02. Januar 2007 6

Inspiration

Für mich ist die Bibel eine ständige Quelle der Inspiration. Ich denke eigentlich ständig an irgendetwas aus ihr und Gott offenbart sich mehr durch sein Wort als durch jede andere Quelle. Dabei stelle ich fest, dass ich ständig in Konflikt mit der „klassischen“ Bibelauslegung komme. Schon die Hauptfrage der Exegese „was hat der Text für die ursprünglichen Adressaten ausgesagt?“ interessiert mich in meiner persönlichen Bibellese und Gottesbeziehung allenfalls absolut am Rande.
Was ich viel wichtiger finde ist die Frage: „was will Gott mir gerade sagen?“ Das kann mitunter etwas ganz anderes sein, als was ein Adressat vor 2000 Jahren verstanden hat. Oft zitiert Gottes Geist sogar Stellen aus dem Zusammenhang, was natürlich philologisch unschön ist, aber prophetisch sehr viel Sinn ergeben kann.

Ich denke immer wieder darüber nach, wie eine lebendige Gottesbeziehung die auf der Bibel beruht sich mit dem verträgt, was man klassischerweise als Theologie bezeichnen würde. Es gibt zwischen beiden eine Schnittmenge, aber die scheint mir tatsächlich nicht allzu gross zu sein. Das Problem liegt meiner Ansicht nach in zwei völlig unterschiedlichen Sichtweisen: die Theologie befasst sich mit einem Buch, das sie exegiert; Glauben befasst sich mit einem Gott, den es kennenzulernen gilt. Wenn es um ein Buch geht, dann ist z.B. die historisch-kritische Methode sinnvoll, auch wenn durch sie niemand zu Gott finden wird. Wenn wir aber davon ausgehen, dass das Wort gottgehaucht (2.Timotheus 3,16) ist und Jesu Worte Geist und Leben (Johannes 6,63) sind, dann müssen wir davon ausgehen, dass das Wort ein lebendiges Wesen ist, dessen Interpretation sich geistlich ändern kann.
Dann ist es schwer Regeln aufzustellen, denn Gott wird menschliche Regeln immer brechen; nicht zuletzt unseren Verstand zu beleidigen und unser Herz zu erreichen. Das heisst nicht, dass sich eine auf Inspiration ausgelegte pneumatische Hermeneutik im luftleeren Raum befindet. Es heisst nur, dass Gott reden kann ohne sich an exegetische Kriterien zu halten. Die Hauptfrage in einer christuszentrierten Hermeneutik ist: „bringt mich mein Bibelstudium näher zu Chritus?“, dann darf es auch schon mal vorkommen, dass man wissenschaftlich falsch an einen Text herangeht.

[Disclaimer: man kann auch diesen Beitrag gut aus dem Zusammenhang meines Denkens und Blogs reissen und zu dem Schluss kommen, dass ich gegen Verstand, Theologie und Wissenschaft wäre. Natürlich kann man das – aber warum sollte das jemand tun?]

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6 Kommentare

  1. hey storch,
    frohes neues! 🙂

    jo, wenn man will, könnte man den Beitrag sogar in die andere Richtung aus dem Zusammenhang reißen: „Der Storch befürwortet hkM. Boah, wie unbiblisch!“ 😉
    Aber sowas machen wir wohlwollenden Leser ja nich, ne!
    Also aus meiner Sicht würde ich noch sagen, dass die Schnittmenge, die du ansprichst, wesentlich größer ist.
    Lieben Gruß,
    Tino

  2. man kann auch diesen Beitrag gut aus dem Zusammenhang meines Denkens und Blogs reissen und zu dem Schluss kommen, dass ich gegen Verstand, Theologie und Wissenschaft wäre. Natürlich kann man das – aber warum sollte das jemand tun?]

    Antwort: Weil er so lebendig ist unnd man dich kennenlernen will vielleicht? =;-)

  3. na, das wäre mal ein sehr netter grund, andy. damit könnte ich mich dann vielleicht sogar anfreunden.

  4. Jesus stand auf einem Berg und wartete auf Seine Kinder. Er wollte
    Gemeinschaft mit ihnen haben. Über Ihn stand geschrieben „Brot des
    Lebens“. Er wollte das wir uns von Ihm nähren und an Ihm reichlich
    satt werden.
    Aber die Meisten beschäftigten sich mit anderen Dingen. Auch religiöse
    Dinge waren mit dabei. Sogar Bibel lesen und Lobpreis. (Bibel lesen
    und Lobpreis sind sehr wichtige und elementare Dinge, aber sie sollten
    immer eine persönliche Verbindung zu Jesus unserem Herrn ausmachen und
    nicht eine Art Ersatzerfüllung sein)
    Jesus wartete auf den Berg.
    Ab und zu kamen ein zwei Menschen zu Ihm und überheuften Ihn mit vielen Worten.
    Aber sie nährten sich nicht von Ihm. Wir alle kennen diese langen
    Gebete ohne auch mal Gott zu Wort kommen zu lassen.
    Ich fragte: Jesus was wünscht Du Dir?
    Er sagte: Komm her ich zeig es Dir!
    Ich kam, und er zeigte mir folgende Dinge:
    Eins mit Seinem Herzen zu werden!
    Seine Gnade zu empfangen und zu genießen!
    In Seinem Wort – Ihn zu sehen – , mehr als die Erkenntnis oder die
    Freude an Erkenntnis.
    Sich an Ihm zu freuen! Ihn zu lieben! Intimität mit Ihm! Eine
    Liebesbeziehung mit Jesus!

    Jesus selbst ist unsere Nahrung! Nix, aber auch gar nix Anderes!

    Joh 6,35 Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens. Wer
    zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird
    nimmermehr dürsten.
    Joh 6,48 Ich bin das Brot des Lebens.

    Es ist eine Herzenssache!
    Lass uns wenn wir beten, Bibel lesen und Zeit mit Jesus verbringen
    allerzeit bewusst sein, das es sich um unseren Geliebten handelt, der
    auf uns als Seine Braut wartet! Jesus ist mehr als Religion! Er ist
    der Bräutigam der Dich persönlich liebt und sich nach Dir sehnt! Lass
    uns so auch leben, denken, fühlen und handeln 🙂

    Take it All!

    Er liebt Dich!

  5. hallo, interessanter blog hier. ich les mich grad durch einige beiträge und wollte mal eine frage stellen weil du dich ja sehr gut auszukennen scheinst. was ist denn von der kritischen theologie zu halten wo es dann heißt dieses oder jenes buch in der bibel wurde in wirklichkeit nicht von 1 autor geschrieben sondern von 3 autoren. kennst du dich damit aus? mich würde interessieren wie man auf sowas kommt. gibt es da seriöse grundlagen sowas zu vermuten wie stilistische analysen der manuskripte oder sowas in der art? soweit ich weiß bekommt man das ja heute im theologiestudium überall eingetrichtert dass das ne absolut klare sache ist. da frag ich mich ehrlich wieso studiert jemand theologie der im endeffekt glaubt, dass die bibel nur aus erfahrungen von menschen besteht und die ganzen wunder sind nie passiert. dann würd ich doch lieber metzger werden als theologie studiern.

  6. Hi Sigi,

    erst einmal herzlich willkommen hier.

    Es gibt verschiedene Gründe aus denen man bei der Ansicht herauskommen kann, dass ein Buch von mehreren Autoren geschrieben wurde. Aber im Grunde geht es dabei entweder um a) Brüche im Wissen oder b) im Stil.
    a) finde ich nicht unbedingt „seriös“, die historisch-kritische Methode geht erst einmal davon aus, dass die Bibel keinen göttlichen Ursprung hat und schließt daher auch Prophetie aus. Wenn als ein Buch Abschnitte enthält die sicher vor einem bestimmten Ereignis geschrieben sind und welche die von dem Ereignis handeln, das der Autor aber nicht mehr erlebt haben kann, geht man eher von zwei Autoren aus. Das finde ich falsch denn natürlich kann ein Prophet über Dinge geschrieben haben, die nach seiner Lebenszeit passiert sind.
    In manchen Bereichen ist das aber auch richtig. Z.B. wird Mose nicht über seine eigene Beerdigung geschrieben haben 🙂

    b) finde ich harmlos und gut. Manche Texte haben stilistische Brüche und da kann man dann davon ausgehen, dass sie mehrere Autoren oder Redakteure hatten. Das kommt im AT häufiger vor als im NT. Im NT gibt es aber auch Texte z.B. in den Paulusbriefen in denen ziemlich sicher nicht Paulus redet sondern christologische Formeln zitiert die es damals gab.
    Wegen so etwas den Glauben zu verlieren ist schon sinnlos 🙂

    Ich denke, dass viele beim Studium den Glauben verlieren liegt einfach daran, dass die Hochschultheologie sehr häufig nicht an Gott glaubt und sich mit dem Christentum und der Bibel als einer interessanten Sache auseinandersetzt aber nicht als Gottes Wort.

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