. Letztlich wäre nur einer fast mitgenommen worden, der Jünger, der nur mit einem Leinentuch bekleidet mitgehen wollte. Als sie ihn packen wollten floh er nackt. Leider wissen wir nicht, wer er war. Da die Schreiber der Evangelien sich selber nur sehr zurückhaltend in ihren Evangelien nannten könnte man vermuten, dass es Markus selber war. Aber Markus war kein Jünger sondern bekehrte sich erst später und hörte die Geschichten von Petrus, mit dem er unterwegs war. Petrus selber konnte es auch nicht sein, denn er hatte einen Gürtel um an dem das Schwert hing. Leider werden wir wohl nie herausfinden, wer es war.

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4 Kommentare

  1. Die Tatsache „..dass Jesus darauf verzichtet hat, diese göttliche Kraft für sich selber einzusetzen. Es wäre möglich gewesen, aber nicht im Sinne Gottes.“ war ja schon klar, aber die Schlussfolgerung: „Man kann Gottes Kraft einsetzen und doch nicht Gottes Ziele dabei verfolgen.“ ist zieml. krass und bedenkenswert…

  2. aber doch irgendwie auch zwingend, oder?
    es gibt ja im AT eine ähnliche geschichte, allerdings über gebet: hiskia leiert gott 15 weitere jahre aus dem arm als er sterben soll. in der zeit zeugt er manasse, einen der ungöttlichsten könige ever. hätte er mal gottes zeitpunkt akzeptiert!

  3. …ja schon – bin nur noch nie auf sone Idee gekommen!
    und was Hiskia betr. – naja, das Zeugen hat ihm best. trotzdem Spass gemacht – man weiß ja nie vorher was draus wird 😀
    …wie gesagt – „bedenkenswert“!

  4. vielleicht könnten wir daraus eine theologie basteln, die sagt, dass der spass über den konsequenzen steht. und nicht nur das, sondern dass gott auch noch dazu steht. besser nicht, wer weiss, wer so was ernst nimmt… 🙁

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