29. Dezember 2005 14

gezeichnet

Und Jakob blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte heraufkam. Und als er sah, daß er ihn nicht überwältigen konnte, berührte er sein Hüftgelenk; und das Hüftgelenk Jakobs wurde verrenkt, während er mit ihm rang. Da sagte er: Laß mich los, denn die Morgenröte ist aufgegangen! Er aber sagte: Ich lasse dich nicht los, es sei denn, du hast mich vorher gesegnet. Da sprach er zu ihm: Was ist dein Name? Er sagte: Jakob. Da sprach er: Nicht mehr Jakob soll dein Name heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast überwältigt. (1.Mose 32,25-29)

In Gottes Segen hineinzukommen ist nicht immer ganz einfach. Oft fühlt es sich so an, als müsste man ihm alles abringen, was man hat und als würde er nichts freiwillig geben – genau wie in der Geschichte von Jakobs Ringkampf mit Gott. Dieser Eindruck ist nicht ganz falsch, ganz richtig ist er aber auch nicht. So wie ich es sehe, gibt Gott sehr wohl freiwillig und gerne, aber wir bekommen nur etwas, wenn wir uns mit Ihm auseinandersetzen.
Das ist ein grosses Geheimnis, etwas, das schwer nachzuvollziehen ist. Aber es ist eine Erfahrung, die jeder von uns macht, der Gott wirklich kennen will und in seinen Wegen leben will. Unser Lebens verändert sich nur, wenn wir uns von Gott hinterfragen lassen, wenn wir uns immer wieder an die Bibel setzen, beten, anbeten usw. Nichts kommt von selbst, obwohl Gott alles schon gegeben hat. Vielleicht beschreibt ein Goethe-Wort besser als meine schwachen Worte, worum es geht: „was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es um es zu besitzen“. Das Erbe ist bereits da, es gehört uns: Christus ist gestorben und ihm haben wir alles, was Gott uns jemals geben kann (vgl. Kolosser 2,9-10). Dass dennoch so viele Christen so wenig Christus in ihrem Leben zu haben scheinen mag daran liegen, dass sie das Ihre nicht eingenommen, es nicht in Besitz genommen haben. Ohne ein liebendes Ringen mit dem Allmächtigen geht es nicht. Wer die intensive Auseinandersetzung mit Gott – und letztlich auch mit sich selbst! – scheut, der wird das Erbe nicht in Besitz nehmen.
Dabei geht es nicht um einen, ohnehin unmöglichen!, Sieg über Gott. Es geht darum, den Segen in unserem Leben zu leben. Wir werden im Kampf verändert, nicht Gott. Es war nicht Gott, der seinen Namen geändert hat und seitdem hinkte; aus Jakob wurde Israel, der hinkende Gottesstreiter.

Jeder, der in der Erkenntnis Gottes und in Gottes Kraft und Gegenwart lebt, hat diese Auseinandersetzung hinter sich und jeder trägt die Bundesmale. Ein gekrümmter Rücken vom vielen Studieren, ein in sich gekehrter Blick, eine übernatürliche Freude – man erkennt einen „Gottesstreiter“. Israels Bundesmal waren ein neuer Name und ein Hinken, auf das er Zeit seines Lebens stolz sein konnte. Von Jakobus berichtet Eusebius von Cäsarea, „dass er vom vielen beten Knie wie ein Kamel hatte“, Paulus trug die Malzeichen Christi an seinem Körper (Galater 6,17). Jesus selber ging gezeichnet in die Herrlichkeit ein (Johannes 20,27ff).
Sicher besteht das christliche Leben nicht aus Kampf, es ist im wesentlichen nicht hart. Dennoch erfordert es ein gewisses Mass an Ausdauer, Opferbereitschaft und Auseinandersetzung mit Gott(es Wort), um dahin zu kommen, wo Gott uns haben will.
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[neu veröffentlicht am 07.09.06 auf Hasos Tafel]

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5 Kommentare

  1. danke! war genau das richtige…

  2. Amen und Danke. Preach on! 🙂

  3. Danke !
    Noch ein Spruch zu der Geschichte :
    „Traue nie einem Leiter der nicht hinkt“

  4. Na ja.. vielleicht war das auch Jakobs „Bekehrung“ .. seine Kapitulation vor Gott..
    Vorher war seie Beziehung zu Gott doch eher eine Art „Kuhhandel“..

    Bsp.:

    gen 28:

    10Jakob machte sich auf den Weg von Beerscheba nach Haran. 11Er kam an einen Platz und übernachtete dort, weil die Sonne gerade untergegangen war. Hinter seinen Kopf legte er einen der großen Steine, die dort umherlagen. Während er schlief, 12sah er im Traum eine breite Treppe, die von der Erde bis zum Himmel reichte. Engel stiegen auf ihr zum Himmel hinauf, andere kamen zur Erde herunter. 13Der Herr selbst stand ganz dicht bei Jakob und sagte zu ihm: »Ich bin der Herr, der Gott deiner Vorfahren Abraham und Isaak. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. 14Sie werden so unzählbar sein wie der Staub auf der Erde und sich nach allen Seiten ausbreiten, nach West und Ost, nach Nord und Süd. Am Verhalten zu dir und deinen Nachkommen wird sich für alle Menschen Glück und Segen entscheiden. 15Ich werde dir beistehen. Ich beschütze dich, wo du auch hingehst, und bringe dich wieder in dieses Land zurück. Ich lasse dich nicht im Stich und tue alles, was ich dir versprochen habe.« 16Jakob erwachte aus dem Schlaf und rief: »Wahrhaftig, der Herr ist an diesem Ort, und ich wusste es nicht!« 17Er war ganz erschrocken und sagte: »Man muss sich dieser Stätte in Ehrfurcht nähern. Hier ist wirklich das Haus Gottes, das Tor des Himmels!« 18Früh am Morgen stand Jakob auf. Den Stein, den er hinter seinen Kopf gelegt hatte, stellte er als Steinmal auf und goss Öl darüber, um ihn zu weihen. 19Er nannte die Stätte Bet-El (Haus Gottes); vorher hieß der Ort Lus. 20Dann legte Jakob ein Gelübde ab: »Wenn der Herr mir beisteht«, sagte er, »wenn er mich bewahrt auf der Reise, die ich jetzt antrete, wenn er mir Nahrung und Kleidung gibt 21und wenn ich wohlbehalten wieder nach Hause zurückkomme, dann soll er allein mein Gott sein. 22Hier an dieser Stelle, wo ich den Stein aufgestellt habe, soll dann ein Heiligtum für ihn errichtet werden. Von allem Besitz, den er mir schenken wird, werde ich ihm den zehnten Teil geben.«

    Mit anderen Worten:
    Vorher wars doch immer so:
    Jakob lebt sein Leben.
    Gott spielt ne Nebenrolle.. der muss halt mitspielen bei allem, was der Jakob so treibt.. dem Jakob seine Betrügereien sind ja manchmal ziemlich aberwitzig..

    Dann ist irgendwann dieser Kampf mit Gott (oder einem Engel).
    Scheinbar unentschieden.
    Dann aber berührt jener Jakobs Hüftgelenk.
    Ende. Jakob kampfunfähig.
    Einsicht, dass er mit Gott nicht spielen kann. Sinneswandel.
    Namensänderung.
    Nun endlich kann Gott seinen Plan mit Jakob durchführen.. und nicht mehr umgekehrt.

  5. danke das war genau das , was ich gesucht habe thx

9 Pingbacks

  1. […] ehrlich gesagt, ist es mir ähnlich gegangen. als ich vor einiger zeit (14monate…) anfing, intensiver für gottes wirken im übernatürlichen bereich zu beten dachte ich, dass einfach eine “ausgiessung” von kraft oder so was fehlen würde. genau kann ich das nicht sagen, da stand keine besonders dezidierte theologie dahinter, nur das ziemlich sichere gefühl, dass ich, so wie ich bin und glaube, in ordnung bin und nur gott seinen teil nicht gemacht hat. weit gefehlt! heute kann ich über diese annahme nur noch lächeln. je mehr ich mich mit dem thema auseinandergesetzt habe, umso mehr habe ich über mich selbst gelernt, über mein misstrauen gott gegenüber, über mein mangelhaftes verständnis der bibel usf. die beschäftigung hat mich verändert, wie ich es auch in einem früheren post erwähnt habe. mittlerweile sehe ich, dass christsein eine ausserordentlich ganzheitliche sache ist. wir erleben die realität des glaubens in dem masse, in dem wir uns auf den weg jesu und die veränderung des heiligen geistes einlassen. die vorstellung, alles von jesus zu sehen und zu haben, und gleichzeitig ungöttlich leben und glauben zu können, ist unsinn. ich weiss, das sind harte worte, aber sie sind nichtsdestoweniger wahr. der galaterbrief knüpft das erleben des gottesreiches deutlich an ein leben nach gottes massstäben, dieses ist nach römer 12,2 an eine veränderung des denkens (und glaubens!) durch göttliche wahrheit gebunden. deswegen ist gottes antwort auf unsere frage nach mehr von ihm und seinem reich immer unsere veränderung. […]

  2. […] Wenn es Dir so geht möchte ich Dir ein paar Tipps geben. Wir wissen beide, dass es wichtig ist, Gottes Wort aufzunehmen. Wenn Du es nicht weisst, empfehle ich dir diese Blogeinträge: 1|2|3|4|5 und ausserdem noch einen post von haso. […]

  3. […] [Der Originapost wurde am 29.12.05 veröffentlicht] […]

  4. […] Was das Umkommen angeht, so hat sich auch nichts geändert: Wir kommen um aus Mangel an Erkenntnis. Aber dagegen gibt es ein Mittel. Nichts ist wichtiger, als so zu leben und eine geistliche Disziplin aufzubauen, dass wir permanent Erkenntnis Gottes bekommen. Die kommt immer auf dieselbe Weise: Gottes Geist schliesst uns Gottes Wort auf. Ein regelmässiger Umgang mit Gott, ein Ringen mit dem Wort, verändert uns indem es Erkenntnis bringt. (Auch darüber habe ich gepostet). […]

  5. […] was das umkommen angeht, so hat sich auch nichts geändert: wir kommen um aus mangel an erkenntnis. aber dagegen gibt es ein mittel. nichts ist wichtiger, als so zu leben und eine geistliche disziplin aufzubauen, dass wir permanent erkenntnis gottes bekommen. die kommt immer auf dieselbe weise: gottes geist schliesst uns gottes wort auf. ein regelmässiger umgang mit gott, ein ringen mit dem wort, verändert uns indem es erkenntnis bringt. (auch darüber habe ich gepostet). […]

  6. […] [Originalpost] […]

  7. […] Verständnis der Bibel usf. Die Beschäftigung hat mich verändert, wie ich es auch in einem früheren Post erwähnt habe. Mittlerweile sehe ich, dass Christsein eine ausserordentlich ganzheitliche Sache […]

  8. […] ist, Gottes Wort aufzunehmen. Wenn Du es nicht weisst, empfehle ich dir diese Blogeinträge: 1|2|3|4|5 und ausserdem noch einen Post von Haso. 1. Lies trotzdem hin und wieder Bibel. Viele meinen, […]

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