02. März 2006 13

Gebet – Hiob 9,15-16

Und wär‘ ich im Recht, ich könnte nichts entgegnen, um Gnade müßte ich bei meinem Richter flehen. 16 Wollte ich rufen, würde er mir Antwort geben? Ich glaube nicht, daß er auf meine Stimme hört. (Hiob 9,15 nach der Einheitsübersetzung )

„Stell Dir vor Du betest und Gott antwortet“, habe ich mal als Aufkleber an einer Stoßstange gesehen. „Wenn das beten sich lohnen würde, wie ich dann beten würde“, hat mal eine schlimme Kölner Band gesungen (Übersetzung von mir). Beten scheint gerade deshalb so aus der Mode gekommen zu sein weil es in der Bevölkerung einen schlechten Ruf hat: es gilt als reine Zeitverschwendung. Letzten Endes sind beide Aussagen ja Antworten auf Hiobs Frage: „würde er mir Antwort gaben?“ „Nö!“

Jesus hat im Neuen Testament diese Frage aufgegriffen und beantwortet; in einem Gleichnis, das bis heute die meisten Christen völlig falsch verstehen:
Jesus sagte ihnen durch ein Gleichnis, daß sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten:
In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie läßt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht.
Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde (noch) Glauben vorfinden? (Luke 18,1-8 )

Eigentlich legt sich das Gleichnis selber aus, aber so weit lesen die meisten scheinbar nicht. Am Ende macht Jesus unmissverständlich klar, dass Gott NICHT wie der ungerechte Richter ist. Gott wird seinen Kindern, die Tag und Nacht zu ihm beten schnell geben, was sie wollen. Warum beten sie dann Tag und Nacht? Hier kommt es zum Missverständnis und die meisten Ausleger predigen, dass sie Tag und Nacht für dieselbe Sache beten. Dann heisst es, dass derjenige etwas von Gott bekommt, der ausdauernd dran bleibt und Gott mit fasten, beten, müssen und proklamieren den Arm umdreht.
Aber das steht da gar nicht. Die Auserwählten beten nicht Tag und Nacht weil sie nie was bekommen, sondern weil sie Gott so lieben, dass es ihre grösste Freude ist Tag und Nacht zu beten. „Betet ohne Unterlass!“ heisst es in 1.Thessalonicher 5,17 . Es ist ein Kennzeichen der Liebe zu Gott so zu beten und bedeutet nicht, dass wir noch nichts bekommen haben. Im Gleichnis hat Jesus beschrieben wie die Auserwählten Kinder Gottes beten und nicht welcher Gebetsstil zum Erfolg führt und welcher nicht.

Der Dreh- und Angelpunkt eines Gebetes, das erhört wird ist nicht Vers 7 (Tag und Nacht schreien), sondern Vers 8 (im Vertrauen beten). Gebet ist nicht davon abhängig, wie viele Worte wir machen sondern in welcher Beziehung wir zu Jesus stehen. Für uns stellt sich die Frage gar nicht ob Gott uns antworten wird. Natürlich wird er das! Gebet hat eine Kraft, wenn es im Vertrauen auf Gott und seine Zusagen geschieht. Glaube drückt hier kein intellektuelles Überzeugtsein aus, er ist auch keine magische Sache die man macht sondern schlicht Vetrauen: Ausdruck einer Beziehung zu unserem Gott. In diesem Sinne kann es am Nutzen des Gebetes auch keinen Zweifel geben wenn wir etwas von der Liebe Gottes begriffen haben.

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13 Kommentare

  1. Tja,

    da is schon viel drüber gemutmaßt worden. Gerade der Thessalonicher Brief ist in der Ostkirche sozusagen ja die Grundlage fürs Hezensgebet (Siehe „Kleine Philokalie“). Weiter fortgeführt ist das anscheinend momentan „in“ so ne Mischung aus Meditieren und Beten zu betreiben (a la Neale Donald Walsch und die anderen New-Age Jungens.) Oder ganz extrem dann bei dem ehemaligen Benediktiner Pater Willigis Jaeger, der auch Zen-Roshi ist.

    Irgendwie geht das alles ziemlich an der Grundidee vorbei. Meiner Meinung nach sollte man gerade dieses „kindliche und freie“ Beten betreiben. Gott weiss, was wir wollen, bevor wir Beten. Deshalb müsste man noch nicht mal „laut“ beten. Aber das muss ja jeder selbst herausfinden. Ich weiss gerade nicht mehr wo, aber irgendjemand hat „Jesus“ mit einem imaginären Freund verglichen und das man aus diesem Alter raus sein sollte. Armer Kerl.

    Beten alleine macht es allerdings auch nicht. Mann muss mit offenen Augen und Ohren beten, dann checkt man auch, wenn geantwortet wird. Und das angebliche „Fehlen“ der Antworten ist es doch, was die meisten von Gott wegbringt…die sogenannten Aufgeklärten und Naturalisten.

    Also „Bewusst“ beten, das ganze verschörkelte Ritual des Betens, welches wir gelernt haben, hindert uns daran etwas zu spüren.

    „Hey Jesus, ich danke dir, dass du heute bei mir bist und mich leitest“…wer betet denn so noch ? Ich hoffe viele.

    Frieden!

  2. hi Guerillachrist,

    herzlich willkommen in der „schönheit des komplexen“.
    eine christliche newage-richtung kenne ich gar nicht. habe auch noch nie von diesem jaeger gehört. so wie ich meditation verstehe ist es eine methode den bibeltext tiefer zu verstehen indem man ihn einfach lange durchdenkt und durchbetet. hat aber nix mit visualisieren oder so zu tun.

  3. Lieber Storch,

    New-Age Gefasel: http://www.nealedonaldwalsch.com

    Jaeger´s Zen-Christen-allesegaliseheinszeuch:
    http://www.willigis-jaeger.de/

    Was aber gut ist:
    http://www.christuswege.net

    Frieden!

  4. Wobei ich nicht sagen würde, dass das Herzensgebet oder so das Gebet das bei einigen Mönchen angesagt ist (komplemativ) ne schlechte Sache ist.

    Ich mein wenn das der Stil ist zu beten , der mich Gott näher bringt dann ist das sicherlich besser als völlig verkrampft auf einem Berg zu schreien oder in der Kirchbank zu beten .

  5. amen dazu! ich stehe auch gar nicht auf synkretismus und „grosse ökumene“.

  6. Absolut nicht…die Jungs auf Athos sind schon fit.

    Aber das die östlichen Religionen so den Leutz hier verkaufen wollen, dass Jesus ja eigentlich Buddha mässig unterwegs war und die kirche das alles verkrampft hat…das geht mir auf den Zeiger.

    So nach dem Motto „Buddhismus ist viel praktischer als Christentum…Jesus und Buddha blabla.

  7. du scheinst dich gut auszukennen im buddhismus. kommst du daher oder hast du nur viel gelesen? ich finde sehr interessant, was du zu sagen hast, meine eigenen kontakte mit dem buddhismus beschränken sich auf ein paar oberflächliche bücher, insgesamt habe ich da also gar keinen plan von.
    die buddhisten die ich getroffen habe kamen mir recht westlich vor, bischen meditieren, bischen frieden, wenig disziplin.

  8. ah, ein blog. das ist super. den sehe ich mir gleich mal eben an. internet wird echt immer besser. man lernt interessante leute kennen. es lebe web 2.0!

  9. Vollkommen deiner Meinung Storch. Hier sehe ich auch die Gefahr der „Verwaschung“ zu einer Art „Einheitsbrei“, der letztendlich (wie leider fast alle Kompromisse) ein Bund der Unzufriedenheit ist.

    Selbstverständlich hat das Christentum auch mystische Wurzeln…ABER…es kann in keinem Fall eine fließende Überleitung zwischen dem Herzensgebet und z.B. dem Lamrin (Stufenweg zur Erleuchtung des tibetischen Buddhismus) oder auch Vipassana Meditation geben.

    Aber dieses Thema führt viel zu weit. Erschreckend finde ich nur, dass alle angeblichen Buddhisten oder Hinduisten, die „veden“ zitieren oder aus dem Pali Kanon mutig zitieren im Bezug auf Ihre Wurzelreligion (Christentum) nur mit Polemik arbeiten. Da wird von einer „grausamen“, „jüdisch-christlichen“ Gottheit gesprochen und wie dumm jeder ist, der an die Schöpfungslehre glaubt etc.

    Da wird Buddha über Jesus gesetzt, oder gar versucht Jesus Lehre so zu verdrehen, dass sie als schlechtere Version des Dhamma dastehen.

    BEVOR irgendjemand das Christentum kritisiert sollte er zuerst einmal die Einzigartikeit der Lehre Christi begreifen.Im Buddhismus wird (und das wollen die angeblichen Buddhisten nicht hören) systematisch der Geist trainiert um die Kontrolle zu erhalten. Gefühle und Gedanken sind distanziert zu betrachten oder zu eliminieren. Da im Buddhismus das Ich aber nicht „real“ ist, also leer von einer eigenständigen, aus sich heraus seienden Existenz ist das kein Verlust. Gott und der Teufel werden als übersteigerungen eines Ich-Bewusstseins angesehen oder (in anderen Schulen) als mächtige Wesen, die aber ebenfalls den 4 edlen Wahrheiten und dem Verfall unterliegen.

    Es geht darum das System zu manipulieren, indem man sich ausserhalb des Systems platziert und somit frei von dessen Gesetzten ist. Das ist Nirvana. Alles andere ist westliche, buddhistische Mischmasch-Propaganda.
    Buddhismus im Westen ist sicherlich nicht Buddhismus. Die deutsche buddhistische Union bedient sich systematisch der christlichen Mystik um sie für den Buddhismus zu gewinnen.

    Und gerade deshalb ist es so wichtig zu begreifen, wie viel in unserer Religion steckt. Das Ablehnen vom Supernaturellen, das relativieren, das Verschmelzen von Gut und Böse…das ist nicht der Weg zu Christus. Es ist der Weg zu Mr.S. Aber ich sage euch in aller Ehrlichkeit: Wer Gott nicht fürchtet, der kann Jesus nicht lieben.Ohne Gottesfurcht wird der Mensch gottlos und überheblich. Es gab einmal einen Engel, der ähnlich dachte: Luzifer.

    Es ist nur meine persönliche Meinung. Ich erhebe keinen Anspruch auf Wahrheit, aber in kurzen Worten gibt es meine Erkenntnis aus der buddhistischen Lehre wieder.

    Frieden.

  10. Es ist ein Mischmasch aus vielen. Ich habe eine Menge buddhistischer Literatur gelesen und mit Buddhisten zu tun gehabt, denen ich viele Fragen stellen konnte.Ich habe auch die Praxis kennengelernt. Das lustige war, das im Verstehen und Auseinandersetzten mit der buddhistischen Lehre mein Weg zurück zu Jesus geführt hat.

    Ich starte gerade ein Projekt: Check mal meinen Blog, ich würde mich freuen. Oder schreib mir eine Mail, dann können wir uns in Ruhe unterhalten.

  11. Amen! Es ist noch viel geiler als das, Storch. Es wird ein geiles Jahr 😛

  12. was laufen hier für interessante gespräche, während ich schon friedlich schlafe. hi guerillachrist, da muss ich mal ganz schnell auch auf deine seite schauen.

  13. Hallo Haso, mach das…hab gerade erst angefangen, is also noch nich so dolle.

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