Die Geistesgaben werden oft als Charismen bezeichnet, was näher am Griechischen ist. Das Wort bedeutet eigentlich “Gnadengabe”, also eine Gabe, die aus Gnade gegeben wird, nicht aus Verdienst. Egal wie gut jemand lebt oder wie fromm er ist, niemand könnte sich eine Gabe von Gott erkaufen. Man kann nicht sagen: “ich habe dieses und jenes vor zu weisen und deswegen steht mir die Gabe der Prophetie zu!” Niemandem steht etwas von dem zu, was Gott für uns hat. Der einzige Grund, warum wir etwas von Gott bekommen ist weil Jesus es bezahlt hat.
Man sollte mit einer demütigen Haltung an die Gaben, und an alles, was Gott gibt, herangehen. Wer denkt, dass Gott ihm etwas schuldig ist, der hat den Punkt schon verpasst. Gott steht bei keinem Menschen in der Schuld.

Dass Gaben aus Gnade gegeben werden macht viele Christen irre. Sie sehen, dass Leute grosse Gaben haben, die einen schlechten Charakter haben. Tatsächlich muss uns das nicht wundern. Es liegt in der Natur der Sache. Ich finde es auch immer wieder befremdlich, wenn ein “grosser Mann Gottes” fällt, jemand, von dessen Gaben ich vorher sehr beeindruckt war und dessen Dienst mich vielleicht sehr gesegnet hat. Charakter und Charisma sind einfach zwei verschiedene Paar Schuhe und man muss unterschiedlich an ihnen arbeiten. Geistesgaben werden begehrt (1.Korinther 14,1) und geübt (Hebräer 5,14), am Charakter ist harte Arbeit nötig.
Das sollte uns nicht in die Irre führen, jemand der große Gaben in einem Bereich hat, kann in einem anderen Bereich dennoch schwächeln.

Gnadengaben sind aber nicht nur Gaben an denjenigen der sie ausübt. Vielmehr sind sie auch Gaben an diejenigen, die sie empfangen, also durch sie gesegnet sind. Wir betrachten gaben oft zu sehr von dem Ende dessen, der sie ausübt. Wichtiger ist aber der Dienst, den sie uns ermöglichen. Gott gibt niemandem Gaben damit er in den Augen anderer gut aussieht. Er gibt sie, damit Menschen gedient wird. An dieser Stelle haben viele etwas falsch verstanden. Dieses Missverständnis drückt sich in einer Auslegung von 1.Korinther 13 aus:

Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und alle Geheimnisse wüßte und alle Erkenntnis hätte; wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich nichts.
Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte, und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe, hätte aber die Liebe nicht, nützte es mir nichts. (1.Korinther 13,1-3 nach der Einheitsübersetzung)

Diese Stelle sagt nicht (wie viele lehren) aus, dass Geistesgaben ohne Liebe nichts nutzen. Sie sagt, dass es dem Ausübenden von Gaben nichts nutzt, wenn er es ohne Liebe tut. Mit anderen Worten: Gott ist nicht davon beeindruckt, dass jemand prophezeit, heilt oder in Sprachen betet. Er will von jedem Menschen dasselbe sehen: Liebe und Treue. Menschen mögen von einem grossen Dienst beeindruckt sein, aber Gott sieht tiefer.
Das bedeutet aber nicht, dass die Gaben nichts nützen. Wenn Du von Krebs geheilt wirst nützt Dir das auf jeden Fall. Ganz egal, ob der Beter in Liebe lebt oder ein arroganter Schnösel ist.
Die Stelle sagt für uns hauptsächlich aus, dass wir bei allem Dienst auch daran denken müssen an unserem Charakter zu arbeiten. Während wir dienen sollen wir in der Liebe wachsen, denn die Liebe ist die höchste Motivation für jeden Dienst

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12 Kommentare

  1. 21 Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel.22 Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? 23 Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter! Matthäus 7,21-23

  2. auf jeden fall. da fallen dir auch ganz bestimmt viele beispiele ein.

    und: es ist DIE frucht des geistes. singular. es gibt keine früchte.

  3. sehr gerne, mein lieber.
    die ganzen handouts… *seufz* an die mache ich mich gleich auch noch mal. wollte wenigstens noch die zum thema „geistesgaben“ überarbeiten und hier reinstellen.

  4. lässt mich nicht los der post. frage : kann es sein, dass die gaben des geistes erreicht werden können ohne die früchte des geistes (galater 5 ) zu erreichen?

  5. auf einer seite vom pferd fallen… für mich mal wieder eine gute erinnerung am charakter zu arbeiten UND nach den gaben zu streben…
    komisch, das die meinung, dass eine bedingt das andere so tief in einem sitzt, obwohl ich mich an an handout von dir erinnere, dass ich vor ein paar jahren gelesen habe, wo du das schon mal erwähnst…
    ach ja, wie sagt paulus so schön : euch immer wieder dasselbe zu sagen störrt micht nicht, euch dient es aber… 😉
    umsomehr noch mal ein dickes danke fürs posten…

  6. Ist schon erstaunlich, wie oberflächlich das allgemeine Verständnis von Gnade ist. Viel zu viel Christen denken (sie würden es natürlich nie aussprechen!), daß wir Gnade verdient oder eben nicht verdient haben, je nach dem wie gut wir unser Christsein gemeistert kriegen. Die Geistesgaben sind ein Punkt, an dem es schön deutlich wird: Wer Kranke heilt, Worte der Erkenntnis hat, Dämonen austreibt usw. der muß ja wohl ein Mann, eine Frau Gottes sein!?! Gaben sind ein sehr wichtiges Geschenk Jesu für Seine Gemeinde, aber absolut kein Symptom, kein Merkmal für echtes, geistliches Leben aufgrund einer intakten, gesunden Beziehung zu Jesus. Gott wird nie danach fragen, wievielen Menschen wir gedient haben, sondern wieviel von Seinem Sohn Jesus Christus in uns zur Entfaltung gekommen ist.

  7. Ich lese die Ausführungen zur Gabentheologie mit großem Interesse und bin dir bereits nach den ersten beiden Teilen schon überaus dankbar, dass du dir die Mühe dazu machst!

    Mich würde interessieren, wie das Begehren und Üben der Geistesgaben bei dir praktisch aussieht?

  8. hallo nasumi, herzlich willkommen hier! freut mich, dass es dir gefällt.

    zu deiner frage empfehle ich dir mal eine predigt, die ich am anfang einer recht langen reihe über geistesgaben gehalten habe: http://www.jfrs.de/theologie/mp3/mp3/20061117/INDEX.PHP
    vermutlich hast du nicht mit einem audio gerechnet, aber ich habe gerade keine zeit lange antworten zu schreiben. segen!

  9. Audio ist super! Ich habe mir heute morgen auf’m Weg zur Arbeit schon die Predigt von Ferry „Der heilige Geist“ angehört. Es gab so viele gute Gedanken, dass ich gar nicht alles mitschreiben konnte! Ich bin auf deine Predigt schon sehr gespannt.

    Danke und Gottes Segen!

  10. du schreibst beim autofahren predigten mit ??? ;-), egal hauptsache du telefonierst nicht 😉

  11. **LOL**
    Nein, ich habe einen Chauffeur! Allerdings muss ich mir den mit ca. 30 weiteren Fahrgästen teilen. Die Stadtwerke machen es möglich 😉

  12. dann ist ja gut.

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