05. Oktober 2006 3

hypnagogische Prophetie

Vor Jahren habe ich Freuds Traumdeutung gelesen. Ich glaube, dass ich mich tatsächlich durch alle 600 Seiten gewühlt habe; leider hatte ich das Buch aus der Bibliothek und habe so keine Anstreichungen mehr zur Verfügung. Alles, was ich aktive erinnere (an passivem Wissen mag die Lektüre mehr gebracht haben) ist der Begriff der hypnagogischen Halluzination. Vom Wort her ist das ein „Wahrnehmungserlebnis oder eine Sinnestäuschung auf dem Weg zum Schlaf“. Vermutlich kennt das jeder, man kann traumartige Zustände haben während man dabei ist einzuschlafen, die Gedankenwelt schaltet schon langsam auf „kraus“ um während man aber noch eher auf standby ist als aus. Derselbe Zustand taucht auch auf wenn man den Wecker weiterstellt und noch „fünf Minuten“ dösen möchte bevor man sich endgültig den Herausforderungen der wachen Welt stellt.
Ich fand Freuds Gedanken zu den hypnagogischen Hallus damals besonders deshalb faszinierend weil ich mich zur Zeit als ich das Buch las ausgesprochen häufig in einem Dämmerzustand auf dem Weg in einen oder aus einem Rausch befand. Also begann ich mit hypnagogischen Halluzinationen zu experimentieren und lernte die Phasen in denen sie auftauchen in die Länge zu ziehen und den Inhalt zu kontrollieren. Kontrollieren ist vielleicht ein zu starkes Wort, eher sie zu inspirieren, ihnen Anstösse in die eine oder andere Richtung zu geben.

Als ich heute einen Mittagsschlaf machte ist mir Freud wieder in den Sinn gekommen. Ich hatte mich den ganzen Vormittag intensiv mit einem Thema beschäftigt und kurz vor dem Nickerchen noch gelesen. Dann habe ich fast zusehen können wie das Thema noch in meinem Hirn lebendig war, obwohl ich nicht aktiv darüber nachgedacht habe. Tatsächlich habe ich nicht wirklich geschlafen sondern halbwach weitergedacht. Als ich nach einer Zeit wieder aufgestanden bin hatte ich einige echt gute Gedanken zu dem Thema über das ich gedacht, gelesen und gebetet hatte. Auf diese Weise sind mir schon viele Inspirationen zu Blogeinträge,n Predigten und Grundgedanken zu Büchern oder Artikeln gekommen. Ich erkenne eine gewisse Ähnlichkeit zwischen diesen „Vor- und Nachträumen“ und bat kol.
Deshalb auch die Bezeichnung im Titel. Vielleicht etwas, was man mal austesten sollte um Gottes Wort im eigenen Denken mehr Raum zu geben?

Be Sociable, Share!

3 Kommentare

  1. Vielleicht hättest Du am Ende nochmal deutlich darauf hinweisen sollen, daß das nicht als Propandaartikel für den „Gebrauch“ von halluzinogenen Drogen gedacht ist. 😀

  2. Ich erlebe ähnliche Dinge, wenn ich Sport mache. Das ist wohl keine „hypagogische Halluzination“, aber vielleicht ist es ein ähnlicher Vorgang…

    Wenn ich zum Bsp. eine Arbeit schreibe (wie jetzt gerade), ist mein Kopf voll mit Gedanken, die ich oft nicht richtig zu Papier bringe. Dann sitze ich manchmal vor meinem Rechner, oder einfach einem weissen Blatt Papier. Doch es fallen mir keine Formulierungen ein, in denen sich meine Gedanken adäquat widerspiegeln würden. Schon oft habe ich dann beim Sport regelrechte Erleuchtungen gehabt – und das, ohne wirklich zu „Denken“. Ich konzentriere mich auf meinen Körper, oder (am allerliebsten) den Ball an meinen Füssen und „im Hintergrund“ denkt „ES“ weiter. Und nach einer erholsamen Dusche und einer Pause klappt es plötzlich mit Schreiben…Tolle Momente!

  3. das kann ich mir gut vorstellen, lagalug. das ist es, was in der hebräischen theologie als „bat kol“ bezeichnet ist. „die tochter der Stimme (gottes)“: durch unfokussiertes denken zur lösung gelangen. gute sache das!

Schreibe einen Kommentar

Diese HTML-Tags und Attribute sind erlaubt: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>