23. Juni 2005 11

Stellungnahme Volxbibel

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Einige Dinge, die Ihr über die Volxbibel wissen solltet

Derzeit arbeitet Martin Dreyer an einer Übertragung des Neuen Testamentes. Bei diesem Projekt geht es darum, das NT in die Sprache der heutigen Jugend zu übertragen. Natürlich konnte nicht damit gerechnet werden, dass das reibungslos und unangefochten über die Bühne geht, und so wundert sich eigentlich niemand darüber, dass es mittlerweile viele Christen gibt, die sich an der Volxbibel stoßen und dagegen in Foren und mit Emails vorgehen.

Ich möchte gerne ein paar Brocken in die Diskussion einwerfen, die meiner Meinung nach wichtig sind.

1. Die Volxbibel ist kein Projekt von JFI
Die Volxbibel ist ein Projekt, das Jesus Martin Dreyer aufs Herz gelegt hat. JFI ist nicht direkt daran beteiligt. Ich schreibe „nicht direkt“, weil es einige personale Verflechtungen gibt: Martin ist Gründer der Jesus Freaks und Mitglied der Remscheider Gemeinde. Eine seiner Lektorinnen ist auch aus dieser Gemeinde, und generell stehen viele Jesus Freaks der Volxbibel positiv gegenüber.
Aber wir als Jesus Freaks International haben diese Bibel nicht in Auftrag gegeben oder ins Leben gerufen. Ganz bestimmt ist die Volxbibel nicht die „offizielle Freaksbibel“. So sind meine Diskussionsbeiträge auch keine offizielle Stellungnahme von JFI, auch wenn ich Mitglied des Ä-Kreises der Bewegung bin.

2. Die Volxbibel ist keine Studienbibel
Die Volxbibel bemüht sich, die Aussagen des Neuen Testamentes so auszudrücken, dass sie ein Jugendlicher von heute versteht. Das bedeutet, dass biblische Bilder „übersetzt“ werden, und dass eine Sprache Verwendung findet, die viele nicht mit der Bibel in Verbindung bringen. Jesus hat sich immer bemüht, seine Botschaft von Gottes Reich so in Gleichnisse zu verpacken, dass die Menschen, die seine Predigten hörten, verstanden, was er meinte. Deshalb hat er z.B. von Weinbergen, Brotteigen und Säen geredet; es waren Bilder, mit denen seine Zuhörer etwas anfangen konnten, weil sie ihnen täglich vor Augen standen.
Wenn Jesus heute in einer deutschen Großstadt predigen würde, würde er andere Bilder gebrauchen. Vermutlich kämen viele Beispiele aus dem Bereich des Sports, oder er würde über Musik und Computer reden. Diesen Ansatz verfolgen ja auch die meisten Prediger, wenn sie eine Geschichte aus der Bibel vorlesen und sie dann mit Beispielen von heute wiederholen. Genauso macht es die Volxbibel. Das bedeutet natürlich, dass sie sehr weit vom Grundtext entfernt ist und viele Feinheiten der Bilder, die die Bibel verwendet, nicht mehr rüberkommen. Das ist okay, denn die Volxbibel will Leute mit dem Wort Gottes erreichen, die sonst keine Bibel lesen. Sie ist eine evangelistische Bibel, die die Lücke zwischen anderen Bibelübersetzungen und den Kids von heute schließen will. Wir würden jedem empfehlen, die Volxbibel nicht als einzige Bibel zu lesen, sondern auch noch eine genauere Übersetzung zu verwenden, um im Glauben zu wachsen.

3. Die Volxbibel ist ein (Sprach)experiment
Gibt es überhaupt eine einheitliche Jugendsprache? Nein, die gibt es ganz bestimmt nicht, aber es gibt trotz regionaler und szenemäßiger Unterschiede Worte und Redewendungen, die flächendeckend vorkommen. So ist die Volxbibel ein Experiment, das versucht, Gottes Wort in eine Sprache zu fassen, die unter Jugendlichen ankommt. Mancher kann sich das schlecht vorstellen, andere halten es für machbar. Mal sehen, was am Ende dabei herauskommt. Es ist eine Herausforderung, der sich noch keiner in Deutschland gestellt hat, und allein die Chance, die Möglichkeit, die Bibel so zu übertragen, dass sie von Deutschlands Teenies gelesen wird, ist es wert, dass man es versucht.
Nirgends verläuft die Sprachentwicklung so rasant wie unter Jugendlichen bis 20 Jahre. Um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten, ist die Volxbibel ein Open-Source-Projekt. Ähnlich wie bei manchen Computerprogrammen kann jeder mitwirken, der will. Über ein „Übersetzerforum“ im Internet kann jeder Vorschläge einbringen, wie Verse, Kapitel oder sogar ganze Bücher übersetzt werden können. Die Vorschläge werden von einem Team von Theologen auf inhaltliche Richtigkeit geprüft und dann gegebenenfalls in eine spätere Ausgabe übernommen. So bleibt die Volxbibel von Ausgabe zu Ausgabe aktuell. Dieses System ist absolut einmalig. Weder in der Welt noch in der frommen Szene gibt es ein Buch, an dem alle mitmachen können. Die Volxbibel ist die erste „Mitmachübersetzung“ überhaupt.

4. Die Volxbibel verlässt die Insel der Sprachlosigkeit
Weil die Sprache durch Werbung, MTV und Jugendmagazine immer mehr von Anglizismen, Fäkalausdrücken und Slang geprägt wird, wittern manche aus der älteren Generation einen „Sprachverfall“, weg vom Deutsch der Dichter, hin zum „Kanakisch“. Das kann man natürlich so sehen, sollte aber nicht den Schluss ziehen, dass die Bibel deshalb nicht in dieses moderne Deutsch übersetzt werden darf. Ich kann zwar verstehen, dass manche denken, dass Kraftausdrücke und Fäkalsprache nicht in die Bibel gehören, aber meiner Meinung nach sind wir nicht berufen, die Sprache zu retten, sondern Menschen. Wir können aber nur Menschen retten, die uns und Gottes Wort auch verstehen.
Ich fürchte, dass die fromme Szene durch ihren Rückzug in das „reine Deutsch“ immer mehr zu einer Insel der Sprachlosen wird, auf der man zwar weder F- noch Sch-Wörter verwendet, aber auch von keinem mehr verstanden wird. Jesus wählte einen anderen Weg und drückte sich mitunter in seinen Predigten recht deutlich aus (wie würde man wohl heutzutage „Otterngezücht“ wiedergeben?). Schon deshalb bin ich sehr für die Volxbibel; als Jesus Freaks hatten wir uns schon immer auf die Fahnen geschrieben, raus aus dem Ghetto zu gehen, Brücke zu sein und Leute so zu erreichen, wie sie sind. Dabei könnte die Volxbibel eine echte Hilfe sein. Auch wenn es nicht „unsere Bibel“ ist, halte ich es für eine unterstützenswerte Sache.

Insgesamt bin ich selber gespannt darauf, wie diese Bibel angenommen wird. Es ist ein Experiment, und man kann vorher nie sagen, was am Ende dabei herauskommt. Schlimmstenfalls wird es ein Flop, aus dem man vieles lernen kann, durch den aber sicher niemand vom Glauben abfallen wird. Aber wer weiß, vielleicht wird auch das Wort Gottes mal wieder in aller Munde sein, und vielleicht werden Leute mit Bibeln in der Tasche rumlaufen, die früher nie eine gelesen hätten. Und dafür sollten wir beten, dass endlich wieder mehr Jugendliche für Jesus erreicht werden.

Falls Ihr weitere Infos zur Volxbibel braucht, schaut mal auf Martins Blog vorbei:
http://martin-dreyer.blogspot.com/
Das Übersetzerforum ist hier:
http://25077.dynamicboard.de
Hier kann man die Volxbibel beim Verlag bestellen (9,50 pro Exemplar):
http://fuenf.scm-digital.net/show.sxp/8156.html?art_id=87994&
Lob an den Brockhaus-Verlag könnt Ihr unter dieser Adresse loswerden: info@brockhaus-verlag.de

Ansonsten Gottes Segen,

storch
(http://the-complex-storch.blogspot.com/)

PS: Ihr könnt die Volxbibel unterstützen:
– indem ihr für Martin und den Verlag betet
– diesen Text weiterleitet oder auf Euren Websites und Blogs verlinkt (www.jfrs.de/storch/blog/volxbibel.pdf) oder
– selbst Einträge zur Volxbibel macht. Je bekannter das Projekt wird, umso besser!

————-

CD im Player:
– Nick Cave: „Henrys Dream“

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11 Kommentare

  1. Hole die unoffizielle Volxbibel Protest-Animation auf meinem Blog!

    Danny

  2. Eigentlich gehöre ich zu denen, die immer nur die „alte Elberfelder“ lesen und damit auch immer gut gefahren sind. Die ist wohl auch die genaueste, aber ich glaube kaum, dass einer, der nie was mit der Bibel oder dem Christentum (ich weiß, wie furchtbar allgemein der Ausdruck ist…) zu tun hatte, mehr als ne Seite davon lesen würde. Und als Einstieg ist ne Übertragung in zeitgemäßer Sprache sicher nich schlecht. Wie sagte Luther schon: „man muss dem Volk aufs Maul schauen“.

    Und wenn man jemandem auf der Straße das Evangelium erzählt, dann schwadroniert man doch auch nicht „bibelsprachlich“ korrekt daher, sondern sagt seinem Gegenüber, was Sache ist (im Idealfall jedenfalls…)

    Ich finde die Idee jedenfalls gut, und wenn jemand sagt „die Heilige Schrift muss heilig bleiben“, dann drängt sich mir die Frage auf, ob es dann überhaupt ok ist, wenn man Bibelpassagen erklärt, in seine eigene Worte fasst etc pp… Dann muss man sich doch auch fragen, ob Traktate & co in Ordnung sind. Darin wird ja auch das Evangelium „erklärt“ und für den Leser verständlich abgedruckt.

    Über Formulierungen lässt sich sicher streiten, aber das tun die Übersetzer von den totaaaal seriösen Bibelausgaben auch…

  3. Nun, ich kenne Leute, die der Meinung sind, man dürfe ausschließlich die Schlachter Bibel lesen, weil alle anderen von der katholischen Kirche verfälscht sind (der hat das ausm Chick Traktat *gg*). Wenn es Leute gibt, die sogar die Luther und Elberfelder ablehnen, dann darf man sich auch nicht wundern, dass in den weiten des Netzes und der christlichen Landschaft lautstarke Leute finden lassen, die bei den Gedanken an eine Volksbibel nur „Abfall“, „Skandal!“ und „Endzeit“ rufen. Da muss man drüber stehen. Aber man muss auch versuchen, nicht allzuviel Angriffsfläche zu bieten, in dem man seinen Job gut macht. Das man eben die Übertragung auf verschiedene Kommentare und Nachforschungen stützt und man nicht in längst überholten „Werner beinhart“ Slang verfällt.

  4. cooler text, deshalb auch ein link bei uns: jesusfreaksstuttgart.de

  5. @5drei1:
    „Wie sagte Luther schon: „man muss dem Volk aufs Maul schauen“.“

    sprachs (luther) und übersetzte die bibel in einem, bis dato ungeläufigen hochdeutsch!! 😉

  6. …verlinkt..

    (btw.. wie kann ich mit blogger irgendwelche banner einbauen? muss mich da noch bissl reinfitzen..)

  7. Wie bitte? Jesus hat Martin Dreyer die Volxbibel aufs Herz gelegt?
    Ich kenne schon hunderte, denen Jesus aufs Herz gelegt hat, gegen die Veröffentlichung zu kämpfen.
    Komisch, nicht wahr?
    Waldemar Grab

  8. Mir geht es hier nicht darum, grundsätzlich Stellung für oder gegen die Volxbibel zu beziehen. Aber wenn schon mit der Bibel argumentiert wird, dann bitte auch richtig!
    Du schreibst: „Jesus hat sich immer bemüht, seine Botschaft von Gottes Reich so in Gleichnisse zu verpacken, dass die Menschen, die seine Predigten hörten, verstanden, was er meinte“.
    In Markus 4, 10-13 sagt Jesus, dass er die Gleichnisse eben nicht erzählt, damit die Leute besser verstehen, was er meint. Im Gegenteil!!! Er erzählt Gleichnisse, „damit sie es mit sehenden Augen sehen und doch nicht erkennen, und mit hörenden Ohren hören und doch nicht verstehen, damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen vergeben werde“.
    Mit anderen Worten: Die Gleichnisse Jesu sind nicht Mittel zur Evangelisation, sondern Mittel zum Gericht – Gerichtspredigt.
    Vielleicht sollte auch darüber einmal nachgedacht werden – vielleicht wirft diese Aussage Jesu auch ein neues Licht auf die Beurteilung der Volxbibel (Nicht unbedingt auf die Motivation von Martin Dreyer!).

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