Ein weiterer berühmter Kranker im NT ist Timotheus. Paulus schrieb in seinem Brief an ihn einige Zeilen, die viele Bibelausleger zu der Annahme verleiteten, Timotheus hätte schlimme Verdauungsprobleme gehabt:

Trink nicht nur Wasser, sondern nimm auch etwas Wein, mit Rücksicht auf deinen Magen und deine häufigen Krankheiten. (1.Timotheus 5,23 nach der Einheitsübersetzung)

Als ich vor einigen Jahren in Istanbul war, standen überall am Wasser kleine Fischbuden, die gebratenen, gekochten und frittierten Fisch anboten. Der Reiseleiter schärfte uns immer wieder ein, auf gar keinen Fall irgendetwas von diesen Buden zu essen. Das Essen wäre einfach nichts für europäische Mägen. Wollten sie damit andeuten, dass alle Europäer magenkrank sind? Sicher nicht. Sie wussten nur, dass das Wasser nicht geklärt und gesäubert wurde und deshalb voller Keime ist an die wir nicht gewöhnt sind.
Timotheus hatte vermutlich kein Problem mit seinem Magen sondern mit dem Wasser. Heute würde Paulus ihm vielleicht empfehlen, das Wasser einfach ab zu kochen oder Sprudel zu trinken.

Manchmal wird gesagt, dass man Wein damals medizinische Wirksamkeit unterstellte. Das selbe wird über Spucke gesagt wenn es darum geht auszulegen wieso Jesus einen Blinden mit einem Brei aus Spucke und Dreck geheilt hat, oder die Zunge eines Stummen mit Speichel berührte. Es wird auch über Öl gesagt. Alle diese Auslegungen klingen für mich eher so als wolle man etwas erklären, was man in der Bibel liest, es ist nichts, was der Zusammenhang irgendwie hergibt.
Interessanterweise würde heute niemand mehr jemanden, der es am Magen hat, diese Tipp geben. Aber wir empfehlen ihnen in anderen Bereichen auf ihre Ernährung zu achten: „Iss weniger Fett, keine Schokolade mehr“, usw. Offenbar haben wir das Prinzip hinter der Stelle oft in der Anwendung verstanden, auch wenn wir eine andere Theologie darauf aufbauen.

Ich zitiere zum Schluss noch aus einem Beitrag aus Günther J. Matthias lesenswertem Blog zu diesem Thema:

Tim hat Bauchweh

Dem Tim geht es nicht gut. Immer wieder ist ihm übel, er hat Magenschmerzen und Verdauungsprobleme. Sein Freund Paul, der häufig erfolgreich Kranke heilt und Gott recht gut kennt, hat natürlich für und mit Tim gebetet, ihn gesegnet, hat der Krankheit gesagt, sie solle sich von hinnen machen und die Schmerzen samt Übelkeit waren weg. Für eine Weile. Aber eben nicht endgültig, von einer Heilung kann nicht die Rede sein. Sie sind wie der Terminator: I’ll be back.

Fehlt es an Glauben? Gibt es Hindernisse? Tim grübelt, forscht, prüft; findet weder Sünde noch einen Dämon. Er glaubt an Heilung, Paul sowieso. Mangelnder Glaube kann kaum die Ursache sein. Aber die mehrfach erlebte Befreiung von Schmerz und Übelkeit ist keine Heilung, da die Magenbeschwerden regelmäßig wiederkommen. Tim fragt den Storch und den Paul, was denn wohl in Schieflage sein mag.

Der Storch erklärt ihm:

Heilung und göttliche Gesundheit sind immer ganzheitlich zu betrachten. Oft machen wir den Fehler dass wir Gottes Segen als eine Qualitätsoptimierung bei gleichbleibendem Lebensstil ansehen. Wir erwarten, dass Gott uns heilt und versorgt, während wir alles machen was wir wollen.

Paul fasst es noch kürzer zusammen:

Trinke nicht länger nur Wasser, sondern gebrauche ein wenig Wein um deines Magens und deines häufigen Unwohlseins willen!

Ende der Geschichte. Denn damit endet Tims Bauchweh. Endgültig.

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18 Kommentare

  1. Timotheus kamm dann sicher auch nicht aus Ephesus, obwohl man sicher auch das heimische Wasser mal nicht vertragen kANN.

  2. Ich hab das richtig verstanden? Du sagst, dass Tim das Wasser nicht vertragen hat und Paul sagt ihm genau dieses ❓

  3. TüLo is ja doof. TrüLo bitte, wie Trümmerlotte, nicht TüLo, wie TümmlerLotte :mrgreen: Obwohl ich mich ja gern hier rumtümmel, so is ja nich…

  4. @storch
    Meinst du damit, ich muß erst mal eine eigene Leistung erbringen (in diesem Fall ein „besserer“ Lebensstil) damit Gott mich heilt?

  5. Bei meiner letzten Predigt bei den JF-Burbach habe ich beim Abendmahl z.B.Traubensaft verwendet… hehe
    Wein sollte wirklich wie Medizin angesehen sein.
    Ich trinke ihn z.B.auch nur bei supi großen Anlässen.
    Mag sein das er dann wie Medizin wirkt.Heilung verspricht er jedenfalls.

  6. @ Inga

    Ist doch eigentlich nur logisch: Wenn ich den ganzen Tag Süßes esse und nie die Zähne putze, krieg ich halt Karies.
    Wenn Gott mich dann geheilt hat und alle Zähne sind wieder schön, aber ich ändere meine Ernährungs- und Zahnpflegegewohnheiten nicht, sind die nächsten Löcher vorprogrammiert – ist dann aber nicht Gottes „Schuld“, sondern meine (ziemlich dämlich noch dazu, in diesem Beispiel – meistens ist es wohl was subtiler…)

  7. „Wir erwarten, dass Gott uns heilt und versorgt, während wir alles machen was wir wollen.“ -> und tun genau das nicht was wir tun sollen!
    (würde ich noch hinzufügen!)

    Wir erwarten auch daß uns Gott versorgt! Nicht wenige legen dann die Hände in den Schoß!

    Denken Christen etwa „arm“ und „kleinbürgerlich, vielleicht aus Angst so könnten dann zu sehr wachsen und dann übermütig werden?
    Oder sind sie dann zu groß als das man sie noch „kontrollieren“ kann?!

  8. @Micky,Vertrauen ist gut!Kontrolle ist besser!Sowas fängt schon beim Brotbacken an.Wenn das Brot im Ofen schwarz wird,muß man es wegwerfen.Kontrolle finde ich schon ok,schlimm finde ich nur wenn es in einer Art „Kontrollzwang“ endet.Aber darüber kann man sich gerne mal unterhalten.Wäre gespannt auf deine Ansichten…
    In Remscheid?

    Björn S.

  9. @Björn

    Das würde ich sehr gerne! Doch ich bin zur Zeit (noch) im Südwesten!

    Also etwas „weiters“ weg!

    Was Kontrolle betrifft: wir sind keine Brote, die man backen muß!
    Oder kleine Kinder, die man beaufsichtigen muß!

    Bedauerlicherweise habe ich gerade dazu zuviel Mißbrauch erlebt!

  10. Können das echt alle außer mir so hinnehmen, dass er schlicht das Wasser nicht vertragen hatte?! Ich finde das so wahnsinnig weit hergeholt. Also so dermaßen, dass ich es glatt nochmal erwähnen muss.

  11. @TrüLo: Da der Storch mich so nett zitiert hat, will ich gerne meinen Senf zu Tims Bauchwehursachen dazu geben: Ich meine schon, dass der Wein auch gesundheitsfördernde Eigenschaften hat. Er kann schädigen, wenn er im Übermaß genossen wird, kann aber auch medizinisch wirksam sein. Sagen zumindest etliche Experten, ich bin keiner.
    Ob letztendlich Stress die Ursache war oder ein organisches Leiden, falsche Ernährung oder was auch immer: Die Bibel schweigt darüber. Warum nicht schlechtes Wasser, gepaart mit hoher Empfindklichkeit? Die Frage wird wohl offen bleiben…

  12. @TrüLo: als angehender Lebensmittelwissenschaftler kann ich dazu nur sagen: natürlich hat der Wein in diesem Fall einen positiven Einfluss auf das Wasser.
    Wenn Tim das Wasser nicht vertragen hat, dann wohl kaum, weil er eine Wasserallergie hatte, sondern weil das Wasser vor 2000 Jahren in seiner Reinheit kaum dem entsprach, was wir heute aus unseren Wasserleitungen kennen, weder in seiner Klarheit, noch im Geschmack, noch in dem, was es außer H2O noch so alles enthält…

    Mikroorganoismen sorgen in größeren Mengen in unseren Mägen für Unbehagen, wobei manche (wie wohl Tim) stärker darauf reagieren, andere Leute stecken sowas leichter weg.
    Eines mögen Mikroorganismen aber allesamt ganz und gar nicht: Alkohol! Darum desinfizieren wir damit ja heutzutage auch alles…
    Ich glaube nicht, dass den Leuten vor 2000 Jahren bewusst war, weshalb Alkohol „reinigend“ wirkt, aber offensichtlich hatten sie erkannt, dass es sich positiv auszuwirken scheint.

  13. Hi Günter,

    es hört sich auf alle Fälle so an, als würde Paulus dem Wein gesundheitsfördernde Eigenschaften zusprechen.

    Ich finde (halt so für mich!), dass es sehr gezwungen wirkt, das Wasser „schlecht zu reden“ damit der Timotheus selber schuld ist am ewigen Magenweh und den häufigen Krankheiten 😉

    Dass man selber sehr wohl selber schuld sein kann, wenn irgendwas immer wieder auftritt, bleibt aber unbestritten.

    Liebe Grüße
    TrüLo

  14. Ich meine, mich aus meinem Lateinunterricht daran zu erinnern, dass es damals in der Mittelmeerregion generell üblich war, sowohl Wasser als auch Wein nicht unvermischt zu trinken – zumindest im Alltag war wohl ein Gemisch aus Wasser und Wein das Standardgetränk. Ob das allerdings gesundheitliche Ursachen hatte, weiß ich nicht.

    Andererseits behandelt der „barmherzige Samariter“ das Opfer der Räuber unter anderem mit Wein: „Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm“

    Leider hab ich keine Ahnung, ob das vielleicht am Alkoholgehalt liegt = Desinfektion = Wundheilungsfördernd…?

    Ich finde es jedenfalls nicht abwegig, dass Paul dem Tim an dieser Stelle dazu rät, es mit der Enthaltsamkeit nicht zu übertreiben und das Wasser doch lieber mit Wein vermischt zu trinken, weil es erfahrungsgemäß gesünder ist…

  15. Der letzte Satz hört sich richtig gut an. Je länger ich da drin rumdenke, desto weniger gewaltsam verbogen klingt es.

  16. hi bodo,
    willkommen! schön, mal einen experten hier zu haben. 🙂

    @ köto: vielleicht hat der barmherzige samariter ja aus demselben grund wein und öl (also alles, nur kein wasser) genommen. wasser war vielleicht einfach so verseucht, dass man nicht einmal den versuch unternehmen sollte, damit zu desinfinizieren. das spräche wieder für die wasser-ist-schuld these.

  17. Hi Königstochter,
    “ Wenn ich den ganzen Tag Süßes esse und nie die Zähne putze, krieg ich halt Karies.“

    Sicher, aber was du beschreibst ist ja wohl auch krank!!!
    Und Zuckersucht kann Gott ebenfalls heilen.

    Und wo ist bitte schön die Grenze? Ist Sport gesund oder ist Sport Mord?

    Das ist alles so aus dem „fleisch“ heraus diskutiert.

    Ein geistgeleitetes Leben führt immer zu einem gesunden erfüllten Leben, da bin ich sicher.
    Die Frage ist nur inwieweit wir schon in diesen Dingen leben, die Gott in der Bibel verheißt. Aber selbst wenn da noch vieles im Argen liegt, kann ich doch das Ziel schon sehen (zum Beispiel Gesundheit) und ich muss wegen meiner derzeitigen Erfahrungen nicht das Ziel relativieren oder negativ reden. Und ich brauche mir auch keinen Stress oder Druck machen, wenn ich noch nicht da bin (also zum Beispiel Krank bin), denn der heilige Geist ist immer sanft und liebevoll und Gott macht keine Vorwürfe. Stress und Druck kommen ausschließlich vom Vater der Lüge, dem Teufel. Und der ist es schließlich auch, der uns die Krankheiten schickt.
    Das was mich interessiert ist, in der Bibel zu sehen, das Gott für den Menschen ein vollkommenes und glückliches Leben Vorgesehen hat, wozu auch Gesundheit gehört. Und das ergibt sich schon aus dem großen Zusammenhang der Bibel, angefangen bei dem wie Gott sich den Menschen als VATER präsentiert, dass Jesus auf Erden ein Abbild Gottes war. Und Jesus hat geheilt und geliebt, geheilt und geliebt, geheilt und geliebt. Und weil ich das so sehen kann, interessiert es mich nicht so sehr, im Detail, warum Paulus dem Timotheus Wein empfohlen hat. Warum voraussetzen, dass die Leute in der Bibel schon das perfekte göttliche Leben völlig kapiert haben?

  18. Ich weiß ja nicht ob das hier noch gelesen wird. Das wir es zum teil nicht wissen, ist klar, aber hätte Paulus dem Tim erklären müssen, dass das Wasser nicht gut ist. Schließlich lebte er in dieser Zeit und in dieser Region!
    Ich habe ja nun gar keine Ahnung von Medizin, aber gewöhnt sich nicht ein Magen an so so Teile? Ich meine Kinder werden in dieser region ja nun auch mit dem wasse rgroß gewroden sein und nicht nur mit Alk!

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