02. Februar 2007 13

erinnern

Jetzt habe ich mehr als eine Woche(!) nichts in diesen Blog geschrieben. Eine Art Experiment wie mir scheint. Ich frage mich, ob mir etwas fehlt oder nicht. Eigentlich nicht und das ist seltsam. Wenn ich aber etwas tiefer grabe merke ich, dass mir sehr wohl etwas fehlt: ich erinnere mich an weniger.
Bloggen ist ja für mich immer Teil einer umfassenderen geistlichen Disziplin gewesen und erfüllte, wie alles Schreiben, den Zweck des Wiederholens (neben einigen anderen Zwecken und Nutzen, die es mit sich bringt). „Wiederholung ist die Mutter des Lernens“, heisst es im Sprichwort – wenn ich mich recht erinnere ist das ursprünglich ein lateinischer Satz.
Nun habe ich in der letzten Zeit viel gelernt und bin verblüfft, wie viel mir durch die Lappen gegangen ist weil ich nämlich (abgesehen von Auftragsarbeiten und Übersetzungen) gar nicht geschrieben habe – ein seltsamer Zustand.

Kurz: ich gelobe Besserung. Ich werde wieder mehr verarbeiten und einen Teil davon über den Blog. Dennoch bin ich nach wie vor etwas unzufrieden mit dem Medium. Letztlich bietet das Bloggen weniger Kommunikation als es ursprünglich versprach. Dennoch haben sich einige sehr wertvolle Kontakte und eine vielzahl echter Inspirationen über diese Schiene ergeben. Wie sehen eigentlich Eure Erfahrungen mit Blogs aus? Seid Ihr alle rundum zufrieden und könnt Euch ein Leben ohne gar nicht mehr vorstellen? Oder tritt bei Euch auch im Laufe der Zeit eine Art „Ernüchterung“ ein?

Be Sociable, Share!

11 Kommentare

  1. ich denke, dass Blogs ne echte Zukunft haben, aber die Qualität muss steigen.
    Das gute is, dass man dem Leser jeden Tag einen Input geben kann, und so dauerhaft was bewirkt, statt ein Buch das für Wochen begeistert und gut is.
    Wichtig: Mehr Interaktion, mehr Wiederholungen, mehr Querverweise, roter Faden und Ziel/Objekt/Gesamtintention des jeweiligen Blogs glasklar machen.

  2. Es kommt immer auf die Blogs an. Es kann unheimlich Zeitraubend sein, und oft sind das echt unsinnige Dinge die man da lesen kann.

    Deswegen habe ich mich relativ schnell für NUR einen entschieden, und der ist es wert täglich gelesen zu werden.

    Danke, ich freu mich

  3. repetitio mater lectionis est. Das einzige, was ich aus dem kirchlichen Religionsunterricht behalten habe, höhöhö.

    Ich blogge hauptsächlich für mich selber. Wenn das jemand liest, fein. Wenn er/sie dann auch noch kommentiert, auch fein. Aber ich erwarte nichts davon. Ausser vielleicht ein wenig mehr Selbsterkenntnis.

  4. storch, der blick in meinen feedreader heute morgen hat mein herz erfreut! und ich kann gut verstehen, was du meinst…

    ich glaube, das bloggen schon etwas bewegen kann, allerdings glaub ich hat es auf mich persönlich den meisten effekt: ich schreibe für mich, und das nicht nur in irgendein verstaubtes tagebuch, sondern öffentlich. seit ich das mache, habe ich viele ideen aus- und weitergedacht, und sie nciht wie sonst vergessen und sterben lassen.

    bloggen gegen das vergessen!

  5. Ich mag Blogs und finde gerade den von dir Storch sehr lesenswert.

  6. Wenn man noch mehr Kommunikation wünscht, dafür gibt es bereits Foren, Newsgroups etc.
    Blog sind nicht schlecht. Ich habe ein Traumblog, da kann ich dann nach Jahren noch nachlesen – hatte desöfteren später erst Erkenntnis.
    Und einige Fachblogs finde ich auch gut und informativ.

  7. mir helfen blogs dabei, zu menschen die ich kenne und mag über die distanz einen gewissen kontakt zu halten.

  8. ich steh auf gedanken und deswegen find ich bloggen cool. endlich auch mal so wie blaise pascal sein können und seine pensées, seine gedanken stück für stück und ohne scheinbaren zusammenhang aufschreiben können.
    ansonsten fänd ich auch eigentlich mehr rückmeldung gut. aber irgendwie ist das nicht jedermanns sache. naja, die gedanken strömen auch so weiter.

    ach ja…war schade, dass du samstag net zum konzert bleiben konntest. hat spaß gemacht. mir is übrigens eingefallen, dass wir ja letztes jahr bei euch in remscheid gespielt haben. warst du da? weiß ich gar nich mehr.

  9. Ja, mir geht’s wie andichrist … man hört eben voneinander. Und bekommt ein bisschen mit, was so geht. Ich schaff’s aber nicht, selbst zu bloggen, weil mein Leben nicht in Fünfzeilenbotschaften keinen Platz findet.

    Und: Ich les Blogs als Randnotizen. Mehr nicht. Sie als (vordringliches) Kommunikationsmittel zu betrachten oder als Spiegel für irgendetwas außer Momentaufnahmen, kommt für mich nicht in Frage, weil sehr, sehr viele Leute, die ich kenne, keinen „Zugang“ zu Blogs haben, die meisten rein technisch nicht und andere „mental“ nicht. Ist halt nicht deren Medium. Und die außen vor lassen? Nö.
    So les ich ja auch Dein Blog, Storch: Notizen am Rande des Lebens und Denkens, ich nehm die Eintrage als Impuls und kucke, was davon bleibt.

  10. Ich habe an mir ähnliches festgestellt. Das Bloggen als Selbstzweck, eigene Gedanken zu reflektieren, Dinge einfach mal rauszulassen, so Tagebuchmäßig, dass tut gut (und macht fast süchtig). Es gibt immerhin 100 Leute, die sich jeden Tag meinen Schmarren durchlesen und einige wenige Aussagen in Kommentaren reflektieren. Die Kommentare gewinnen dabei oft an Wichtigkeit, und ich bin mir unsicher, in wie weit ich das gut finden soll. Es ist halt immer dieses, sich „Im Spiegel des anderen“ wieder finden wollen, was eigentlich Teil des gesellschaftlichen Leben ist. Bestätigung, Ablehnung, Bestätigung, usw.
    Tatsächlich halte ich aber so auch Kontakt mit Leuten, die mir im Laufe der Jahre nie mehr so Nahe gewesen waren, wie jetzt.
    Auf der anderen Seite erlebe ich auch mehr Distanz zu Leuten, denen ich in der „Vorblogzeit“ viel näher war. Denn wenn man sich jetzt trifft, unterliegt man oft der Täuschung, dass man sich ja schon kennen würde und ausgetauscht hat.
    Welche Kommunikationsformen für mich eine echte Neuentdeckung darstellt, ist das Skypen, mit Videofunktion. Das ist wirklich sehr geil!

  11. videoskypen habe ich noch nicht probiert, muss ich aber nicht haben. mirko stand da eine weile sehr drauf, aber ich hatte meine webcam verloren.

2 Pingbacks

  1. […] In dem überaus inspirierenden Buch ›Glaubensspaltung ist Gottesverrat‹ von Klaus Berger bin ich in den letzten Tagen auf ein Modell gestossen, gemäß dem Berger Entscheidungsfindung versteht. Auch wenn ich dieses Modell noch nicht tiefer reflektiert habe möchte ich es mal hier zitieren – um, wie Storch so schön sagt, mich zu erinnern… »Das erste, quasi natürliche Stuhlbein ist das Zeugnis der Schrift. Es reicht schon allein deshalb für keine Urteilsfindung aus, weil man sonst in der Tat anachronistisch und biblizistisch vorgehen müsste. Das zweite Stuhlbein ist daher der Sachverstand. Das bedeutet nicht Sachzwang. Das dritte Stuhlbein wäre die gesamte relevante Tradition der Kirche, also die Konzilien, die Bekenntnisschriften, die Kirchenväter und die Lehrer der Kirche. Das vierte Stuhlbein bezieht sich auf das »Ankommen« einer Entscheidung, auf ihre Plausibilität für die Adressaten und auf ihre möglichen Folgewirkungen, soweit sie absehbar sind.« […]

  2. […] Doch nun stockt die Produktion der “Schönheit des Komplexen”. Lassen wir auch ihn selbst zu Wort kommen. Jetzt habe ich mehr als eine Woche(!) nichts in diesen Blog geschrieben. Eine Art […]

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>